Das erste September-Wochenende war freundlich und warm, und wir waren auf dem Land in unserem kleinen Wochenend- und Ferienhaus. Wir haben ganz langsam und gemütlich gemacht, ich war ganz ohne besondere Vorhaben hergefahren. Das war erholsam und für mich ganz ungewohnt.
Wir haben alle Erholung gebraucht, obwohl die Ferien noch nicht lang her sind. Die Tochter hat die erste Woche Gymnasium hinter sich und ist doch ganz schön erschöpft von all dem Neuen. Aber sie ist glücklich! Sie fühlt sich in der neuen Schule sehr wohl und ist schon voll eingetaucht.
Aber hier erstmal das Gedicht der Woche:
Freitag, der 1. September 2023
Angekommen. Wie strahlend die Goldruten blühen.
Sie werden von den Insekten geliebt und eifrig besucht.
Eine Biene mit dicken Pollen-Höschen.
Stelldichein auf Goldrute.
Ich schmücke das Haus mit Blümchen. Hier im Bad.
Der September hält Farben bereit.
Ein dicker Strauß in Gelbtönen.
Zum Abendessen gibt es für die kleine Tochter Pizza und Frischkost. Die Große ist zu Hause in Berlin geblieben, weil sie am Samstag eine Aufführung für die Erstklässler an der Schule hat.
Mein Mann heizt den Ofen an, denn es ist feucht im Haus. Und durchaus kühl. Das Haus hat dicke Mauern.
Mensch-ärgere-dich-nicht, bis wir alle müde sind und ins Bett gehen.
Samstag, der 2. September 2023
Auf dem Frühmorgen-Spaziergang entdecke ich schönste Spinnennetze.
Der Altweibersommer ist da.
Auch morgens bullert der Ofen wieder. Zum ersten Tee lesen wir Harry Potter vor. Wir haben die Reihe gerade wieder angefangen, zum 4. Mal. Macht auch uns Eltern immer wieder Spaß.
Die Tochter zieht Perlen für ihre Schwester auf.
Der Tag verspricht warm und schön zu werden. Ich sitze eine ganze Weile mit meinen Gedicht-Büchern auf der Bank vor dem Haus und sauge die Sonne ein.
Ein bisschen verfärben sich die Büsche schon.
Auf dem Tisch lässt sich dieses lange Ding nieder. Es ist bestimmt 4 cm lang.
Mein Fuß bekommt Besuch.
Die Tochter pflückt mehr Blumen auf der Wiese gegenüber vom Haus.
Sie stellt einen kleinen, strengen Strauß zusammen.
Mittagessen: Schlemmerfilet à la Bordelaise, was ich seit meiner Kindheit liebe (gab es nur ausgesprochen selten bei uns zu Hause und es war immer viel zu wenig) mit TK-Gemüse und Kartoffelbrei. Manchmal haben wir hier keine Lust, lang zu kochen. Draußen sein ist viel schöner. Und ich LIEBE Schlemmerfilet à la Bordelaise. Für mich echtes Comfort Food.
Wir bauen alle zusammen einen neuen Gartentisch auf.
Die Tochter liebt es, mit dem Akkuschrauber zu hantieren. Sie dreht sämtliche Schrauben rein.
Schraub. schraub.
Der Hund hat mittlerweile das Hirschgeweih in die Fänge bekommen und schleppt es im Garten hin und her.
Die Tochter geigt ein wenig. Heute spielt sie viele alte Stücke durch.
Später gehen die Tochter und ich mit den Hunden spazieren.
Mitten in der Wiese, auf der dieses Jahr Unmengen von Beifuß wachsen, entdecken wir einen weiteren Eingang zum Fuchsbau.
Feuer geht immer. Wir sitzen in der Hollywoodschaukel, schauen ins Feuer, lesen Harry Potter vor und reden. Die Tochter ist müde und hungrig und traurig. Sie hat erfahren, dass ich an ihrem Geburtstag in Kur sein werde und ist untröstlich. Ich begleite ihre Gefühle, so gut ich kann.
Sonntag, der 3. September 2023
Ich gehe früh um 6:30 Uhr mit den Hunden raus. Der Himmel ist zart pastellfarben.
Altweibersommer-Gespinste am Wegesrand.
Ich liebe die Himmel hier auf dem Land. Sie sind so groß und immer anders.
Puffige Wölkchen.
Zu Hause erstmal Müsli Bircher Art mit Äpfeln, Nüssen und Rosinen, Tee und – natürlich – Harry Potter.
Später gucken wir alle zusammen Downton Abbey (der erste Film).
Zwischendrin gibt’s Mittagessen aus allerlei Kühlschrank-Resten der Woche.
Wir machen das Haus Klarschiff – es gibt eine Menge zu räumen und zu putzen. Wahnsinn, wie schnell alles verdreckt.
Dann zum Abschied draußen Teestunde. Wir probieren Tunnock’s Tea Cakes, die uns unsere Londoner Gastgeberin mitgegeben hat. Ich war ja ob ihrer Beschreibung der Dinger höchst skeptisch – es seien „Kekse mit Marshmallows drauf und Schokolade“, hatte sie gesagt. Ich mag Marshmallows überhaupt nicht und stellte mir sowas vor wie diese quietschigen übersüßen Dinger aus Russland (so weißer süßer Gummi mit Schokolade drum), die ich wirklich eklig finde, und überhaupt greife ich lieber zu Deftigem als zu Süßem, aber, was soll ich sagen, diese englischen Dinger sind wirklich KÖSTLICH….
So von außen.
Und so von innen. Es sind einfach sehr viel bessere Schokoküsse. Unten statt geschmackloser Waffel ein herrlich buttriger Keks, auch schön salzig, darauf weiche Schokokuss-Masse und drüber dick Vollmilch-Schokolade. Und nicht zu groß. Die Briten können es einfach.
Die Tochter hat entdeckt, wie man mit meinem Handy Fotos verziert. Wie man sieht, haben mir die süßen Teile gut geschmeckt. Ich habe vier Stück davon verdrückt (!!).
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Jetzt sind wir wieder in Berlin, morgen geht der Alltag los. Noch starke zwei Wochen bis zu meiner Kur wegen Erschöpfungsdepression. Ich fahre für fünf Wochen in den Schwarzwald, das hatte ich mir als Ziel gewünscht. Beantragt wurde die Reha (so werden Kuren ja neuerdings genannt) im Januar, die Bewilligung kam Ende März, der erste mögliche Termin war jetzt im September. Und anscheinend war das sehr schnell; meine Ärztin hatte „dringlich“ in den Antrag geschrieben…
Ich freue mich und bin auch etwas skeptisch. Ich möchte das Beste aus der Kur machen und so viel wie möglich in dieser Zeit bewegen, befürchte aber, dass mir das Programm nicht straff und anspruchsvoll genug ist – was natürlich Teil meines Problems ist. Ich will immer die Zeit möglichst gut nutzen und komme deswegen kaum zur Ruhe. Ich habe einen unglaublichen Tatendrang und immer tausend Ideen und Vorhaben. Damit verzettle ich mich dann gern, dazu der erhebliche Mental Load, unter dem ich wohl am meisten leide, und gesundheitliche Probleme mit meinen chronischen Krankheiten. Und ein paar Verhaltensweisen, die seltsam und kontraproduktiv sind, und weiteres, was ich dringend angehen möchte.
Ich weiß noch nicht, ob es aus der Reha Wochenenden in Bildern geben wird. Vielleicht schon, es macht mir ja großen Spaß. Wir werden sehen.
Euch wünsche ich einen schönen September. Wenn Du ihn genießen und seine Energie für Dich nutzen möchtest, schau mal in meine Beiträge zum September im Jahreskreis. Darin findest Du ganz viele Ideen für Aktivitäten und Rituale, sowie Denkanstöße und Impulse, die Dich mit der Naturkraft des Monats verbinden.
Bis bald. Ich wünsche eine sehr gute Woche.
Eure Maike, die sich immer über Kommentare und Rückmeldungen freut!
Dieser Beitrag ist verlinkt bei Große Köpfe.
Danke!
Und ja, ebay stimmt. 🙂
LG!
Die Suchmaschine auf http://www.justbooks.de durchsucht u. a. auch booklooker, falls du mal einen spezifischen Titel gebraucht suchst. Auf kleinanzeigen (ehemals ebay-kleinanzeigen) kann man auch immer mal wieder Glück bei gebrauchten Büchern haben.
LG!
Ich habe auch manchmal Glück auf Ebay! Das Buch mit den Jahreszeiten-Gedichten heißt übrigens „Frühling, Sommer, Herbst und Winter“; so findest Du es auch auf Amazon (auch dort gebraucht!).
Liebe Maike,
hab dank für ein weiteres Wochenende…mir tut es wirklich immer gut die Fotos zu sehen! Euer Haus auf dem Land ist ja wirklich eine Perle…
Ich wünsche Dir eine schöne Kur – das Nichts-Tun, bzw. Erholen ist ja auch etwas, das man lernen kann…ich hatte erste Erfahrungen im Urlaub gemacht, ein paar mal geschafft einfach nur dazusitzen…schön wars!
Oh und Harry Potter sollten wir auch mal wieder rausholen 🙂
Einen schönen Herbst – im Schwarzwald auch, wie besonders!
Viele Grüße, Astrid aus Richtung Ostsee
Lieben Dank, Astrid, das freut mich total! ja, einfach nur dasitzen ist auch was Gutes 🙂 Ich mache das ab und zu auf dem Land. Das ist immer schön, besonders, wenn die Sonne einem noch ins Gesicht scheint.
Liebe Maike,
vielen Dank für deine Antwort!
Ich habe mal geschaut: Die Dauer der psychosomatischen Kur liegt zwischen fünf und sechs Wochen im Gegensatz zur präventiven mit drei Wochen.
Vielen Dank auch für die Aufzählung der Gedichtbände! In welchem Verlag sind denn „die Jahreszeiten“ erschienen?
Ich kann Jan Wagner empfehlen und gedichte.xbib.de.
Liebe Grüße und gute Erholung! 🙂
V
Hallo V, danke Dir! Über die Verlag kann ich gerade nichts sagend a ich das Buch auf dem Land habe und gerade in Berlin bin.
Es ist schon eine ältere Ausgabe, ich habe es antiquarisch gekauft (über booklooker). Da kannst Du mal nach Gedichtbänden zu Jahreszeiten suchen, da findest Du sicher was! Ich kaufe in der Regel Bücher gebraucht und lasse mich überraschen, was es da so gibt 🙂
Liebe Maike,
wie bist du zu fünf Wochen Kur gekommen – ich dachte bisher, dass maximal drei mit einer Woche Verlängerung möglich sind?
Kannst du Gedichtbücher empfehlen? Deine Auswahl ist jedenfalls toll! 🙂
Viele Grüße und alles Gute für die (Zeit bis zur) Kur!
V
Hallo V, ich weiß gar nicht, wie es zu den 5 Wochen gekommen ist, es stand halt einfach im Bescheid… Es ist eine psychosomatische Kur. Vielleicht gelten da andere Regeln??
Was die Gedichtbände angeht, habe ich eine Sammlung von Jahreszeiten-Gedichten, die heißt einfach „Frühling, Sommer, Herbst, Winter“, außerdem verschiedene Bände von Eva Strittmatter, dann Haikus und „Das Tagebuch der Edith Holden“, Jahreszeiten-Gedichte von Rilke, Gedichte von Mörike und Uhland. In einem dieser Bände werde ich meist fündig. 🙂 Manchmal google ich auch und finde Gedichte online.
Liebe Grüße an Dich!
Maike
Liebe Maike, schön, dass es endlich mit der Kur klappt.
Ich bin gespannt, wie es sein wird.
Ich kann deine Gedanken sehr gut nachvollziehen. Da stresst man sich selbst im voraus und auch vor Ort.
Du wirst bestimmt einen guten Weg finden.
LG Tanja