Ziehen sanft dahin und schweben: Wochenende in Bildern 25./26. September 2021

Wir sind dieses Wochenende aus drei Gründen in Berlin geblieben: 1. wegen der Wahl, 2. weil die Kinder Herbstfest an der Schule hatten (nur draußen, versteht sich), und 3., weil ich zu einem Puppenkurs bei meiner Freundin Gonca von Loulabee Dolls eingeladen war.

Auch wird mein Vati jetzt schwächer, so dass ich in der Nähe bleiben wollte. Als Gedicht habe ich eines von Wilhelm Busch herausgesucht, den mein Vati sehr liebt und verehrt. Er kann viele seiner Verse auswendig. Ganz besonders beeindruckt ist er von der (in der Tat grandiosen) Wortschöpfung “schmurgeln” aus Max und Moritz (“…wo sie ohne Kopf und Gurgeln | lieblich in der Pfanne schmurgeln”). Wir waren auch vor Jahren einmal gemeinsam mit meinem Vati in dem Dorf in Niedersachsen, in dem Wilhelm Busch gelebt hat.

Das Wochenende in Bildern ist wie immer verlinkt bei Große Köpfe.

Samstag, der 25. September 2021

Beerenpracht in unserer Wohnanlage beim Hundespaziergang. Nach Harry Potter-Vorlesen, Suppe fürs Herbstfest an der Schule kochen und Frühstück mache ich mich mit Fahrrad und S-Bahn auf nach Kreuzberg zum Puppenkurs.

Die Kinder und mein Mann brechen fast zeitgleich auf zum Herbstfest an der Schule. Mein Mann hilft beim Auf- und Abbau mit.

Dieses zauberhafte Meisterwerk steht auf dem Arbeitstisch. Sie ist das neueste Machwerk von Gonca. Eine Puppe in diesem Stil wollen wir heute und morgen herstellen.

Für mich ist es eine tolle Gelegenheit, nochmal einen andere Konstruktionsmethode auszuprobieren und mich endlich mal wieder im Filzen eines Gesichtes zu erproben.

Bei der Arbeit.

Nadelfilzen.

Der Himmel über Berlin auf dem Nach-Hause-Weg.

Sonntag, der 26. September 2021

Ich habe Briefwahl gemacht, also muss ich heute nicht ins Wahllokal. Ich bin nicht besonders optimistisch, dass Deutschland es schafft und die grüne Wende herbeiwählt. Deswegen bin ich froh, die Prognosen und Mutmaßungen heute nicht mitzubekommen. Darauf kann ich sehr gut bis morgen warten.

Ich gehe auf dem Weg zum Hospiz, wo ich noch meinen Vati besuche, und zum 2. Tag des Puppenkurses durch unseren Garten.

Und freue mich an den tollen Farben..

In Kreuzberg an der Yorckstraße. Heute ist ja nicht nur Wahl, sondern auch Berlin-Marathon. Vor Goncas Haus fahren die ersten Rollstuhlfahrer:innen und Handbiker:innen vorbei. Eine Trommelgruppe schlägt Rhythmen an. Wir befinden uns hier etwa auf der Hälfte der Strecke. Die Rollstuhlfahrer:innen und Handbiker:innen starten immer vor den Läufern.

Die Puppen gedeihen heute weiter. Wir filzen Körper, stopfen Arme und Beine mit der Roll-Methode und nähen alles zusammen. Die Köpfe haben wir gestern schon fertig genäht.

Mir ist ein ganz blödes Malheur passiert. Ich hatte einen Salat nebst Salatsauce für das gemeinsame Mittagessen vorbereitet. Und die Salatsauce ist im Rucksack ausgelaufen und hat den neuen Puppenkopf getroffen. Sowas ist die Horrorvorstellung jeder Puppenmacherin. Aber ich reagiere besonnen und wasche sofort die ganze ölige Schmiere mit Handseife weg. Leider ist mein Puppenkopf jetzt nass. Es ist fast unmöglich, an ihm zu arbeiten. Außerdem setze ich mich mit meinem geliebten blauen Kleid in die Öl-Lache, die vom Rucksack auf meinen Stuhl gelaufen ist. Ganz toll. Echt mein Tag.

Zu allem Überfluss habe ich wieder Schwierigkeiten mit dem Nähfaden, den ich nicht gewohnt bin. Ich nähe Puppen gern mit dickerem Faden zusammen, hier nähen wir mit hauchdünnem Faden. Dass ich meinen eigenen Faden dabei habe, merke ich am Abend, als die Puppe so gut wie fertig ist.

Impressionen der heutigen Arbeitsschritte: Die Füllung der Arme und Beine durch Rollen und Drehen verdichten und verfilzen.

Alle Gliedmaßen nach dem Stopfen zunähen.

Den Stoff um den Körper zunähen.

Zwischendurch auf die Straße gucken und den müden Marathon-Läufern zuschauen 🙂

Ich mache letzte Arbeiten an der Puppe – das vorsichtige Auftragen von Farbe im Gesicht: rote Bäckchen, Lippenrot und so weiter.

Danke, Gonca, für die schönen Fotos! ❤️

Bilder der fertigen Puppe zeige ich ein andermal. Das Haar und das Kleid der Puppe sind nämlich nur geliehen, weil ich damit noch nicht fertig bin.

So, jetzt bin ich sehr, sehr müde und gehe sofort ins Bett. Morgen geht der Alltag weiter, das Chaos, die Aufgaben rund um Kinder und Familie, die Koordination aller Aktivitäten, die Arbeit, und dazu alles rund um meinen Vati im Hospiz.

Ich hoffe, dass mich die Wahlergebnisse morgen nicht allzu sehr umhauen. Ich hoffe so sehr, dass die Grünen durch Briefwahl o.Ä. noch ein paar Prozentpunkte gutgemacht haben. Sie sind die einzige Partei, der ich wirkliche Veränderung und einen Kurswechsel zutraue.

Ich wünsche Euch eine gute frühherbstliche Woche. Vielleicht sehr Ihr ja die Elfenschleier der Spinnen in Wald, Feld und Flur, oder im Stadtpark. Die kleinen Schönheiten der Natur sind mein Lichtblick an schweren Tagen.

Alles Liebe und Gute wünscht Dir Deine Maike

… die sich immer über Kommentare und Rückmeldungen freut!

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4 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Lustig, da waren wir uns am Sonntag mal kurz recht nah. Ich war nämlich auch an der Marathon-Strecke, um meinem Vati zuzujubeln, an zehn Stellen, eine davon auf der Yorckstraße. Es war großartig! Euer Puppennähkurs sieht auch toll aus. Erstaunlich, dass ich das an einem Wochenende geschafft habt. Und schön, dass du dir unter diesen fordernden Umständen Zeit dafür nimmst. Alles Liebe für dich und deinen Vati!

    • Liebe Maria, morgen bekommst Du Post von mir. Ich hatte Dir ja auf Deine liebe, längere Mail noch gar nicht geantwortet. Wie toll, dass Dein Vati Marathon läuft, das ist ja großartig. Und wie lustig, dass wir uns so nah waren! Denn ungefähr dort, wo das Foto gemacht wurde, wohnt Gonca! Das heißt, Du warst uns allen ganz nah. Liebe Grüße an Dich! <3

  2. Liebe Maike,
    ein wunderschönes Kleid hast Du da an, ich hoffe, der Ölfleck geht wieder raus!

    Alles Gute für die Woche – klingt nach einer anstrengenden Zeit, wie schön, dass Du Dir Zeit für eine Aktivität nur für Dich nehmen konntest.

    Liebe Grüße aus Wien

    • Danke Dir!! Ach, der Fleck wird schon wieder rausgehen. Und wenn nicht – auch nicht schlimm. Obwohl ich das Kleid auch sehr mag!
      Auch ganz liebe Grüße an Dich!

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