Als träumte mich die schöne Sommerwelt: Wochenende in Bildern 22./ 23. Juli 2023 (Baskenland)

Wir sind noch im Urlaub im spanischen Baskenland. Wir machen einen Haustausch mit einer Familie aus Bilbao, die Stadt mit dem europäischen Guggenheim-Museum. Das Baskenland ist ein besonderes, erstaunliches Fleckchen Erde mit einer uralten, besonderen und gleichzeitig einer sehr modernen, zeitgenössischen Kultur. Faszinierend!

Dieses Wochenende haben wir verschiedene Besichtigungen gemacht und waren am Strand. Die Strände hier sind so toll; es gibt großartige Wellen, Felsen und ein äußerst lebendiges Strandleben.

Die Fotos weiter unten – ich muss zuerst ein bisschen was zu Land, Leute und unseren Erfahrungen loswerden.

Abseits von Ort und Zeit. Und genau hier und jetzt.

Das Gedicht habe ich gewählt, weil ich mich zur Zeit etwas entrückt von Ort und Zeit fühle. Wir fühlen uns hier in unserer Familienwohnung in Bilbao schon ein bisschen wie zu Hause, aber doch abgerissen von unseren normalen Rhythmen. Wir haben aber auch unsere persönlichen Themen mitgenommen und haben mit ihnen hier genau so zu tun wie zu Hause. Gleichzeitig sind wir in den Strom der Urlaubserlebnisse eingetaucht und planen nur von Urlaubstag zu Urlaubstag, ohne Verpflichtungen des Alltags von zu Hause. Seltsam, sich von Zeit und Ort so entrückt zu fühlen und gleichzeitig so verbunden mit dem fremden Ort. Deswegen hat das Gedicht von Karl Förster mich angesprochen.

Eingetaucht in den Alltag

Wir sind hier mittlerweile richtig gut eingetaucht. Wir haben unsere Urlaubs-Rhythmen gefunden, wissen, wo wir einkaufen, wie wir agieren, wo wir Informationen finden, wie lange wir unterwegs sein können, ohne dass es Stress gibt.

Wir sind begeistert von den Menschen hier. Die Menschen sind total entspannt. Es herrscht eine total schöne Herzlichkeit und Nähe, wenn man mit den Menschen interagiert; zumindest Bilbao ist sehr überdurchschnittlich offen und Minderheiten zugewandt. Gleichzeitig spürt man an allen Ecken und Enden, dass wir an einem Fleckchen Erde gelandet sind, das kulturell und geschichtlich gesehen echt besonders ist. Alles hier ist ein bisschen schräg – angefangen damit, dass die Küste geologisch ein absoluter Ausnahmefall ist, weil sich hier Gesteinsschichten aus 120 Millionen Jahren hochschieben (sie tun es immer noch, jedes Jahr ein paar Zentimeter), und das Hinterland einfach mal genau so aussieht wie das Allgäu.

Das Baskenland hat ein kühles und regnerisches Mikroklima, ganz anders als das restliche Spanien. Hier ist es extrem grün und fruchtbar, auch im Hochsommer. Ich habe hier jetzt im Juli Pflanzen gesehen, die einfach mal dreimal so große Blüten und Blätter hervorbringen als in Deutschland, zum Beispiel Liguster und Hortensien. Hortensien-Blüten sind hier so groß wie großer Blumenkohl.

Das Baskische – eine einzigartige Sprache

Jeden Tag sind wir fasziniert von der Sprache. Das Baskische ist mit keiner europäischen Sprache verwandt, es ist auch dem Spanischen unähnlich und hat keine lateinischen Wurzeln. Die Forscher*innen sind sich nicht einig; es gibt verschiedene Theorien: Das Baskische könnte mit Einwanderern aus dem Kaukasus oder aus Afrika gekommen sein (mit manchen Sprachen aus diesen Regionen hat das Baskische bestimmte Gemeinsamkeiten), oder ist es gar eine europäische Ursprache, die älter ist als alle andere Sprachen auf unserem Kontinent? Ich denke, es ist letzteres. Denn die Basken sind seit vielen, vielen Jahrtausenden hier ansässig und haben sich auch in den letzten 2500 Jahren mit ihrer Sprache hier gehalten, trotz vielen eindringlichen Versuchen, die Kultur zu übernehmen. Es ist nicht abwegig anzunehmen, dass die Basken sich auch vor der Antike schon wacker hier gegen alle Versuche der Übernahme gehalten haben, also einfach schon EWIG hier sind.

Samstag, der 22. Juli 2023

Fahrt durch das baskische bergige Hinterland in die kleine Universitäts-Stadt Onati.

Der Rathausplatz von Onati.

Ein paar Schritte weiter spielen ein paar Kinder den baskischen Volkssport Pelota. Dabei werden mit Schlägern verschiedener Art Bälle gegen eine Wand geschlagen. Das sind manchmal (wie hier) relativ normale Tennisschläger, manchmal aber auch aus Weiden geflochtene Körbe. Das ganze Spiel ähnelt Squash, aber es werden extrem höhere Geschwindigkeiten erreicht. In fast jedem baskischen Dorf gibt es eine Pelota-Wand.

Onati.

In der Markthalle bieten Menschen aus der Region ihre Ware feil. Wir kaufen allerlei Gemüse.

An manchen Ständen werden das nur ein paar Eier, Walnüsse und Zucchini verkauft. Wir beobachten, das jeder Kauf sorgfältig handschriftlich in ein Buch eingetragen wird.

Hier kaufen wir eine schön scharfe Chorizo.

Dann zieht es uns in das schöne Café mit den Schirmen jenseits des Platzes.

Wir bestellen leckere Kleinigkeiten, eigentlich als Apéritif gedacht, für uns aber ausreichend als Mittagessen.

Echte Basken.

Wir bummeln durch die Gassen der Stadt. Hier sind wir auf eine alte Bodega gestoßen.

In der Bodega.

Mein Mann sucht einen Wein aus.

Seitengasse in Onati. Ich mag solche morbiden Ecken.

Wir schauen uns an, was es in diesem nachhaltigen Laden zu kaufen gibt. Ich kaufe zwei wunderschöne kleine Tellerchen von dem Urlaubsgeld, das ich von meiner Mama bekommen habe. Die sollen uns als Seifen- oder Obsttellercehn auf dem Land dienen.

Haus im bergigen Hinterland. Wir wollen wandern, zu einer spektakulären Höhle in der Nähe von Onati namens „Ojo de Aitzulo“ (Auge von Aitzulo). Laut Google Maps kann man mit dem Auto bis kurz vor der Höhle fahren und dann ein kleines Stück bis zum Ziel wandern.

Stimmt aber nicht. Die Höhle ist nur durch sehr langes Wandern von mindestens zwei Stunden zu erreichen. Mit unseren Schuhen und unserer Kraft heute spontan nicht möglich, deswegen laufen wir nur ein bisschen und kehren dann um.

Wir haben aber viel Genuss an der schönen Landschaft bei unserem Weg.

Am Nachmittag gehen wir nochmal an den Strand, weil das beiden Kindern am meisten Spaß macht. Wir haben hier ein einfaches Surfbrett erstanden; die Tochter probiert es aus.

Wir mögen unseren Strand mit dem tollen Felsen.

Sonntag, der 23. Juli 2023

Heute machen wir einen Ausflug zur alten Burg/Schloss von Butron. Hier haben sich alte baskische Adelsgeschlechter um 1400 die Köpfe eingeschlagen.

Der Kern der Burg ist aus dem 14. Jahrhundert; damals war es eine Art Wohnturm. Dann verfiel die Burg. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Komplex von einem neuen Besitzer zuckerbäckermäßig ausgebaut. Jetzt steht das Gebäude leer; man kann nicht hinein, es sind aber Kameras außen angebracht und die Außenanlagen werden offensichtlich gepflegt. Um das Schloss herum ist ein schöner botanischer Garten mit exotischen Bäumen.

Wir wandern um das massive Schloss herum und freuen uns an dem würzigen Duft der Natur und den schönen Bäumen.

Wir fahren zum nahe gelegenen Strand von Gorliz, wo wir vor ein paar Tagen recht abenteuerlich auf ein Kap gewandert sind, und nehmen an dem sympathischen Strandcafé Kaffee sowie Pintxos (baskische Tapas) und Papas Bravas (gebratene Kartoffeln) zu uns.

Es macht Spaß, auf den entspannten Strand und die Bucht zu gucken.

Die Papas Bravas kommen mit zweierlei scharfer Sauce. Mnjam.

Nach einer Siesta in unserer Wohnung fahren wir mit der Metro nach Areeta (Las Arenas), unser Ziel: die Bizkaia Bridge. Auf dem Weg zu dieser spektakulären Brücke kommen wir an einem Straßenfest vorbei. Die Kinder des Viertels füllen ihre verschiedenen Wasserpistolen mit Wasser aus Brunnen und einem aufgestellten Planschbecken und haben den Spaß ihres Lebens. Die Erwachsenen sitzen währenddessen an langen Tischen und essen und trinken.

Die Bizkaia Bridge, eine 50m hohe Brücke über den Rio Nervion, wurde von einem Schüler von Gustave Eiffel vor mehr als 120 Jahren gebaut. Große Schiffe mussten drunter durchpassen, gleichzeitig mussten Menschen, Gefährte und Waren von einem zum anderen Flussufer gebracht werden. Letzteres wurde mit einer Schwebefähre gelöst, die auch heute (modernisiert) noch existiert. Man schwebt an Seilen aufgegangen über den Fluss.

Hier wurde in wenig unbeholfen übersetzt. 🙂

Hier kann man den „laufsteg“ von unten sehen: Heute kann man ganz oben in 50m Höhe von einem zum anderen Flussufer gehen, wenn man seine Höhenangst überwindet.

Mein Mann und ich wagen es. Gottogott. 50 Meter über dem Fluss und nur ein bisschen Holz und Draht zwischen uns und dem Abgrund. Nicht sehr vertrauenserweckend, was wir oben auf einer Infotafel lesen: „Die Konstruktion scheint sehr stabil. Aber mitnichten! Wenn alle Besucher auf einmal alle 0,8 Sekunden einmal hoch- und runterspringen, würde der Boden einbrechen. Also tun Sie das besser nicht!“

30 Minuten später sind wir froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Wir sind mit der Metro weiter ins alte Fischerstädtchen Algorta gefahren. Hier kann man von der Altstadt schön auf den Fluss Nervion schauen, der nur ein kleines Stück weiter in die Bucht von Biskaya mündet.

Am Fluss gibt es auch einen Strand, für uns heute aber zu weit weg.

Überall blühen Bougainvillea.

Die Altstadt bzw. der alte Hafen von Algorta ist voller netter Kneipen, wo man Pintxos und Aperitif zu sich nehmen kann. Pintxos sind die baskische Art der spanischen Tapas. In den meisten Fällen entweder kleine Spieße mit Fisch und Oliven oder Brotscheiben mit Fischbällchen, Aufstrichen, Schinken, Käse, Gemüsen, Würsten und anderem belegt, oder auch Tortilla oder andere Kleinigkeiten. Sehr abwechslungsreich, sehr geschmackvoll, sehr besonders. Jedes einzelne Teil ist eine Geschmacks-Wucht. Mein heutiger Liebling war eine Blätterteig-Rolle, die dick mit einer mexikanisch anmutenden Mischung aus Fleisch, Bohnen und Gemüse gefüllt war, exotisch und pikant gewürzt.

Wir genießen zu einem Glas Weißwein ein paar Pintxos. Sehr lecker und für uns als Abendessen ausreichend.

Vor zig Kneipen stehen die Menschen und quatschen, trinken und genießen. Es herrscht eine sehr angenehme, fröhliche, entspannte Atmosphäre.

Jetzt sind wir wieder in unserer Wohnung in Bilbao, deren eigentliche Bewohner aktuell in unserer Wohnung in Berlin wohnen. Wir sind alle müde und gehen jetzt schlafen. Morgen wollen wir für eine Besichtigung nach Bilbao und am Nachmittag wie eigentlich fast immer an den Strand. Am Dienstag soll es regnerisch werden; da haben wir endlich Tickets für das Guggenheim Museum. Wir sind gespannt!

Ich hoffe, Ihr seid auch alle im Sommerferien-Modus. Ich weiß, für manche gibt es das gar nicht oder nur sehr begrenzt, und Bayern hat zum Beispiel noch gar keine Ferien. Dennoch wünsche ich eine gute Sommerzeit mit sommerlichen Gefühlen, was da heißt: Licht. Sonne. Mal alle fünf grade sein lassen. Leckere kalte Getränke. Füße ins Wasser, Gesicht in die Sonne. Eis essen.

Ich hoffe, das ist Dir/Euch möglich.

Genieße auf Deine Weise die warme Zeit, dafür ist sie da.

Alles Liebe,
Deine zeitlich und örtlich etwas entrückte Maike

Wie immer verlinkt bei Große Köpfe.

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2 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Maike, vielen Dank für diese schönen und auch interessanten Einblicke!
    Habt weiterhin eine gute Zeit.
    LG Tanja

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