Schwer liegt die Finsternis: Wochenende in Bildern 12./13. Dezember 2020

Wir haben dieses Wochenende in Berlin verbracht, und das war auch mal gut. Wir lieben unsere Holzöfen auf dem Land total, aber es ist auch mal schön, kein Feuer machen und Holz hereinholen zu müssen. Wir haben es uns der Jahreszeit und der aktuellen Situation entsprechend zu Hause gemütlich gemacht. Das heißt bei uns: Mit Lesen, Spielen, Kochen/Backen und allerlei Kreativem.

Heute hat man in Schweden Lucia gefeiert, und erstaunlich viele Leute aus meiner Filterblase tun das offensichtlich auch. Wir feiern eigentlich normalerweise Lucia nicht, aber dieses Jahr hatte ich Lust, ein bisschen was in die Richtung zu machen. Seht unten. (Aber keine Sorge, wir haben keine unserer Töchter genötigt, ein weißes Kleid anzuziehen, einen Lichterkranz aufzusetzen und uns am Bett mit Hefegebäck zu bewirten. 😀 )

Die Phrase aus dem Titel kommt deswegen aus der deutschen Übersetzung des schwedischen Textes zum traditionellen Lucia-Lied, dessen Melodie aus Süditalien stammt:

SANTA LUCIA

Schwer liegt die Finsternis auf unseren Gassen,
lang hat das Sonnenlicht uns schon verlassen.
Kerzenglanz strömt durchs Haus,
treibt das Dunkel aus.
Santa Lucia! Santa Lucia! Santa Lucia! 

Groß war die Nacht und stumm. Hörst du’s nun singen?
Wer rauscht ums Haus herum auf leisen Schwingen?
Schau, sie ist wunderbar,
schneeweiß mit Licht im Haar:
Santa Lucia! Santa Lucia! 

Nacht zieht den Schleier fort, wach wird die Erde,
damit das Zauberwort zuteil uns werde.
Nun steigt der Tag empor,
rot aus dem Himmelstor:
Santa Lucia! Santa Lucia!

Die Übersetzung habe ich hier gefunden.

Samstag, der 12. Dezember 2020

Morgens ist bei uns im Advent alles ausschließlich mit Kerzen beleuchtet. Überall stehen kleine Lichter herum. Hier ein Sternenlicht im Flur.

Unser adventliches Morgen-Ritual muss heute ohne die große Tochter stattfinden, denn sie hat Übernachtungsbesuch und räkelt sich mit ihrer Freundin noch im Hochbett, denn die beiden haben den Plan “Mitternachtsparty” wörtlich genommen. Und sind angeblich erst um eins eingeschlafen. Auweia.

Also öffnet nur die kleine Tochter ihr Adventskalender-Beutelchen (drin sind Zimtsterne und die Unternehmung “Wir machen heute eine Diashow”. Aber jetzt lesen wir erstmal Schnüpperle und setzen Maria und Josef auf ihrem Krippenweg ein Stück weiter vor. Und lesen noch andere Geschichten aus dem Weihnachtsgeschichten-Sammelband von Astrid Lindgren vor. Die kleine Tochter genießt es, mit uns Eltern mal allein zu sein.

Die hungrigen Elfjährigen kommen zum Frühstück runter und futtern, was Tisch und Obstschüssel hergeben.

Ich freue mich immer, wenn die Fenstersterne sichtbar werden, wenn es allmählich heller wird.

Mein Mann und ich üben die Begleitung für ein Geigenstück der kleinen Tochter ein. Ich auf dem Klavier und er auf der Gitarre. Ich habe mir anhand der Akkorde eine Begleitung ausgedacht, die zu “Schneeflöckchen, Weißröckchen” passt. Die Tochter kommt mit der Geige dazu. Es klingt echt schön zusammen.

Über dem Spielen verpassen wir vor lauter Glückseligkeit die ersten Minuten der Zoom-Geigen-Gruppenstunde der Tochter. Schnell vor den Computer…

Alle Geigenschüler spielen von zu Hause zur Begleitung der Lehrerin und des Pianisten Weihnachtslieder. Man hört einander zwar nicht, aber es ist trotzdem schön zu wissen, dass alle zu Hause mitspielen.

Mit der kleinen Tochter basteln wir Sterne aus Butterbrottüten.

Machen sich schön an unserer hellgrauen Wand.

Dann gehe ich mit den Hunden raus und sehe beim Spaziergang Unmengen von Efeu-Früchten. Ich mag Efeu ja sehr gern. Deswegen nehme ich ein paar Efeu-Fruchtstände mit und sammle nebenbei noch ein paar Zweige einer Konifere ein. Daraus binde ich zu Hause einen kleinen Kranz. Den möchte ich an die Haustür hängen.

Hier hängt der Kranz an unserer Kommode im Flur.

Eine entzückende Viertelstunde mit der kleinen Tochter: Sie führt mit dieser Zeichnung und kleinen, aus Papier ausgeschnittenen und bemalten Tierchen ein ganzes Stück auf Russisch auf. Sie lernen ja Russisch in der Schule, was ich total toll finde. Ich LIEBE es, wenn meine Töchter russisch sprechen, obwohl ich kein Wort verstehe. Doch, jetzt weiß ich wenigstens, dass Hase “Saltschik” heißt.

Der Übernachtungsbesuch wird abgeholt, wir essen Mittag und legen uns dann zur Mittagspause hin. Die Kinder haben Lego wieder entdeckt und bauen eifrig Häuser und Läden. Ein ganzes Stadt-Ensemble entsteht. Mein Mann hat kürzlich alle vorher zusammen gebauten Häuser auseinander genommen. Jetzt entsteht Neues.

Nach der Mittagspause ist es schon fast dunkel. Oh, es wird jetzt wirklich früh dunkel hier im Nordosten. Ich mache heute schon den Teig für die traditionellen Lucia-Brötchen namens “Lussekatter” (Lucia-Katzen), die in Schweden traditionell zu Lucia am 13. Dezember gegessen werden. Das ist ein Hefegebäck mit Safran. Ich will zusätzlich noch Rosinen reintun.

Außerdem finde ich im Kühlschrank noch zwei kleine Klumpen Mürbeteig in zwei Farben, die vom Plätzchenbacken vor ein paar Tagen übrig geblieben sind (warum eigentlich???). Ich mache daraus schnell Schwarz-Weiß-Gebäck, damit der Teig nicht verkommt.

Vor dem Abendessen setze ich den schwedischen Glühwein Glögg an, der über Nacht ziehen sollte. Da kommen lauter tolle Gewürze rein. Leider passe ich nicht auf und der Glühwein kocht eine Minute lang, so dass aller Alkohol verdampft. Naja, macht nichts. Schmeckt mir sogar besser.

Aus den Efeu-Blättern, die beim Kranzbinden übrig geblieben sind, mache ich frisches Efeu-Öl für mein geschätztes Efeu-Peeling. Hier findet Du meine Anleitung. Das Peeling ist echt WUNDERBAR, weil es so ein unglaubliches Hautgefühl macht (wer meinen Blog fleißig liest, weiß, dass ich das Peeling oft verwende). Und es soll gegen Cellulite helfen. Naja, so weit etwas von außen gegen Cellulite helfen kann.

Ich bastele noch an der Diashow, und dann gehe ich sehr müde ins Bett. Die Diashow haben wir wegen Müdigkeit der Kinder auf morgen früh verschoben. Ich finde das ganz gut so, denn ich habe viele sonnige, helle, fröhliche, lebendige und bewegte Bilder ausgesucht, passend zum Lucia-Thema “Licht ins Dunkel bringen”.

Sonntag, der 13. Dezember (Lucia-Tag)

Nach unseren Morgen-Ritualen mit Kerzen und Adventskalender machen wir gleich die Dia-Show im Wohnzimmer, noch bevor es hell wird. Die Kinder sind begeistert. Wir erleben zusammen noch einmal unsere schönen Momente des Jahres — von denen es erstaunlich viele gab. Wir staunen darüber, wie hell und grün und bunt alles war. So viel blauer Himmel, so viel Sonne!

Ich persönlich habe zwar in der Corona-Zeit ganz viel aus den Augen verloren und unglaublich viel organisatorisch verpeilt, aber wir hatten es trotzdem oft schön. Ja, es war furchtbar anstrengend, vor allem in der Zeit, als Homeschooling und mein Online-Unterricht für die Uni zusammen kamen. Mein Mann hat seinen Job verloren, weil er als Inhaber einer Event-Location keine Arbeit mehr hat. Aber es ist uns nie schwer gefallen, uns an die offiziellen Richtlinien zu halten und auf Einiges zu verzichten. Denn wir kennen Verzichten sehr gut, schon unser Leben lang.

Nach der Diashow gibt’s Frühstück. Das sind die “Lussekatter”, die sich wie kleine Katzen zusammen rollen. Sie schmecken ein bisschen nach Safran und sind wirklich sehr gelb. Wir essen sie am liebsten mit Butter und Marmelade. In Schweden werden sie, glaube ich, pur gegessen.

Oder vielleicht in den Glögg getunkt? Wer weiß es? Also das ist unser Glögg, aber ohne Mandeln, weil wir das nicht mögen. Mein Mann schnuppert an dem Gebräu und sagt “Da ist kein Alkohol mehr drin, also können wir das ruhig zum Frühstück trinken”. Und so machen wir es. Tatsächlich schmeckt es nach Fruchtpunsch mit Gewürzen. Da war auch eine Schärfe, aber die kam vom Ingwer, dem Kardamom und anderen Gewürzen. War sehr gut.

Zwei Nachbarsfamilien bringen wir noch von unseren Lussekatter vorbei, denn wir merken, dass sie am allerbesten frisch schmecken.

Nach dem Frühstück wird gebastelt und gebaut und gemalt. Ich arbeite an einer Puppe, die kleine Tochter malt, die große Tochter baut ein Stockbett für die Barbies aus Karton und Stoff. Hier habe ich mal darüber geschrieben, wie meine Töchter kreativ mit Barbies spielen, und warum das vielleicht so ist. Ich wollte ja nie Barbies im Haus haben, aber meine Töchter haben vor ca. einem Jahr ein Barbie-Haus auf der Straße gefunden, und damit ging das hier los. Ich bin (obwohl ich Waldorf-Puppenmacherin bin!) inzwischen mit unseren Barbies ausgesöhnt, weil meine Mädchen wirklich unfassbar kreativ mit ihnen spielen. Die Tochter arbeitet den ganzen Tag an dem Stockbett, beklebt Pappe als Matratzen mit Stoff, malt kleine Bilder für die Innenausstattung und näht Decken und Kissen. Also wenn das kein schönes Spiel ist!

So sieht das Barbie-Bett am Abend aus.

Die Töchter wünschen sich einen “Cocktail”. Ich mache ihnen Cocktail aus Rhabarbersaft mit gefrorenen Himbeeren drin. Finden sie super. Besonders mit (Papier-)Strohhalm.

Hundespaziergang mit weihnachtlichen Farben draußen.

Und wir üben weiter an unseren Weihnachtsliedern mit Klavier, Geige und Gitarre. Macht voll Spaß.

Das Mittagessen gibt es im Bett. Die Kinder hatten nämlich “Frühstück im Bett” im Adventskalender, aber wir haben heute früh ja die Diashow von gestern gemacht. Also gibt es eben das Mittagessen im Bett. Dazu lesen wir Schnüpperle, wozu wir heute Morgen auch nicht gekommen sind. Wir haben Spaß zusammen in unserem riesigen Familienbett von 3,40 m Breite. Mit Nudeln mit Tomatensauce, Salat und zum Nachtisch einen Fruchtsalat.

Am Nachmittag wird mehr Lego gebaut…

… die große Tochter macht Marzipankartoffeln, ich arbeite noch ein bisschen an der Puppe, und wir schauen alle zusammen einen Film, den die kleine Tochter besonders gern mag.

Und das war’s dann eigentlich mit dem Wochenende. Die Kinder haben noch Lego gespielt und sind dann früh ins Bett gegangen.

Ich bin gespannt auf die kommende Woche mit dem erneuten Lockdown. Für uns ist das alles nicht so schlimm, weil wir ohnehin fast nur Lebensmittel einkaufen müssen. Die wenigen Weihnachtsgeschenke, die wir dieses Jahr machen, sind schon im Haus. Es fehlen nur zwei kleine Sächelchen, aber die kann ich bestellen (und hoffen, das es noch rechtzeitig ankommt…).

Wir überlegen, eventuell aufs Land zu fahren, wenn die Schule ab Mittwoch dicht macht. Aber sicher ist das noch nicht. Wir finden es gerade sehr gemütlich und angenehm hier in Berlin.

Liebe Leute, gehabt Euch wohl. Bitte nicht neidisch sein, weil uns der Lockdown nicht so viel ausmacht. Ich weiß, dass es für sehr viele sehr schwierig ist, und alle haben ihre guten Gründe. Jede Lebenssituation ist anders und jeder hat sein eigenes Päckchen. Man darf sauer und traurig und enttäuscht und verzweifelt und frustriert sein. Nicht wissen, wie alles werden soll. Mir hilft mein unerschütterlicher Optimismus, aber der ist natürlich nicht jedem gegeben; kann man auch nicht mit einem Fingerschnipps antrainieren. Und denkt nicht, dass es wirklich leicht für uns ist. Ich habe noch meinen Vati (co-) zu pflegen, bin schwerbehindert und mit meinen Krankheiten eine Risiko-Patientin. Wir haben fast kein Geld mehr (nur eine ganz kleine eiserne Reserve, aber die ist so wichtig, dass wir die keinesfalls antasten dürfen), und ehrlich gesagt im Moment keine Perspektive, wie es weiter gehen soll. Also alles ganz bestimmt nicht rosig.

Was mir übrigens sehr hilft, sind Rückmeldungen von Euch lieben Leser*innen. Die trösten mich wirklich und schenken mir immer Freude. Ich höre auch immer gern von Euch, was Ihr macht, wie es Euch geht, wer Ihr seid…

Damit schließe ich nun, wünsche allen eine gute Nacht und vor allem viel Kraft für die kommende Woche und ihre Unwägbarkeiten.

Deine Maike

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Dieser Blogbeitrag ist verlinkt auf dem Berliner Familienblog Große Köpfe, hier.

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