Liegenbleiben und auferstehen: Ein perfekter Tag im April 2022

Mein perfekter Tag im April 2022 war der Karfreitag. Außerdem der siebte Tag meiner Woche allein auf dem Land, die ich zum Auftanken und Arbeiten so dringend gebraucht hatte.

Als ich morgens kurz rausging, bestätigte sich, was die Wetter App schon angekündigt hatte: Es war kalt, bewölkt und regnerisch. Mir war instantan nach Kuscheln.

Es regnete.

Weil der Karfreitag der Tiefpunkt im christlichen Jahreslauf ist, weil das Wetter so schlecht war, und weil ich das eigentlich nie mache, beschloss ich, den ganzen Tag im Bett zu bleiben und Filme zu gucken. Was für ein Luxus! Als arbeitende Mutter ist sowas ja eigentlich nie drin.

Erstmal baden. Was für eine Wohltat, wenn die Räume kühl sind und man die Öfen nicht anheizen will (weil man ja den ganzen Tag im Bett verbringen wird). Dazu im Pflanzenführer schmökern. Herrlich.

Den Duft der Hyazinthe genießen, der in den Wohnräumen schwebt.

Auf dem Weg vom Bad ins Bett Tee koche ich mir Tee und setze einen Sud aus Zwiebelschalen fürs Färben der Ostereier auf.

Dieses gemütliche Bett wartet auf mich. Hier möchte ich den Tag verbringen. Los geht’s mit heißem Tee in der herrlichen Tasse von ono mao und “The Marvelous Mrs. Maisel” auf Amazon Prime. Ich hatte ja am Vortag auf Instagram um Film- und Serientipps gebeten, und da war unter anderem “Mrs. Maisel” dabei. Die erste Staffel kenne ich schon, jetzt ist die zweite dran.

Midge und ihre Mama in der Komödie “The Marvelous Mrs. Maisel”, die in den 1950er Jahren in New York spielt. Miriam “Midge” Maisel erkämpft sich ihren Weg als weibliche Stand-up-Comedian und stößt dabei auf allerlei Widerstände ihrer jüdischen Familie sowie auf die unemanzipierte Welt der 50er Jahre.

Midge Maisel (rechts) und ihre absolut steile Managerin Susie (links).

Mrs. Maisel hat Pfeffer im Hintern und eine lockere Zunge. Super. Außerdem ist sie immer extrem gut angezogen.

Ich gucke ein paar Folgen und unterbreche das Programm nur einmal für ein halbes Stündchen, um mir eine große Portion Kartoffeln mit grüner Sauce zuzubereiten. Die ich dann im Bett und vor einer weiteren Folge Mrs. Maisel verzehre.

Aber am Nachmittag krieg ich dann den Koller und möchte raus. Das Wetter ist kurz mal schön.

Ich gehe ins Wäldchen, um Anemonen zu pflücken.

Auf dem Grundstück sammle ich dann noch ein paar Traubenhyazinthen für dieses hübsche kleine Sträußchen.

Ich fühle mich in der Stimmung, Eier zu färben. Besonders gefallen mir die dunkelroten. Die Farben werden so intensiv, weil ich die meisten Eier vor der klassischen Färbung mit Zwiebelschale vorgetönt habe.

Abendessen: Gebratener Fenchel und Tomaten-Zwiebel-Brot. (Weil ich oft Fragen danach bekomme: Ähnliches Geschirr wie unseres findest Du bei ono mao.)

Beim Abendessen schweifen meine Gedanken ab zur christlichen Bedeutung des heutigen Tages. Mir fällt auf, dass ich gar nicht weiß, was bei der Auferstehung Jesu eigentlich genau geschehen ist. Wer hat laut Bibel was gesehen? Wem ist Jesus wann erschienen? Wer war wann am Grab? — Immerhin basiert ja auf dem Ereignis bzw. der Legende der leiblichen Auferstehung das Christentum.

Glücklicherweise hat arte.tv einige Beiträge zum Thema in der Mediathek. Nach dem ersten Film bin ich inspiriert, aus einer kürzlich im Wald gefundenen hohlen Wurzel die Grabhöhle Jesu nachzubauen. Und ich möchte gern einen Engel filzen, der vor der Grabhöhle wacht. Irgendwie drängt es mich, mich mit dieser Geschichte tatkräftig zu beschäftigen.

Während ich weitere Filme über die Legende der Auferstehung und über das Grabtuch von Turin schaue (sehr interessant!), filze ich den Engel. Leider habe ich nur die gelbliche, kardierte Puppen-Stopfwolle da und keine feine, hellweiße Wolle, wie ich sie normalerweise für Engel verwende. Aber es geht trotzdem. Als er fertig ist, hat der Engel irgendwie was Irdisches, also etwas Geerdetes. Und wie bei meinen Puppen verbinde ich mich beim Filzen mit ihm und finde schließlich, dass er genau so perfekt ist, wie er ist, in all seiner Unvollkommenheit.

Ein Stein sowie ein Stück altes Leinen für das Grabtuch sind auch schnell gefunden. Als ich fertig bin mit dem Gestalten und Anordnen, bin ich total zufrieden und gerührt. Irgendwie habe ich plötzlich selbst ein Gefühl von Auferstehung. Es geht mir definitiv anders, besser, als noch vor einer Woche. Ich fühle Freude und Dankbarkeit. Die Tage allein hier auf dem Land in totaler Autonomie haben mir so gut getan; der heutige Tag ebenfalls, ganz besonders der.

Ich spüre, dass das tiefe, dunkle Tal, das ich seit dem Tod meines Vaters im September emotional durchschritten habe, vorbei ist. Dass der Weg wieder bergan geht und die Sonne wieder fühlbar wird. Das macht mich froh.

Ich bin auch überrascht und erfreut, wie gut diese Bewegungen meiner Seele mit dem Jahreslauf zusammenpassen. Meine emotionale Auferstehung passiert genau zu Ostern, na sowas! Als hätte ich es geahnt.

Man darf dabei nicht vergessen: Der christliche Mythos um die Auferstehung hat ja auch eine Parallele in der Auferstehung der Natur. Und wir Menschen schwingen ja auch mit der Natur mit. Im Frühling sprießt neues Leben aus Keimen und darf sich entwickeln. Auferstehung bedeutet somit auch Potenzial für Wachstum und Entwicklung, für das Gute, für das Richtige und für das Schöne.

Und mit solchen Gedanken geht mein perfekter Tag im April 2022 zu Ende.

Was kannst Du von diesem perfekten Tag für Dich mitnehmen?

  • Einfach im Bett bleiben und Filme gucken/lesen/Hörbücher hören… ist tolle Selbstfürsorge (wenn man es nicht ständig macht, natürlich 🙂
  • Ja kein schlechtes Gewissen haben beim Faulenzen!
  • Gute Düfte sorgen für gehobenes Wohlbefinden. Benutze ein gutes Raumspray, stell duftende Blumen auf, zünde Duftkerzen an…
  • Tipp für einen Faulenz-Tag: Essen schon am Vortag vorbereiten oder bestellen, dann wird’s richtig luxuriös.
  • Blumen pflücken macht große Freude!

Ich hoffe, Du nimmst Dir auch manchmal Zeit nur für Dich. Wenn nicht, plan sie fest ein und blocke den halben oder ganzen Tag für Dich im (Familien-)Kalender.

Deine Maike

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