Im Wochenende in Bildern hatte ich versprochen, Euch über meine Fastenpläne dieses Jahr auf dem Laufenden zu halten. Richtig fasten, also komplett auf Essen verzichten, darf ich krankheitsbedingt nur unter ärztlicher Aufsicht. Ich habe es trotzdem mal ohne ärztliche Aufsicht gemacht, aber das ist leider unangenehm nach hinten losgegangen. Aber wie ich hier ausführlich geschrieben habe, kann man ja auch anders fasten als komplett auf Essen zu verzichten. Zum Beispiel, indem man intervall-fastet, bestimmte Lebensmittel weglässt, den Lebensstil entschlackt oder eine besondere Ernährungsform ausprobiert, also z.B. zur Fastenzeit vegetarisch oder vegan lebt.
Schon seit längerer Zeit liebäugele ich mit der Paleo-Ernährung. Diese Ernährungsform ist zugleich die älteste und jüngste in der Menschheitsgeschichte. Die älteste, weil sie auf der Ernährung basiert, die schon unsere Urahnen aus der Steinzeit zur Verfügung hatten („Paläolithikum“, engl. „paleolithic“). Die jüngste, weil diese Ernährungsform erst seit Mitte der 2000er Jahre als Ernährungsform wieder auf den Tellern der westlichen Zivilisationen zu finden ist. Natürlich lebt nur eine winzige Minderheit nach den Regeln der Paleo-Ernährung. Hoffentlich ist es der Beginn einer breiten Bewegung, denn ich bin überzeugt, dass die Menschheit gesunden würde, wenn sie sich nach Paleo ernähren würde.
Was ist Paleo-Ernährung?
Paleo-Ernährung bedeutet, vor allem möglichst regionales/landestypisches und biologisch hochwertiges Gemüse und Obst, Fisch, Fleisch, Eier, Nüsse, Kerne und Pilze zu sich zu nehmen, und auf die kohlenhydratreiche Kost der „zivilisierten“ Länder zu verzichten. (Trotzdem ist Paleo nicht gleich „low carb“, denn in Früchten und Gemüsen sind ja auch Kohlenhydrate enthalten, nur eben keine toten, leeren wie im meisten Getreide und in Hülsenfrüchten). Brot und Brötchen herkömmlicher Art, Nudeln und überhaupt alles Getreide sind bei der Paleo-Ernährung tabu. Auch Müsli, Hülsenfrüchte und Milchprodukte. Und das aus gutem Grund: Menschen bauen erst seit ca. 10.000 Jahren Getreide an und trinken Milch. Das ist eine sehr kurze Zeitspanne im Vergleich dazu, wie lange der Mensch auf der Erde schon existiert (nämlich ca. 2,8 Millionen Jahre). Deswegen ist unser Körper immer noch viel besser an die Ernährung der Steinzeit angepasst als an die Kost der jüngeren Menschheitsgeschichte. Und wer aus ethischen Gründen kein Fleisch und keinen Fisch essen möchte, sei beruhigt: Paleo geht auch vegetarisch.
Paleo und Dr. Bruker
Mich überzeugen die Argumente der Paleo-Anhänger vollkommen. Zwar bin ich ja mit der Ernährungslehre nach Dr. Bruker aufgewachsen und habe diese Ernährungsform noch bis vor Kurzem für das Nonplusultra gehalten. „Lasst unsere Nahrung so natürlich wie möglich“, sagte Dr. Bruker, und da stimme ich zu (und die Paleo-Anhänger mit mir). Dr. Bruker hat richtig erkannt, dass die Zivilisationskrankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Probleme, Allergien, Übergewicht usw. ihren Ursprung im Verzehr von Industriezucker und Weißmehl haben. Er ging jedoch davon aus, dass man „nur“ zur Ernährung der Bauern vor 200 Jahren zurückkehren müsse, also vor die Einführung von Weißmehl und Zucker. Folgerichtig stehen bei Dr. Bruker Vollkorn-Getreidegerichte wie rohe Breie und Vollkornbrot weit oben auf der Liste der guten Ernährung. Natürlich auch Gemüse und Obst, und das möglichst roh, was auch bei Paleo begrüßt wird. Milchprodukte sind auch bei Dr. Bruker tabu, doch ebenso Fleisch, Fisch und Eier, was bei Paleo dagegen erlaubt ist. Brukers Ernährungskonzept war für die 1950er Jahre, in denen er es entwickelte, natürlich revolutionär. Man kann ihn gar nicht genug preisen für sein Engagement für gute Ernährung und Lebensweise als Heilmittel gegen viele gängige Krankheiten.
Zwar ist die Ernährung nach Dr. Bruker immer noch um Längen gesünder und artgerechter als die herkömmliche Zivilisationskost, die ja absurderweise auch in den allermeisten Krankenhäusern, Schulen und Altenheimen immer noch serviert wird. Doch Dr. Bruker und seine Anhänger übersehen, dass auch Vollkorn-Getreide keine artgerechte Ernährung für den Menschen ist. Denn 10.000 Jahre reichten nicht aus, um unsere Körper und Gene an den übermäßigen Getreideverzehr anzupassen, dem wir ihn seitdem aussetzen. Dagegen ist unser Körper hervorragend an den Verzehr von Fleisch, Fisch und Eiern angepasst.
Ich fange an mit Paleo
Langer Rede kurzer Sinn: Ich fange jetzt zur Fastenzeit mit Paleo-Ernährung an (der Link führt zu einer tollen Einführung zum Thema Paleo). Dabei helfen mir Webseiten wie Paleo360. An dieser Website gefällt mir vor allem, dass hier Paleo nicht nur als Ernährungsform, sondern als Lebensstil begriffen wird. Denn die Beschäftigung mit Paleo führt mittelfristig auch dazu, dass man sich mit den Themen Bewegung, Umwelt, Nachhaltigkeit und Entschleunigung auseinander setzt. Zumindest die drei letztgenannten sind Themen, die mich ja auch schon lang umtreiben, wie geneigte Leser meiner Blogs wissen. Bewegung ist ein Thema, dem ich mich gern stärker widmen möchte.
Paleo und Krankheiten
Es ist hier glaube ich nur mal in einem Nebensatz gefallen, aber ich leide ja an mehreren chronischen Krankheiten, die mir nicht selten den Alltag verdrießen. (Ich bin sogar als schwerbehindert eingestuft). Paleo gilt für mindestens zwei meiner Krankheiten als äußerst wirksames Ernährungskonzept. Auch hier erhoffe ich mir Effekte. Natürlich wünsche ich mir auch mehr Wohlgefühl für meinen Körper.
Erster Schritt: Küche ausräumen
Im Paleo-„Quick Start Guide“, den ich über den Newsletter von Paleo360 bekommen habe, ist der erste Schritt „Küche ausräumen“. Das bedeutet, dass man alle paleo-nicht-konformen Sachen wegwirft, verschenkt oder an eine Tafel gibt. Au wei, damit fängt’s schon an: Ich habe säckeweise wundervolles Demeter-Getreide – das soll ich jetzt einfach wegwerfen? Soll ich nicht lieber doch noch 100 Brote daraus backen und dann erst mit Paleo anfangen? Au wei, das tut weh! Ganz besonders deswegen, weil ich ja noch Familie habe. Bei uns gibt’s am Wochenende für die Kinder immer Dinkel-Pfannkuchen aus frisch gemahlenem Dinkelvollkornmehl zum Frühstück, die die Kinder total lieben… wie gehe ich jetzt damit um? Und meine geliebte Getreidemühle… scheidet sie jetzt aus dem Dienst?
Wahrscheinlich packe ich alle „bösen“ Lebensmittel erstmal in einen großen Karton und schaue mal, ob das mit Paleo und Familie vielleicht doch besser funktioniert, als ich befürchte. Wenn es ein Problem bei uns geben wird, dann sind es Nudeln und Brot (nicht für mich, aber für die Kinder!). Aber zunächst können wir ja glutenfreies Brot essen. Wir sind hier in Berlin-Mitte ja mit Superfood- und Ernährungsform-Läden super ausgestattet. Nicht nur gibt es in der Nähe die glutenfreie Bäckerei „Jute Bäckerei„, sondern auch die vegane Supermarktkette Veganz und das Keto-Café „Simply Keto„, wo man auch Keto-Produkte bekommt (Keto ist Paleo recht ähnlich). Außerdem das Restaurant Avocai ganz in unserer Nähe, das sogar dezidiert Paleo-Gerichte auf der Speisekarte hat. Das Clean Eats ist auch nicht weit weg. Und auch in den hiesigen Bioläden und -supermärkten bekommt man alles, was das Paleo-Herz begehrt, von Mandelmehl bis Flohsamenschalen. Mit letztgenannten kann man sogar Brot backen, und das habe ich auch vor.
Mal sehen, wie ich den Drahtseilakt mit Familie, Krankheiten und Paleo meistere. Ich habe vor, darüber zu schreiben, damit ich besser bei der Stange bleibe und nicht Gefahr laufe, aufzugeben. Aktuell köchelt schon eine Hühnersuppe auf dem Herd. Knochenbrühe ist ein beliebtes Getränk bei der Paleo-Ernährung (deswegen).
Hat jemand von Euch Erfahrung mit Paleo-Ernährung? Was ist Eure Meinung dazu? Wer findet eine solche Ernährungsform übertrieben? Nur raus mit der Sprache!
Ich freue mich, wenn Ihr mich auf diesem Weg begleitet, der hoffentlich noch lange währt!
Links: Hier ein Film auf YouTube, der in die „Steinzeit-Idee“ einführt.
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