Blätter, Wachs und Novemberdunst: Unser Wochenende in Bildern 10./11. November 2018

Das zweite, schon ganz martinische November-Wochenende haben wir zu Hause in Berlin verbracht. Wir haben am Samstag in Musik geschwelgt und es uns ganz gemütlich gemacht, am Sonntag haben wir einen Ausflug gemacht, auf den zuerst nicht alle Lust hatten. Und Laterne gelaufen sind wir auch.

Samstag, der 10. November 2018

Draußen hinter unserem Haus hat eine Zier-Eiche diese herrlichen, herrlichen Blätter abgeworfen. So ein schöner Teppich! Wir nehmen uns vor, noch Blätter zu sammeln. Aber erst einmal gehen wir zum Geigen-Gruppenunterricht. Die kleine Tochter spielt ja seit kurzem Geige nach der Suzuki-Methode. Da haben alle Schüler am Samstag gemeinsam eine Gruppen-Unterrichtsstunde. Die kleine Tochter freut sich richtig drauf und radelt mit dem Fahrrad ganz eifrig vor mir her. 

Die Tochter wartet gespannt, bis ihre Gruppe dran ist. Eine große Schülerin übt noch “Winter” der Vier Jahreszeiten von Vivaldi, da hört die Tochter fasziniert zu.

Wieder zu Hause: Puppenfotografie: Diese Puppe wird von einer lieben Mama in Süddeutschland zu Weihnachten verschenkt. Sie hat extra lange Schnürsenkel an ihren Filzschuhen, weil die Puppenmama gerade so gern Schleifenbinden übt.

Mein Mann putzt das Haus, und so gehen wir Frauen erstmal Blätter sammeln.

Eicheln gibt es auch noch. Dieses Bild mache ich extra für die entstehende Website meiner Freundin, die gerade einen tollen alternativen Kindergarten in Berlin-Mahlsdorf gründet.

Die Tochter findet auf dem Weg eine sterbende Wespe. Sie gibt keine Ruhe, bis wir die Wespe mittels eines Blattes zu einer “Grabstätte” unter einem Busch verfrachtet haben. “Damit sie in Ruhe sterben kann.”

Mittagessen: Im Ofen gebackener Butternut-Kürbis mit Reis und püriertem Linsen-Karottencurry. Eine Tochter weigert sich, das Curry zu essen, weil sie das Aussehen “ekelhaft” findet. Nun ja, so ganz kann ich es ihr nicht verdenken… 😀 Schmeckt aber unheimlich lecker; es sind super Gewürze drin von Kardamom bis Schwarzkümmel. Die andere Tochter findet das auch.

Die gesammelten Blätter werden unter einem Johnny Cash-Bildband und einem des (übrigens fantastischen) Fotografen Eugenio Recuenco gepresst, weil die Blumenpresse schon voll ist. Den Recuenco-Bildband haben wir vor ein paar Jahren gekauft, als der Fotograf in der ehemaligen Jüdischen Mädchenschule in der Auguststraße in Mitte seine Bilder ausgestellt hatte (der Ort ist einer meiner Berlin-Geheimtipps!).

Ich habe ja die ganze Woche mit der Herstellung von Bienenwachstüchern experimentiert. Dazu hat mich @silberpfau auf Instagram inspiriert. Wer es noch nicht weiß: Die Tücher kann man anstelle von Plastikfolie zum Abdecken und Einwickeln von Lebensmitteln verwenden. Ich habe in den letzten Tagen alle möglichen Techniken und Zutaten recherchiert und ausprobiert. Dabei habe ich eine Menge Küchenutensilien, unser Bügelbrett und Bügeleisen mit Wachs eingesaut. Aber heute klappt es ohne Sauerei und wird wunderbar. Mission accomplished: Ich habe heraus, wie man die Tücher perfekt hinbekommt und dabei nicht alles verschmiert. Die Herstellung verblogge ich demnächst auf Hans Natur, wo ich auch den schönen Punkte-Stoff gekauft habe, den es aber leider dort nicht mehr gibt. Bienenwachstücher sind ja ein super Weihnachtsgeschenk für ökologisch eingestellte Menschen.

Bienenwachstuch-Herstellung

Unsere Bienenwachstücher.

Die Kinder spielen beide eine Runde auf ihren Instrumenten. Ich höre und sehe ihnen dabei so gerne zu. Beide spielen Streichinstrumente, aber bei beiden quietscht es überhaupt nicht. Ich halte es für eine Mär, dass Geigen erstmal ein halbes Jahr quietschen, bis ein schöner Ton rauskommt. Oder liegt es an der Unterrichtsmethode meiner Schwägerin?

Am Nachmittag besucht die kleine Tochter die Cousine auf der anderen Seite des Mauerparks. Ich bringe sie mit dem Fahrrad hin und verquatsche mich für ein Stündchen mit meinem Bruder und meiner Schwägerin. Zu Hause widme ich mich dann der großen Tochter, die etwas exklusive Mama-Zeit braucht. Wir lesen aus diesem herrlichen, herrlichen Märchenbuch (was Folgen für das Einschlafen hat…) und spielen “Tutto”, eins der aktuellen Lieblingsspiele der großen Tochter.

Dann schmücken wir unsere Fensterbank für die Martinszeit. Ein gefilztes Laternenmädchen, Herbsttiere und Martinsgänse, die mein Mann etwas makaber findet, weil Martinsgänse ja üblicherweise geschlachtet werden.

Am Abend kann die große Tochter gar nicht einschlafen, weil wir am Nachmittag ein gruseliges Hauff-Märchen gelesen haben. Sie wollte es unbedingt hören, obwohl ich mehrmals fragte, ob es ihr vielleicht zu unheimlich sei. Normalerweise kann sie gut einschätzen, ob etwas für sie zu gruselig ist. Gut, dass ich zum Einschlafen neben ihr liege. Ich nehme sie mit auf eine kleine Phantasiereise à la “Es galoppiert ein schönes weißes Pferd über eine grüne Wiese, der Himmel ist blau und es blühen ganz viele Blumen….” Ich erzähle nur ein, zwei Minuten von heiler Welt, und sie ist eingeschlafen. Die Macht der Imagination, die sie hoffentlich auf gute, fruchtbare Traumpfade geleitet.

Sonntag, der 11. November 2018

Weil das Sandmännchen gestern beim Schiffshebewerk Niederfinow war, wollen wir heute einen Ausflug dorthin machen. Aber die Kinder haben überhaupt keine Lust auf einen Ausflug; sie wollen lieber zu Hause bleiben und tun das vehement kund. Aber mein Mann möchte unbedingt mal wieder dorthin, und mich zieht es auch raus aus der Stadt in die Natur. Ich war viel drin in den letzten Tagen. So müssen wir eine Lösung für den Clash der Wünsche und Bedürfnisse finden. Es dauert eine gute Dreiviertelstunde, bis wir schließlich doch im Auto sitzen. Die eine Tochter ist d’accord mit der Lösung, die wir gefunden haben. Die andere hat schlecht gefrühstückt und ist nicht einverstanden, aber ich weiß, dass sie versteht, dass wir anderen gern den Ausflug machen wollen. Sie ist ins Auto gestiegen, wenn auch maulend. Aber als sie das Brötchen verzehrt hat, das die Schwester für sie geschmiert hat, ist ihre Laune ruckzuck wieder auf der Sonnenseite. Bei beiden Kindern ist es oft nur der Hunger, der sie “unkooperativ” macht.

Schiffshebewerk Niederfinow

Auf dem Schiffshebewerk Niederfinow

In Märkisch Oderland, wo das Schiffshebewerk liegt, ist das Wetter novemberlich trüb und kühl. Vom Schiffshebewerk, das sozusagen eine Riesen-Schleuse ist, schauen wir herunter auf den Oder-Havel-Kanal, wo gerade vor unseren Augen zwei Schiffe in einer Wasserwanne herunter gelassen wurden und langsam weiterfahren. Die Kinder finden das monumentale Bauwerk und den “Schiffs-Lift” leidlich interessant, aber die Laune ist dafür jetzt richtig gut.

Novemberstimmung in Märkisch Oderland

Ein kleiner Waldspaziergang ist auch noch drin. Trotz trübstem Wetter leuchten die gelben Buchenblätter so schön, als ob die Sonne schiene.

Auf dem Rückweg müssen wir an einer Kreuzung warten, bis eine Schafherde samt Hütehunden und Schäfern die Straße überquert hat.

Zu Hause haben alle Hunger. Wir essen eine heiße asiatische Fischsuppe mit Möhren, Staudensellerie und Brokkoli. Wie jeden Mal sagen wir uns “Wir sollten viel öfter Fisch essen.” (Dies hier war ein Kabeljau-Filet).

Nach Ausflug und Suppe sind alle müde. Die Kinder schauen etwas auf dem Computer, was sie schon kennen und lieben, mein Mann und ich ziehen uns nach oben zurück und schauen einen Film für Erwachsene. Nämlich den unfassbar guten Film “Arrival” von Denis Villeneuve. Ganz ruhige, langsame, intellektuelle Science Fiction mit super Sounds und unkonventionellen Ideen. Außerdem thematisiert der Film Fragen der Kommunikationswissenschaft und der Linguistik, was mich immer interessiert. Hab ich ja studiert.

Nach dem Filmgucken spielen wir eine Runde Mensch-ärgere-dich-nicht, aber das geht schief. Ein Kind versteckt den Würfel in seiner Hand und rückt ihn nicht mehr raus, nimmt Figuren vom Spielbrett und legt seine Füße auf den Tisch, so dass die übrigen Figuren umfallen und wegrollen. Schließlich müssen wir das Spiel abbrechen, was das andere Kind natürlich gar nicht lustig findet.

Wir vermuten Müdigkeit oder Hunger und machen schnell Abendbrot. Und zum zweiten Mal an diesem Tag ist die Stimmung nach dem Essen wie ausgewechselt. Mit der kleinen Tochter gehe ich noch eine lange Runde Laterne laufen, einfach rund um die Häuser unserer Wohnanlage, wo es super dunkel ist und man über Wiesen und durch Gebüsch laufen kann. Hier läuft sie mit ihrer Laterne an der Klostermauer entlang. In ihrem Kindergarten war am Donnerstag schon der Laternenumzug, deswegen hat sie ihre Laterne schon mit nach Hause gebracht.

Die Tochter wünscht sich, dass ich das hier fotografiere: Wie sich die Laterne in einer Pfütze spiegelt. 

Und dann gehen die Kinder ins Bett. Morgen beginnt wieder die Woche mit Schule, Kindergarten, Arbeit und vielen Terminen. Weihnachten und Advent klopfen schon an die Tür und wir haben alle viel zu tun. Morgen ist Laternenumzug in der Schule.

Ich hoffe, die Handvoll Leute, die das hier lesen, hatte auch ein schönes, herbstliches Wochenende! Ich grüße alle lieb, die mich kennen und/oder öfter lesen!

Weitere Wochenenden in Bildern von anderen Familien findet Ihr hier, bei Susanne von Geborgen Wachsen.

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10 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Ich kommentiere nie bei dir – obwohl ich dich so so gerne lese…
    deshalb lass ich jetzt einfach mal liebe Grüsse da – und dein Blog gehört für mich zu einem der lesenswertesten!

  2. Hallo,

    ich lese hier sehr gerne und werde immer mal wieder inspiriert, den Druck rauszunehmen, im Hier und Jetzt zu sein und das auch zu genießen, wenn der To-Do-Berg größer und größer wird. Vielen Dank dafür. Ich bin auch gespannt auf das “Rezept” für die Bienenwachs-Tücher. So richtig hab ich mich nämlich noch nicht ran getraut, weil ich schon oft gehört/gelesen habe, dass die selbstgemachten schnell bröckelig werden.

    Viele Grüße aus Leipzig nach Berlin,
    Anja

    • Oh je, ich weiß nicht, ob meine nicht auch bröckelig werden 😉 Bisher sind sie das nicht. Ich glaube, wenn man Öl dazunimmt und nicht nur Bienenwachs, werden die Tücher geschmeidiger. Herzliche Grüße an Dich!!

  3. So schöne Bilder! Vor allem das Blättermeer finde ich toll! Und euer Laternenmädchen finde ich super (solch eines würde ich auch gerne machen, für nächstes Jahr dann…)
    Und den Blog von Hans Natur kenne ich noch gar nicht, danke für den Tipp nebenbei, da geh ich mal stöbern…
    Liebe Grüße Hanna

    • Liebe Hanna,
      danke für Deinen Kommentar. Ja, schau mal auf dem Hans Natur Blog blog.hans-natur.de; dort schreibe ich über Familienleben und Natur und es gibt immer mal Basteltipps und -Anleitungen, immer zur Jahreszeit passend. Liebe Grüße!

  4. Schöne Grüße zurück!
    Wir sind am Donnerstag auch im Kindergarten Laterne gelaufen 🙂 Deine Tochter hat eine schöne Foto-Idee gehabt mit der Pfütze, ich mag solche Motive.
    Bei uns ist es übrigens so, dass das große Kind immer schon gut seine Wünsche und Bedürfnisse äußern konnte (manchmal ZU gut …), das kleine Kind ist aber auch ein hungrig-schlecht-gelaunt Kandidat und wir müssen raten, woran es liegt. Aber ist ja schon mal gut, wenn man das im Hinterkopf hat 🙂

  5. Liebe Maike,

    ganz liebe Grüße aus dem Saarland zurück!

    Ich bin wie immer dabei:)

    Übrigens habe ich 3 Tischtransparente (auch zum Verschenken), die du im Hans Natur Blog vorgestellt hattest gebastelt, sie sind so schön geworden, eines davon ist mit einem Laternen-Jungen gestaltet.
    Bin gespannt auf die Wachstücher, tolle Idee diese selbst herzustellen,
    habe auch noch von dem Pünktchenstoff.

    Herzlichst Roswitha

    • Liebe Roswitha, liebe Grüße auch an Euch! Schön, dass Du Transparentbilder gemacht hast. Das mit den Wachstüchern plane ich für Anfang Dezember. Herzliche Grüße, ich denke öfter an Euch!!

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