Armes Herze, sei nicht bang: Wochenende in Bildern 13./14. Mai 2023

Endlich Frühling hier im Nordosten! Nach Dauerkälte und viel Regen seit Januar ist es hier seit ein paar Tagen endlich warm und frühlingshaft. Die Blätter und Blüten haben sich Mühe gegeben, innerhalb von vierzehn Tagen alles Graubraun mit Grün, Weiß und Rosa zu überziehen. Sogar die Linden, Kastanien und Buchen haben jetzt Blätter.

Wir sind von unserem Berliner Zuhause aufs Land gefahren in unser Wochenend- und Ferienhaus noch weiter in den Nordosten. Hier entwickeln sich die Jahreszeiten immer etwas später als überall in Deutschland. Dafür ist es um diese Jahreszeit schon sehr lange hell.

Weil der Frühling mit seiner Kraft mich zur Zeit innerlich berührt und aufrichtet – nach wie vor bin ich immer noch ziemlich niedergedrückt – habe ich hoffnungsfroh für dieses Wochenende eins meiner liebsten Frühlingsgedichte ausgewählt. Es war auch eins der Lieblingsgedichte meines Vaters, der 2021 gestorben ist. Mein Vater hatte immer Tränen in den Augen, wenn er es rezitierte.

Das Wochenende in Bildern ist verlinkt bei Große Köpfe, die es auch nicht leicht haben und so stark sind.

Samstag, der 13. Mai 2023

Mein Mann hat dieses Innere einer Narzisse fotografiert.

Es ist morgens schon so schön und warm. Wir sitzen auf der Terrasse im Berliner Gärtchen. Die kleine Tochter füllt eine Seite eines Rechtschreibungs-Heftes aus. Schreibt man W_ _ se mit ai oder ei? Tja…

Hier mein aktuelles Arbeitsheftchen, mit dem ich den Dingen auf die Spur kommen möchte, die mich aufrichten und runterziehen. Ich schreibe so oft wie möglich abends auf, welche Momente am Tag mir Kraft gegeben haben und welche mich runtergezogen haben. Die Idee dahinter: Wenn ich weiß, was mich aufrichtet, wird mein Unterbewusstes mich öfter zu solchen Wahrnehmungen führen. Die Seele ist sehr schlau.

Ich bin zur Zeit niedergeschlagen, wenn auch ich nach außen hin “funktioniere”. Mit Kindern kann man sich ja auch nicht wirklich hängen lassen; man muss sich ja zumindest kümmern. Dabei würde ich mich am liebsten für unbestimmte Zeit einfach unter der Bettdecke verkriechen und gar nichts machen.

Ich habe wieder Lebensmittel gerettet. Tolles Vollkornbrot, tolles Gemüse. Dafür muss ich meist länger durch die Stadt radeln, aber ich finde, das ist es wert.

Die Tochter hat Geigen-Gruppenstunde; wir fahren wie immer mit dem Fahrrad hin.

Die kleine Tochter, meine Nichte (ein Jahr älter als unsere Tochter) und ich fahren zusammen mit dem Zug aufs Land, wo mein Mann schon seit Donnerstag Abend ist.

So grün präsentiert sich jetzt die Natur ums Haus. Vor zwei Wochen war es hier noch grau und braun.

Die große Tochter bleibt zu Hause; sie ist heute mit einer Gruppe Freund*innen zum Inliner fahren auf dem Tempelhofer Feld verabredet. Morgen wollen sie zusammen picknicken. Sie hat also Programm und wird uns definitiv nicht vermissen.

Der Apfelbaum vor dem Haus blüht.

Überall blüht der kleine Ehrenpreis.

Und der Flieder verströmt auf dem ganzen Grundstück seinen süßen Duft.

Der Weißdorn blüht.

Die Lärche hat ganz zarte, weiche Nadeln bekommen. Die Zapfen sind noch vom Vorjahr.

Unsere Linde (links) berührt in der Luft unseren Ahorn (rechts).

Sonnenuntergangs-Spaziergang nach dem Abendessen mit den Hunden. Die Hunde haben im Wald ein Stück Reh-Bein gefunden. Oskar schleppt es ganz stolz mit.

Maiabend. Die Stimmung ist mild, warm und sanft.

Man fühlt sich sicher in dieser umhüllenden Stimmung. Das geht vielleicht auch den Tieren so. Wir sehen nämlich auf dem Spaziergang viele Tiere:
– zwei Feldhasen, auf der Wiese sitzend
– zwei Rehe, die nur zögerlich wegspringen, als sie uns bemerken
– einen Fuchs, der uns gar nicht bemerkt und sich nicht davon abhalten lässt, am Graben entlang zu schnüffeln
– eine Herde mit ca. 50 Hirschen, fast alle mit Geweih, ganz in Ruhe auf dem riesigen Feld stehend
– zwei Schwäne
– Spechte (nur vom Hören)
– Schwalben
– Feldlerchen

So friedlich und warm ist es heute Abend.

Einer der vielen Gräben auf den Feldern.

Ein anderer Graben….

… aus dem ganz plötzlich ein Schwan auffliegt, offensichtlich durch uns aufgescheucht.

Als wir vorbeigehen, schauen uns die Kühe an, alle in einer Reihe aufgereiht.

Blick über die Wiese zu einem Haus im Nachbar-Flecken.

Die von mir geliebte, prächtige Eiche auf dem Nachhause-Weg.

Die Sonne geht unter.

Die beiden Mädels sind jetzt sehr müde. Beim Vorlesen am Bett schlafen sie binnen ganz kurzer Zeit ein.

Sonntag, der 14. Mai 2023

Frühstück. Die Kinder wünschten sich traditionell Ei im Glas, was es immer gibt, wenn die Nichte zu Besuch ist. Bei uns ist es eher Ei in der Schüssel.

Nach dem Frühstück pflücke ich Weißdorn-Blüten und -Blätter für Herz-Tinktur und Herzwein auf dem Grundstück.
Ich habe dieses Jahr das Gefühl, die Weißdorn-Medizin könnte mir gut tun. Mein Herz braucht ein bisschen Unterstützung. Sowohl ganz banal physisch, vor allem aber im geistig-seelischen Sinn. Hier soll Weißdorn gut wirken.

Ich tu in den Herzwein neben Melisse, Zitrone und Honig noch spontan ein paar Lindenblätter, weil die Linde mein Lieblings-Baum ist, und weil die Blätter herzförmig sind. Es fühlt sich richtig an. Man füllt das Kräuter-Gemisch mit Wein auf, lässt es 2-4 Wochen stehen und schüttelt es jeden Tag. Davon soll man dann jeden Abend ein Likörgläschen trinken. Für die Tinktur verwendet man hochprozentigen Schnaps, von dem man dann aber nur 10-15 Tropfen in Wasser am Tag nimmt.

Als ich nochmal zum Weißdorn zurückkehre, sind dort mehrere Käfer-Pärchen auf den Blüten aktiv. Ist auch das ein Omen? Liebe, Nähe?

Zwei andere Käfer auf dem gleichen Busch.

Der Himmel ist heute ein bisschen unentschieden.

Im Großen und Ganzen ist es aber warm und sonnig.

Nachdem die Mädchen den ganzen Vormittag drinnen und draußen Schleich gespielt haben (oder als Pferde übers Grundstück gerannt sind), pflücken sie auf der großen Wiese kleine, feine Blumensträuße.

Sie mögen die zarten pinken Heidenelken.

Auch im Vorgarten blüht der Flieder.

Unter dem Wohnzimmerfenster ist ein neuer Strauch gewachsen, und wir bemerken ihn erst jetzt, wo er grün wird und blüht. Letztes Jahr haben wir seine Stecken für eine Wildrose gehalten; da hat er noch nicht geblüht und war noch viel, viel kleiner und unscheinbarer. Anscheinend hat der große Strauch an der Straße, der die gleichen Blätter und Blüten hat, einen Ableger gebildet.

PS: Ich hatte erst geschrieben, es sei ein Ginster, aber das stimmt nicht. Eine Leserin schrieb, es sei Goldregen. Das hat mir keine Ruhe gelassen, denn der “Mutterstrauch” ein paar Meter weiter wurde mir ursprünglich auch als Goldregen vorgestellt. Jedoch hat Goldregen andere Blätter, und unser Strauch bildet auch nicht die Goldregen-typischen herabhängenden Blütendolden, sondern nur einzelne gelbe Blüten. Ich habe jetzt gründlich recherchiert und herausgefunden: Es ist weder Goldregen noch Ginster, sondern es ist ein so genannter Gemeiner Erbsenstrauch.

Eine Minute vom Grundstück weg blühen im Wald Maiglöckchen. Hier wachsen viele, viele Hunderte auf einem Fleck. Die Mädchen und ich pflücken jeweils einen Strauß.

Sie duften so betörend gut.

Danach pflücken die Mädchen Fichtenspitzen und Spitzwegerich für neuen Hustensaft. Wir haben ja ganz viele Nadelbäume auf dem Grundstück. Da könne sie fleißig die kleinen “Wipferl” (Triebe) sammeln.

Der Flieder erfreut Auge, Nase und Herz.

Die Mädchen geigen eine Runde. Beide können gut Geige spielen, aber meine Nichte noch um Längen besser als meine Tochter, die auch schon gut spielt. Meine Nichte ist elf und spielte gerade ein Violinkonzert von Mozart, aber sowas von berührend und schön. Hier spielen die beiden allerdings eine Humoresque von Dvorak, die sie beide können. — Verlinkt habe ich eine Interpretation der Dvorak-Humoresque durch den fantastischen Geiger Augustin Hadelich, der sie ganz besonders einfühlsam spielt. Nicht wundern, falls Du das anschaust – Augustin Hadelich wurde in seiner Jugend Opfer eines Brandes und die Narben sind immer noch sichtbar 🙁 . Ganz so zart und langsam wie Hadelich spielen unsere Mädels das Stück nicht, aber trotzdem sehr schön.

(Wer auskosten möchte, wie einfühlsam Augustin Hadelich Geige spielt, kann z.B. auch seine Interpretation der Nocturne in Cis-Moll von Chopin anschauen bzw. anhören. Ich habe das Stück auf dem Klavier gespielt – dafür ist es ursprünglich geschrieben – und habe es geliebt, deswegen meine ich beurteilen zu können, dass Hadelich das Gefühl des Stückes und seine unterschiedlichen Stimmungen wunderbar ausdrückt. Vielleicht ein ganz kleines bisschen zu expressiv für meinen Geschmack, aber trotzdem sehr, sehr schön.)

Es ist warm heute! Die Mädels rennen in Badeanzügen durch den Rasensprenger.

Spätes Mittagessen draußen, dann Heimfahrt nach Berlin.

Jetzt bin ich sehr, sehr müde. Was man auf den Bildern nicht sieht: Ich habe heute den ganzen Vormittag gegärtnert. Neue Blumen und Wildgemüse gesät, verblühte Pflanzen abgeschnitten und kompostiert und anderes. Jetzt möchte ich nur schlafen.

Ich hoffe, Ihr hattet auch ein frühlingshaftes Wochenende. Ich weiß, in Süddeutschland war es sehr kalt und regnerisch. Ich wünsche den Südländer*innen einen baldigen Wetter-Umschwung!

Alles Liebe,

Eure Maike

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9 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Maike, das florale Rätsel hat mich nun nicht losgelassen… Ihr habt den sogenannten „Gewöhlichen Erbsenstrauch“ im Garten. Man merkt, dass meine Botanik-Vorlesungen schon zuuuu lange her sind….
    Liebe Grüße aus Österreich, Elisabeth

    • Ha! Mir hat es auch keine Ruhe gelassen, und ich bin auf das gleiche Ergebnis gekommen 🙂 Ich hatte es im Text ja auch schon geändert.
      Danke Dir für Deine Mühe, ich liebe es, wenn ich solche Hilfe bekomme! Tausend Dank! 🙂 Und liebe Grüße an Dich, Maike

  2. Liebe Maike! Dieses florale Rätsel hat mir jetzt keine Ruhe gelassen. 🙂
    Ihr habt den sogenannten „ Gewöhnlichen Erbsenstrauch“ (Caragana arborescens) bei euch im Garten. Man merkt, dass meine Botanik-Vorlesungen schon lange Zeit her sind! ;-))
    Alles Liebe zu dir aus Österreich von Elisabeth

  3. Liebe Maike,

    ich habe vor vielen Jahren mit dem Bruder von Augustin Hadelich in Berlin in einer WG gelebt. Genau in dieser Zeit ist dieser schlimme Brandunfall passiert. Und nun schreibst du in deinem Blog drüber und ich stoße auf diese alte Erinnerung.

    Alles Gute dir!

    Viele Grüße von Almut

    • Na sowas!! Ach herrje. Der Bruder hatte also offensichtlich Glück im Unglück…. Habt ihr noch Kontakt?
      Liebe Grüße, danke für Deien Geschichte!
      Maike

  4. Vielen Dank für deine Fotos und die Wettergrüße. Ein paar Tage müssen wir uns leider noch gedulden.
    Ich finde es ja immer total interessant, wie gut du dich mit den Pflanzen auskennst und was du alles selbst machst.
    Liebe Grüße aus dem verregneten Süden

    • Liebe Tany, vielen lieben Dank! Ich bin gespannt, ob der Herzwein was bringt. Ich habe auch eine Tinktur gemacht, da gießt man die Weißdornblätter und -blüten mit Schnaps auf und lässt es ein paar Wochen lang in der Sonne ziehen. Davon nimmt man dann tröpfchenweise ein.
      Keine Ahnung, was besser ist (Tinktur oder Wein); instinktiv würde ich lieber 10 Tröpfchen Tinktur in Wasser nehmen (wie Medizin) als 2 Likörgläser täglich von dem Wein :), wie es empfohlen wird. Man muss ab Beginn der Einnahme wohl auch eine Weile warten, bis es wirkt, mindestens ein paar Monate. Mal sehen, ob es sich bemerkbar macht.
      Liebe Grüße an Dich und ich schicke einen Gutwetter-Auftrag an Eure Wetter-Fee im Süden!
      Maike

  5. Liebe Maike, danke für deine wunderbar berührenden Berichte eurer Wochenenden. Ich lese hier sehr gerne mit und freue mich darüber, mit wieviel Liebe du immer alles machst und beschreibst.
    PS: euer neu entdeckter Strauch ist kein Ginster, sondern ein Goldregen. Bitte aufpassen, diese Pflanze ist stark giftig! Alles Liebe von Elisabeth

    • Liebe Elisabeth, vielen Dank für Deine Einschätzung unserer Pflanze. Da berührst Du ein Thema! Wir haben ja auch einen ganz großen Busch dieser Pflanze (die neue, kleine ist ein Ableger der großen), und da dachte ich zuerst auch immer, das sei ein Goldregen. Aber er entwickelt nie solche Goldregen-typischen langen Blütendolden, die herabhängen, sondern nur einzelne kleine Blüten, deswegen bin ich davon ausgegangen, dass es wohl kein Goldregen sein kann. Auch die Blätter (lang, gefiedert, rundliche Enden Blätter) sind ja nicht typisch für den Goldregen. Aber auch nicht für den Ginster… Weißt Du, ob es Goldregen-Typen gibt, die solche gefiederten Blätter und nur einzelne Blüten (und keine langen Dolden) haben?
      Dass Goldregen giftig ist, weiß ich. Aber bei uns käme wohl auch niemand auf den Gedanken, von diesem Busch etwas zu essen 🙂
      Liebe Grüße und danke Dir nochmal!!!
      Maike

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