Ein Blumenkind filzen bzw. ein Blumenkind selber machen ist gar nicht schwer. Und es macht große Freude! Hier meine einfach verständliche Anleitung, wie Du Schritt für Schritt ein Blumenkind selber machen kannst. Aus der Grundform kannst Du ganz verschiedene Blumenkinder selbst herstellen, für jede Jahreszeit. In allen Farben.
Die Figur, die ich hier vorstelle, passt gut zum Sommer (Juni, Juli, August): Ihre kräftigen Farben und natürlich das Blumen-Haarband machen aus ihr eine Rosenelfe, ein Zinnien- oder Dahlienkind, oder einfach eine Figur für den bunten sommerlichen Jahreszeitentisch.
Blumenkind filzen: Benötigte Materialien
- kleine Menge (100g) einfache Schafwolle im Vlies, gekämmt, z.B. bestellbar hier bei Wollknoll oder hier ein anderes Angebot bei Filzrausch (Werbung jeweils unbezahlt und unbeauftragt)
- feine Merinowolle im Kammzug als Band (zusammen max. 100g) in den gewünschten Farben für die Kleidung und die Umwickelung der Körperteile. Ich habe folgende Farben verwendet: hautfarbe hell, altrosa, hellrosa, pink, moosgrün, strohgelb (für die Haare). Mein Tipp: Bestelle diese Art Wolle als günstige Mix-Tüte mit vielen verschiedenen Farben hier bei Wollknoll, falls Du noch öfter filzen willst – 1 kg ist sehr viel! Achtung: Bei dieser Mixtüte ist leider keine gute Hautfarbe dabei. Du kannst bei Wollknoll aber auch einzelne Farben bestellen, hier z.B. die Hautfarbe. Oder hier eine sehr kleine Mixtüte hier bei Filzrausch, bei der aber nur ein Rosa dabei ist und das für dieses Projekt nicht ausreicht. Auch bei Filzrausch kannst Du einzelne Farben bestellen (Mindestbestellmenge allerdings 100g, was recht viel ist. Hautfarbe findest Du hier bei Filzrausch in verschiedenen Hauttönen (Alle Werbung unbezahlt und unbeauftragt).
- ca. 10-20 cm Pfeifenputzer
- Filznadel(n) verschiedener Stärke – siehe kleine Warenkunde zu Filznadeln unten. Ich habe gute Erfahrungen mit den Filznadeln von Filzrausch gemacht. Aber auch bei Wollknoll bekommst Du Filznadeln verschiedener Stärke. Wenn Du nur eine Sorte Filznadeln verwenden möchtest, nimm die Stärke 2 bei Filzrausch oder bei Wollknoll die mittlere Stärke. (Werbung jeweils unbezahlt und unbeauftragt)
- hilfreich: Filzschwamm aus Hartschaum, alternativ: möglichst großer Haushaltsschwamm. Hier bei Trolle und Wolle kannst Du z.B. einen guten Filzschwamm bestellen (Werbung unbezahlt und unbeauftragt)
Blumenkind filzen: Kleine Warenkunde Filznadeln
Es gibt ganz unterschiedliche Filznadeln für verschiedene Zwecke, grobe und feine. Alle Filznadeln haben jedoch eins gemeinsam: Sie haben kleine Widerhaken, die beim Herausziehen der Nadel aus der Wolle die Wollfasern miteinander verfilzen. Dadurch verdichtet sich die Wolle und wird fester und „kleiner“. Je nachdem, wie und wo man in die Wolle einsticht, wie oft und aus welchen Richtungen, ergeben sich verschiedene Formen. So kann man Wolle mit Filznadeln regelrecht modellieren und dadurch ganz vielfältige Körperformen herausarbeiten.
In meinem Nadelkissen auf dem Foto oben siehst Du drei verschiedene Arten von Filznadeln, die man mit bloßem Auge eigentlich nicht voneinander unterscheiden kann. Ich habe die oberen Enden der Nadeln deswegen mit verschiedenfarbigem Nagellack (rot und schwarz) markiert, um die Nadeln beim Filzen auseinander zu halten.
Ich verwende zum Trockenfilzen, vor allem für gefilzte Puppengesichter, drei verschiedene Filznadel-Arten.
- hier rot markiert: eine mittelfeine Sorte (Größe 2), die man für viele verschiedene Zwecke verwenden kann (und die als einzige Nadel ausreicht, wenn man nicht mehrere anschaffen möchte). Diese Nadel verfestigt gut und ist auch für „feinere Anwendungen“ grade noch fein genug.
- hier schwarz markiert: sehr feine Filznadeln für Oberflächen („Stern-Nadel“), die nur ganz vorn an der Spitze sehr feine Widerhaken haben. Diese Filznadeln machen das Wollmaterial nicht wesentlich kleiner. Sie verfestigen ganz zart Oberflächen, die nicht „löchrig“ werden sollen, z.B. Puppennasen oder -lippen, oder hier die feine rosa „Umwickelung“ des Kleides.
- nicht farbig markiert (metallfarben): eine dünne, scharfe, „aggressivere“ Filznadel (Größe 4) mit größeren Widerhaken, die stark verfestigt und große Wirkung hat. Sie eignet sich, um größere, unempfindliche Formen zu bearbeiten, z.B. Körperteile grob zu formen wie hier das Kleid. Diese Filznadel macht „Löcher“, was aber nicht schlimm ist, wenn man wie hier den Körper nochmal mit Wolle zart umwickelt.
Ich kaufe meine Filznadeln bei Filzrausch, wo Ihr die Nadeln in den angegeben Größen bzw. Bezeichnungen findet.
Blumenkind filzen – Anleitung
Für die Größenverhältnisse: Mein Filzklotz hat ungefähr die Maße 24 x 12 cm.
Als erstes stellen wir den Kopf her. Dazu filzen wir eine Kugel. Du zupfst dafür eine Strähne aus dem Schafwollvlies, die in etwas so groß ist wie auf dem Foto, also etwa 25-30 cm lang und nicht zu dick.
Ein Ende der Wollsträhne wickeln wir 3x fest um den Finger, ziehen das Gewickelte dann vorsichtig ab und wickeln den Rest der Wollsträhne darum. Dabei versuchen, in verschiedene Richtungen zu wickeln, damit es möglichst kugelig wird, so wie bem Aufwickeln von Wolle zu einem Knäuel.
So sollte es jetzt ungefähr aussehen. Dann stichst Du mit der mittleren Filznadel (Stärke 2) aus allen Richtungen immer wieder in das Teil ein, wobei es sich langsam zu einer kleineren Kugel verdichtet und fest wird, weil die Wollfasern verfilzen. Das wird der Kopf. Es kann hilfreich sein, das Teil dabei auf den Filzklotz/Schwamm zu legen, weil man sich sonst in den Finger sticht. Darauf achtgeben, dass man schön rundum einsticht.
Der Kopf wird gleich durch die Hautschicht nochmal ein bisschen größer. Wenn Dir der Kopf zu klein vorkommt, wickle nochmal eine Strählne Wolle darum und filze sie wieder mit der Filznadel fest.
Du musst es aber mit der Festigkeit nicht übertreiben; bollenhart muss das Ding nicht werden. Man sollte es schon noch gut zusammen drücken können. Es sollte nur möglichst gleichmäßig rund sein.
Du stichst ungefähr auf halber Höhe der Kugel mit der Filznadel eine Augenlinie (mittlere Filznadel). Die sollte nicht rundum gehen, sondern maximal „von Ohr zu Ohr“. So behältst Du einen runden Hinterkopf.
Von der Kammzug-Merinowolle in hautfarben einen Strang von mindestens dieser Länge herausziehen. Der Strang darf gern ein Stück länger sein als der auf dem Bild — meiner war etwas zu kurz.
Den Strang um den Kopf legen, wobei vorderes Gesicht und Hinterkopf von der Wolle bedeckt werden. Die „Ohren“ bleiben frei.
Die Augenlinie mit der Filznadel nachstechen, so dass sie wieder sichtbar wird. Wenn es Dir zu „stichelig“ aussieht, kannst Du es mit dem Finger danach vorsichtig etwas glattstreichen.
Einen sehr dünnen Strang hautfarbener Wolle abzupfen, ein bisschen verdrehen und damit den Hals abbinden. Einfach den dünnen Strang mehrfach drumrum wickeln.
So sieht der Kopf nun aus.
Einen Pfeifenputzer von ungefähr dieser Länge abschneiden. Die beiden (hier umgeknickten) Enden brauchen wir zusätzlich, die werden auch an der fertigen Puppe später umgeknickt.
Einen sehr feinen Strang hautfarbener Wolle abzupfen und fest um das Ende des Pfeifenputzers wickeln, so dass sich die Härchen des Pfeifenputzers eng um den Draht legen und das Ganze fest und dünn wird. Dabei den Wollstrang NICHT in sich verdrehen (niemals!), sondern flach um den Pfeifenputzer wickeln.
Das geht am besten, indem man mit der rechten Hand die Wolle gut straff hält, und mit der linken Hand den Pfeifenputzer dreht. Das findest Du durch Ausprobieren heraus.
Das umwickelte Ende des Pfeifenputzers umknicken und den Rest des feinen Wollstrangs um alles wickeln, so dass sich Händchen ergeben.
Noch etwas weiter drumwickeln , damit der Schlitz zwischen den umwickelten Pfeifenputzerstücken verschwindet.
Am anderen Ende genau so verfahren (2. Hand).
Arme mit Händen und Kopf. Jetzt werden die Arme noch mit der gewünschten Wolle/Farbe umwickelt. Dabei von Handgelenk 1 zu Handgelenk 2 wickeln, wieder mit dünnen Strängen und die Stränge bei Wickeln NICHT verdrehen. Du wickelst jeden Strang fest bis zum Ende, auch wenn Du am Schluss nur noch ein paar Fasern wickelst. Dann nimmst Du einen neuen Strang und wickelst damit weiter, bis alles gut mit Wolle bedeckt ist. Dabei so fest wie möglich wickeln.
Nun die umwickelten Arme zwischen die beiden Teile der Hals-Wolle schieben.
Einen ungefähr so großen Wollstrang aus dem Vlies ziehen und unter den Armen so fest wie möglich um den hals-Strang wickeln. Je fester Du hier wickelst, desto weniger musst Du später filzen/nadeln.
So viel Wolle drumwickeln, bis mindestens die gewünschte Gesamt-Länge der Puppe erreicht ist. Am besten etwas länger, denn durch das Filzen wird es später wieder ein Stück kürzer. Dafür ist es gut, wenn der Hals-Strang länger ist als bei mir. Ich musste noch etwas Wolle „anstoppeln“.
Mit der „aggressiven“/groben Filznadel (Stärke 3-4) die Wolle rundum verfestigen. Hier darfst Du gern fleißig nadeln, damit es schön fest und stabil wird. Immer schön rundherum.
Ganz wichtig: Auch die Standfläche muss immer wieder bearbeitet werden. Dabei achtest Du darauf, dass Du die Mitte der Standfläche etwas tiefer/fester nadelst als den Rand (siehe Bild). Dann steht die Puppe später stabil und sicher.
Weitere Wollstränge um den Körper wickeln und festfilzen. Dabei unten immer etwas mehr Wolle drumwickeln als oben, damit ein Kleid/Rock entsteht. Nicht zu dicke Lagen auf einmal, das ist sonst mühsam. Lieber mehrere dünnere Lagen anbringen und diese festfilzen, bevor die nächste Lage drüberkommt.
Ich habe hier insgesamt drei Lagen gefilzt. Ich wollte das Kleid lieber nicht zu breit haben. Tipp: Ganz am Schluss mit der mittleren Nadel (Stärke 2) filzen, damit die Oberfläche nicht so löchrig aussieht.
Wenn Du zufrieden mit der Grundform des Kleides bist, umwickelst Du auch den Körper/das Kleid mit Wollsträngen in der gewünschten Farbe, hier rosa.
Um die Brust und die Gegend zwischen den Schulterblättern zu bedecken, führst Du den Wollstrang von hinten über die Schulter kreuzweise unter den Achseln durch. Dann fest rundum nach unten wickeln.
So sieht die Puppe nun aus. Du kannst mit der ganz feinen Nadel (Sternnadel) die Oberfläche der rosa Umwickelung etwas verfestigen.
Nun bringen wir eine Weste bzw. Blütenblätter an. für eine Weste legen wir einen Strang Wolle um den Nacken und führen ihn nach vorn. die beiden Enden werden nicht überkreuzt, sondern nebeneinander in Brusthöhe mit der Nadel ein wenig festgefilzt. Man kann diesen Strang auch viel, viel dicker machen; für diese Puppe gefiel mir das Zarte, Feine besser.
Man kann von die pinken Enden kürzer zupfen. Dafür immer vorsichtig nur ein paar fasern unten herausziehen, bis es kurz genug ist. Nicht zu fest ziehen. Wenn sich keine Fasern lösen, greifst Du weniger Fasern, die sich leicht herausziehen lassen.
Für weitere Blütenblätter einzelne Wollstränge neben- und übereinander legen und nur oben etwa 2 cm mit der mittleren Nadel etwas verfestigen bzw. aneinander fixieren.
Man kann das verfilzte Ende oben auch ein kleines Stück abschneiden, so dass der Rand ganz gerade wird.
Dann bringt man die Blütenblätter um die Taille herum an, indem man sie mit der mittleren Filznadel oben am Körper befestigt.
Die Spitzen der Blätter entstehen, indem Du die Spitzen der Wollstränge ganz unten mit den Fingerspitzen etwas verzwirbelst.
Wenn sich die Wolle um die Arme etwas gelöst hat, streicht man sie vorsichtig mit dem Finger in Wickelrichtung wieder glatt (Bild). Hier habe ich auch noch einen grünen Gürtel aus einem Wollstrang angebracht. Der darf gern ein bisschen tiefer sitzen als hier bei meiner Elfe.
Den Gürtel mit der mittleren Filznadel befestigen.
Jetzt sind endlich die Haare dran! Dafür einen Strang Merinowolle in der gewünschten Haarfarbe aus dem Kammzug herauslösen /-ziehen, der ungefähr die Länge und Breite hat wie der auf dem Bild.
Den Wollstrang um den Puppenkopf legen.
Mit der mittleren Filznadel am Scheitel entlang festfilzen. Zum Nacken hin weniger fest filzen.
Du kannst die Haare offen lassen und rund um den Kopf zurecht zupfen. Schön wird es immer, wenn man die beiden Strähnen von hinten über die Schultern nach vorn legt.
Ich persönlich mache meinen Filzpuppen gern Zöpfchen, weil die beiden Haarträhnen hinten sowieso „auseinander streben“, so dass sich die Zopffrisur anbietet. Für Zöpfe teilst Du die beiden Enden in jeweils drei Teile, flichst daraus Zöpfchen und umwickelst sie unten mit einem dünnen Strang Wolle, entweder in der Haarfarbe oder in einer anderen Farbe (als Schleife).
Für den Blütenkranz befestigst Du zuerst ein grünes Stück Wolle als Band rund um den Kopf und filzt es vorsichtig mit der mittleren Filznadel fest.
Nun stellst Du die kleinen Röschen her. Das geht so:
Für jedes Röschen nimmst Du einen nicht zu dünnen Wollstrang ungefähr dieser Länge.
Du verdrehst erst den Wollstrang in sich und verzwirbelst dann die Mitte des Wollstrangs zu einem solchen Knötchen.
Dann wickelst Du die beiden Enden verdreht um das Knötchen und filzt die Lagen vorsichtig mit der mittleren Filznadel aneinander. Nicht zu doll, weil es sonst ein unstrukturiertes Klümpchen wird. Hier merkst Du, wenn Dein Wollstrang zu dünn war, dann ist dieser Arbeitsschritt nämlich total fummelig. Also lieber einen etwas dickeren (aber nicht zu langen) Wollstrang verwenden.
Die Oberfläche der Röschen kannst Du vorsichtig auch noch mit der ganz feinen Filznadel bearbeiten.
Auch so darf es aussehen.
Du kannst auch vorsichtig von einer Seite in die Mitte nadeln, um die Rose zu verfestigen. Dabei bleibt normalerweise eine Seite „rosenhaft“, die andere wird eine stabile Fläche.
Die gefilzten Röschen durch Festnadeln auf dem Haarband anbringen (mittlere Filznadel).
Fertig ist die Rosenelfe!
So ein Rosen-Blumenkind findet Platz auf dem sommerlichen oder frühlingshaften Jahreszeitentisch!
Ich wünsche viel Freude beim Filzen und Gestalten!
Deine Maike
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Hallo Maike,
Das ist eine ganz tolle Anleitung! Ich habe vor dies als Bastelangebot auf einer Ferienfreizeit anzubieten. Wie lang dauert es denn so eine schöne Figur zu machen?
Ganz liebe Grüße
Jule
Wenn man ein bisschen geübt ist und alle Materialien zu Hause hat, sollte man es in ein paar Stunden locker schaffen. Wen man es zum ersten Mal macht, würde ich zwei halbe Tage ansetzen. Wenn man locker filzt und nicht so aufwändige Kleidung/Schmuck herstellt, kann es auch viel schneller gehen. Es ist nicht so leicht, das einzuschätzen, weil es total davon abhängt, wie geübt jemand ist. Ich hoffe, ich konnte trotzdem helfen!
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…..wie schön und ausführlich du alles erklärst und zeigst liebe maike….
irgendwann belege ich mal einen kurs bei dir 😉
herzlichst
annette
Liebe Annette, oh, das würde mich so freuen! Wenn Reisen wieder möglich ist, werden Kurse bei uns auf dem Land stattfinden. Wir planen schon! Ganz liebe Grüße, Deine Maike