Das Gute an der Corona-Krise

Auch die Corona-Krise hat eine goldene Seite. Wie alle Dinge, alle Menschen und alle Situationen dieser Welt. Und da ich dazu neige, Gutes und Schönes übertrieben und in einem goldenen Licht zu sehen, möchte ich heute Euer Augenmerk auf das Gute an der Corona-Krise richten.

Klar bin auch ich besorgt…

… und das möchte ich gleich vorab erwähnen, damit mein Corona-Lob nicht in den falschen Hals gerät. Klar ist das eine Krise, die nachdenklich und ängstlich stimmen kann. Hier kannst Du nachlesen, was mich beunruhigt und besorgt. Da sind auch ein paar Dinge dabei, an die Du vielleicht nicht denkst. An die man aber denken sollte.

Aber jetzt: Die schöne Seite der Medaille

Wie im Frühling in der Natur kann aus der Corona-Krise Gutes, Neues und Schönes emporwachsen.

Das Gute an der Corona-Krise ereignet sich im privaten, aber auch im gesellschaftlichen Bereich. Ich hoffe sehr, dass die Menschen und die Gesellschaft das Hilfreiche und Wohltuende an der Krise in den Alltag “nach Corona” mitnehmen können. Hier meine acht guten Dinge an der Corona-Krise:

Alleinsein: Sich selbst begegnen

Das Gute an der Corona-Krise: Allein sein. Das Bild zeigt mich auf einem Stuhl, Augen geschlossen und Hände auf den Knien beim Meditieren
Wenn man mit sich allein ist, kann man Erstaunliches entdecken.

Viele Menschen sind normalerweise wenig allein. Natürlich ist Gemeinschaft, sei es mit Freunden, Familie oder Partner, gut, schön und wichtig. Das brauchen wir Menschen, um uns gut aufgehoben zu fühlen.

Aber wenn man immerzu in Gemeinschaft ist, verlernt man, sich selbst zu spüren. Der Kontakt und die Kommunikation mit anderen bestätigt oft den Status Quo und hinterfragt nicht mehr.

Wenn man nie allein ist, verlernt man, es mit sich selbst auszuhalten. Man verlernt zu spüren, was man wirklich braucht. Zu spüren, was vielleicht möglich wäre. Zu spüren, was fehlt. Zu spüren, was in einem steckt. An Ideen, Schmerzen, verlorenen Plänen und Wünschen.

Man muss dazu nicht gleich meditieren; das ist ja nicht jedermanns Sache. Aber es liegt eine große Chance darin, diese Dinge wieder zu entdecken. Auch wenn es schmerzliche Erfahrungen sind, oder wenn die verlorenen Träume mit unangenehmen Gefühlen einhergehen. Oder wenn man merkt, dass man sich in einem Leben eingerichtet oder festgefahren hat, das gar nicht wirklich zu einem passt. Oder nicht mehr passt.

Im “Geworfen sein auf sich selbst” liegt nämlich die Chance auf Veränderung. Jede Veränderung beginnt mit einem Keim. Und wenn wir ganz allein zu Hause vor uns hin sinnieren, uns langweilen oder ärgern, können diese Keime sprießen. Das ist etwas Wunderbares. Es kann ein neuer Frühling für die Seele und das Leben sein.

Was brauche ich eigentlich?

In der Corona-Krise kann man nicht immer sofort alles haben, was man will oder gar braucht. Läden sind geschlossen. Der Versandhandel kommt mit den Lieferungen nicht mehr hinterher.

Dass nicht immer alles per Fingerschnipp verfügbar ist, kann uns dazu anregen uns zu fragen, was wir wirklich brauchen.

  • Brauche ich wirklich noch eine*n Pulli/Tasche/Schuhe…?
  • Brauchen wir dieses Bügeleisen/den Pürierstab/die Bohrmaschine wirklich, oder tut es das alte noch?
  • Müssen wir unbedingt etwas mit Hefe backen/etwas mit Hackfleisch kochen/Eier verwenden? Was sind Alternativen?
  • Muss ich als Geschenk wirklich etwas kaufen, oder kann ich vielleicht etwas selbst herstellen?
  • Brauche ich überhaupt so viele Dinge, wie ich habe?
  • Kann ich etwas teilen/weggeben, was andere noch brauchen könnten?

All diese Fragen sind angesichts von Klimakrise und globaler Ressourcenverschwendung äußerst sinnvoll.

Wir haben zum Beispiel wenig Geld und konsumieren deswegen, aber auch aus ökologischen Gründen, sehr bewusst und wenig. Wir versuchen seit Jahren nur zu kaufen, was wir wirklich dringend brauchen, denn sonst reicht das Geld nicht oder es macht uns ein schlechtes Gewissen. Darum kann ich bestätigen, was Minimalisten sagen: dass man viel weniger braucht, als man glaubt.

Neue Wertschätzung für bestimmte Berufe

Endlich, endlich rücken wenig statusträchtige Berufe wie Pflegeberufe, Lehrer*innen, Verkäufer*innen, ganz aktuell: Erntehelfer!, – aber auch kaum beachtete Randgruppen wie wir Solo-Selbstständige stärker ins Licht der Öffentlichkeit.

Endlich hat die jahrzehntelange Forderung der Pflegekräfte nach besserer Bezahlung eine Chance auf Umsetzung. Und da ausländische Erntehelfer aktuell nicht ins Land dürfen, wird unserem Land plötzlich bewusst, wie essenziell wichtig deren Tätigkeit für unsere tägliche Ernährung ist. Sogar die Studierenden an “meiner” Uni (wo ich als Lehrkraft tätig bin), werden aktuell aufgerufen, als Erntehelfer tätig zu werden, weil die Landwirtschaft dringend Hilfskräfte benötigt. Sonst verrottet diesen Frühling der Spargel auf den Feldern.

Das ist super und hat hoffentlich längerfristige Folgen für mehr Wertschätzung auch nach der Krise. Und vielleicht für eine gerechtere Verteilung finanzieller Mittel für Berufsgruppen, die in Krisenzeiten gesellschaftlich oder für die Versorgung der Menschen besonders wichtig sind.

Neue Rollenverteilung in Familien

Das Gute an der Corona-Krise ist auch, dass man Aufgaben übernimmt, die man sonst nicht innehat. Hier zeigt mein Mann der Tochter auf einem Blatt, wie man addiert.
Mein Mann erklärt der Tochter eine Rechenaufgabe.

In vielen “klassischen” Familien mit zwei Elternteilen sind in seit der Corona-Krise beide Elternteile zu Hause. Dadurch entsteht die Möglichkeit, die Aufgabenverteilung neu zu gestalten. Plötzlich kocht mal Papa oder das Kind, Mama muss sich zum Arbeiten ins Arbeitszimmer zurückziehen, oder Mama geht am Samstag allein zur Steuerberatung, während Papa sich mit den Kindern und der Wäsche beschäftigt.

Das kann für Konflikte sorgen, aber birgt vor allem die Chance, einmal Neues auszuprobieren und einzuüben.

Bei uns gab es die Herausforderung, dass wir beide trotz Krise arbeiten müssen, dazu aber die Kinder beschulen mussten (ehrlich gesagt, bei uns ein Job für zwei), und darüber hinaus mehr Haushaltsarbeit wie Essen kochen, Putzen usw. anfiel. Denn mehr Leute zu Hause bedeutet auch: Mehr Mahlzeiten, mehr Einkaufen, mehr Putzen. Dadurch mussten wir die Rollenverteilung hier zu Hause auch nochmal neu ausrichten, obwohl mein Mann als derjenige, der zeitlich weniger arbeitet, sowieso viele Aufgaben im Haushalt übernimmt. Denn mit zwei zu beschulenden Kindern und Arbeit kommt garantiert keine Langeweile auf, im Gegenteil. Es war eine ziemliche Herausforderung: Es gab mehr Aufgaben als Hände. So musste mein Mann plötzlich tageweise die Kinder bei ihren Aufgaben betreuen, obwohl er damit zuerst mehr als fremdelte. Ich musste Teile meiner Arbeit abends erledigen, auch wenn ich nach 14 Stunden pausenloser Action ziemlich groggy war. Und habe lang nicht so viel geschafft wie geplant.

Mehr Resonanz: Zeit für Kreativität

Viele Menschen haben die Corona-Zeit dafür genutzt, etwas Kreatives zu tun, das ihnen Freude bereitet: vermehrt zu kochen, zu backen, zu nähen, zu stricken, zu lesen, zu gärtnern, Instrumente zu spielen oder andere Dinge zu tun, die etwas in ihnen zum Klingen bringen.

Kinderhand legt Erdbeere auf Torte: Backen und andere kreative Tätigkeiten sind auch ein Beispiel für das Gute an der Corona-Krise.
Bei uns wurde letztes Wochenende eine Erdbeer-Zitronen-Torte gebacken. Das wollte die ältere Tochter unbedingt. Und jetzt war Zeit für so ein Projekt!

Meine ganze Familie von Mama bis Brüdern hat zum Beispiel plötzlich angefangen, Sauerteig-Brot zu backen. Für Sauerteig braucht man Zeit, Geduld und Muße. Man muss den Teig beobachten und in Ruhe reifen lassen. Also eine perfekte Aufgabe für die Zeit unter Corona. Und Brot backen ist eine der erfüllendsten Tätigkeiten, die es gibt. Denn das tun die Menschen seit Jahrtausenden. Wir haben das als wertvolle Tätigkeit sozusagen in unseren Genen gespeichert. Deswegen ist Brot backen so befriedigend.

Tätigkeiten, die auf eine erfüllende, Sinn stiftende Art und Weise befriedigend sind, nennt man in der modernen Soziologie “resonant”. “Resonanz” ist ein Begriff, den mein alter Bekannter Hartmut Rosa, Professor für Soziologie, geprägt hat. Und zwar als DAS Mittel gegen die gefühlte Beschleunigung der Welt. Wer viel Resonanz in seinem Leben hat, fühlt sich glücklicher und empfindet weniger Entfremdung, Schnelligkeit und Kälte in der Welt.

Resonanz entsteht zum Beispiel, wenn wir kreativ werden. Wenn wir erfüllende Dinge tun, die uns einfach Spaß bereiten und uns unsere Wirksamkeit auf die Welt direkt spüren lassen: “Ooooh, dieses herrlich duftende Brot habe ICH gebacken! Sieh an, das habe ich gemacht!” Resonante Tätigkeiten verbinden uns mit uns selbst und lassen uns spüren, dass wir etwas bewirken können. Dass wir etwas schaffen und etwas Schönes tun können. Ich empfinde zum Beispiel Puppenmachen als sehr resonant.

Nachtrag: Meine liebe Puppenmacher-Kollegin und Freundin Maria von Mariengold hat einen schönen Beitrag zum Sinn und Wert des Puppenmachens in der Corona-Krise geschrieben. Sehr lesenswert. <3

Ich schließe den Knopf an einer Strickjacke von einer Puppe. Resonante Tätigkeiten sind mein liebstes Beispiel für das Gute an der Corona-Krise.
Puppenmachen ist “meine” resonante Tätigkeit.

Vielleicht ist dieser Punkt sogar mein “Lieblings-Gutes” an der Corona-Krise: Dass die Menschen mehr Zeit für Sinn stiftende, “resonante” Tätigkeiten haben. Denn nichts schenkt mehr Glück und entschleunigt mehr als Resonanz im Leben. Und wenn wir uns mehr davon gönnen, kann das den Menschen, aber auch der Gesellschaft als Ganzer nur gut tun!

Ballast abwerfen: Ausmisten, Bauen und Umräumen

Meine aufgeräumte Puppenwerkstatt mit Nähtisch, Regal und Fadenhalter
Ich habe meine Puppenwerkstatt aufgeräumt, strukturiert und ausgemistet. Super Gefühl!

Wir haben es auch getan: Die Wohnung umgeräumt, ausgemistet und aufgeräumt. Spätestens seit Marie Kondo weiß jeder Mensch, dass Aufräumen und Wegwerfen von Dingen die Seele reinigt und ein ganz unglaubliches Wohlgefühl schenkt. Denn mit jedem Ding, von dem man sich trennt, wirft man Ballast ab und macht den Weg frei für Neues, für Veränderung. Und das ausdrücklich auch im übertragenen Sinn.

Die Baumärkte erleben in der Corona-Zeit einen Riesen-Ansturm, weil so viele Menschen die Zeit nutzen, um etwas zu bauen und zu verändern. Wie schön ist das, bitte! Die Menschen werden tätig und aktiv.

Wenn man bei uns in Berlin Prenzlauer Berg in diesen Tagen durch die Straßen geht, stehen fast vor jedem Haus Kisten mit Dingen, die die Menschen zum Mitnehmen rausgelegt haben. Sachen, die sie nicht mehr brauchen, die aber noch gut sind und vielleicht andere erfreuen. Daran sehe ich, dass viele Menschen ausmisten und sich von überflüssigen Dingen trennen. Toll!

Wir haben die letzten drei Tage auch geräumt. Wir haben die Kinderzimmer getauscht und damit unsere beiden Mädchen beglückt. Und wir haben dabei ausgemistet, was das Zeug hält. Ich habe gleich meine Puppenwerkstatt mit ausgemistet und richtig gut strukturiert und geordnet. Ich kann es kaum fassen, wenn ich jetzt meine Werkstatt ansehe, so ein gutes Gefühl ist das!

Schubladenschrank mit Puppen darauf. Jede Schublade trägt eine Beschriftung, was drin ist. Ordnung schaffen ist auch etwas Gutes an der Corona-Krise.
Jeder Stofftyp hat seine eigene, beschriftete Schublade.

Weniger Zeug und bessere Strukturen zu Hause zum Ordnung halten sind beglückend und befreiend, weil es Wege frei macht und frischen Wind ins Zuhause und ins Leben bringt.

Die Natur holt sich die Erde zurück

Die vom Menschen geschundene Natur kann in diesen Wochen ein wenig aufatmen. In China ist seit Corona die Luftverschmutzung zurück gegangen. Die vom Aussterben bedrohten Meeresschildkröten brüten wieder an den menschenleeren Stränden von Rio de Janeiro. Und auch hierzulande, in Mitteleuropa, erobern sich Tiere wieder Lebensräume zurück, aus denen der Mensch sie vertrieben hat.

Das ist eine wunderbare Nachricht, die mir Trost schenkt, wenn ich an die Lage der Welt denke.

Wir dürfen von der Natur lernen

Auch wenn man so viel in den eigenen vier Wänden bleiben sollte wie möglich, in die Natur sollten wir Menschen auch während der Corona-Krise gehen. Die frische Luft und die Bewegung tut allen Menschen gut. In der Natur ist Platz, so dass man sich prima aus dem Weg gehen kann.

Die Natur macht uns gerade jetzt im April vor, dass das Leben sich immer wieder neu entfaltet. Wir können von der Natur lernen, dass es immer weiter geht, auch wenn ein Jahr schwierig war. Auch aus einem völlig zurück gestutzten Baum wachsen im neuen Jahr wieder frische Triebe. Und so wird es auch mit unseren Leben sein.

Aus diesem völlig tot aussehenden Baumstumpf sprießen dieses Jahr wieder frische Triebe. Das Foto habe ich heute früh in unserer Wohnanlage gemacht.

Deshalb: Geht raus, bestaunt das wilde Aufbrechen, das man jetzt draußen beobachten kann. Sammelt frische Kräuter und kocht Euch Suppe daraus. Holt Euch knospende Zweige ins Haus. Genießt die Farben, die die Natur jetzt überall hinwirft. Und seid Euch gewiss, dass für uns Menschen auch wieder bessere Zeiten kommen.

Junges Leben sprießt aus totem Holz.

Das Gute an der Corona-Krise ist zum Greifen nah

Ich hoffe sehr, dass auch Ihr das Positive, Gute an der Corona-Krise wahrnehmen und erleben könnt. Wenn Ihr sehr von negativen Gefühlen geplagt seid, versucht doch einmal, die Zeit für eine kreative oder körperliche Tätigkeit zu nutzen. Egal, ob es Basteln oder Boxen, Singen oder Seilspringen, Backen oder Briefeschreiben, Malen oder Mauern ist. Alles, was kreativ ist und Spaß macht, erfreut die Seele und schenkt Resonanz!

Ich wünsche Euch viele gute Gefühle und positive Zeit während der Corona-Krise! Auf dass Ihr das Gute an der Corona-Krise erleben und schätzen könnt!

Eure Maike

PS:
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3 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Pingback: Corona-Sorgen: Was mich beunruhigt - feinslieb

  2. Liebe Maike,
    wieder einmal ganz herzlichen Dank für all die Gedanken. Bei uns ist alles nach wie vor sehr anstrengend, aber Deine Gedanken zu lesen, weiterzudenken und selbst auf andere Gedanken zu kommen, das hat mir heute gutgetan. Und tatsächlich war heute mein Tag! Ich habe heute zum ersten Mal selbst Nudeln gemacht und Macarons gebacken und bin sehr glücklich mit dem Ergebnis und fand es so schön und beruhigend, den ganzen Tag in der Küche zu stehen und vor mich hin zu werkeln…
    Ein wunderschönes Osterfest und liebe Grüße aus Wien!

    • Oh wie schön, liebe Elisabeth! Ich liebe es auch, ind er Bücher herumzustehen und zu werkeln. Das erfüllt mich auch immer. Kochen ist für mich auch resonant 🙂 Guck mal, ich habe eben ein Rezept für einen super leckeren Kürbis-Eier-Auflauf gepostet, den musst Du unbedingt mal probieren. Schmeckt echt fantastisch. Gab es bei mir heute zum Mittagessen. Zum dritten Mal in den letzten drei Wochen, so schmeckt er mir! https://feinslieb.net/de/zum-spargel-kuerbis-eier-auflauf-mit-mandeln-und-parmesan/
      Euch frohe, wunderschöne Ostern! <3

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