Ein Lied vom Frühling: Wochenende in Bildern 2./3. Mai 2020

Endlich waren wir wieder auf dem Land, und endlich hat es ein wenig geregnet nach Wochen der Trockenheit. Wir haben die Natur erkundet und waren alle maximal viel draußen auf dem Grundstück und in Wald und Wiesen, arbeitend, genießend und spielend.

Der Titel stammt aus einem kleinen Vers aus einem Büchlein mit frühlingshaften Kindergedichten zu Blumen von Ida Bohatta:

Freitag, der 1. Mai 2020

Gegen Abend fahren wir los aufs Land. Überall auf dem Weg leuchten die Rapsfelder in der Abendsonne.

Landschaft und Himmel kurz vor der Ankunft; das Foto macht die kleine Tochter aus dem Auto heraus. Die Natur ist hier noch nicht so weit wie in Berlin.

Wir sind so froh, wieder hier zu sein. Beseelt laufen wir übers Grundstück und schauen, was sich verändert hat. Weil es schon nach 20 Uhr ist, als wir ankommen, packen wir nur schnell aus, essen schnell etwas und dann geht es für die Kinder ins Bett.

Samstag, der 2. Mai 2020

Morgenspaziergang mit der kleinen Tochter. Sie ist hungrig und schlecht gelaunt, deswegen machen wir nur eine kurze Tour übers Grundstück und kuscheln uns dann nochmal mit Haferbrei und Tee ins Bett.

Zwei Kraniche kreisen übers Grundstück. Überhaupt sind immer noch viele Kraniche unterwegs, ganze Schwärme fliegen hier durch die Luft.

Der Sanddorn hat Blätter bekommen.

Später haben sich alle Wolken verzogen. Die Apfelblüten strahlen ins Himmelblau.

Die Lieblingslinde hat zarte grüne Blättchen.

Längerer Spaziergang mit dem Hund über die Felder und in den Wald.

Die zweistämmige Birke am Waldrand ist auch ergrünt.

Der Hund möchte den Fuchsbau erkunden. ich hoffe ja immer, dass ich hier mal einen Fuchs (oder am liebsten natürlich: Fuchskinder!) sehe. Aber da sollte ich wohl besser den Hund nicht mitnehmen.

So ein schönes Frühlingswetter! Da hopst und hüpft es sich von Herzen.

Zu Hause im Garten haben die Kinder ihre Barbie-Sachen aufgebaut. Tja, seufz, meine Töchter spielen mit Barbies. Ihr könnt Euch vorstellen, dass mein Herz als Waldorfpuppen-Macherin hier blutet. Das Barbie-Haus haben unsere Mädels in Berlin auf dem Müll gefunden und stolz nach Hause geschleppt. Dann ging das gesamte Taschengeld von Wochen für gebrauchte Barbies auf dem Flohmarkt drauf. Und dann noch Geburtstagsgeld der Großeltern für die einzige neue Barbie, die unsere Kinder besitzen: Die breithüftige Daisy mit den runden Schenkeln, die nicht dem Supermodel-Superwoman-Klischee entspricht, und die sogar mir gefällt.

Ich war erst total genervt, als sie das Barbie-Haus anschleppten, denn so einen hässlichen Plastik-Kasten wollte ich überhaupt nicht im Haus haben. Alles in mir wehrte sich. Aber die Kinder waren so wahnsinnig, wahnsinnig überglücklich über den gefundenen Schatz. Und dann stellte ich fest, dass sie wirklich wahnsinnig schön und kreativ mit dem Haus und seinen ersten Bewohner*innen spielten… Ich plane einen Artikel zum Thema “Kreativ mit Barbies spielen”, weil es mich sehr beschäftigt hat. Ich habe meine Kinder wochenlang aufmerksam und skeptisch beim Barbie-Spielen beobachtet.

Mein Fazit: Man kann wirklich total kreativ und wundervoll mit Barbies spielen. Ich denke aber, dafür gibt es bestimmte Voraussetzungen (mehr dazu im Artikel). Ich glaube, ich habe auch verstanden, warum meine Töchter so kreativ und wundervoll mit den Barbies spielen, ihre schönen, handgemachten (und natürlich sehr geliebten) Waldorfpuppen aber oft nur in der Puppenwiege liegen und ab und zu umgezogen und ausgefahren werden. Die Barbies erleben dagegen wahnsinnig fantasievolle, lange Abenteuer. Manche über Tage hinweg. Aber dazu mehr hier im Blogbeitrag “Kreativ mit Barbies spielen: Was es dazu braucht”.

Vorlesen vor dem Haus in der Sonne: “Hänschen im Blaubeerwald” von Elsa Beskow. Ein wunderschöner Klassiker für Kindergarten- und kleine Grundschulkinder: Hänschen möchte für seine Mutter zum Namenstag Beeren pflücken. Im Wald begegnet er dem Blaubeerenmann und seinen Söhnen sowie der Preiselbeermutter und ihren Töchtern. Er taucht ein in die unbekannte Welt der Waldwichtel und kehrt schließlich mit gefüllten Körben in seine Welt zurück. Und es war kein Traum! Am Schluss freut sich die Mutter über die Beeren, “wie nur Mütter sich freuen können”.

Backplanung: Ich suche nach einem passenden Brotrezept, denn wir haben hier nicht alle Mehlsorten vorrätig.

Diese Woche habe ich ja Brotbeutel aus Naturleinen genäht, in denen gerade Sauerteigbrot lange frisch bleibt. Hier geht’s zur Nähanleitung mit Verlosung – ich verlose Materialsets für die Brotbeutel mit herrlichem altem, schwerem Bauernleinen.

Mein Mann mäht das Riedgras auf dem Grundstück, das andere Arten verdrängt. Man muss es zweimal jährlich mähen, um es einzudämmen. Sonst droht es, sich auszubreiten und noch mehr andere Gräser zu verdrängen. Leider gibt es keine andere Möglichkeit, es loszuwerden.

Die Kinder wollen natürlich auch mähen. Mein Mann zeigt ihnen, wie es am besten geht.

Dann wird fleißig gemäht und gerecht.

Die Kinder stellen aus dem gemähten Gras mit der Knoblauchpresse Färbemittel für Stoffe her und färben damit Decken und andere Stoffe für ihre Barbies. Die Barbies inspirieren unsere Kinder zu wirklich kreativem Spiel. Das Färben haben sie ohne jede Anregung oder Unterstützung umgesetzt. Angestachelt durch den Erfolg mit dem Gras, probieren sie auch andere Pflanzen aus: Löwenzahn und lila Blüten, die sie auf dem Grundstück sammeln, mit der Knoblauchpresse pressen und dann auf die Stoffe schmieren.

Die Wangen glühen. Sie sind so stolz auf ihren Färbe-Erfolg.

Ich schmücke unseren Steckzwiebelkranz an der Eingangstür mit frischen Zweigen und Knospen.

Der Hund wiederum hat ein Stelldichein mit den Pferden vom Nachbargrundstück. Glücklicherweise sind sie Hunde gewöhnt.

Der Himmel zieht sich gewittrig zu.

Später kommt die Sonne nochmal durch. Wir machen einen Abendspaziergang und freuen uns am Himmelslicht, das durch die Wolken fällt.

Jetzt aber nach Hause und ins Bett.

Für meinen Mann und mich gibt’s noch ein spätes Pilzcarpaccio und einen Film.

Und einen schönen Sonnenuntergang.

Sonntag, der 3. Mai 2020

Die große Tochter und ich wachen zusammen um vier Uhr morgens auf und können nicht mehr schlafen. Draußen beginnen die Vögel ein fast tropisch klingendes Gesangskonzert. Wir lauschen und können erst recht nicht mehr schlafen. Um 5 Uhr stehen wir auf und gehen raus, ein wenig in der Hoffnung, vielleicht das eine oder andere Tier zu sehen. Der Hund freut sich über den frühen Morgenspaziergang.

Die Sonne geht gerade auf.

Der Himmel leuchtet.

In einem der Bücher der Tochter gab es Zimtteilchen; die Tochter schleckt sich seit vier Uhr nachts die Lippen danach und hat einen regelrechten Zimt-Jieper. Deswegen müssen zum Frühstück Zimtschnecken mit Kardamom gebacken werden, wie immer nach dem unübertroffenen Rezept von feiertäglich.

Draußen sind die dicken Hummeln unterwegs.

Ich freue mich an den Maiglöckchen, die hinter dem Haus aus der Erde kommen. Und an einer weiteren Stelle, die wir von Gestrüpp befreit haben. Wir fragen uns, ob die Maiglöckchen da schon immer waren, wir sie aber wegen des Gestrüpps nicht gesehen haben. Das ist wohl wahrscheinlich. Ein Glück, dass das Gestrüpp weg ist.

Noch eine Corona-Hoffnungs-Pflanze, wie die Kastanientriebe, die aus dem Baumstumpf herauswachsen: Aus diesem tot geglaubten Weißdorn-Rest kommen neue Triebe. Die Natur setzt sich durch. Das Leben wird wieder beginnen.

Corona-Hoffnungs-Pflanze 3: Auch diese tot geglaubte Birke ist wieder neu ausgetrieben. Der Stamm war bei einem Sturm abgebrochen. Jetzt entsprießt ihm neues Leben.

Die Kinder bestaunen mit dem Papa die emsige Triebsamkeit der Waldameisen auf dem Birkenstamm. Es wuselt dort nur so von fleißigen Ameisen, die den ganzen Baumstumpf besiedelt haben.

Wir schauen eine ganze Weile zu und sind beeindruckt, welches Teamwork die Ameisen machen, um größere Zweiglein durch die Eingänge des Baus zu bekommen.

Die Kinder haben das Barbie-Haus in eine andere Ecke versetzt und sind wieder mit Färben und Zerteilen von Pflanzen als Futter für die Tiere der Barbies beschäftigt.

Das ist die (Schleich-)Schneeeule der einen Barbie. Sie bekommt Löwenzahnblüten in einem kleinen Holznapf.

Das Wetter ist und war wechselhaft heute, aber leider kein Regen.

Deswegen gießt mein Mann draußen noch ein wenig die trockensten Stellen.

Und das war’s mit dem Sonntag. Wir wollen ab jetzt auf dem Land bleiben, so lange es geht. Zwischendurch gibt es ab und an Termine in Berlin, aber grundsätzlich wollen wir hier sein. Wir hoffen fast, dass die Schule nicht so schnell wieder aufmacht. Wir haben einige Pläne hier. Wir wollen Regale ins Bad bauen und haben auch auf dem Grundstück etwas vor. Das haben mein Mann und ich heute auch geplant und besprochen.

Die Wochenenden in Bildern anderer Familien hier auf dem Blog Große Köpfe aus Berlin.

Ich wünsche Euch gutes Durchhalten in dieser besonderen Situation. Mein Tipp zum Entspannen ist Brot backen. Das tut der Seele unwahrscheinlich gut, weil es so eine uralte Tätigkeit ist.

Kraft tanken kann man ganz kurzfristig, wenn man nur ein paar Minuten lang das Gesicht in die Sonne hält und langsam atmet. Wer kann, rieche dazu noch an einer Blüte, oder schaue ein paar Minuten einer Biene oder einem anderen Insekt zu. Wirklich, das wirkt Wunder.

Ich wünsche Euch eine gute Woche, möglichst friedlich und ohne größere Probleme!

Eure Maike

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7 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Pingback: Kreativ mit Barbies spielen: Was es dazu braucht - feinslieb

  2. Liebe Maike

    Bin sehr gespannt auf deinen Artikel über Barbies. Meine kleine ist ja 3,5 Jahre und bis jetzt konnten wir sie ganz gut von Barbies und ähnlichem Plastikspielzeug fernhalten, allerdings merkt man schon dass das Intersse an diesen Dingen da ist. Vorallem wenn man mal bei einem anderen Kind zuhause spielt und es solche Dinge gibt. verbieten möchte ich es ihr dennoch nicht und warte deshalb gespannt auf deinen Artikel. In der Zwischenzeit werde ich mich nun mal an meine erste selbstgemachte Waldorfpuppe wagen, Schnittmuster aus Karin Neuschütz Buch ist ausgeschnitten und Materialen sind angekommen. Kann also los gehen… 🙂

    Das Buch Hänschen im Blaubeerland haben wir auch und es gehört zu meiner Tochter ihren Lieblingsbüchern von Elsa Beskow!!

    Lieben Dank für dein WE in Bildern und wieder Mal herzliche Grüße aus Der Nähe von Stuttgart

    Martina

    • Ja, ich glaube, ich muss den Barbie-Artikel bald mal angehen 🙂 Es ist total interessant. Ich habe jetzt schon ganz viele Rückmeldungen zu dem Thema bekommen. Verbieten und “Ausreden” bringt meiner Meinung nach nichts. Und ja, es ist manchmal ärgerlich, aber einfach ganz normal, dass die Kinder Spielzeug bei anderen sehen und dann haben wollen, was man selbst nicht so gut findet… das wirft dann Fragen auf… vor allem bei uns Eltern.
      Ach, toll, dass Du auch eine Puppe nähen möchtest. Es ist etwas ganz Wunderbares. Für mich ist jede Puppe wie eine Reise und eine echte Schöpfung einer kleinen Seele. Ich liebe es total. Lass unbedingt alle Gefühle zu, die Dir dabei kommen. Und auch wenn keine kommen, ist es OK, wenn Du einfach nur Freude hast bei der Arbeit. Auch wenn Ärger und Zweifel und eventuell sogar Wut kommen, wenn etwas nicht so gelingt. Das darf alles sein.
      Vielen Dank für Deinen Beitrag, dankeschön!

  3. Liebe Maike!

    Auch ich bin zu den Barbies eher kritisch eingestellt, ebenso waren es meine Eltern…

    Wir haben den Barbies als Kind immer wunderbare Häuser aus Kartons gebaut oder für sie Baumhäuser in die Trauerweide geflochten.
    Das übliche Spiel mit ewigem Umziehen mochten wir nie.

    Meine Tochter hat auch Flohmarkt-Barbies und eine neue Curvy-Barbie.
    Sie macht am liebsten aus Fimo jede Menge Obst, Gemüse, Gebäck… in wunderbarer, stundenlanger Feinarbeit für ihre Barbies.

    So regt das zu großer Kreativität an!

    Ganz “tussige” Barbykleidung kommt nicht ins Haus, da war ich immer streng und sie hat es so übernommen.

    Ich freue mich für euch, dass ihr nun auf dem Land bleiben könnt!

    Lieben Gruß, Heidi

    • Liebe Heidi, danke für Deinen Kommentar! Ich bin zu Barbies sogar MEGA kritisch eingestellt. Die tussige Kleidung gibt es hier auch nicht. Das Schöne ist, die Tochter hat sich die Curvy Barbie ohne irgendeinen Hinweis von mir ausgesucht. Sie fand sie einfach am schönsten. Ich habe GAR NICHTS dazu gesagt, nicht ein Wort des Anpreisens oder Erklärens. Sie wollte einfach diese Barbie am liebsten haben. Unsere Kinder ziehen die Barbies so gut wie nie um – obwohl, schon, aber sie ziehen ihnen oft Stofffetzen aus meinen Stoffresten an und binden sie an der Hüfte mit Haargummis zusammen. Das gefällt ihnen komischerweise am besten 🙂 Die große Tochter hat der Barbie sogar schon ein T-Shirt geschneidert. Ich weigere mich, Barbie-Kleidung zu nähen. Meine Puppenkleidung ist mir schon fummelig genug. 🙂
      Ich selbst hatte übrigens nie Barbies, weil meine Eltern total kritisch eingestellt waren. Ich habe mir aber auch nie explizit eine gewünscht. Ich habe eigentlich, seit ich 5 Jahre alt bin, immer nur gelesen und wenig gespielt. Deswegen vielleicht.

  4. Liebe Meike, vielen Dank für die schönen Texte. Eine Frage haben wir zu Eurer Situaion auf dem Land, die wir glücklicherweise auch habeb – wie handhabt ihr die Sehnsucht Eurer Mädels nach ihren gewohnten Freunden? Jetzt sowieso aber auch sonst. Uns hält das öfter ab aufs Lanf zu fahren weil wir dort keine Freunde haben. Vielleicht kannst Dz uns inspirieren. Lg und alles Gute

    • Liebe Maria, unsere Mädels vermissen ihre Freunde interessanter Weise gar nicht so sehr. Sie sind recht glücklich mit der Situation und haben ja auch einander. Ihre Bindung ist ganz stark geworden in der Corona-Zeit, was ich auch sehr wertvoll finde. Sie spielen ganz viel miteinander.
      Wenn nicht Corona-Krise ist, nehmen wir manchmal Freund*innen der Kinder aufs Land mit. Ansonsten reicht unseren Mädels der Kontakt mit den Freunden unter der Woche. In den Ferien, wenn wir auf dem Land sind, haben wir auch oft Besuch von Freunden der Kinder mit Eltern, so dass die Kinder eigentlich zufrieden sind. Es tut mir leid, dass ich hier jetzt nicht den ultimativen Tipp habe… was das betrifft, sind unsere Kinder wahrscheinlich anders als viele andere Kinder. Sie vermissen ihre Freund*innen offensichtlich nicht sooooo sehr, dass sie klagen.

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