PuppenMITmacherei 4. Termin: Zwei kleine Maikes

Mit meinem Projekt, der Maike-Puppe mit den langen, dünnen Armen, bin ich zum 4. Termin der PuppenMITmacherei ein wenig ins Hintertreffen geraten.

Mein Vater…

Dass ich nicht so recht weiter kam, liegt vor allem an der Zeit, die ich zur Zeit meinem Vater widme. Er ist ja sehr krank und seit letzter Woche in einem Hospiz. Das ist zwar insofern wunderbar, als dass er nur fünf Fahrradminuten von mir entfernt ist und dort aufs Liebevollste versorgt wird. Aber natürlich ist es auch traurig, weil ich nicht weiß, wie oft ich ihn noch besuchen kann. Das tue ich so oft wie möglich, fast täglich. So blieb in den letzten Wochen nicht so richtig viel Zeit für die Puppe.

…hat mit der kleinen Maike zu tun

Warum schreibe ich das hier? Weil ich das Gefühl habe, dass das auch mit meiner Puppe zu tun hat. Vielleicht mache ich die Maike-Puppe nicht ohne Grund genau in dieser Phase. Mein Vater war ja sozusagen mein Retter genau in der schweren Zeit, die ich mit der Maike-Puppe wieder „verlebendige“ bzw. heraufhole (hier kannst Du nachlesen, worum es dabei geht).

Dass ich meinem Vati zur Zeit viel Zeit, viele Gedanken und Gefühle widme, ist sicher auch ein Stück Dankbarkeit für das, was er damals für mich getan hat. So verbindet mein Tun zur Zeit die jetzige Maike mit der kleinen Maike, die sich hier verpuppen möchte.

Eine sechste Puppe ist entstanden; eine siebte entsteht

Ich war aber nicht untätig. Ich bin mit der kleinen Puppe fast fertig geworden, die eigentlich bereits die kleine Maike werden sollte. Die Haare sind noch nicht fertig, deswegen trägt die Puppe eine Mütze, unter der die glatten Mohairsträhnen festgeklemmt sind, die ihre Haare werden sollen.

Die Haare machen die Puppe schon ganz schön „maikig“. Aber ganz zufrieden bin ich nicht, obwohl ich mich ja beim Nähen bereits mit dieser Puppe verbunden habe. Ich finde, die Arme und Beine sind etwas zu kurz und nicht dünn genug geraten.

Die siebte Puppe entsteht…

Deswegen habe ich den Schnitt extra für die kleine Maike nochmal angepasst. Ich habe also die siebte Puppe angefangen, die wohl oder vielleicht die finale kleine Maike wird.

So weit ist ihr Körper bereits gediehen:

Ich hätte den Kopf mit Gesicht und Haaren gern zu heute fertig gehabt. Aber ich habe angefangen, ein Gesicht zu filzen, und das stellt sich als erheblich schwieriger und langwieriger heraus, als ich dachte. Herrje, ich filze mein eigenes Gesicht als zehnjähriges Kind… Und ich bin nicht die geübteste Gesicht-Filzerin. Ich habe das schon oft gemacht, aber so richtig zufrieden war ich nie. Da ist also eine Menge Unsicherheit dabei.

Den Kopf und das Gesicht gestalte ich mit Hilfe dieses Fotos, das mich mit ca. 9 Jahren zeigt. Hilfe! Das ist sauschwer!

So weit bin ich mit dem Gesicht gekommen:

Wenn der Kopf (wie ich aktuell befürchte) zu groß wird, muss ich nochmal einen passenden Körper nähen. Sagte ich, dass die Puppenmacherei manchmal zyklisch verläuft? Oh ja. Seufz.

Zwei kleine Maikes…

Nun gefällt mir ja auch die sechste Puppe oben, die mit dem rosa Kleid, sehr gut. Wenn ich sie mir so ansehe und sie mich so anschaut, dann habe ich direkt das Bedürfnis, ihr zu helfen, sie in den Arm zu nehmen, sie lieb zu haben. Ich finde, sie schaut so flehentlich und hungrig drein. Das heißt doch, dass ich in ihr bereits die kleine Maike sehe, oder nicht? Denn Ihr findet bestimmt nicht, dass sie „flehentlich und hungrig“ dreinschaut. Das ist nur meine Projektion. Was heißt „nur“. Es ist ja die große Gabe von Puppen, dass sie eine Projektionsfläche sind für das, was im Menschen lebt, leben will oder verarbeitet werden will.

Herrje. Jetzt sind da zwei kleine Maikes, die noch im Werden sind. Im Moment habe ich keine Ahnung, wie ich damit umgehen soll. Es ist ehrlich gesagt etwas verwirrend. Damit hatte ich nicht gerechnet.

Wenn Du dazu Gedanken hast, freue ich mich, sie zu hören. Vielleicht muss man mir da auf die Sprünge helfen, wie ich damit umgehen soll.

Lieben Dank im Voraus!

Leider kann ich aufgrund der aktuellen Situation nicht genau abschätzen, wann ich mit den beiden kleinen Maikes weiter komme. Mein Vati geht vor.

Jetzt freue ich mich darauf, von Euren Projekten zu lesen und Eure Bilder und Beiträge zur #puppenmitmacherei2021 auf Instagram anzuschauen!

Viele liebe Grüße,

Deine Maike

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16 Kommentare Schreibe einen Kommentar

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  4. Liebe Maike,
    es tut mir sehr leid, dass dein Vater nun verstorben ist… Ich wünsche dir und euch ganz viel Kraft in dieser schwierigen Zeit und genug Zeit und Ruhe zum Trauen.
    Die Geschichte eurer Puppen ist wundervoll und ich finde es toll, dass ihr so offen miteinander reden konntet. Ich sehe es vor mir, wie eure Puppen beieinander sitzen. Und das tun sie jetzt wahrscheinlich auch noch und begleiten dich für immer. Ich glaube, mit der Puppe für deinen Vater hast du nicht nur ihm ein wundervolles Geschenk gemacht (auch wenn er sie bezahlt hat, was für eine großzügige Geste!), sondern auch dir.
    Ich hoffe, die intensive Zeit, die du in den letzten Wochen mit deinem Vater verbringen konntest trägt dich nun ein Stück. Meine Mama ist vor drei Jahren gestorben und ich vermisse sie sehr, auch wenn wir ein schwieriges Verhältnis hatten.
    Alles Liebe ️
    Sternie

    • Liebe Sternie, wie immer vielen Dank für Deine schönen Worte. Ja, die beiden Puppen haben einen Platz nebeneinander bekommen und können so immer beisammen sein. Mich tröstet das tatsächlich ein wenig, ist es doch der bildliche Ausdruck dessen, was ist, nämlich dass mein Vati und ich immer verbunden sein werden. Weil ich das weiß, muss ich gar noch so furchtbar traurig sein. Für mich ist mein Vati noch da, auch wenn er körperlich nicht her da ist.
      Ich wünsche auch Dir alles Gute und Liebe im Prozess mit Deiner Mutter. Wie Maria unten schriebt, ist es nie zu spät für Versöhnung, für Vergebung, für Entwicklung, wohin auch immer sie führt. Mit Geduld und Aufmerksamkeit kann man sich auf den Weg machen. Alles, alles Liebe Dir! ♥️

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  7. Liebe Maike,
    ich habe deine Antwort hier nicht gleich gesehen und wollte dir dann in Ruhe antworten, nun ja, immerhin ist es jetzt soweit. (nur leider löst der Antwort-Knopf bei deinem Kommentar gerade nichts aus, so wird es wohl ein neuer Kommentar)
    Ich finde es schön zu lesen wie dein Vater auf deine Puppe reagiert hat. Das ist so bewegend. Sitzen die beiden Puppen, also seine und deine kleine Maike, jetzt bei ihm im Hospiz? Wie kam es dazu, dass du deinem Vater eine Puppe genäht hast? Sein inneres Kind? Das klingt sehr schön und nach einer großen Vertrautheit zwischen euch beiden.

    Die Idee von meiner Puppe ist geblieben, nur hat sie gerade keinen Raum. Aber die Auseinandersetzung mit lange verdrängten Dingen habe ich schon Anfang letzten Jahres begonnen… Es kostet viel Kraft, Zeit und Tränen, aber ich habe für mich festgestellt, dass es sein muss, um heute weiter zu kommen und wieder gesund zu werden (soweit das denn möglich ist). Ich müsste / möchte dafür auch alte Tagebücher lesen, aber das kann ich noch nicht. Doch der Impuls wird stärker. Und ich habe ein Foto von mir im Kopf, das Model für die Puppe stehen wird. Nur weiß ich nicht wo es ist…

    Ich habe bei dir in letzter Zeit bei Instagram mitgelesen und die Entwicklung mit deinem Vater verfolgt. Ich wünsche euch beiden noch viele innige Momente miteinander ❤️
    Bin Herzen alles Liebe
    Sternie

    @sternie_sternenglueck

    • Liebe Sternie, wie schön, dass Du Dich mit der Puppe/den Puppen auf den weg machst. Ich kann Dich nur ermutigen, es ist ein schöner Weg, — wenn auch manchmal schmerzhaft. Man muss manchmal Sachen anschauen, die man eigentlich nicht anschauen möchte. Die Angst vor den eigenen Tagebüchern kenne ich auch…. da mischen sich dann Neugierde, Stolz, Schmerz und diverse Aspekte von Scham. Eine ganz eigenartige Mischung an Gefühlen.

      Die kleine Maike und der kleine Eberhard saßen bis zum Schluss bei ihm im Hospiz. Ich habe ihm seine Puppe ursprünglich nicht als „inneres Kind“ genäht, das heißt, er hat sie sich sich nicht zu diesem Zweck gewünscht. Er wollte mich in meiner Puppenmacherei unterstützen (er hat die Puppe großzügig bezahlt), aber er wollte auch tatsächlich gern eine Puppe haben. Er hat als Kind sehr gern mit Puppen gespielt. Und er hat mit 5 Jahren seinen Vater und mit 9 Jahren seine Mutter verloren. Deswegen glaube ich, dass er die Puppe, ohne von dem Konzept zu wissen, also unbewusst, auch als inneres Kind haben wollte. Ich habe ihm im Zusammenhang mit der kleinen Maike erzählt, dass Puppen manchmal das innere Kind repräsentieren. Da hat er sehr aufmerksam zugehört. Für solche Dinge war er immer offen.
      Ich habe die kleine Maike zu ihm gesetzt, weil ich es schön fand, dass der kleine Eberhard die kleine Maike umarmt und beschützt. Das fand ich symbolisch so ein schönes Bild.
      Mein Vater ist gestern früh gestorben. Es tut mir gut, heute Abend noch etwas zu schreiben, was mit ihm und der Puppe zu tun hat. Das bringt mich mit ihm nochmal in Verbindung.
      Danke Dir für Deine Zeilen! Alles Liebe auch Dir und Deiner Puppen-Geschichte! <3

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  9. Liebe Maike,
    ich sehe den hilfesuchenden Blick in deiner kleinen Maike. Nimm sie in den Arm und halt sie fest. Du hast dich schon mit ihr verbunden und das ist so schön. Vielleicht nimmst du sie zu deinem Vater mit? Oder kennt er sie schon? Vielleicht hast du mit ihm schon über diese Zeit gesprochen, vielleicht findet sich aber gerade in der Phase des Abschieds, in der ihr nun leider gerade seid, noch etwas, bei dem euch diese kleine Maike helfen möchte.
    Für mich ist deine Geschichte und dein Umgang damit sehr bewegend. Und ich finde diese Form der Auseinandersetzung ganz besonders. Es stößt in mir etwas an… Ich habe noch nie einen Puppenschnitt gezeichnet und komme auch kaum dazu mit der aktuellen Puppe weiter zu machen, obwohl es mir so gut tut. Aber vielleicht entsteht irgendwann eine Version meines sehr dünnen 15/16-jährigen Ichs und bringt mich weiter. Die Idee macht sich gerade in meinem Kopf breit. Danke dafür!
    Ich wünsche dir und deinem Vater alles Liebe und viel Kraft in dieser Zeit.
    Liebe Grüße
    Sternie

    • Liebe Sternie, vielen lieben Dank für Deine empathischen Worte! Weißt Du was? Ich habe sie bereits zu meinem Vati mitgenommen und er hat sie ganz liebevoll in den Arm genommen. Das war total berührend und wunderschön. Und nun sitzt die kleine Maike neben der Puppe, die ich einmal für ihn gemacht habe. Sozusagen sein inneres Kind neben meinem inneren Kind. Und seins sieht ganz stark neben der kleinen Maike aus.
      Wie ich mich freue, dass meine Geschichte etwas bei Dir in Bewegung bringt. Auch wenn es manchmal zuerst unheimlich ist und man es wegschieben möchte, es ist wichtig, dass wir uns damit befassen. Wenn die Zeit reif ist und wir meinen, dass die Kraft da ist. Man muss es nicht unbedingt, denn der Mensch verdrängt manche Dinge nicht ohne Grund. Aber wenn man sich dem stellen möchte, dann ist es sehr wertvoll. Es kann aber Kraft und Tränen kosten.
      Vielen Dank, dass Du mir das geschrieben hast.
      Deine Maike

  10. Liebe Maike,
    Ich finde deine kleine Maike wunderschön. Sie wirkt auf mich sehr ruhig und abwartend.
    Das da jetzt 2 kleine Maikes auf dich warten, sollte dich nicht beunruhigen. Vielleicht benötigt dein Blick auf die Vergangenheit mehr als einen Ausdruck/Rückblick. Vielleicht braucht es mehr als eine kleine Maike, um zum Schluss das grosse Ganze zu sehen/fühlen/zeigen.
    Ich hoffe, es ist verständlich .
    Ich wünsche dir, daß die kleinen Maikes dir helfen, das hier und jetzt mit allen Höhen und Tiefen gut zu meistern.
    Genieße jeden Augenblick, der dir mit deinem Vater bleibt.

    Liebe Grüße,
    Jenny

    • Liebe Jenny, ich danke Dir für Deine Worte. Das ist ein guter Impuls! Ich habe mich jetzt relativ stark mit der kleinen Maike verbunden, die man auf den Fotos sieht. Die zweite ist ja irgendwie noch unbelebt. Eventuell wird aus dieser etwas ganz anderes. Vielleicht die etwas ältere kleine Maike? Ich weiß es noch nicht. Vielen Dank für Deine Einfühlung und Deine Gedanken. Das hat mir weiter geholfen! Alles Liebe an Dich!

  11. Liebe Maike,

    deine 1. kleine Maike ist wunderschön geworden.
    Sie sieht sehr zart und feingliedrig aus, finde ich.
    Flehentlich wirkt sie auf mich nicht, eher zurückhaltend, abwartend.
    Mir gefällt ihr Gesicht, ihre schönen Augen und roten Wangen.
    Das Kleid ist auch toll!
    Ich bin gespannt, wie deine 2. kleine Maike mit gefilztem Gesicht wird.

    Die Zeit mit deinem Vater zu verbringen ist sicher das Beste, was du zur Zeit tun kannst. Für ihn, aber auch für dich. Es ist wirklich sehr beruhigend, dass er einen guten Platz für seine letzte Zeit im Hospiz gefunden hat – der Ausblick ins Grüne ist sehr schön.

    Ich wünsche dir und deinem Vati eine gute Zeit des Abschiednehmens.

    Sei herzlich gegrüsst und gedrückt von
    Kiki

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