Wald lässt die Blätter sinken: Wochenende in Bildern 4./5. November 2023

Das war mein letztes Wochenende in Kur/Reha im südlichen Schwarzwald. Am Dienstag fahre ich wieder nach Hause nach Berlin zur Familie.

Das Wetter war regnerisch und windig. Bald werden alle Blätter von den Bäumen geweht sein.

Als Gedicht habe ich eins von Hermann Hesse rausgesucht, das ungefähr das Wetter beschreibt, das am Wochenende herrschte. Mich hat besonders die letzte Strophe angesprochen.

November

Wald lässt die Blätter sinken,
Talnebel hängen schwer.
Es hat der Strom kein Blinken
Der Wald kein Rauschen mehr.

Da kommt der Sturm gepfiffen
Und schüttelt lichtes Haar
Und fegt mit festen Griffen
Das Land vom Nebel klar.

Er schont nicht Laub nicht Äste,
Nichts Hübsches ist ihm wert,
Der Vogel bangt im Neste,
Der Bauer friert am Herd.

Räum auf und brich in Scherben,
Was nimmer halten mag,
Und reiß aus Nacht und Sterben
Empor den lichten Tag!

Samstag der 4. November 2023 – Ausflug nach Donaueschingen

Schlosspark Donaueschingen
Schlosspark Donaueschingen, eifrige Enten.
Das Schloss der Fürsten zu Fürstenberg. Deren Schlosspark ist es übrigens.
Wer mir auf Instagram folgt und meine Stories von Samstag gesehen hat, konnte diesem herrlichen Pfau beim Blätterpicken und Scharren zugucken.
Der Donau-Ursprung. Genau hier fließen Brigach und Breg zusammen und „bilden die Donau zuweg“.
Ich bin bewegt von diesem Ort, denn die Donau verbindet 10 europäische Länder miteinander und hat seit Jahrtausenden für kulturellen Austausch zwischen den Völkern geführt. Von hier aus fließt das Wasser durch Deutschland, Österreich, Deutschland, Österreich, Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien, Rumänien, Bulgarien, Moldawien und die Ukraine. Dort fließt sie dann im rumänisch-ukrainischen Grenzgebiet in einem breit gefächerten Delta ins Schwarze Meer.

Was ich aber noch bewegender finde: Über die Donau sind die ersten sesshaften Menschen nach Europa gekommen. Bis ca. 6000 v.Chr. (noch gar nicht so lange her!) lebten in unseren Breiten ausschließlich Freibeuter, also nomadisch lebende Steinzeitmenschen, die noch keine festen Wohnsitze hatten.

Wir Menschen wurden erstmals vor ca. 10.000 Jahren im Gebiet des heutigen Iran/Irak/Syrien/Türkei sesshaft. Über die Donau sind dann um 6000 v.Chr. von dort aus die ersten sesshaften Menschen ganz langsam hier eingewandert. Deswegen spielt die Donau bei der Urbarmachung der europäischen Landschaften eine zentrale Rolle. Mich berührt das.

Die Brigach im Schlosspark Donaueschingen.
An der Brigach entlang Richtung Stadtzentrum.
Anscheinend fließt ganz genau hier bei diesem Pavillon das winzige Flüsschen aus der „Donauquelle“ in die Brigach und macht so ein ganz kleines bisschen Donau aus.
Für diesen winzigen Beitrag wird die Donauquelle (im Bild) ganz schön gefeiert. Hier werden Busladungen ausgespuckt. Beim eigentlich viel wichtigeren Donau-Ursprung ist kaum ein Mensch. Naja.
Die Statue zeigt die Richtung an, in die Donau fließt.
Neben dem Donau-Ursprung mein Herzensziel für heute: das Museum für zeitgenössische Kunst hier in Donaueschingen, das MuseumART.PLUS. Es zeigt eine geniale Sammel-Ausstellung diverser internationaler Künstler zum Thema Natur und Tiere.
Hier wird ein Pferd zur Sonne.
Licht- und Schattenwesen; stürzende Flugmaschinen oder Engel. Eigentlich wird das Thema „Ich denke, also bin ich“ und die menschliche Hybris verhandelt. Wunderschön und beeindruckend.
Eine der Angestellten vor einem Kunstwerk, das einen schwarzen Panther zeigt.
Hunger! Zum Mittagessen eine köstliche Fleischbrühe mit Flädle im urigen Bräustüble in Donaueschingen. Nach sieben Wochen lahmer Klinikkost endlich wieder Geschmack im Mund.
Dann noch ein Feldsalat mit kleiner Fleischbeilage. Feldsalat habe ich seit mehr als zwei Monaten nicht gegessen, das wird in der Klinik nicht serviert. Ich habe Jieper.
Am Nachbartisch sitzt eine Familie mit einem extrem aufgeweckten dreijährigen Mädchen. Fast das ganze Essen lang blödeln sie und ich herum und machen Faxen. Entzückend.
Ein bisschen in der Fußgängerzone von Donaueschingen herumstromern. Auch hier wieder ein schöner Buchladen. Draußen gießt es in Strömen.
Die 40 Minuten bis zu meinem Zug verbringe ich in einem herrlichen Café und esse eine Schokoladentorte. Dazu gibt es natürlich Earl Grey Tee mit Milch. Einfach köstlich.

Dann treffe ich mich noch auf einen Kakao mit einer Mitpatientin der Kurklinik im Café am Ort.

In der Klinik angekommen, merke ich, dass ich mich heute übernommen habe. Ich bin komplett fertig und kann mich nicht mehr rühren. Ich hatte ja diese Woche diese milde Corona-Form; am Donnerstag war ich im Schnelltest schon wieder negativ und fühlte mich auch wieder gesund. Aber so richtig fit bin ich anscheinend noch nicht. Ich hole mir noch ganz schnell was zu essen und geh dann sofort ins Bett.

Sonntag, der 5. November 2023

Oh Gott, diese Nacht war schlimm. Meine schwerste chronischen Krankheiten hat mir richtig zu schaffen gemacht. Ich werde jede Stunde wach und schlafe dementsprechend richtig sch***. Sorry, ich kann es wirklich nicht anders ausdrücken.

Den Vormittag verbringe ich deswegen gemütlich in meinem Zimmer, packe ein bisschen, wasche noch mal Wäsche und mach ein bisschen Schönes für mich.

Ich ziehe spaßeshalber wieder eine Engel-Karte aus dem Deck, das ich hier auf einer Wanderung flohmarktmäßig erstanden habe. Wie bringe ich Licht in die Welt? Gute Frage.
Gegen Mittag laufe ich zu Fuß durch Wald und Felder ins Nachbardorf, wo meine Freundin aus dem Chor wohnt. Ich hatte mich hier ja für ein paar Wochen einem Chor angeschlossen und habe sogar bei einem Konzert mitgesungen (kannst Du hier nachlesen).
Es regnet den ganzen 40-minütigen Marsch. Glücklicherweise habe ich einen Regenschirm dabei.
Es ist so schön herbstlich, ich genieße sogar den Regen. Es windet auch ziemlich. Die Blätter werden von den Bäumen gefegt.
Wieder so ein schönes Hinweisschild.
Waldweg.
Noch 10 Minuten übers Feld bis zum Dorf. Es gießt und stürmt, glücklicherweise habe ich Rückenwind.
So unglaublich gemütlich und familiär kuschelig ist es bei der Freundin. Wir kochen zusammen Mittagessen, essen dann mit ihrem Mann und dem jüngsten ihrer 4 (fast) erwachsenen Kinder und quatschen bis zum Abend durch.
Ich hab noch herrliche Birnenquitten aus dem Garten der Freundin mitbekommen, außerdem von ihren köstlichen Walnuss-Brownies und Apfelkuchen.

Ich bin ganz erfüllt und komme um 22 Uhr erst in die Klinik zurück. Das war ein wunderschöner letzter Sonntag hier im Südschwarzwald.

Und jetzt bin ich total müde und mache in 3 Sekunden die Augen zu.

Allerliebste Grüße an alle Leser*innen! Eine meiner Leserinnen, die hier in der Nähe wohnt, treffe ich morgen noch auf einen Kaffee.

Eure Maike

PS: Wie immer ist der Beitrag verlinkt bei Große Köpfe.

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