Bist so süßer Blumen voll: Wochenende in Bildern 30./31. Mai 2020

Wenn es so herrlich blüht und duftet, ist Pfingsten. Wenn der Himmel klar und blau und die Wölkchen silbrig sind, wenn die Rosen üppig rund hervorbrechen und die Kuckucke rufen, wenn die Hasen springen und die Kinder das erste Eis essen, dann ist Pfingsten. Dann ist der Wonnemonat auf seinem Höhepunkt angekommen und schöpft aus dem Vollen.

Und so war dieses Wochenende, an dem wir erst vom Land nach Berlin und dann mit dem Zug nach Stuttgart gereist sind, zu meiner Mutter.

Der Titel stammt aus diesem kurzen Maien-Gedichtchen von Clemens Brentano.

“Süßer Mai, du Quell des Lebens 
bist so süßer Blumen voll 
Liebe sucht auch nicht vergebens 
wem sie Kränze winden soll.”

Samstag, der 30. Mai 2020

Beim Morgenspaziergang mit dem Hund pflücke ich noch einen schönen Strauß aus Wiesenkerbel und Gräsern, um ihn meiner Mutter mitzubringen. Sie liebt wie ich die wilden Blumen mehr als die aus dem Blumenhandel.

Eine junge Eiche und meine kleine Tochter auf dem Grundstück auf dem Land.

Wir verabschieden uns für eine kleine Weile vom Land und fahren flugs nach Berlin, denn die Töchter und ich sowie Oskar, unser Hündchen, fahren heute noch mit dem Zug zur Omi nach Stuttgart. Nicht weit vom Haus auf dem Land entfernt kommen wir in den Genuss einiger Störche auf den feuchten Wiesen.

Fotos von der fast siebenstündigen Zugfahrt erspare ich Euch, denn die sind ja immer nicht so prickelnd. ICE sieht halt aus wie ICE, gefüllte Brotdose ist halt Brotdose mit Gemüse und Ei, diese Bilder habt Ihr im Kopf, ohne dass ich sie Euch zeige.

Als Erfrischung gibt es bei der Omi erstmal Erdbeeren. Sowas tut gut nach einer langen Zugfahrt. Zum Abendessen hat die Oma selbst Spätzle gemacht. Dazu gibt es einen frischen grünen Salat mit frischen Kräutern und einen butterzarten Rostbraten mit angebratenen Zwiebeln. Genau so, wie es ein muss. Die große Tochter isst 4 Portionen “Spätzle mit Soß”.

Vor dem Laden der Omi.

Nach dem Abendessen gehen wir noch in den Laden der Omi. Sie betreibt einen entzückenden kleinen Einrichtungsladen für ausgewählte feine Dinge im französischen Landhausstil, mit skandinavischem Touch. Klingt vielleicht widersprüchlich, ist es aber nicht. Ich könnte glatt alles in ihrem Laden kaufen. Hier ist alles ein bisschen eng gedrängt, weil die Auslagen alle drinnen sind, wenn der Laden geschlossen ist. Manches steht draußen, wenn der Laden geöffnet hat.

Nach der Laden-Besichtigung (und nachdem die Kinder der Omi kleine Kostbarkeiten abgeschwatzt haben sowie ich ein paar Sachen gefunden habe, die ich unbedingt brauche) sinken wir alle groggy ins Bett. Auch wenn wir uns nicht viel körperlich bewegt haben: So eine Reise macht müde. Die Kinder schlafen nach zwei Seiten Harry Potter Band 6 an meiner Seite ein. Kurz darauf schlafe ich auch.

Sonntag, der 31. Mai 2020

Dies war der Tag der Spaziergänge. Den ersten Spaziergang mache ich um sieben Uhr mit Oskar in den Wald. Heute ist Pfingsten, der Tag, an dem Christen die Niederkunft des heiligen Geistes auf den Menschen feiern. Damit ist die Durchdringung des Menschen mit dem Heiligen gemeint, also mit der Gabe, das Gute weiter zu geben.

Doch das Pfingstfest hat hierzulande ja uralte Frühlingsbräuche christlich umgedeutet. Schon seit Jahrtausenden wird in unseren Breiten um diese Jahreszeit der Triumph des Frühlings gefeiert. Es wurde das Leben in all seinen Facetten und seinem Sinnesreichtum gefeiert, bis hin zur sexuellen Orgie, die in vorchristlichen Zeiten tatsächlich mancherorts stattfand. Auch diese Feste trugen und tragen die Feier der aufblühenden Natur und die Fähigkeit des Menschen in sich, sich positiv mitzuteilen. Sich vertrauend und “heilig sprechend” miteinander zu verbinden, mit anderen Menschen und mit der Welt.

All das habe ich heute gespürt: Verbindung mit meiner Familie, aber auch den Willen und die Fähigkeit, für das Gute und Helle in der Welt zu stehen. Nicht das Dunkle, Hinabziehende zu betonen in dieser seltsamen Welt. Und ich habe ganz extrem die Fülle der Natur genossen, die hier in Süddeutschland so herrlich üppig und überschwänglich ist. Für mich, die ich eher die nordostdeutsche Kargheit gewohnt bin, ist das hier in Stuttgart auf der Höh’ ein Eldorado an Farben, Kraft und Überschwang.

Rosen am Haus meiner Mama, von innen fotografiert

Meine Mama wohnt direkt am Wald. Am Waldrand blühen zauberhafte Wildrosen.

Nur zwei Minuten später tauchen Oskar und ich in die grüne Ruhe des Degerlocher Waldes ein. Es ist viel dunkelgrüner hier, als ich es in Erinnerung hatte (wenn auch das Foto ganz hell wirkt). Die Vögel zwitschern und es duftet nach Holunder am Wegesrand.

Hier hat jemand eine Waldskulptur geschaffen, die zwar ein bisschen kitschig wirkt, aber absolut zum heutigen Tag passt.

Wir kommen zu meinem Lieblingsort im hiesigen Wald: der Lichtung. Hier waren früher mal Schrebergärten (=Kleingärten), so dass sich hier ein paar Obstgehölze, Beeren und Sträucher erhalten haben. Und es blühen sehr viele hübsche Wildblumen, so üppig, prächtig und dicht, wie ich es aus Berlin und vom Land nordöstlich von Berlin nicht kenne.

Bienenkästen gibt es auch.

Um diesen Strauch summen die Hummeln.

Weil ich den Wiesenkerbel-Strauß vom Land und die Birkenzweige für meine Mama dummerweise in Berlin vergessen habe, pflücke ich noch einen Wildblumenstrauß. Diesmal mit Storchenschnabel, Klee, Gräsern, Wiesenkerbel, Jasminknospen und einer Holunderdolde.

Der macht sich dann sehr schön im Eingangsbereich des Hauses meiner Mutter. Sie hat natürlich gleich die perfekte Vase parat.

Zum Frühstück setzen die Kinder Oskar in den alten Babyhochstuhl. Hach, kleiner Teddy-Hund, du bist so süß.

Zum Frühstück gibt es frisch gebackenes Sauerteigbrot von meiner Mama, viel Butter, Mandel-Tonka-Creme, Blaubeermarmelade und frische Früchte. Herrlich.

Rosen blühen üppig in Stuttgart-Degerloch.

Den zweiten Spaziergang unternehme ich nach dem Frühstück mit meiner Mama. Die Mädchen bauen währenddessen die Brio-Eisenbahn auf, die noch von mir und meinen Brüdern da ist. Sie genießen es, eine Weile allein im Haus der Omi spielen zu dürfen, während wir spazieren gehen.

Zuerst spazieren wir am Waldrand entlang ins “Ramsbachtal”, wo ich meine Grundschulzeit verbracht habe. Ein allerliebstes grünes Tal zwischen Wiesen, Wald und Feldern.

Aber eigentlich wollen wir Mamas “Baustelle” anschauen. Sie ist gerade dabei, den zweiten Stock des alten Fachwerkhauses zu renovieren, in dem sich auch ihr Lädchen befindet. Im Moment wartet sie sehnlichst auf einen Container für den Schutt, der erst Mitte Juni bereit gestellt werden kann.

Meine Mutter hat bereits zwei Drittel des durch furchtbare Ein- und Umbauten in den 1970er und 1980er Jahren verschandelten alten Fachwerkhauses Stück für Stück mit ihren eigenen Händen, ihren eigenen Ideen und Kräften unfassbar schön gemacht. Sie hat das Haus vor ein paar Jahren günstig gekauft. Das zweite Stockwerk steht aber noch aus; hier muss jetzt entkernt werden, bevor die konstruktive Arbeit beginnen kann.

Hier muss noch viel geschehen, bis es schön wird.

Das schöne Fachwerk muss erstmal frei gelegt werden. Meine Mama plant alles allein, macht sehr viel selbst und nimmt sich nur für die schweren Aufgaben einen stundenweise bezahlten Gehilfen. Sie ist sozusagen Bauherrin, Bauleiterin, Architektin und Handwerkerin in einem. Aber sie hat glücklicherweise entschieden, keine Schutteimer mehr zu tragen. Vor vier Jahren hat sie das noch gemacht.

Viel Schutt muss jetzt abtransportiert werden. Die hässlichen quadratischen Deckenverkleidungen werden auch noch entfernt.

Ich zeige Euch dann Bilder vom Ergebnis, so bald es soweit ist. Die erste Etage war genau so hässlich und kaputt und ist nun ein Juwel der Einrichtungskunst. In diesem Wochenende in Bildern könnt Ihr ein paar Bilder der ersten Etage sehen. Inneneinrichtung ist das Faible und die große Kunst meiner Mutter. Sie sieht immer sofort, was ein Raum braucht, um zu atmen und richtig, richtig schön zu werden. Dabei hat sie eine Liebe für das Alte und Individuelle, das Schiefe und Besondere, und hat immer wunderbare Ideen, wie man diese Schätze dezent zur Geltung bringen kann, ohne dass sie sich dann aufdrängen.

Meine Mutter sagt immer, sie sei nur glücklich, wenn sie eine Baustelle hat. Ihr Vater, mein Opa, war Architekt und Ingenieur, und sie behauptet, sie hätte die Liebe zu Baustellen von ihm geerbt. Ich denke, sie liebt es vor allem, in Räumen deren Möglichkeiten zu sehen und diese mit ihren Händen und Ideen dann zum Vorschein zu bringen.

Sie erklärt mir, was sie hier genau vorhat, welche Arbeiten dafür gemacht werden müssen, und wie es hier nach der Renovierung aussehen wird. Ich versuche sie davon zu überzeugen, das Spachteln der Wände und Decken an eine Firma abzugeben. Aber ich befürchte, sie wird es wieder selbst machen wollen, wie im Stockwerk darunter. Mit über 70! Und sie kann es perfekt. Das soll ihr erstmal jemand nachmachen.

Im Hinterzimmer von Mamas Laden

Unten im Laden finde ich noch schöne Zahnputzbecher für unser Haus auf dem Land. Es ist gar nicht so leicht, Passendes für dort hier zu finden, denn das feine Französische passt nicht in unser Haus auf dem Land. Aber die naturweißen Becher in der Regalmitte passen als Zahnputzbecher perfekt. Auch die Tortenhaube mit Platte links ist so schön schlicht, dass sie genau zu uns passt. Das rechts unten aus Glas sind übrigens traumhafte Butterdosen, Zitronenpressen und Salzgefäße.

„Guck mal, Mama, da ist der Bahnhof… und hier sind die Gleise verschneit“

Die Kinder haben im ganzen Wohnzimmer Brio verbaut.

Nach Mittagessen und Mittagsschlaf machen wir einen dritten Spaziergang zur “Eiswerkstatt Stuttgart“, die das beste Eis der Region haben. Ich genieße ein fantastisches Zitroneneis. So wie ich ein gutes Restaurant an seinen Salatsaucen und Brühen/Bouillons erkenne, so erkenne ich eine Eisdiele an der Güte ihres Zitronen- und/oder Vanilleeises. Dieses hier ist einfach perfekt.

Rückweg. Vor Omis Haus.

Die kleine Tochter hat ein wenig Mühe, die Treppe hoch zu steigen, weil sie vorgestern auf dem Land mit dem Knie auf einen Stein gefallen ist und ihre Kniescheibe geprellt ist. Treppensteigen tut ihr noch ein bisschen weh.

Dafür gibt es noch einen “Cocktail” namens “Südliche Sonne” für die Kinder: Frisch gepressten Orangensaft in einem Cocktailglas mit Erdbeere. Die Kinder sind entzückt, denn Omi hat noch Strohhalme hervorgekramt.

Die Kinder nehmen beide noch ein Bad, und wir essen Abendbrot. Dann lese ich im Schlafzimmer noch ein bisschen Harry Potter, und die Kinder sinken ins Reich der Träume.

Ich bin jetzt so müde, dass ich sofort schlafen gehen muss. Wir sind jetzt noch ein paar Tage bei meiner Mutter. Das nächste Wochenende in Bildern kommt dann wieder aus Berlin.

Ich schicke Dir und allen anderen Leser*innen liebe Grüße und möchte Dich ermutigen, den prallen Frühling mit allen Sinnen zu genießen. Tanzen, singen, lachen, zuhören, schmecken, tasten, sehen — alle Sinne dürfen jetzt überquellen und sich freuen. Das ist die Energie des Mai!

Diese nimmt jetzt mit in ihre Träume

Eure Maike

Verlinkt bei den anderen Wochenenden in Bildern auf Große Köpfe.

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