Dieser Waldorf Adventskalender kommt ganz ohne Geschenke aus, ist aber selbst ein großes Geschenk für Geist, Sinn und Herz in der Adventszeit. Für Kinder und Erwachsene.
Der Waldorf Adventskalender ist eigentlich eine gestaltete Landschaft, in die man in der Adventszeit Handlung und Licht bringt. In diesem Beitrag erkläre ich Euch, warum dieser Adventskalender so ein schönes Sinnbild ist. Außerdem gebe ich Tipps, wie man ihn aufbaut, welche Abwandlungen es gibt, wenn man nicht so viel Platz hat, und wie man ihn in der Adventszeit bespielt und nach und nach vervollkommnet.
Die Idee ist eine Variation der traditionellen „Krippenberge„, die z.B. in Tirol, aber auch im Erzgebirge verbreitet sind.
Waldorf Adventskalender: Die Idee
In einer sorgsam gestalteten Landschaft wandern in der Adventszeit Maria und Josef langsam in Richtung Krippe. Je weiter sie kommen, desto mehr Lichtlein werden entzündet. Außerdem bevölkert sich die Landschaft nach und nach mit Hirten, Schafen, Tieren, Zwergen, Bäumen, Edelsteinen und anderen Elementen. So wird die Landschaft nach und nach schöner, heller und vollkommener.
Optional spannt sich über die Landschaft ein Sternenhimmel aus blauem Tuch oder einem bemalten Sperrholzbrett, auf den jeden Tag ein Goldstern geklebt wird.
An Heiligabend kommen Maria und Josef bei der Krippe an. Ein großer Stern ist aufgegangen. Maria hält nun Jesus im Arm (oder er liegt in der Krippe); eventuell „schwebt“ ein Engel über der Szene. Im Lauf der Nacht kommen die Hirten und ihre Tiere hinzu.
Am 6. Januar, zu Dreikönig, können sich die drei Weisen aus dem Morgenland mit ihren Gaben hinzugesellen.
Waldorf Adventskalender: Von Gesang begleitet
Zum Entzünden der Lichter und zum Vorrücken der Figuren auf dem Weg kann man mit den Kindern jeden Morgen zusammen ein Lied singen, z.B. „Über Sterne, über Sonnen“. Unten der Text und ein Video (Quelle: YouTube), damit Ihr die Melodie lernen könnt, sofern Ihr sie nicht kennt. Beim Anzünden der Lichter und Singen sollte man versuchen, eine ruhige und „andächtige“ Stimmung in sich aufkommen zu lassen. Damit sich diese auch auf die Kinder überträgt.
Waldorflied: Über Sterne, über Sonnen (Text von Karl Schubert)
Über Sterne, über Sonnen,
leise geht Mariens Schritt.
Lauter Gold und lichte Wonnen,
nimmt sie für ihr Kindlein mit.
Wenn Maria heilig schreitet,
von der Sterne Chor geschaut,
wird von ihrer Hand bereitet,
was zur Weihnacht niedertaut.
Ruft die Sonne auf zu weben
für des Kindes lichtes Kleid,
bittet dann den Mond zu geben,
ihrem Kindlein Glück und Freud.
Alle Sternlein spannt sie singend
an den bunten Wagen an,
ziehet durch den Himmel klingend,
kommt dann auf der Erde an.
Waldorf Adventskalender: Passende Figuren
Als Figuren kann man alle Arten von Krippenfiguren nehmen. Besonders schön sind natürlich selbst gefilzte Figuren. Auch alte, handbemalte Krippenfiguren aus Omas Zeiten aus „Masse“ (=Pappmaché) oder gar Gips eignen sich.
Mein Tipp zum Thema Figuren: Es eignen sich eher kleine Figuren bis ca. 10 cm, sonst benötigen sie zu viel Platz. Das heißt, wenn Du selbst Figuren filzen möchtest, mach sie klein! Unsere Maria und Josef, die noch meine Mutter gefilzt hat, sind mit ihren 18 cm Höhe definitiv zu groß. Deswegen verwenden wir seit letztem Jahr lieber die alten, ca. 10 cm kleinen Krippenfiguren, die noch aus der Zeit meiner Oma stammen. Unsere Kinder lieben die alten Figuren, auch wenn sie schon einige Blessuren haben. Dieses Jahr haben mein Mann und ich uns vorgenommen, die angeschlagenen Figuren zu reparieren.
Waldorf Adventskalender: Vom Sinn und vom Licht im Dunklen
Dieser Adventskalender ist darum so schön und bedeutungsvoll, weil er ganz spielerisch die uralte Weihnachts- oder Mittwinterbotschaft verkörpert. Und das, ohne mit einer salbungsvoll christlichen Keule daher zu kommen.
In diesem Kalender geht es ums Licht und um den langsamen, manchmal mühevollen Weg zum Guten. Das wirkt ganz symbolisch und unvermittelt auf uns, und besonders auf Kinder: In der immer dunkler werdenden Zeit gehen Maria, Josef und der Esel jeden Tag ein kleines Stück. Es dauert. Es geht nicht von heute auf morgen. Aber auf ihrem Weg wird es Tag für Tag ein Stückchen heller. Bis am Heiligabend (oder zur Wintersonnenwende am 21.12.) das Licht ganz hell erstrahlt. Die Geburt Jesu Christi ist ja auch nur ein Sinnbild für die Geburt des Guten in der Welt.
Mit dem Licht ist auch das innere Licht der Menschen gemeint. Unser Potenzial, die Welt zum Guten zu verändern, darf wachsen, sich entwickeln und dann erstrahlen. Auch wenn es um uns herum dunkel ist oder dunkel erscheint.
Ich mag diese Botschaft oder uralte Weisheit sehr. Und ich finde auch schön, dass das Licht bereits in vorchristlicher Zeit in dieser Jahreszeit gefeiert wurde. So haben auch Nicht-Christen jede Berechtigung, Weihnachten zu feiern, wenn sie wollen. Denn durch die Christianisierung wurde das ursprüngliche Lichterfest der „Heiden“ (Germanen, Slawen und Kelten) „nur“ umgedeutet bzw. mit einem zusätzlichen Sinn erfüllt.
Unseren Krippenweg-Adventskalender bauen wir jedes Jahr neu auf. Dadurch sieht er jedes Jahr anders aus. Er erzeugt eine stimmungsvolle, weihnachtliche Atmosphäre im Wohnzimmer und schenkt uns mit seinen Teelichten im Laufe des Advents morgens immer mehr Licht.
Tipps zum Krippenweg / Waldorf-Adventskalender:
- Als Standorte für den Waldorf Adventskalender eignen sich die Fensterbank, eine Kommode oder auch der Boden. Eine Landschaft mit vielen Lichtern/Kerzen braucht VIEL PLATZ! Je kleiner die Figuren, desto weniger Platz ist vonnöten.
- Ach ja: Mit kleinen Kindern unter 5 Jahren die Landschaft NICHT auf dem Boden aufbauen. Ich spreche aus Erfahrung…
- Wenn man wenig Platz hat, lässt man den Weg weg und baut „nur“ eine Landschaft mit einer Krippe darin. Auch in dieser Landschaft kann man Teelichte verteilen und im Lauf der Adventszeit immer mehr davon anzünden.
- Als Materialien für die Landschaft eignen sich Moos (ohne Moos wird es ganz anders, kann aber auch sehr schön sein, siehe Bilder oben), Zapfen, Rinden, „Bäume“ aus Holz, Äste, Steine und Tücher.
- Berge bauen: Man kann einen kleinen Stamm oder einen anderen Gegenstand unter einem Tuch verstecken. So kommt ein Berg zustande.
- Achtung, beim Anlegen des Teelicht-Weges darauf achten, dass die Figuren von Josef und Maria und ggf. der Esel neben den Teelichten Platz haben.
- Weitere Elemente, die im Lauf der Adventszeit hinzukommen, könnten sein: Weitere Figuren wie Hirt*innen, später die heiligen drei Könige, Tiere (Schafe, Reh, Kamel,…), Zwerge, Pilze, Edelsteine. Irgendwann liegt ein Ochse bei der Krippe. Über der Krippe erscheint gegen Ende der Adventszeit ein großer Stern oder ein Engel.
Sowohl Kinder als auch Erwachsene sind von einer Krippenlandschaft bezaubert. Ganz besonders, wenn sie sich immer wieder ein wenig verändert.
Ich hoffe, ich konnte Dich inspirieren. Vielleicht möchtest Du ja dieses Jahr auch einen solchen schönen Adventskalender aufbauen?
Ich freue mich immer über Rückmeldung!
Deine Maike
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