Cantati li me canti, Sicilia: Unser Wochenende in Bildern 9./10. Februar 2019

Wir sind noch auf Sizilien im Winterurlaub und lieben, lieben, lieben es, wie immer, wenn wir hier sind. Wir lieben die Natur, die Wärme, das Strahlen der Erde, das Leuchten der kleinen Ortschaften und das hintergründige, schwer zu entziffernde Wesen der Menschen. Wir lieben auch den Kaffee, der hier so betörend duftet, das gute Essen, die Sonne, das Meer und die Blumen, die Felsen und die seltsamen Pflanzen, die es nur hier gibt. Die ganze Woche haben wir in Schönheit und Wärme geschwelgt und es uns maximal gut gehen lassen. Wir haben gelernt, die Zeit, die wir haben, zu genießen. Denn in Sizilien haben die Menschen noch Zeit und Seele. Bevor wir am Montag wieder in den graubraunen Berliner Winter zurückfahren, hatten wir ein herrliches Wochenende:

Samstag, den 9. Februar 2019

Sonnenaufgang am Golf von Castellamare. Jeden Morgen schaue ich mir hier gegen halb sieben von der Terrasse aus diese wundervollen Sonnenaufgänge an.

Bevor draußen die Sonne richtig scheint, lesen wir „Momo“ zu Ende. Ich habe das Buch nicht ohne Grund als Urlaubslektüre für uns alle ausgewählt. Mein Mann kannte es noch nicht, und ich wollte unbedingt, dass er es in Ruhe liest, mit Zeit und in einem Umfeld, das zum Buch passt. Wir reden in diesen Tagen viel über das Buch und darüber, was es bedeutet. Denn es ist aktueller denn je und gibt uns nachhaltig zu denken. Über uns, unser Leben und darüber, was wir wollen. Im letzten Kapitel kommen mir die Tränen.

Diese schöne Möwe auf dem Schornstein des Nachbarhauses ist mein Lorbeerzweig des Tages. Sie sitzt da so seelenruhig und sagt mir: Mach Dir keine Sorgen, es ist wie eh und je. Die Sonne scheint, das Meer glitzert, und im Wasser wartet ein leckerer Fisch. Aber davor putze ich mir ganz in Ruhe die Federn.

Die Kinder wollen am liebsten immer am Haus bleiben und keine Ausflüge machen. Denn sie wollen mit uns zusammen und in Verbindung sein. Das haben wir diese Woche nochmal ganz deutlich verstanden, einmal, weil sie es uns in ihren Worten gesagt haben, und auch wegen „Momo“.

Ich nehme die Botschaft ernst und lasse mich ausgiebig von den Kindern bekochen. Die kleine Tochter macht mir Stockbrot mit Pinienzapfen, die sie über dem Grasfeuer brät. Der Pinsel, den die Kinder im Schuppen gefunden haben, wird vielfach eingesetzt, zum Glasieren von „Fleischstücken“ mit Honig, als Löffel und Messer. Wir witzeln, das sei sicher kein Einfalts- sondern ein Vielfaltspinsel. Die große Tochter sagt, das Restaurant, das wir hier betreiben, hieße „Zum Vielfaltspinsel“. Das gefällt uns allen sehr gut.

Hier verziert die große Tochter ein Gericht mit Blumen.

Mein Mann fotografiert inzwischen organische Strukturen, die er ja auf seine besondere Weise später ganz analog mit Bleistift zu Papier bringt.

Dann fahren wir alle zusammen in die Ortschaft, um Fisch zu kaufen. Denn heute Abend soll es mal wieder Fisch geben. Jeden Tag sehen wir die Fischerboote auf dem Wasser unter unserem Haus und wissen darum, dass der Fisch mehr oder weniger vor unseren Füßen gefangen wird.

Der Fischhändler zeigt uns diesen etwas gruseligen Fisch, der eine Antenne vor dem Maul hat. Die ist ein Köder: Kleinere Fische halten sie für Futter und schwimmen so diesem Fisch direkt vors Maul. Der öffnet dann seinen großen Schlund und frisst sie. Ich denke: Wie die Datenkraken Google, Facebook & Co. Sie werfen ihre Köder aus, die sich „Soziale Medien“ oder „Suchmaschine“ nennen. Aber eigentlich wollen sie nur unsere Daten. Natürlich nicht unsere Adresse oder wie unser Haus oder unser Gesicht aussieht – darum geht es ja nicht. Sondern um Daten im großen Stil, um uns Menschen für große kommerzielle und politische Zwecke zu durchleuchten. Was denken wir, was kaufen wir, worauf fahren wir ab, was reizt uns. Und natürlich nicht wir als einzelne Personen, sondern wir alle in der Masse. Hier ist es ein Strang Eiweiß, der aussieht wie ein Stück Alge. Damit kleine Fische daran herumknabbern und so zu leichter Beute werden können.

Solche „leichte Beute“ hat der Fischhändler auch auf Lager. Wir entscheiden uns für einen Tonnetto, das ist eine kleinere, nicht ganz so fettige Form aus der Familie der Thunfische.

Aber zum Mittagessen gibt es erstmal Pasta con Fave. „Fave“ sind unheimlich leckere, süße Bohnen, die man aus langen grünen Schoten palt. Sie schmecken fast wie grüne Erbsen. Hier mit einer köstlichen Sauce aus Orangensaft, Knoblauch, Zitronenschale, Peperoncino und natürlich Thunfischbottargha, das ist getrockneter, geraspelter Thunfischrogen, den unser Fischhändler auch verkauft. Dazu frische Minze.

Nach dem Mittagessen gehen mein Mann und ich allein wandern. Die Kinder dürfen inzwischen einen Film schauen und spielen, denn sie haben nicht die richtigen Schuhe zum Wandern dabei – und wir freuen uns auch über etwas Zeit nur für uns zwei. Wir hatten eigentlich nicht geplant, hier zu wandern, aber die Wanderwege, die wir hier überall sehen, reizen uns zu sehr. Wir wollen auf den Monte Monaco steigen, das ist der hohe Felsen über San Vito Lo Capo. Der Wanderweg beginnt direkt hinter unserem Haus. Das auf dem Bild hier unten ist aber nicht der Monte Monaco, sondern ein Felsen, den wir nach dem ersten längeren Anstieg unter uns liegen sehen.

Auf dem Weg sehen wir (hinten, blassblau) den Monte Cofano ins Meer ragen. Hier sind wir schon ca. 450 m über dem Meeresspiegel.

Zauberhafte blaue Blümchen blühen am Wegesrand.

Und Disteln. Ich mag Disteln. Sie sind auch meinem Sternzeichen Wassermann zugeordnet (morgen, am 11. Februar, habe ich Geburtstag). Vielleicht, weil sie jetzt so schön blühen.

Auf dem Gipfel des Monte Monaco, 528 m über San Vito Lo Capo. Der Felsen stürzt fast senkrecht auf die Stadt hinab.

Mit zitternden Oberschenkeln vom steilen Abstieg kommen wir zu Hause an. Die Kinder spielen in Gemütsruhe, denn nach einer halben Stunde Filmgucken ist die labile Internetverbindung abgerissen.

Wir haben alle Hunger. Mein Mann und die kleine Tochter heizen den Grill auf der Terrasse an.

Ich spicke inzwischen den Fisch mit Knoblauch und frischer Minze und übergieße ihn mit Olivenöl.

Hier auf Sizilien wird Fisch gern zum Grillen zwischen zwei Gitterroste gelegt und überm Feuer gebraten.

Aber die Kinder verschmähen den leckeren Fisch und essen lieber Apfelrisotto. Das kenne ich aus Umbrien, passt heute aber auch hierher, weil wir noch einen Rest Arborio-Reis und viele Äpfel übrig haben.

Und vielleicht, weil wir Eltern so von der Wanderung geschwärmt haben, wollen die Kinder nach dem Essen in die Nachbarbucht wandern. Mein Mann hat den ziemlich zugewachsenen Weg vor ein paar Tagen ausgekundschaftet. Die Töchter lieben es, denn der Weg ist abenteuerlich; man muss klettern und den Weg zwischen Steinen und Büschen immer wieder finden.

Es dämmert schon, als wir in der Bucht ankommen. Deswegen machen wir uns fast umgehend auf den Rückweg.

Keine Minute zu früh, denn es dunkelt schnell auf dem Rückweg. Und der Weg ist steil und unübersichtlich.

Als wir über das letzte Mäuerchen steigen, um auf den Weg zu unserem Haus zu gelangen, scheint schon der Mond.

Sonntag, der 10. Februar 2019

Der fast wolkenlose Himmel am frühen Morgen verspricht einen warmen Tag. Unser letzter Tag auf Sizilien für dieses Mal.

Noch vor dem Frühstück gehen wir die Felsentreppe am Ende unseres Gartens hinunter zum Meer. Ganz freundlich plätschern kleine Wellen an die Plattform. Vor ein paar Tagen konnte man die letzten 20 Stufen der Treppe nicht betreten, weil hier die Wellen 10 Meter hoch an die Felsen spritzten. Das war ein tolles Schauspiel. Mein Mann wagte sich einmal etwas zu tief hinab und wurde komplett nass. Kaum zu glauben, denken wir heute, so sanft plätschert das Wasser heute.

Die kleine Tochter macht dieses Foto von mir:

Der großen Tochter macht Klettern richtig Spaß. Und sie stellt sich auch gut an dabei. Trotz schwarzem Samtkleid, weißer Strumpfhose und Ankle Boots, ihrer derzeitigen absoluten Lieblingsgarnitur, sie sie am liebsten nicht mal nachts ausziehen würde.

Hier habe ich versucht, möglichst viel von der Felsentreppe aufs Bild zu bekommen.Sie ist viel steiler, als sie auf dem Foto aussieht, weil das Bild ein wenig nach links gekippt ist.

Frühstück gibt es auf der Terrasse. Die Blumensträuße sind die vom letzten Wochenende.

Ausflug nach San Vito zum Strand. Es hat um die 20°C und im Gegensatz zu den Sizilianern, die in Mützen, Schals und Pelzmänteln unterwegs sind (es ist ja Winter!) ziehen wir die Schuhe aus und spielen Sommer.

Die Töchter sammeln nicht nur Muscheln und Steine, sondern auch Neptungras-Bällchen. Und die sollen alle mit nach Hause.

So wollen wir San Vito Lo Capo gern in Erinnerung behalten:

Zu Hause, d.h. im Ferienhaus, genießen wir die Sonne auf der Terrasse, spielen, quatschen und kochen alle gemeinsam.  Die Kinder schälen und schneiden Kartoffeln und Möhren, Knoblauch und Tomaten. Als Apéritif für uns Eltern gibt es Averna Limone, das ist ein sizilianischer Kräuterlikör, in der Sorte Limone aber sehr zitronig schmeckend, ein bisschen wie Limoncello. Mit Eiswürfeln, frisch gepresstem Zitronensaft, Wasser und Orangenscheiben ein herrliches Getränk.

Während das Essen schmort, bekommen die Kinder erstmal eine Vorspeise mit Bananen, Pinienkernen und Rosinen. Die große Tochter will nochmal in die Nachbarbucht wandern; mein Mann und sie gehen tatsächlich los, denn das Essen muss lange schmoren.

Als die beiden zurück sind, gibt es das sehr späte Mittagessen: Carne alla pizzaiola, das sind dünn geklopfte gut durchwachsene Rindfleischscheiben, die mit Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch, Möhren und Kartoffelscheiben in einen Topf geschichtet und lange auf niedriger Temperatur geschmort werden. Gewürzt ist mit Thymian, Basilikum und Peperoncino, und es schmeckt fantastisch. Wir essen genüsslich alles auf.

Am Nachmittag machen wir noch einen kurzen Ausflug in den Naturpark Zingaro, um auf Wiedersehen zu sagen.
Die Mandeln blühen.

Ich liebe Felsen.

Immer wieder huschen Geckos am Wegesrand ins Gebüsch.

Hach, der Abschied von unserem geliebten Sizilien fällt uns schwer. Wir wissen, dass Berlin kalt, grau und bräunlich ist und sich momentan nicht mit dem sizilianischen Frühling messen kann.

Aber am Dienstag holen wir unseren kleinen Hund bei der Züchterin ab. Er ist ein Bolonka-Zwergpudel-Mischling und wird ab Dienstag unser neues Familienmitglied. Die Kinder freuen sich wie wahnsinnig, mein Mann und ich haben ein bisschen Muffensausen. Denn unser Oskar ist ein Welpe und wird viel Aufmerksamkeit benötigen. Nächstes Wochenende erfahrt Ihr, wie Oskar bei uns angekommen ist.

Auf Wiedersehen, Sizilien, bis bald! Wer hat auch einen solchen Sehnsuchtsort?

Mehr Wochenenden in Bildern findet Ihr hier, bei Konsti und Alu von Große Köpfe.

 

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5 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Pingback: Winter in Sizilien: Wochenende auf Sizilien 14./15. Februar 2020 - feinslieb

  2. Wunderschöne Fotos! Da bekommt man richtig Lust auf Sonne, Meer und Spaziergänge in toller Landschaft.
    Dir noch alles Gute nachträglich zum Geburtstag!

    Liebe Grüße
    Jessica

    • Lieben Jessica, lieben Dank, ich freue mich, wenn die Fotos anderen gefallen und etwas auslösen!!! Danke auch für die Glückwünsche!! <3

  3. Oh liebe Maike,
    es war sehr schön euch in Sizilien begleiten zu dürfen,
    da ich noch sehr wenig in der Welt unterwegs war, habe ich mich an deinen Eindrücken und Ausführungen sehr gelabt, wie du mich kennst an den Fischen eher nicht:)

    Ich wünsche dir heute zu deinem Geburtstag alles alles Liebe und viel Glück
    für dein neues Lebensjahr! Lass dich drücken!

    … und kommt wieder gut zuhause an!

    Herzlichst Roswitha

    • Danke, liebe Roswitha! Ein bisschen Glück kann ich weiterhin gut gebrauchen! Ohne das geht es bei mir nicht 😉
      Bis hoffentlich bald einmal!

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