Wir machen Winterferien auf Sizilien, diesmal im Südosten der Insel rund um die Barockstadt Noto. Hier ist es grün, sonnig und warm. Während es zu Hause in Berlin bei eisigen Temperaturen stürmt und schneeregnet, sitzen wir hier bei 17°C im T-Shirt in der Sonne und freuen uns am blauen Himmel.
Meine Seele und mein Herz atmen hier nach ein paar niederdrückenden Wochen wieder auf. Ich sauge das Licht und die Wärme ein. Das gute Essen und die Farben. Die herrlichen Berge und das Meer.
Heute gibt es kein Gedicht, sondern einen Text, den ich in dem Buch „Sicilia mangia“ („Sizilien isst“; Herausgeber: Christoph Gerling und Michaela Moritz) gefunden habe, das in unserer Unterkunft lag. Das Buch ist eine Mischung aus Künstlerbildband und Rezeptbuch. Es enthält sizilianische Rezepte, Fotos, Kunst und Texte auf deutsch und italienisch, darunter einen einführenden Text über die „sicilianità“ von Antonino Lombardo. Aus diesem Text zitiere ich folgend bildlich, weil er gut wiedergibt, was ich an Sizilien so faszinierend finde:
Samstag, der 29. Januar 2022
Unser erster Ferientag hier. Wir sind gestern Abend um 21 Uhr im Ferienhaus angekommen. Heute steht nicht viel auf dem Programm: Einkaufen (macht uns immer große Freude auf Sizilien), die Umgebung des Ferienhauses und das Städtchen Noto erkunden.
Die Tür zu unserem Ferienhäuschen auf dem Gelände von Bio-Zitrusbauern, in einem Tal bei Noto an den Füßen der hybläischen Berge (Monti Iblei). Unser kleines Haus, eine ehemalige Scheune, liegt inmitten von üppigem Grün, vor allem Oliven- und Zitrusbäume sowie große Rosmarinsträucher, die zur Zeit blühen.
Die Orangen, Mandarinen und Zitronen werden zur Zeit reif.
Boragio (Borretsch) am Gemüsegarten.
Katzen! Es gibt Katzen! Unsere Mädchen sind glücklich.
Am Morgen gab es einen seltsamen Regenguss. Gegen 9 Uhr erscheint dieser schöne Regenbogen hinter dem Berg.
Einkaufen und Kaffee trinken in Noto. Endlich wieder guter Kaffee, kleine ölige Pfützen in dicken warmen Tassen, an einer unprätentiösen Bar genossen. Meine Art Kaffee.
Hinter unserem Ferienhaus fließt ein Bach.
Etwas später scheint die Sonne warm und kräftig.
Blumen-Schönheiten auf dem Grundstück.
Mittagessen, gekauft an einem Straßenstand in Noto: Große Teigtasche (die hier Focaccia heißt), gefüllt mit Broccoli und kleinen Stückchen Fenchelwurst. Dazu gibt es Salat und zum Nachtisch Orangen und Mandarinen.
Am Nachmittag schauen wir uns Noto an, eine Stadt, die bei einem Erdbeben im Jahre 1693 vollkommen zerstört wurde und dann komplett im Barockstil wieder aufgebaut wurde. Geld gab es damals reichlich, von Adligen und Kirchenfürsten. Also zieren prächtige Paläste, ein Theater und zahlreiche prunkvolle Kirchen die kleine Stadt.
Schlichte Deckenmalerei in der Kathedrale. Unsere große Tochter, die absolut versiert in den griechischen Mythen und Heldensagen ist, erkennt sofort die abgebildeten Göttinnen. Die ich schon wieder vergessen habe. Nein, die mit dem Schwert war Athene.
Ich mag die Farben, die in dieser Stadt vorherrschen. Da es zu dämmern beginnt, fangen die Sandsteinfassaden an, intensiv honigfarben zu leuchten.
Die Menschen flanieren in der Fußgängerzone. Cafés und kleine Läden haben geöffnet, es wird in Gruppen beisammen gestanden und geredet, die Menschen trinken etwas oder essen ein Eis. So eine schöne Atmosphäre.
Die Kinder bekommen selbstverständlich auch ein Eis, und wir Eltern genehmigen uns einen Aperitif. Heute haben wir noch keinen Appetit auf die süßen Törtchen und anderen Leckereien, die hier ausgestellt sind.
Die Sonne geht langsam unter, die Straßenlaternen in Noto erleuchten.
Letzter Blick auf den glühenden Himmel über Noto.
Die Kinder wollen unbedingt noch ans Meer. Also fahren wir runter an den Lido di Noto (Strand von Noto). Die Kinder sind glücklich. Es herrscht guter Wellengang, da spielen sie ihr liebstes Spiel: „Vor den Wellen wegrennen“. Das können sie ewig spielen.
Sonntag, der 30. Januar 2022
Vor unserem Haus blühen rosa Rosen.
Ach, Zitronen. Sizilianische Zitronen. Ich liebe sie.
Die beiden Ponys machen das Glück der Kinder perfekt.
Unser Gastgeber Massimo hilft der kleinen Tochter, das Pony durch den Bach auf die Weide zu führen. Die Ponys weiden hier tagsüber einfach frei zwischen den Zitrusbäumen. Um auf ihre Weide zu kommen, müssen wir den Bach durchqueren.
Wie im griechischen Mythos kommen wir an diesem Wasserbecken zwischen Schilfrohren vorbei. Es wirkt total antik und verwunschen. Man hat das Gefühl, da kommt jetzt gleich eine Bachnymphe raus.
Die Gastgeber bringen uns einen Karton mit frisch geernteten Blutorangen. „Perfetto per la spremuta“, sagt Massimo („Perfekt für Orangensaft“).
Dieses Bild ist für mich Sizilien. Voller Süße, Lebenskraft, Farbe und Blut im besten Sinne.
Die kleine Tochter liebt Orangensaft und presst uns eine ganze Kanne aus.
Sowas von gut!
Auf der anderen Tischzeit bereitet der Rest von uns ein Kaninchenragout zu. In der Macelleria (Fleischerei) gab es nämlich gestern Kaninchen im Angebot, da haben wir zugegriffen. Wir bereiten es nach diesem Rezept zu. Hier hackt die große Tochter Kräuter aus dem Garten: Rosmarin und Thymian. Vom Rosmarin auch die köstlichen Blüten.
Das Rezept in Kürze: Wir lösen so gut wie möglich das Fleisch von den Knochen und kochen aus den Knochen und Suppengemüse eine Brühe. Das in kleine Würfelchen geschnittene Fleisch wird dann mit weiterem fein gehacktem Gemüse und Kräutern sowie Weißwein und der Knochenbrühe mehrere Stunden auf dem Holzofen in der Küche stehend geköchelt.
Während das Kaninchen vor sich hingart, machen wir einen Ausflug in ein nahe gelegenes Natur- und Vogelschutzgebiet an der Küste, die Riserva di Vendicari.
Schlechtes Foto, aber in der Bildmitte sieht man einen Schwarm Flamingos. Beim Eingang des Naturschutzgebietes hatte ich zu den Mädchen, die voller Begeisterung über die dort abgebildeten Flamingos waren, gesagt: „Die Wahrscheinlichkeit, dass wir heute Flamingos sehen, ist leider sehr gering!“ Aber direkt beim ersten Vogelbeobachtungspunkt sehen wir diesen Schwarm. Die Kinder lachen mich aus. 🙂
Im Naturschutzgebiet gibt es mehrere Strände und Buchten. Es ist wunderbar warm, so dass die Kinder zumindest mit den Füßen ins Wasser gehen und dann barfuß zum alten Thunfischhafen im Hintergrund weiterlaufen.
Das kantige Gebäude im Hintergrund ist ein alter Wehrturm aus dem 14. Jahrhundert.
In der Tonnara (antike Thunfischfang- und Verarbeitungsanlage) finden wir tolle Kulissen und machen Fotos. Auch der großen Tochter macht ja Fotografieren Spaß.
Wir wandern noch lange an der Küste entlang, schaffen es aber leider nicht ganz bis zur traumhaften Badebucht „Calamosche“ am andere Ende des Naturschutzgebiets, die wir auf einigen Fotos gesehen haben. Die Kinder sind müde und hungrig und haben genug vom Wandern. Also kehren wir um, bevor sie ganz schlappmachen.
Zu Hause erfreuen wir uns dann direkt am Kaninchenragout. Es ist genau perfekt, als wir nach Hause kommen. Dazu gibt’s Brot und grünen Salat mit Kräutern und Zwiebeln. Ein Hochgenuss. Ich habe schon lang nicht mehr so gut gegessen.
Am frühen Abend flanieren wir nochmal durch Noto und genießen die Stimmung sehr. Das ist das Lebensgefühl, das wir an Italien und speziell Sizilien so lieben.
Nächstes Wochenende sind wir auch noch hier.
Falls Du Geschmack an Sizilien aus unserer Sicht gefunden hast, findest Du hier mehr Berichte von Sizilien-Reisetagen:
Weitere Wochenenden in Bildern von anderen Blogger*innen findet ihr hier, bei Große Köpfe verlinkt.
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liebe maike, lasst es euch gut gehen und du tanke neue kraft, zuversicht und vertrauen…..so schöne bilder, die sensucht wecken…
herzlichst
annette
Liebe Annette,
danke! Es ist gerade so schön hier und ich tanke so viel Licht und schöne Bilder. das tut so gut.
Liebste Grüße an Dich!