Ein perfekter Tag: März 2020

Allein in Berlin!

Mein Mann und die Kinder sind ja seit letztem Wochenende auf dem Land geblieben, weil die Kinder krank sind und dort am besten gesund werden. Mein Mann kann Vieles auch von dort aus erledigen und andere Aufgaben delegieren. Er ist schon seit Mitte letzter Woche auf dem Land.

Aber ich hatte ein paar Termine in Berlin und wollte zum Arbeiten absolute Ruhe haben, damit ich mal etwas am Stück wegschaffen kann. Wenn die Kinder um mich sind, gelingt das oft nicht so gut.

So bin ich am Mittwoch allein mit dem Zug nach Berlin zurück gefahren. Klar vermisse ich die Familie ein bisschen. Aber es ist super toll, ein paar Tage völlig autonom zu sein. Machen dürfen, was und wann ich will. Nicht ständig angesprochen und unterbrochen zu werden. Nicht schon morgens X Dinge im Kopf zu haben, an die ich denken muss, bevor die Kinder los gehen. Usw. Eltern wissen genau, wovon ich spreche.

Und so wurde es gestern ein perfekter Tag in Berlin, ganz für mich.

Das habe ich gemacht:

1. Yoga zu Hause

Es ist ja anscheinend total verbreitet, aber für mich war es das erste Mal: Yoga zu Hause mit einer Anleitung von YouTube zu praktizieren. Und was soll ich sagen: Es hat super geklappt. Die Übungen waren leicht nachvollziehbar, und die Stimme der Trainerin war angenehm. Das Programm war genau richtig für mich: Nicht zu schwer und nicht zu lang. Nur 11 Minuten für den Anfang. Aber das lässt sich ja steigern. Und das habe ich auch vor. Zumindest jetzt in der Fastenzeit.

Einfache Yoga-Morgen-Session à 11 Minuten

2. Essen kochen

Weil ich den ganzen Tag unterwegs sein würde und jetzt zur Fastenzeit Paleo esse, kochte ich mein Mittagessen und packte es ein: Asiatisch gewürzte Gemüse-Hackfleisch-Frikadellen mit Möhren-Paprika-Salat und Guacamole.

3. Museum: Die Fotografien von Akinbode Akinbiyi im Martin-Gropius-Bau

Ein perfekter Tag in Berlin: Der Gropius-Bau ist immer einen Besuch wert
Auch die Straßen waren leer. Ins Abgeordneten-Haus gegenüber sah ich niemanden hinein- oder herausgehen.

Yeah, ich war mal wieder im Museum! Bei meiner Recherche zu aktuellen Ausstellungen war ich auf diese Foto-Ausstellung gestoßen. Der Fotograf Akinbode Akinbiyi, geboren in England und mit nigerianischen Wurzeln, ist ein Wanderer und Beobachter in den Großstädten der Welt. Er hat in Oxford und Heidelberg englische Literatur studiert, und ist über die Literatur zur Fotografie gekommen. Er hat auch eine Weile in Berlin gelebt.

Wahrscheinlich wegen der Angst vor dem Corona-Virus war das Museum ziemlich leer. Mir hat das sehr gut gefallen.

Frau bei der Ausstellung im Gropius-Bau
Außer mir waren nur wenige Menschen im Museum. Die Dame hinten ist eine der Wärterinnen. Außer mir und dem Mädchen vorn im Bild war es nur noch ein Paar, das sich die Ausstellung ansah. Sehr angenehm.

Zur Ausstellung: Mit seinen Fotos erzählt Akinbiyi Geschichten vom Wandel moderner Städte, vom Leben und Zusammenleben von Menschen, vom sichtbaren und unsichtbaren Zerfall im Kapitalismus, von Migration und Ausgrenzung, und auch von der seltsam versteckten Exposition von Sex und Erotik im öffentlichen Raum. Er steht oft lange an einem Ort und wartet ganz geduldig, bis sich der richtige Moment für ein Foto ergibt.

Foto von einer schönen Frau, die sich über die Schulterumdreht
Eher ein untypisches, aber sehr schönes Bild.
Ein perfekter Tag in Berlin haben auch diese Jungen auf dem Bild: Sie fahren hintereinander auf einem Radweg in der Ugandastraße
In Berlin im „afrikanischen Viertel“ im Wedding fotografiert, gar nicht so weit weg von unserem Wohnort.

In der Ausstellung war auch ein Film über den Fotografen zu sehen, in dem er von seiner Art und Weise zu fotografieren, von seinem Leben und seinem Blick auf die Welt erzählte.

Erstaunlicherweise nimmt er viel von der Welt auch über seine Ohren wahr. Die Geräuschkulisse um ihn herum fließt immer in seine Arbeiten ein.

Aus dem Film über den Künstler

Akinbiyi fotografiert analog mit Mittelformat-Kameras. Auch eher unüblich.

Ich fand seinen Blick inspirierend: Er arbeitet oft mit Schriftzügen an Wänden oder Botschaften auf Plakaten, die dann in ihrem Umfeld witzige, absurde oder kontrastreiche Bezüge schaffen. Und auch von seiner Art, sein ganz normales, städtisches Umfeld zu beobachten, bis sich ein idealer Moment ergibt, fühlte ich mich angesprochen.

Aus dem Film: „I’m sexy“ (wie süß!). Und: es ist „ERNST“.
Diese Collage zeigt die Bandbreite von Akinbiyis Fotos, auch wenn die Fotos dieser Collage nicht zu seinen besten gehören.

Ich schaute mich noch im Museums-Shop um und fuhr dann mit dem Bus direkt zu…

3. Sauna und Schwimmen im Stadtbad Neukölln

Hier wollte ich schon seit Ewigkeiten hin. Unfassbar, dass ich es in 26 Jahren Berlin noch nicht geschafft habe, einmal im wunderschönen historischen Jugendstilbad in Neukölln schwimmen zu gehen! Deswegen heute. Endlich. Genau für solche Unternehmungen sind meine „Perfekten Tage“ da.

Ein perfekter Tag in Berlin kann Dich auch ins Stadtbad Neukölln führen: Die gläserne Decke in der Eingangshalle ist sehr schön
Eingangsbereich des Stadtbades Neukölln

Besonders freute ich mich auf die Sauna. Erfreulicherweise war es auch im Stadtbad Neukölln wunderbar leer. Außer der 95°C-Sauna gibt es dort noch 4 andere Saunen (Dampfbad, Kräuterbad, Caldarium usw.), und die waren fast immer komplett leer. Der Sauna-Bereich ist wirklich wunderschön:

Das Tauchbecken im Stadtbad Neukölln / Sauna-Landschaft. Ein perfekter Tag in Berlin kommt hier zur Krönung.
Gerade sind alle anderen Gäste in den Saunen. Ich glaube, das kommt hier nicht so oft vor.
Das Tauchbecken im Stadtbad Neukölln / Sauna-Landschaft, Wandmosaik mit Reiter im Detail. Ein perfekter Tag in Berlin kommt hier zur Krönung.
Die Wände sind mit Mosaiken besetzt.
Das Tauchbecken im Stadtbad Neukölln / Sauna-Landschaft, Wandmosaik mit Flaschen im Detail. Ein perfekter Tag in Berlin kommt hier zur Krönung.
Das Tauchbecken im Stadtbad Neukölln / Sauna-Landschaft, Wandmosaik mit Obstschale und V im Detail. Ein perfekter Tag in Berlin kommt hier zum Abschluss.
Ob das oben echte Jakobsmuscheln sind? Wahrscheinlich ja. So sah es jedenfalls aus.

Ich machte mehrere Saunagänge in verschiedenen Saunen. Einer der Aufgüsse in der 95°C-Saune war mit „Salz-Peeling“. Da bekamen alle Sauna-Besucher einen Löffel Salz zum Abschrubben der Haut. Das trockene Salz fand ich aber nicht so angenehm wie mein Efeu-Peeling aus Zucker und Efeu-Öl (Anleitung).

Zwischendurch las, aß und trank ich auf einer gemütlichen Liege im Ruhe-Bereich. Und schwamm eine Viertelstunde zügig im großen Becken hin und her.

Als ich frisch angezogen und ausgeschwitzt, sauber geduscht und mit frisch gewaschenen Haaren aus dem Bad kam, fühlte ich mich ganz glatt, total sauber und gesund. Wunderbar. Und das angesichts des Corona-Viruses. Natürlich war der auch Thema in der Sauna gewesen – wo nicht in diesen Tagen. Kurz vor den stündlichen Aufgüssen war die heiße 95°C-Sauna immer gut gefüllt. Da wurde allen Anwesenden von einer Ärztin versichert, dass der Virus keine 70°C überlebt. Wahrscheinlich war deswegen vor allem diese Sauna immer so gut gefüllt 🙂

Erschöpft war ich auf dem Heimweg aber auch, und nicht zu knapp.

4. Neukölln, wie es leibt und lebt

Beim Gang zur U-Bahn kam ich an dieser alten Kneipe „bei Micha“ vorbei, die mit mehreren Tafeln für ihr besonders günstiges Angebot warb:

Ein perfekter Tag in Berlin ist für manche an Bier gekoppelt: Spruch-Tafel: "Bier für Hartz 4 - Micha macht's- Frisch vom Fass - 0,3 l nur 1,60
Ein perfekter Tag in Berlin ist für manche an Bier gekoppelt: Spruch-Tafel: "Er: "Schatz, treffen wir uns auf 1-2 Bier?" Sie: "Ja, gerne, aber 12 schreibt man ohne Bindestrich!"
Oh my God…

Hier, beim dritten Plakat, würde ich ganz Akinbiye-like hinzufügen: Und das E kommt bei BIER nicht vor dem B, sondern nach dem I! Denn hier ist es nicht ERNST, sondern BIER.

Ein perfekter Tag in Berlin ist für manche an Bier gekoppelt: Spruch-Tafel an Hauswand: "Als Moses an den Felsen klopfte, schon das klare wasser tropfte. Doch schöner ist's bei Micha hier, er zapft am Krug und es kommt Bier." Darunter vier Graffiti-Buchstaben: EBIR

Aber bevor ich nach Hause durfte, musste ich noch einen Umweg über die Arztpraxis machen. Denn just auf dem Heimweg fiel mir ein, dass ich dort heute einen Termin hatte. Ich muss ja oft zu Routine-Untersuchungen. Heute stand ein Test an, den ich alle drei Monate machen muss, um den Status meiner Krankheit zu überprüfen. Ich strampelte mit letzter Kraft mit dem Fahrrad gegen den Wind zur Arztpraxis und nach dem Test mit allerletzter Kraft nach Hause.

5. Kleine Gaben machen glücklich

Weil ich echt total groggy war, beschloss ich, den Tag ganz in Ruhe und zu Hause ausklingen zu lassen. Ich hatte noch mit der Idee geliebäugelt, eine Freundin in einer Bar zu treffen, aber dazu fühlte ich mich nicht mehr in der Lage.

Im Museums-Shop des Martin-Gropius-Baus hatte ich übrigens diesen schönen Topf-Untersetzer (rechts) für unseren Esstisch gekauft, den ich auf dem Tisch drapierte und freudig bewunderte. Dass er je nach Perspektive aussieht wie ein dreidimensionaler Würfel, fiel mir erst hier auf. Geniales Teil. Macht mich froh, wenn ich es nur ansehe.

Blumenstrauß auf Tisch, daneben Topfuntersetzer mit Geometrie-Form

6. Filme und Zwiebelkranz

Der Tag ging zu Ende mit einem leckeren Paleo-Abendessen (restliche Frikadellen, diesmal aber in warmer Tomatensauce, dazu grünen Salat), Filmeschauen und dabei Herstellen eines Kranzes aus klitzekleinen Zwiebeln.

Aus dem Kranz wird eine Vorfrühlings-Deko, die hier noch nicht ganz fertig ist. Dazu wird es hier im Blog auch eine Anleitung geben. Ich glaube, das wird sehr schön. Aber ich brauche dazu Moos, das ich erst am Wochenende auf dem Land holen kann.

Zwiebelkranz vor Laptop mit Film auf schwarzem Tisch
Beim Filmegucken etwas herstellen: Die Basis für eine vorfrühlingshafte Dekoration

Um 21 Uhr war ich total müde und ging ins Bett. Es war ein herrlicher Tag!

Inspiration für Deinen eigenen perfekten Tag: Was war besonders schön?

  • Die körperliche Erschöpfung: Sauna und Schwimmen machen müde. Fühlt sich toll an. Warum nicht mal wieder saunieren und/oder schwimmen gehen – falls das Virus uns nicht ans Haus fesselt
  • Kunstgetnuss: Etwas Schönes und/oder Interessantes bewundern macht glücklich. Sicher gibt es auch in Deiner Nähe etwas Schönes oder Interessantes, das Du noch nicht kennst.
  • Etwas herstellen: Etwas mit den eigenen Händen zu machen, erzeugt sehr oft „Resonanz“ (eine Art Selbstwirksamkeit/Mitschwingen mit der Welt, über die ich noch schreiben werde – ich lese gerade das Buch „Resonanz“ von Hartmut Rosa, in dem Resonanz als DAS Mittel gegen die Beschleunigung der Welt dargestellt wird)
  • Zu Hause sein und Filme schauen: Ist einfach unübertrefflich gemütlich. Da ich das nicht oft (ausgiebig) mache – meist reicht es nur für eine Sendung à 45 min -, genieße ich es zumindest sehr. Wer es sich nicht oft gönnt, sei hiermit aufgefordert, es ab und zu zu machen.

Ich wünsche Euch gute Tage, wahrscheinlich eher in den eigenen vier Wänden ab dieser Woche… aber das soll jetzt so sein und macht ja absolut Sinn.

Eure Maike,

… die morgen zur Familie aufs Land fährt und am Sonntag wieder mit dem Wochenende in Bildern von sich hören lässt. — Eben wurde bekannt gegeben, dass auch die Berliner Schulen ab Montag schließen. Da bleibe ich mit den Kindern wahrscheinlich länger auf dem Land.

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Ein gutes und gesundes Wochenende!

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  4. Ach, wie schön! Da werde ich glatt ein bisschen neidisch! Für März habe ich noch gar keine Pläne und nachdem hier am Mittwoch alle Schulen schließen, werden wir wohl viel aufeinander hocken… Aber ganz für mich habe ich heute zwei Playlists auf dem Handy erstellt, eine, die mich einfach heiter- gelassen ablenkt, wenn ich mal wieder Nachrichtenpause brauche und eine, die mich ruhig werden lässt, wenn es doch irgendwann zu viel wird!
    Danke, liebe Maike, für die stete Erinnerung, sich selbst nicht aus den Augen zu verlieren!

    • Das ist aber auch eine gute Idee mit den Playlists! Ja, der Virus verändert Einiges… Ich bin gespannt, ob ich im April einen Tag ganz für mich hinkriege. Vielleicht in Berlin, wenn ich zwischendurch hinfahre. Alles Gute Dir!

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