Puppe entwerfen: Schritt für Schritt

In diesem Beitrag nehme ich Euch mit, wie ich eine Puppe entwerfe. Im Rahmen der PuppenMITMacherei von Mariengold und Naturkinder möchte ich ja eine schlanke, zarte Puppe nähen. Sie soll auch zart im Ausdruck sein, und Kleider in weichen Farbtönen und Stoffen tragen.

Für diese Puppe hatte ich noch kein Schnittmuster. Auch wollte ich neue Herstellungstechniken ausprobieren. In diesem Blogbeitrag kannst Du verfolgen, wie das Schnittmuster der Puppe entsteht.

Der Beitrag wird fortlaufend ergänzt, bis der Puppenschnitt stimmt.

Puppe entwerfen Schritt 1: Inspiration finden / Bild-Recherche

Wenn man noch keine klare Vorstellung von der Puppe hat, die man machen möchte, kann man sich Inspiration holen. Dafür gibt es viele Möglichkeiten, zum Beispiel:

  • Fotos von Kindern anschauen, z.B. von den eigenen oder von sich selbst als Kind
  • Fotos/Werbung von Kinderkleider-Marken anschauen, die man mag
  • Bilderbücher anschauen, für Waldorfpuppen z.B. von Astrid Lindgren, Elsa Beskow, Eva-Maria Ott-Heidmann oder Daniela Drescher – bei diesen Autor*innen gibt es so zauberhafte Figuren, dass man ganz sicherlich eine Inspiration für eine schöne Puppe findet
  • im Internet Bilder von Puppen anschauen, z.B. auf Pinterest oder bei anderen Puppenmacher*innen. Dabei sollte man aber vorsichtig sein. Ich mache das möglichst nicht (oder wenig), weil ich ja meine ganz eigene Puppe entwerfen möchte. Wenn man zu viele Puppen von anderen anschaut, hemmt das eher die eigene Kreativität, wie ich finde. Klar kann man sich bestimmte Details abgucken oder sich generell inspirieren lassen.
  • Bilder von Pflanzen, Blumen oder Tieren anschauen. Auch die Natur kann wunderbar zu einer Puppe inspirieren. Eine Puppe kann sich nämlich durchaus „wie eine Lilie“, „wie eine Birke“, „wie ein Katzenbaby“ oder „wie ein Sommertag“ anfühlen (oder so aussehen!).
  • in Materialien wühlen. Oft finden sich in den eigenen Schubladen Dinge, die man verwenden könnte, oder die anderweitig inspirieren. Die im Kopf das Bild oder die Vorstellung einer Puppe entstehen lassen. Z.B. ein Puppenkopf, den man irgendwann gemacht hat, schöne Stoffe, Borten oder Wollen, ein Puppenkleid, eine Mütze oder Schuhe,… Oder auch ein Accessoire wie ein Rucksack oder eine Kette.

In meinem aktuellen Fall habe ich eigentlich keine weitere Inspiration gebraucht, weil meine Vorstellung schon sehr konkret war.

Puppe entwerfen Schritt 2: Zeichnung(en) und/ oder Mood-Board

In meinem Kopf gab es ja schon eine Vision der Puppe. Sie soll schlanke Glieder, einen recht langen Hals und relativ große Hände und Füße haben. Die Knie sollen ausgeprägt sein, und ich liebe ja ausgeprägte Waden. Außerdem möchte ich bestimmte Details ausarbeiten (Bauchnabel, Ohren, Knie,…) und habe auch eine ungefähre Vorstellung von den Kleidern. Insgesamt soll es eine schlanke Puppe mit zartem Ausdruck werden.

Als erstes fertigte ich eine grobe Zeichnung der Puppe an und notierte mir daneben alle Ideen und Wünsche, die mir einfielen. In diesem Fall konzentrierte ich mich erstmal auf die nackte Puppe, also ohne Kleidung

Man kann natürlich auch die Puppe mit Kleidern zeichnen. Oder, auch eine schöne Idee: ein Mood-Board anfertigen, also die gefundenen Bilder und/oder Dinge zu einer Collage zusammen stellen.

Eine Puppe entwerfen: Bleistiftzeichnung einer schlanken Puppe auf weißem Papier. Mit Rattenschwänzchen an der Seite.

Dieser Schritt hilft dabei, sich innerlich mit der neuen Puppe zu verbinden. Beim Puppenmachen ist es wichtig und schön, sich mit dem Herzen mit seiner Puppe zu verbinden. Das passiert bei der Arbeit eigentlich automatisch. Ich denke auch manchmal vor dem Einschlafen an die Puppe und stelle mir ihren Ausdruck, ihr Wesen, ihre Art vor. Ich bin ganz sicher, dass sich dadurch eine Seele auf den Weg macht, um die Puppe zu beleben.

Ich genieße es, diesen Schritt ein bisschen auszukosten. Das Aufzeichnen der Puppe, ein Mood-Board und/oder das Notieren aller Ideen ist letztlich einfach ZEIT, die man mit der entstehenden Puppe verbringt. Beim Zeichnen und beim Beschäftigen mit Bildern und Dingen entstehen (innere) Bilder, Gefühle und Freude.

Das bringt den Prozess stärker voran, als Du vielleicht glauben möchtest. Gib Dir dafür gern Zeit!

Puppe entwerfen Schritt 3: Schnittmuster grob aufzeichnen

Im zweiten Schritt zeichne ich das Schnittmuster grob auf, um ein Gefühl für die Körperformen zu bekommen. Das ist bei mir oft noch eine Mischung aus der Vorstellung der finalen Körperformen und des Schnittmusters.

Dieser Schritt hat auch den Zweck, die Verbindung mit dem Projekt weiterhin zu stärken. Außerdem tastet man sich damit ein bisschen ans Design heran: Welche Körperteile brauche ich eigentlich?

Mit Edding auf Papier die einzelnen Gliedmaßen gezeichnet um eine Puppe zu entwerfen

Das spätere Schnittmuster sieht natürlich nicht so aus wie die späteren Körperformen. Die Puppe später ist ja dreidimensional; der Schnitt aber ist zweidimensional und muss damit auch die „dritte Dimension“ beinhalten (ha! klingt total spacig!). Außerdem muss der Schnitt das Verhalten des Stoffes berücksichtigen (hier: Puppentrikot). Also die Dehnung des Stoffes beim Stopfen und Bearbeiten.

Puppe entwerfen Schritt 4: Nähablauf grob skizzieren

Dann gehe ich im Kopf den gesamten Nähablauf durch, den ich mir vorstelle. Ich weiß, dass ich das wahrscheinlich nochmal anpassen muss, weil man manchmal Details nicht vorausplanen kann. Aber das ist jetzt erstmal der Plan.

Puppe entwerfen Schritt 3: Nähplan von "Körperteile zusammennähen" bis "Arme anbringen, evtl. beweglich"

Ach so, ja, das mache ich alles handschriftlich.

Weil mir das am meisten Freude macht, weil es praktisch ist und weil ich so das Gefühl habe, schon praktisch an der Puppe zu arbeiten. So kommt das Projekt wenigstens schonmal vom Kopf aufs Papier. Also irgendwie schon in die Welt.

Manchmal passiert beim Aufschreiben schon etwas. Fragen klären sich. Wie man hier am Durchgestrichenen sehen kann, habe ich mich beim Aufschreiben gegen Armgelenke entschieden.

Puppe entwerfen Schritt 5: Proportionen festlegen

Dieser Schritt ist ganz, ganz wichtig. Je nachdem, was für eine Puppe man machen will, unterscheiden sich die Körper-Proportionen. Das heißt, das Verhältnis der Körperteile zueinander, also z.B. die Kopfgröße zum Körper, oder die Arm- und Beinlängen. Ein Baby hat im Vergleich zum Körper einen großen Kopf, ein 10-jähriges Kind einen eher kleinen.

Theoretisch könnte man natürlich eine Puppe machen, die extrem lange Arme hat oder einen übertrieben großen Kopf. Ich mache aber gern halbwegs realistische Puppen – natürlich in einem gewissen „künstlerischen“ Rahmen.

Für das Ausrechnen von realistischen Proportionen habe ich einen super Tipp. Dazu hat nämlich meine tolle Puppenmacher-Kollegin Fabiola („Fabs“) von fig & me einen großartigen Artikel geschrieben, den ich vor ein paar Tagen entdeckt habe. Zwar auf englisch. Aber anhand der Bilder kann man es auch ganz gut verstehen, wenn man nicht so gut englisch kann.

Die Bilder in Fabs‘ Beitrag zeigen die Körperproportionen verschiedener Puppentypen (Baby, Kleinkind, größeres Kind…) im Verhältnis zur Kopfhöhe. Wie Ihr ja sicher noch aus Mathe wisst :-), kann man, wenn man die Kopfhöhe (=Durchmesser) des Kopfes kennt, auch seinen Umfang berechnen. Nämlich mit der Hilfe von π (Pi) = 3,1416.

Die Formel „von der Kopfhöhe zum Kopfumfang“ lautet:

Kopfumfang = Kopfhöhe x 3,1416 (π)

Fabs hat daraus eine praktische Formel abgeleitet, wie man von der Puppengröße zum passenden Kopfumfang kommt:

(Puppenhöhe : Z) x 3.1416 = Kopfumfang ——— Z erkläre ich im übernächsten Absatz!

Das heißt: Wenn wir den Kopfumfang der Puppe herausbekommen wollten, rechnen wir: Puppenhöhe geteilt durch Z mal Pi (3,1416).

Z ist dabei die individuelle Zahl, wie oft die Kopfhöhe in die Körperlänge passen soll. Je nach Puppentyp ist das verschieden. Welche Zahl für Dich passt, kannst Du in Fabs‘ Artikel nachschauen. Bei einer Babypuppe wäre Z = 3, beim Teenager Z = 6 oder 7. Beim Kindergartenkind 4 oder 5. Bei meiner Puppe ist es eine 7.

Auf diese Weise kannst Du anschließend die Proportionen Deiner Puppe berechnen. Ich habe für die Proportionen meiner Puppe eine Zeichnung angefertigt (Papiermitte) und aus dem Raster die ungefähren Längen aller Körperteile und Gliedmaßen abgeleitet.

Puppe entwerfen Schritt 5: Die Proportionen festlegen

Puppe entwerfen Schritt 6: Schnittmuster – Erster Entwurf

Jetzt geht es ans konkrete Aufzeichnen des Schnittmusters. Ich verwende dazu leichten Karton (Papierstärke 160g/m2) und Bleistift. Wichtig ist auch ein guter Radiergummi. Denn ich muss Körperformen immer mehrfach korrigieren. Den richtigen Schwung bekomme ich nicht beim ersten Mal gleich hin.

Bei den Längen orientiere ich mich an den ausgerechneten Proportionen. Dafür zeichne ich vorher gern zwei Striche im richtigen Abstand aufs Papier.

Ich habe in meinem Leben schon viele Körper gezeichnet. Ich habe natürlich Erfahrung mit Puppenschnitten und weiß ungefähr, wie gezeichnete Formen beim Nähen herauskommen (aber man lernt nie aus!). Deswegen kann ich halbwegs stimmige Formen auf Papier bringen.

Aber ich weiß auch, dass beim Nähen und Stopfen immer Überraschungen passieren. Diese Formen werden bestimmt nicht die finalen sein. Es sind erste Entwürfe.

Aufgezeichnetes Schnittmuster (Körper, Bein und Arm)

Um den Körper symmetrisch zu bekommen, zeichne ich nur eine Seite auf ein geknicktes Stück Papier/Karton. Wie bei einem Stoffbruch.

Aufgezeichnete Hand, mehrfach korrigiert

Ich radiere und zeichne dabei ziemlich viel herum, bis ich zufrieden bin.

Bei meinem Schnitt ist zu beachten, dass ich wahnsinnig fest stopfe. Meine Puppen-Gliedmaßen sind nach dem Stopfen bockelhart. Man kann sie kaum mehr eindrücken. So kommen meine Formen „dicker“ heraus, wenn ich sie stopfe, als bei anderen. Falls Du eher so mittelfest oder gar weich stopfst, musst Du die Formen breiter gestalten als in meinem Entwurf. Sonst werden Deine Gliedmaßen viel zu dünn.

Puppe entwerfen Schritt 7: Puppe nähen

Um zu sehen, wie der Schnitt herauskommt, muss jetzt natürlich eine Puppe genäht werden.

Puppenkopf mit gefilzter Nase und Mund, mit Schlauchverband umwickelt

In meinem Fall habe ich für diese Prototyp-Puppe einen der Köpfe verwendet, den ich noch in der Schublade hatte. Ich habe diesen genommen, weil er ungefähr die richtige Größe hatte.

Ich habe das Gesicht noch ein bisschen weiter mit Filznadel und Wolle bearbeitet, weil es doch sehr unstimmig war (es war „in echt“ viel unstimmiger als das Foto oben erkennen lässt).

Das Nähen, Stopfen und Gestalten von Gesicht und Haaren dauert natürlich seine Zeit.

Aber dann… tadaaaa! So ist die Puppe geworden:

Puppe entwerfen: Puppenkopf mit langen blonden Haaren und braunen gestickten Augen vor blühenden Schneeball-Hortensien

Ich zeige die Puppe erstmal bekleidet 🙂 Weil sie mit Kleidung schöner aussieht 🙂

Stehende Puppe vor Grün und Blumen

Das Gesicht ist ja eher pausbäckig und nicht gerade zart, aber so war eben der Kopf. Diese Puppe hat dadurch einen ganz eigenen Charakter. Irgendwie etwas Fesches.

Puppe sitzt neben Prachtspeere-Blüten

Ich habe ihr erstmal Puppenkleidung meiner Töchter angezogen. Sie bekommt in den nächsten Tagen ein Outfit auf den Leib geschneidert.

Aber interessant ist für das Schnitt-Design ja nicht die bekleidete Puppe. Schön angezogen können auch völlig unförmige Puppen hübsch aussehen.

Um ein perfektes Schnittmuster zu machen, muss die Puppe natürlich „nackig“ angeschaut werden.

Puppe entwerfen Schritt 8: Analyse erster Entwurf

Ich habe die fertige Puppe dann ausführlich unbekleidet angeschaut. Ich habe sie hingestellt und hingesetzt und von allen Seiten und in allen Positionen betrachtet. Einiges habe ich natürlich schon beim Nähen und Stopfen bemerkt.

Hier die Punkte, die ich bei der Überarbeitung des Schnitts verändern möchte:

nackte, fertig genähte Puppe (Puppe entwerfen Schritt 8: Analyse)
  • Ich möchte den Oberkörper im Verhältnis ein bisschen kürzer machen. Die Beine dafür ein bisschen länger.
  • Der Hals soll „dünner“ werden – und natürlich nicht so schief. Ich muss überlegen, warum der Hals wohl so schief geworden ist. Lag es am Schnitt (wahrscheinlich nicht, der war ja symmetrisch)? Habe ich asymmetrisch genäht? Oder habe ich schief gestopft? Wenn ja, warum? Oder hat etwas anderes an der Herstellung nicht gestimmt? — Ich werde den Hals in den nächsten Schritten im Auge behalten. Denn wenn das Risiko, dass der Hals doof wird, groß ist, dann muss ich überlegen, ob dieser Schnitt und diese Herstellungsweise auf Dauer Sinn machen.
  • Die Schulterregion soll in ihrer Form umgestaltet werden.
  • Die Arme sind hier ein bisschen zu hoch angebracht.
  • Die Arme können ein klein bisschen länger werden bzw. weniger stark gebeugt. Dadurch und durch die tiefere Anbringung werden sie automatisch etwas länger.
Puppenhand nah

Mit der Form der Hände bin ich eigentlich zufrieden. Ich mag die langen, abstehenden Daumen. Aber:

  • Die Hände könnten ein bisschen größer werden.
Puppenfuß nah
  • Der Fuß ist zu klein, insbesondere die Fußsohle. Die Ferse ist nicht als Ferse erkennbar, sondern nur eine schiefe Linie. Bedeutet: Der Fuß muss nochmal komplett neu gestaltet werden.
Puppenbein hochgehoben

Die Form der Beine finde ich mit den Knien und den rundlichen Waden eigentlich allerliebst (bis auf die Füße). ABER:

Puppenbeine von sitzender Puppe. Füße schauen in die Luft
  • Wenn die Puppe sitzt, sind die Füße wegen der runden Waden in der Luft. Auch sehen die Beine irgendwie gebeugt und nicht gerade aus, wie ich das eigentlich wollte. Sprich: Auch die Beine müssen grundlegend überarbeitet werden. Vor allem die Füße.

Also an die Arbeit!

Puppe entwerfen Schritt 9 – Schnittmuster, zweiter Entwurf

Dies hier war der zweite Entwurf des Schnittmusters:

Neben dem neuen Entwurf (noch nicht ausgeschnitten) immer die ausgeschnittenen Teile des ersten Entwurfs zum Vergleich.

Dann habe ich daraus wieder eine Puppe genäht, diesmal mit größerem Kopf. Das passt meiner Meinung nach nicht so optimal, war aber den Versuch wert. Lerne: Wenn man ausschließlich den Kopf vergrößert, stimmen irgendwie alle Proportionen nicht mehr so richtig.

So ist die Puppe aus dem 2. Entwurf des Schnittmusters geworden:

Und so sieht sie nackig aus:

Dass ich nicht zufrieden bin, liegt nicht in erster Linie am Schnitt. Die Schultergegend ist irgendwie mickrig (was auch ein bisschen am großen Kopf liegt). Deswegen werde ich beim nächsten Versuch die Arme anders anbringen als hier. Außerdem habe ich die Beine etwas zu weit auseinander eingenäht, und der Hals…. ach, der Hals… das ist definitiv eine Baustelle, über die ich noch nachdenken muss!

Außerdem sind die Füße immer noch in der Luft:

Beim dritten Entwurf muss ich also Folgendes überarbeiten:

  • Die Füße nochmal.
  • Die Beine: Gerade machen und weniger Wade. Oben evtl. etwas breiter.
  • Der Körper oben etwas breiter. Und ein bisschen kürzer.
  • Über den Hals nachdenken und eine Lösung finden, wie er symmetrisch und schön wird. Wahrscheinlich muss er gefilzt werden…

Puppe entwerfen Schritt 10 – Schnittmuster, 3. Entwurf

Das dritte Schnittmuster habe ich nicht fotografiert, aber diese Puppe ist dabei entstanden. Ich wollte die Füße ganz besonders groß machen, sie sind dabei jedoch extrem dünn und lang geworden. Der Hals ist auch wieder asymmetrisch. Also, eins steht fest: Die „Problemzonen“ sind immer noch Hals und Füße.

Ich finde die langen, schmalen Füße ja irgendwie cool, aber trotzdem sollen die Füße nicht so bleiben.

Die Beine sind jetzt viel besser, aber die Fersen sind immer noch ein kleines bisschen in der Luft.

Und aaaaaaargh, der Hals……. immer noch!

Puppe entwerfen Schritt 11 – Schnittmuster, 4. Entwurf

Nach diesem Entwurf fasste ich den Entschluss, etwas Grundlegendes an der Herstellungsweise zu ändern. Es war jetzt klar, dass ich mit der bisherigen Konstruktionsmethode keinen schmalen, symmetrischen Hals hinkriege.

Die schiefen Hälse kamen dadurch zustande, dass ich den Körper durch ein relativ kleines seitliches Loch stopfte. Ich überlegte also, wie ich die Puppe so zusammenbaue, dass Hals und Schulterregion erst perfekt gefilzt / geformt und dann fertig ins Trikot gesteckt werden.

Dafür muss der Körper an einer Stelle weit offen bleiben, damit auch der breite, feste Popo durch die Öffnung geschoben werden kann. Ich habe schon öfter Puppen so genäht, weil die Schulterregion schon immer meine persönliche Problemzone beim Puppenmachen war. Ich bevorzuge es, die Schulterregion mit der Maschine zu nähen. Wenn man das tut, muss der Körper aber von unten gefüllt werden. Oder eben von der Seite; aber das wollte ich ja nun nicht mehr.

Auch für die Beine und Füße wollte ich eine andere Lösung finden. Deswegen entschied ich mich für eine andere Art der Bein- und Fußkonstruktion. Nämlich die Naht der Beine nicht vorne und hinten, sondern seitlich zu führen. So kann man zwar keine Waden und Knie ausformen, und die Beine können nicht gebeugt sein. Aber man kann dafür leichte X-Beine machen, was bei Puppen süß aussehen kann. Auf diese Weise ist es einfacher, Sohlen an die Füße zu nähen, wie ich finde.

So sah das Schnittmuster dann aus:

Ich machte den Körper auch ein klein bisschen kürzer.
Die Beine.

Mit den Armen war ich zunächst zufrieden, für die machte ich keinen neuen Entwurf.

Aufgrund der Veränderung in der Konstruktionsweise schrieb ich einen neuen Näh-Ablauf:

Die Haupt-Änderung bei dieser Konstruktionsmethode ist, dass der Hals nicht am Kopf dran ist, wie das meist gemacht wird. Sondern der Hals am Körper sitzt. Der Kopf bekommt ein Loch, in das der Hals dann hineingesteckt wird.

So ist die erste Puppe aus Entwurf 4 geworden:

Diese Puppe hat einen zu langen Hals (deshalb das Halstuch 🙂 ), weil das Loch im Kopf zu eng war, um den Hals tiefer hinein zu stecken. Ich habe mehr als eine Stunde lang versucht, mit allen möglichen Hilfsmitteln den Hals tiefer hinein zu bekommen, aber es ist leider nicht gelungen. Das heißt, das Loch muss weiter gemacht werden.

Die Beine und Füße sind etwas zu dick für die Puppe, die mir vorschwebt. Die Arme sehen hier sehr kurz aus wegen der Beugung, aber auch, weil die Beine relativ dick und lang sind. Und ein bisschen auch wegen des Aufnahme-Winkels.

Mit der Machart der Beine/Füße bin ich jetzt zufrieden. Die Nähte an der Seite/unten empfinden den Fußknöchel nach, das mag ich. Das darf definitiv so bleiben.

Endlich ein schöner Hals (auch wenn der Kopf nicht ideal aufgesetzt ist). — Die Arme sind etwas zu weit oben angebracht. Das habe ich bei dieser Puppe aber absichtlich gemacht, weil der Hals so lang ist. Da wollte ich die Schultern möglichst weit oben haben. Wenn die Puppe bekleidet ist, wird dadurch der lange Hals ein wenig verkürzt.

Geplante Änderungen für den 5. Entwurf:

  • Beine dünner
  • Die Partie um die Fußknöchel im Verhältnis enger machen
  • Die Arme länger, die Hände evtl. noch etwas größer
  • Das Loch im Kopf für den Hals größer, damit der Hals besser hineinpasst
  • Alle Proportionen / Längen müssen nochmal optimiert werden (siehe Schritt 5)

Puppe entwerfen Schritt 12 – Schnittmuster, 5. Entwurf

Die oben genannten Punkte habe ich für den 5. Entwurf des Schnittmusters umgesetzt:

Dann habe ich eine Puppe nach diesem Schnittmuster genäht. So ist sie geworden:

Die Beine sehen ein bisschen „bobbelig“ aus, weil ich beim Stopfen wegen Ablenkungen ein bisschen nachlässig war und dadurch ein bisschen „Cellulite“ entstanden ist. Was den Oberkörper betrifft, werde ich ihn wieder etwas länger machen.

Mit ihrem Körper bin ich jetzt weitgehend zufrieden. Eventuell ändere ich noch Kleinigkeiten wie z.B. das Ausmaß der X-Beine, oder die Dünne/Dicke der Gliedmaßen.

Der Kopf dieser Puppe ist im Vergleich mit den anderen Puppen dieser Entwiurfs-Arbeit relativ groß geworden. Sie ist demnach eher ein großes Kindergarten- oder Grundschulkind. Das Schöne ist, mit diesem Schnittmuster kann man je nach Kopfgröße verschiedene Puppentypen herstellen.

Außerdem überlege ich, meine Puppe für die PuppenMitmacherei kleiner zu machen als die anderen Puppen dieses Entwurfs. Also etwa 35 cm groß, oder vielleicht auch 40. Dafür müsste ich das Schnittmuster nochmal in der Form anpassen. Denn es reicht nicht aus, ein Schnittmuster einfach nur kleiner zu kopieren, wenn man eine kleinere Puppe des gleichen Aussehens nähen möchte. Weil der Trikotstoff sich anders verhält, wenn man kleinere Formen näht, und weil durch das Stopfen bei engeren „Tunneln“ (Armen und Beinen) auch andere Formen entstehen.

Aber mit diesem Schnitt bin ich für die Puppengröße 45 cm zufrieden, und schließe deswegen diesen Beitrag!

Ich hoffe, Du konntest Tipps mitnehmen und fühlst Dich besser gewappnet, einen eigenen Puppenschnitt zu entwerfen!

Ich freue mich immer total über Rückmeldungen, sei es hier in den Kommentaren oder auch auf Instagram. Dort bin ich @feinslieb_slowlife und freue mich, wenn Du mir folgst!

Die CE-Handbücher findest Du auf ihrer eigenen Website, die ich auch betreue, unter www.ce-handbuch.de.

Ich freu mich, wenn wir uns wiederlesen!

Deine Maike

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23 Kommentare Schreibe einen Kommentar

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  2. Liebe Maike,
    ich habe dich und deine Seite durch die Puppenmitmacherei entdeckt und habe noch deutlich weniger Erfahrung im Puppennähen. Deine Schnittkonstruktion zu verfolgen finde ich unheimlich spannend und inspirierend. Ich möchte gerne einen eigenen Puppenschnitt erstellen, aber bis dahin wird es noch dauern. Erstmal nähe ich jetzt noch eine Puppe nach einem Mariengold-Schnitt für meinen Sohn.
    Ich wünsche dir weiter viel Erfolg mit der Konstruktion deiner Puppe und deiner beeindruckenden Inneren Reise dazu.
    Alles Liebe für dich
    Sternie

    • Liebe Sternie, vielen lieben Dank für Deine Zeilen! Ich bin auch gespannt, wohin mich die Reise noch führt. Ich hoffe auf ein friedvolles Ziel. Viele liebe Grüße und Dir viel Freude weiterhin beim Herumtüfteln und Experimentieren mit Puppen und Schnitten!

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  7. Liebe Maike,
    deine Überlegungen mit zu verfolgen ist toll!
    Auch die unterschiedlichen Puppen dann zu sehen ist klasse.
    Warum hast du bei der Puppe mit dem langen Hals, den Hals nicht einfach verkürzt?
    Geht das nicht so einfach, wie ich mir das denke …. ?
    Du beschreibst deine Überlegungen immer so schön – das gefällt mir!
    Weiterhin viel Geduld und Freude!!!
    Ganz liebe Grüße aus dem wilden Süden
    von Kiki

    • Liebe Kiki, danke für Deine schöne Rückmeldung! Bei der Puppe mit dem langen Hals habe ich den Hals schon verkürzt, aber noch mehr wurde schwierig, weil ich ihn sehr fest gefilzt hatte. Ich wollte da nicht zu viel dran herumschneiden. Aber letztendlich hast Du recht, ich hätte ihn einfach noch stärker kürzen sollen. Meine Hoffnung war halt, dass ich den Hals tiefer reinstecken kann. Als ich ihn dann endlich etwas tiefer drinhatte, wollte ich ihn nicht wieder herausziehen. Und ließ ihn dann halt so lang. Eine Puppe hat jetzt halt sehr lange Füße, die andere einen langen Hals 🙂

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  14. Hallo Maike,
    ich find das sehr spannend. Und sicher guck ich weiter, wie die Puppe sich verändert. Da bekomm ich echt Lust, auch mal eine zu machen. Aber ich glaub, dafür bin ich zu ungeduldig und das Handwerkszeug fehlt mir auch.
    Vielleicht bin ich aber eine Kandidatin für so einen Workshop. Unter Anleitung könnte das vielleicht was werden.
    LG von TAC

    • Hallo TAC, Mit Anleitung und bei einem Workshop/Kurs schafft das auf jeden Fall jede*r! Es ist nicht sooo schwer, jedenfalls dann, wenn man nicht den Schnitt machen muss 🙂 Einen Schnitt zu entwerfen ist auf jeden Fall eine Herausforderung. Eher was für Fortgeschrittene. Bei den meisten Puppenkursen musst Du das aber nicht. Da bekommst Du vorgenähte Teile, die Du stopfen und zusammen nähen musst. Und du machst den Kopf. Aber das ist schon Herausforderung genug 🙂
      Vielleicht hast du kja mal Lust auf einen Puppenkurs bei mir? Da machen wir dann eine Puppe, die nicht ganz so kompliziert ist wie die, die ich hier entwerfe 🙂 Ab Herbst möchte ich Puppenkurse bei uns auf dem Land anbieten. Infos dazu kommen im newsletter und auch hier auf dem Blog, wenn es soweit ist.
      Liebe Grüße an Dich,
      Maike

    • Danke, liebe Susanne! Ich freue mich total über Deine Rückmeldungen, sei es hier oder auf Instagram! Das motiviert mich total, weiterzumachen! <3 <3 <3
      Deine Maike

  15. Liebe Maike, Du bist ja wirklich mit Begeisterung dabei, dass eine Puppe genau nach Deinen Vorstellungen entsteht. Ich bin echt beeindruckt!!! Mir als absolute Anfängerin fehlt die Erfahrung, um Dir konkrete Tipps für die Umsetzung Deiner Änderungen geben zu können. Aber ich kann Deine Ideen nachvollziehen. Nur bei der Länge der Arme würde ich sagen, dass sie schon richtig sind. Denn Du möchtest ja den Körper verkürzen, dann würde das Verhältnis stimmiger werden. Ich wünsche Dir, dass Deine Begeisterung, gepaart mit Deiner Erfahrung zu dem Ergebnis wird, dass Du Dir erträumst. Ich bleibe gespannt!!!
    Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag – sei lieb gegrüßt von Lene

    • Liebe Lene, lieben Dank für Deine Worte! Lustig, ich hatte bei den Armen auch schon das Gefühl, dass sie vielleicht richtig werden, wenn er Körper verkürzt wird… ich denke, was ich genau mache, wird sich dann beim Überarbeiten des Schnittmusters herausstellen… Als Anfängerin würde ich erstmal nach einer Anleitung nähen. Damit bekommt man schonmal ein Gefühl für das, was mit Stoff, Händen und Materialien passiert. Die Erfahrung kommt nur durchs Machen.
      Dir auch einen schönen Sonntag! — Wie unser Wochenende war, liest Du ab Sonntag Abend ca. 22 Uhr hier im „Wochenende in Bildern“.
      Liebe Grüße, Deine Maike!

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