Anleitung Michaels-Waage / Michaeli-Waage selber bauen

Eine Michaels-Waage bauen: Hier findest Du eine genaue Anleitung, um eine Michaeli-Waage für den Jahreszeitentisch selber zu bauen.

Mit der Waage können wir das Gute und Schöne, das Helle und das Licht in uns stärken, jetzt, wo die dunkle Jahreszeit beginnt. Wie das genau geht, und was dahinter steckt, liest Du hier.

So sieht eine Michaels-Waage aus:

Michaelswaage. Sie geht auf die „Seelenwaage“ zurück, die Michael auf christlichen Darstellungen trägt.
Eine Michaeli-Waage passt gut auf den Jahreszeitentisch ab Ende September
Man kann eine Michaelswaage selber bauen. Unten die Anleitung mit vielen Tipps und Tricks.
Ein schönes Ritual mit dunklen und hellen Steinen

So wird die Michaelswaage genutzt

In die eine Waagschale der Waage kommt ein dunkler Stein. In die andere Waagschale dürfen Kinder und Erwachsene nach und nach helle (Halbedel-)Steinchen legen, wenn sie eine kleine „gute Tat“ vollbracht haben.

Das können kleine gute Taten sein:

  • Danke sagen
  • Besonders freundlich zu jemandem sein
  • jemandem etwas schenken
  • etwas tun, worüber sich ein*e andere*r freut, z.B. Spielen mit dem kleinen Geschwisterchen
  • Haushaltsaufgaben erledigen (Spülmaschine ausräumen, Tisch abräumen, Fenster putzen…)
  • sich für jemanden einsetzen, ihn/sie verteidigen / in Schutz nehmen
  • etwas für jemand anderen tun („ich mach das für Dich“)
  • etwas Mutiges tun, z.B. etwas in der Gruppe/Familie vorsingen/vorspielen/vortragen
  • eine schwierige Übung aus den Bereichen Sport / Geschicklichkeit schaffen
  • eine Kerze zum Essen anzünden
  • etwas Schönes gestalten, z.B. ein Bild malen, etwas basteln oder den Jahreszeitentisch „schön machen“
  • Für größere gute Taten wie Geldsammeln/Flohmarkt oder Konzert/Kuchenverkauf für Arme/Bedürftige oder ältere Menschen gibt es ein besonders großes helles Steinchen oder mehrere kleine

Erst kommt die Waage ins Gleichgewicht, dann wird die Waage mit den hellen Steinen schwerer als andere und senkt sich herab. Ein toller Moment für Groß und Klein.

Helle Steinchen für gute Taten. Wann werden sie überwiegen?

Die Waage wird ab Michaeli bis Nikolaus oder auch darüber hinaus verwendet. Sie kann sehr gut in Klassenzimmern oder Kindergartenräumen aufgestellt werden, aber auch in Familien, auf dem Jahreszeitentisch oder anderswo.

Die Michaelswaage: Für gute Taten in der herbstlichen Zeit

Die Michaelswaage ist eine schöne Ergänzung zum Michaeli-Fest. Sie passt aber auch zu St. Martin und Nikolaus, die zusammen mit Michaeli die Dreieinigkeit der vorweihnachtlichen Feste des guten menschlichen Handelns darstellen.

Von diesen drei Festen steht Michaeli am 29. September für das Motiv MUT, St. Martin am 11. November für MITGEFÜHL und Nikolaus am 6. Dezember für GROSSZÜGIGKEIT und GEWISSEN.

Alle diese Motive sind wichtige Aspekte menschlicher Güte, denen wir uns in der Vorweihnachtszeit widmen dürfen.

Dabei hilft uns die Michaels-Waage.

Was feiern wir zu Michaeli?

Das Michaeli-Fest geht auf die biblische Geschichte des Erzengels Michael zurück. Michael stürzte den Satan in Form eines Drachens vom Himmel und stellte damit die Harmonie zwischen Gut und Böse wieder her.

In allen Menschen, in Dir und mir, in Klein und Groß gibt es das Helle und das Dunkle. Zu Michaeli dürfen wir uns darauf besinnen, das Helle und Gute zu stärken. Denn die dunkle Jahreszeit beginnt.

In Waldorfkindergarten und -schulen wird das Fest meist mit Mutproben, Ritterspielen, passenden Liedern und Geschichten gefeiert. Manchmal wird ab Michaeli auch eine Michaelswaage aufgestellt.

Über das Michaeli-Fest plane ich gerade einen ausführlichen Artikel. In dem Beitrag stehen dann auch viele Ideen, wie man das Fest als Erwachsene und mit Kindern begehen kann.

Michael und die Waage

Erzengel Michael mit Schwert und Waage

Der Erzengel Michael wird seit dem Mittelalter meist mit einer Waage in der Hand dargestellt. Damit ist in der christlichen Ikonographie die so genannte Seelenwaage gemeint, mit der Michael laut mittelalterlicher Vorstellung die Seelen bzw. Herzen der Menschen nach dem Tode wiegt, um zu schauen, ob bei ihnen das Gute oder das Böse überwiegt.

Letztlich geht auch die ‚waldörfliche‘ Michaels-Waage auf diese Seelenwaage zurück. Jedoch muss man aus spiritueller Sicht die Waage nicht als Waage zwischen „Gut“ und „Böse“ betrachten. Ich plädiere für eine modernere, weniger moralisch polarisierende Betrachtung der Waage, die eher in Richtung „Yin und Yang“ geht.

Passender für seelische Vorgänge oder das, was in der Natur passiert, wären Begriffspaare wie Hell und Dunkel, Licht und Schatten, Außen und Innen, Leib und Seele, Tag und Nacht, Yin und Yang, Feuer und Wasser, Sonne und Mond. Oder auch weiblich und männlich.

Die Michaelswaage als Symbol für die Jahreszeit

Die Michaels-Waage hilft dabei, das innere Licht des Menschen in Form von guten Taten zu stärken. Sie belohnt, wenn man eine gute Geste zeigt, wenn man Mut, Mitgefühl oder Großzügigkeit zeigt.

Aber sie macht auch das Gleichgewicht zwischen Hell und Dunkel, Körper und Seele, Innen und Außen, Yin und Yang,… sichtbar und für Kinder begreifbar. Die Waage steht auch für Ausgleich und Harmonie zwischen Gegensätzen.

Hell und Dunkel bilden im Yin und Yang eine Einheit. Beide Aspekte sind wichtig. (Tafelbild aus der Waldorfschule zu Michaeli)

Der Michaelstag (der 29. September) liegt kurz nach dem „Gleichgewicht“ von Hell und Dunkel im Jahreslauf, der Herbst-Tagundnachtgleiche am 21. September.

Ab jetzt sind die Tage kürzer als die Nächte – und werden bis zum 21. Dezember jeden Tag um ein paar weitere Minuten kürzer.

Sich dem Inneren widmen

In der kommenden dunklen Jahreszeit dürfen wir, wie die Natur, unsere Kräfte stärker nach innen richten. Allem, was für Licht, Seele und Innen steht, dürfen wir jetzt mehr huldigen. Mehr ruhigen, besinnlichen Tätigkeiten nachgehen, Reflektion über uns selbst, Meditation, Musikhören, aber auch Licht, Laternen, Kerzen und bunte Farben – all das passt in den Herbst und die Vorweihnachtszeit.

Es werde inneres Licht. (Eine Anleitung zum Basteln einer solchen Waldorflaterne findest Du hier)

Aber auch das Dunkle ist wertvoll

Yin und Yang, Feuer und Wasser. Beides ist wichtig.

Jedoch sollten wir den dunklen Stein der Michaelswaage nicht „das Böse“ nennen. Hell gibt es nicht ohne Dunkel; beide Aspekte sind Teile des Lebens.

Auch das Dunkle, Verborgene in uns Menschen ist wertvoll. Es steht nicht nur für unsere „dunklen Seiten“, sondern auch für unsere Tiefe, unser Unbewusstes, unsere Seele. Diesen Teilen unseres Wesens dürfen wir uns in der dunklen Jahreszeit auch besonders widmen.

Dennoch ist es schön, der zunehmenden Dunkelheit draußen stärkeres inneres Licht entgegen zu setzen. Für dieses Licht stehen die Laternen an St. Martin, aber auch die hellen Steinchen der Michaelswaage.

Licht ins Dunkle bringen ist ein Thema der Jahreszeit (Bild: Michael und der Drachen)

Die richtige Anzahl an Steinen: Tipps

Damit man es auch schafft, die Waage ins Gleichgewicht zu bringen, sollte man vorher überlegen, wie viele dunkle und helle Steine man verwenden möchte. Es ist ratsam, die beiden Gewichte vorher mal auszuprobieren.

Dafür wiegt man eine passende Anzahl kleiner Steine ab und nimmt eine entsprechende, etwas leichtere Anzahl an dunklen Steinen.

Für Familien reichen vielleicht schon 20 helle Steinchen aus, d.h. man kann evtl. etwas größere helle Steinchen verwenden, wenn man einen passenden großen dunklen Stein hat. Eine Schulklasse oder eine Kindergartengruppe möchte vielleicht auf eine höhere Anzahl an hellen Steinen kommen. Das kann der/die Lehrer*in entscheiden.

Tipp: Je mehr helle Steinchen („gute Taten“ man haben möchte, desto kleinere Steinchen sollte man kaufen/bestellen.

So, aber jetzt endlich zur…

Anleitung Michaels-Waage

Benötigte Materialien für die Michaels-Waage

  • halber Holzscheit oder dickes Stück Brett als Fuß/Ständer, ca. 20×20 cm groß (in etwa)
  • dicker Stock mit möglichst symmetrischer Astgabel
  • dicke Schraube
  • Holzkleber
  • Stück Besenstiel oder anderer Holzstab (Durchmesser ca. 2-3 cm)
  • dünnes rundes Holzstäbchen wie Schaschlikspieß, besser: Cakepop-Stiel oder dünnes (rundes) Ess-Stäbchen
  • dickere Schnur, am besten in rot
  • 1 Kokosnuss bzw. 2 Kokosnuss-Hälften
  • 6 Holzperlen

Benötigte Werkzeuge:

  • Säge
  • gute Bohrmaschine, am besten zusätzlich mit Fräs-Aufsätzen
  • Holzfeile und/oder Schleifpapier

Schritt-für-Schritt-Anleitung Michaeli-Waage

Ein geeignetes Stück Holz als Fuß/Ständer auswählen. Nimmt man einen halben Holzscheit, sollte dieser stehen können, ohne zu wackeln. Mit einem dicken Stück Brett (Holzrest) ist das einfacher.

Mit einem dicken Bohr-Aufsatz ein Loch in den Fuß vorbohren. Je tiefer das Loch ist, desto stabiler steht später die Astgabel drin. Vorsicht, wenn Du ein Brett verwendest: Auch ein Brett sollte man nicht ganz durchbohren, sonst wackelt später ggf. die Waage.

So sieht ein Fräsaufsatz für eine Bohrmaschine aus. Das ist total hilfreich, wenn man Löcher mit großem Durchmesser bohren will.

Wenn man einen Fräsaufsatz hat, wählt man einen, der dem Durchmesser der Astgabel, die dann ins Loch kommt, ungefähr entspricht bzw. ein winziges bisschen größer ist.

Dann fräst man ein möglichst tiefes Loch. Aber nicht ganz durchbohren!

Die dicke Seite der Astgabel mit der Säge auf die gewünschte Länge bringen. Dabei beachten, dass man auch das Stück mitbedenkt, das später im Loch des Ständers steckt. Immer wieder ausprobieren, ob die Länge stimmt. Tipp: Nicht zu kurz machen.

Auch die dünnen Astgabeln kürzen.

Die Enden der Astgabeln mit der Feile oder Schmirgelpapier rund schleifen.

Das dünne Holzstäbchen an die Astgabel halten, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wo die Löcher dafür hinmüssen. Das Stäbchen soll später von links nach rechts durch beide Astgabeln gesteckt werden und zwischen den beiden Astgabeln noch durch den dicken Rundstab (z.B. Besenstiel) führen.

Erstmal mit einem Bleistift die vier ungefähren Ein- und Austrittsstellen des Stäbchens an den Astgabeln markieren.

Mit einem dünnen Bohrer die Löcher für das dünne Rundstäbchen in die Astgabeln bohren. Achtung, das Stäbchen sollte später möglichst gerade durch die Löcher führen. Das Loch sollte im Durchmesser möglichst genau so sein wie das Stäbchen, also nicht viel weiter.

Achtung, diesen Bohrer solltest Du bedacht auswählen, das sollte möglichst genau passen. Lieber erstmal zu dünn bohren als zu dick.

Hier hab ich kein Bild, aber die Astgabel wird nun mit Holzkleber in die Öffnung geklebt.

Man kann nach dem Trocknen des Klebers von unten noch eine Schraube in den Fuß und durch die Astgabel bohren, um sie noch fester zu fixieren.

Jetzt brauchst Du Deinen dicken Rundstab, also z.B. ein Stück Besenstiel oder Ähnliches. Das wird der Stab, an dessen Enden später die Kokosnussschalen herunterhängen.

Diesen Stab jetzt auf die richtige Länge sägen und auch hier die Enden ein bisschen weich schleifen.

In den dicken Rundstab drei Löcher bohren: Eins genau in der Mitte (abmessen) und zwei außen, wo die Kokosnussschalen drangehängt werden.

Das Loch in der Mitte muss ein kleines bisschen größer sein als Dein dünnes Rundstäbchen (Schaschlikstab, Cakepop-Stäbchen). Also hier einen etwas größeren Bohrer verwenden als den für die vier Löcher in den beiden Astgabeln.

Jetzt das dünne Stäbchen (Schaschlikspieß, Cakepop-Stäbchen) erst durch das eine Loch an der einen Astgabel, dann durch das mittige Loch des dicken Rundstabs und schließlich durch das Loch an der zweiten Astgabel schieben.

Die Enden des Stäbchens abbrechen und die Bruchstellen weich schmirgeln.

Jetzt hast Du schon eine rudimentäre Waage.

Die Kokosnuss in der Mitte durchsägen. Das Kokosfleisch herauskratzen/-schaben und aufessen.

In jede Kokosnuss-Hälfte ca. 1 cm vom Rand entfernt in möglichst regelmäßigem Abstand drei oder vier Löcher bohren.

An allen 6 Perlen Schnur befestigen und mit Knoten fixieren.

Durch jedes Loch mit einer dicken Nadel eine Schnur mit Perle ziehen.

Die drei oder vier Schnüre mit einem Knoten zusammenfassen, so dass die Kokosnuss darunter gerade hängt.

Alle drei Schnüre ins Nadelöhr fädeln und…

… durch ein Loch am Ende des dicken Rundstabs ziehen.

Mit Knoten fixieren.

Tipp: Die Aufhängung der Kokosnussschalen kann kürzer sein als bei unserer Waage. Bei uns sind die Waagschalen ein bisschen zu nah am Boden.

Fertig!

Fertig ist die Michaelswaage.

Ich wünsche viel Freude mit der Michaeli-Waage und innere Stärke in der Michaels-Zeit!

Deine Maike

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