Wie Rosenschauer: Wochenende in Bildern 13./14. Juni 2020

Schwül und warm war dieses Wochenende, das wir auf dem Land in unserem kleinen Bauernhaus nordöstlich von Berlin verbracht haben.

Wir haben es uns rund ums Haus gut gehen lassen. Ich habe mich ums Gewächshaus gekümmert, eine Puppe genäht und den Kindern vorgelesen. Wir alle haben so viel Zeit wie möglich in der Sonne verbracht.

Dieser Beitrag ist verlinkt bei Große Köpfe, wo man auch andere Wochenenden in Bildern findet.

Die Phrase „Wie Rosenschauer“ aus der Überschrift habe ich einem Brief von Eduard Mörike entnommen, den dieser am 5. Juni 1832 geschrieben hat. Bei Mörike gab es damals ein herrliches, entladendes Gewitter. Wir haben dieses Wochenende vergeblich darauf gewartet.

Lustig an diesem Brief finde ich, dass Mörike das Idiom „Alter“ offensichtlich so verwendet wie die Jugend heute, nur mit einem romantisch geseufzten „O“ davor: „O Alter!“ — Weniger gefällt mir, dass da steht „Heulen, wie ein Mädchen“. Ich schätze, Mörike hat als tiefer Romantiker mehr geheult als viele der wackeren Mädchen, die zu seiner Zeit in Häusern und Höfen von früh morgens bis spät abends schufteten.

Samstag, der 13. Juni 2020

Wir sind noch in Berlin.

Ich freue mich über das duftende Vollkorn-Toastbrot, das ich gestern Abend gebacken habe.

Die Kinder essen das Toastbrot mit Avocadocreme, dazu gibt es Haferbrei und die ersten Kirschen des Jahres.

Mit der kleinen Tochter räumen wir ihr Kinderzimmer auf. Ihr wollt nicht wissen, wie es davor aussah, nachdem drei Nachmittage wilde Kinder zum Spielen bei uns waren. So ist es besser.

Die kleine Tochter erntet die erste Erdbeere des Jahres im Berliner Gärtchen. Und sie schmeckt zuckersüß. Sie teilt sie mit einem Messer in zwei Hälften und gibt mir eine davon.

Ich finde unsere Erdbeeren so lieb. Sie kommen jedes Jahr wieder.

Wir packen in Windeseile unsere Siebensachen und fahren aufs Land. Sattes Grün und ein gedämpft blauer Himmel begrüßen uns. Die Kühe hinter dem Grundstück bewegen sich in der schwülen Luft matt und wie in Zeitlupe.

Auf unserem Grundstück sind überall die Rosen aufgeblüht. Essigrosen, Wildrosen und verschiedene Heckenrosen haben wir hier.

Außer Rosen blühen auch Ehrenpreis (blaulila) und falscher Jasmin (weiß) rund ums Haus.

Eine Wildrose.

Margeritenblüte mit Käferlein. Es gibt endlich ein paar Insekten. Ich hatte schon befürchtet, sie seien alle ausgestorben, weil es im Mai so extrem wenige gab. Aber dieses Wochenende hat es kräftig gesummt und gebrummt, gekreucht und gefleucht rund ums Haus und auf dem Grundstück.

Ich kümmere mich ums Gewächshaus. Hier wachsen jetzt Kopfsalat (links), Radieschen (vorne rechts), Tomaten (hinten rechts), Gurken und rundherum Zuckererbsen.

Am frühen Abend grillen wir an unserer Feuerstelle. Wir stoßen auf den kommenden Sommer mit einem kühlen Glas Riesling an.

Später zieht der Himmel zu. Von ferne grollt es leise. Wir hoffen auf ein Gewitter, aber es kommt keines.

Beim Abendspaziergang mit Hund fällt mir auf, wie grün und satt hier jetzt alles ist. Als wir vor zwei Wochen hier wegfuhren, war alles noch maigrün und zart. Der Sommer ist nah.

Der Samstag Abend vergeht mit einem frischen Salat und geröstetem Tomatenbrot vor dem Holzofen. Tatsächlich ist es in unserem Haus so kühl und aktuell so feucht, dass wir den Ofen im Wohnzimmer anheizen. Vor allem, um die Luftfeuchtigkeit zu senken. Mit ein, zwei Scheiten Holz sinkt die Luftfeuchtigkeit von 92% (!!) auf 60% und es wird gemütlich warm. Das können wir auf dem herrlichen alten Temperatur- und Feuchtigkeitsmesser ablesen, den die Vorbesitzer uns hinterlassen haben.

Sonntag, der 14. Juni 2020

Der Tag beginnt wie immer vor sieben Uhr. Ich gehe mit der kleinen Tochter runter ins Erdgeschoss: Pipi machen, Tee kochen, Snackteller mit Obst und gebuttertem Röstbrot herrichten, Vorlesen auf dem Sofa.

Dann raus mit dem Hund. Mein Mann kommt mit, die Kinder wollen lieber spielen. Heute spielen sie den ganzen Tag „Hogwarts“. Meine liebste Episode war die vor dem Mittagessen, als sie den Gemeinschaftsraum von Ravenclaw aufräumen mussten. Dabei räumten sie tatsächlich das ganze Spielzimmer oben auf. Super: Aufräumen als Spiel.

Auf der Wiese gegenüber vom Haus sind die Mohnblumen aufgeblüht. Sie sind ganz herrlich riesig und knallrot.

In echt viel, viel schöner als auf dem missglückten Foto.

Wir spazieren mit dem Hund Richtung Dorf. Auch am Wegesrand blühen überall Rosen, Kornblumen und Mohn. Der Holunder ist hier gerade erst aufgeblüht. Ich liebe die Farben des Juni: das bläuliche Grün auf den Feldern und die Farbtupfer der wilden Blumen und Blüten.

Diese monumentale Eiche am Wegesrand mag ich sehr.

Juni-Farben.

Unser Hund spielt mit seiner Hunde-Freundin aus dem Dorf. Die beiden tollen wie verrückt über die frisch gemähte Wiese.

An blühendem Holunder kann ich nicht vorbeigehen, ohne ein paar Dolden zu pflücken. Daraus werden Hollerküchlein zum Frühstück. Die große Tochter rührt den Teig.

Ein kräftiges Frühstück können wir nach dem Marsch und drei Stunden Wachsein auch gut gebrauchen.

Ich nutze den herrlichen Tag, um eine Puppe zu machen. Einen Puppenjungen für unseren Kindergarten, den unsere Kinder ja gar nicht mehr besuchen. Ich freue mich, dass über die Puppe nochmal eine weitere Verbindung zum Kindergarten entsteht.

Mein Mann pirscht sich mit der Kamera immer näher an mich ran.

Nach der Mittagspause lesen wir unter der Linde „Harry Potter“ vor. Wir sind mittlerweile beim 7. Band angelangt, nähern uns also dem Ende. Die kleine Tochter kann nicht mehr so recht folgen, was auch ganz gut so ist. Sie hört nicht immer zu, wenn die große Tochter und ich lesen. Der Stoff ist auch echt zu krass für eine Siebenjährige, wie ich finde. Die letzten beiden Bände eignen sich nicht einmal wirklich für die Elfjährige. Ich kann Leute nicht verstehen, die Erst- oder Zweitklässler die Harry Potter-Filme bis zum bitteren Ende gucken lassen.

Es ist wunderbar warm heute, aber nicht so heiß wie gestern. Die Kinder freuen sich an der gekühlten Wassermelone. „Das schmeckt so krass nach Sommer!“ sagen sie.

Auch die fast fertige Puppe hört zu. Sie hat zwar noch keine Haare, aber dafür schon provisorische Kleidung, die die kleine Tochter ihr angezogen hat.

Später dürfen die Kinder drinnen etwas gucken. „Das geheimnisvolle Kochbuch“ auf Amazon, eine mir zwar etwas zu amerikanische, aber gut gemachte Serie für Kinder. Die Story in Kürze: Drei Freundinnen finden ein magisches Kochbuch, aus dem sie kochen und backen, und mit dessen Hilfe sie dem Rätsel der Familie und der ganzen Stadt auf die Spur kommen.

Das Foto habe ich deswegen gemacht, weil die beiden Mädchen sich so schön aneinanderkuscheln. Die Kleine liegt im Arm der Großen.

Und damit geht unser Wochenende zu Ende.

Wir bleiben noch bis morgen früh hier auf dem Land. Wir fahren von hier aus direkt zur Schule nach Berlin, denn die eine Tochter hat morgen Unterricht. Die letzten Tage des unterbrochenen und irgendwie ausgefallenen Schuljahres liegen vor uns. Beide Mädchen haben noch ein- zweimal Schule, dann gibt es schon Zeugnisse.

Wir freuen uns auf die Sommerferien. Zwar konnte ich in der Homeschooling-Zeit nur sehr eingeschränkt arbeiten, was ich total schade finde, denn ich arbeite wahnsinnig gern. Auch vermisse ich meine geschätzten Stunden allein, denn ich bin gern allein und autonom. Das bisschen Schule, das unsere Kinder hatten, hat so gut wie keine Entlastung gebracht. Es war natürlich für die Kinder wichtig, ihre Freund*innen und Lehrer*innen noch einmal wieder zu sehen.

Aber vor allem freuen wir uns auf drei Wochen auf dem Land. Wir hoffen, dass das Wetter gut wird und wir oft im See baden gehen können. Für die letzten beiden Wochen der Sommerferien ist seit letztem Jahr ein Haustausch mit einer Familie aus Okzitanien/Südfrankreich geplant, der hoffentlich nicht gecancelt werden muss. Bisher gehen wir und die Tauschfamilie davon aus, dass das Ende Juli schon klappen wird. Aber man weiß ja nie. Die Tauschfamilie möchte nämlich nach Berlin fliegen. Wir dagegen wollen in drei gemütlichen Etappen mit Zwischenzielen mit dem Auto fahren.

Ich hoffe, Ihr habt nicht zu sehr geschwitzt dieses Wochenende und habt irgendwo auch die schönen Juni-Farben der Natur gesehen!

Ich wünsche Euch einen guten Wochenanfang!

Und wie immer freue ich mich über Grüße und Kommentare!

Eure Maike

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