Meditatives Schuften: Ein perfekter Tag im August 2022

Ende August hatte ich wieder einmal die Gelegenheit für einen „perfekten Tag“. Diese besonderen Tage, die ich mir möglichst einmal im Monat gönne (aber das klappt nicht immer), sind einzig und allein für mich. An diesen Tagen darf ich machen, wozu ich Lust habe, von morgens bis abends.

Meine perfekten Tage: Tage der Autonomie

Es sind Tage ohne Alltagspflichten und ohne Fremdsteuerung durch Kinder und Ehemann. Autonome Tage, an denen es ausschließlich nach mir geht.

Ich bin nämlich ein Mensch, die viel Zeit allein braucht. Ich bin sehr gern autonom in meiner Tagesgestaltung. Das kommt im Familienalltag oft zu kurz. Meine Erwerbsarbeit stört mich nicht, die macht mir Freude. Was mich aber viel Kraft und Autonomie kostet, sind der Mental Load sowie die emotionale Begleitung, Termine und Verpflichtungen rund um die Kinder. Deswegen verbringe ich meine perfekten Tage vorzugsweise allein.

Drei perfekte Tage

Im August habe ich eigentlich drei perfekte Tage verlebt, denn ich war drei Tage allein im Haus auf dem Land. Yay! —

Sowas bedeutet in meinem Fall aber nicht, dass ich drei Tage lang die Füße hochlege, nein, bewahre. Das kann ich gar nicht als natürlich aktiver, schaffiger Mensch. Ich habe gearbeitet (deswegen bin ich eigentlich aufs Land gefahren: um in Ruhe arbeiten zu können). Aber ich musste auch eine Holzlieferung entgegennehmen und wegen anderer Dinge im Haus sein.

Die ersten beiden Tage kannst Du hier in diesem Wochenende in Bildern nachlesen. Der eigentliche perfekte Tag war aber der Montag nach diesem Wochenende. — Ich habe mich nach den drei Tagen im Haus gefragt, was der „perfekteste“ Tag war, und das war der Montag. Obwohl ich da richtig körperlich geschuftet habe, wie’s im Buch steht. Aber sieh selbst:

Mein perfekter Tag im August 2022:

1. Raus in die Natur

Der Tag ging ganz beschaulich los. Ich hatte ja die Hunde mit auf dem Land, also ging es direkt nach dem Aufstehen um sieben Uhr raus zum Morgen-Spaziergang. Mir tut es sehr gut, am Morgen als erstes einen Spaziergang zu machen. Durch die Bewegung und die frische Luft kommt mein Kreislauf in Gang, und ich kann beschwingt und fröhlich in den Tag starten.

Die Hunde animieren mich dazu, auch mal ein Stück richtig schnell zu rennen. So ein kleiner Sprint beim Spaziergang kurbelt den Stoffwechsel so richtig an.

Ich überlegte beim Spazierengehen, wie ich diesen Tag verbringen wollte. Fest stand: Ich wollte an einer Puppe arbeiten, für die ich die genähten Körperteile dabei hatte. Außerdem stand an, weiter Holz zu stapeln. Wie im Wochenende in Bildern zu lesen, war ein Lastwagen Holzscheite auf unserem Grundstück abgekippt worden, für den Winter. Das musste baldmöglichst unter das Schuppendach gestapelt werden.

Mein Mann war jedoch am Wochenende in Berlin richtig krank geworden (nicht Corona, aber trotzdem schlimm). Er konnte mir deswegen mit dem Holz nicht helfen, wie es eigentlich geplant gewesen war. Aber das schob ich erstmal nach hinten; es war ja mein perfekter Tag.

Ich hatte beim Spaziergang große Freude, Blumen zu pflücken. Denn eine Vase wollte noch mit Blumen bestückt werden. Ich fand weiße Nelken, Gräser und Ampferblüten.

Ich liebe Wildblumensträuße. Es macht mich glücklich, wenn so ein schöner Strauß in Sichtweite steht.

Ich schaute in den Himmel, fühlte die Schwüle in der Luft und spürte, es würde heute noch regnen. Ich beschloss, lieber gleich ein bisschen Holz zu stapeln, damit der Haufen kleiner wird und unsere Abdeck-Plane besser darüber passt, wenn es regnen sollte.

Am Tag vorher hatte das Stapeln mir ja auch Spaß gemacht. Also dachte ich, warum nicht auch heute?

Und so stapelte ich. Und stapelte. Und stapelte. Und es machte so eine Freude! Ich arbeitete nicht sehr schnell, aber ich blieb bei der Sache und trug einen Armvoll mit Scheiten nach dem anderen zum Stapel. Es war total meditativ. Und die körperliche Arbeit tat mir richtig gut.

Deshalb machte ich weiter und weiter. Ca. jede Stunde überlegte ich, ob ich aufhören wollte. Aber es hatte mich gepackt und machte Spaß. Also stapelte ich, bis das letzte Stück Holz verräumt war. Zum Schluss hatte ich fünfeinhalb Stunden ununterbrochen gestapelt. Ich hatte insgesamt 8 Raummeter Holz verstaut.

Ich war so stolz! Ich hatte noch nie allein eine ganze Holzlieferung aufgestapelt. Wir hatten das immer zusammen gemacht, auch die Kinder hatten immer mitgeholfen. Jetzt hatte ich den ganzen großen Berg ganz allein abgetragen.

Mein Rücken tat weh, meine Unterarme waren zerkratzt. Es war so schwül, dass ich den Pulli ausziehen musste. Das Zerkratzen durch die Holzscheite nahm ich bewusst in Kauf; so schlimm war es nicht.

Dafür war ich stolz und total befriedigt, dass die Arbeit gemacht war. Und mein Körper fühlte sich richtig durchgearbeitet an. Das hat man heutzutage ja selten, wenn man nicht gerade einen körperlichen Job hat. Mir geht es nach längerer Gartenarbeit mit Umgraben so, oder nach einer langen Wanderung oder Radtour.

Und heute! Und ich fand es sehr, SEHR befriedigend.

Und ich hatte HUNGER! Es war schon 14 Uhr und ich hatte noch nicht mal gefrühstückt, nur Tee und ein paar Gläser Orangensaft während der Arbeit getrunken.

Aber ich bemerkte, dass der Himmel sich duster zuzog. Regen oder Gewitter lagen in der Luft. Deswegen beschloss ich, noch vor dem Regen mit den Hunden die zweite Spazierrunde zu machen und dann zu essen.

Auf dem Spaziergang entdeckte ich einen entrindeten Baumstamm auf einer Wiese, der sich ganz glatt anfühlte. Auf dem MUSSTE ich einfach barfuß gehen. Was für ein schönes, sinnliches Erlebnis für meine Füße, die den ganzen Tag in Schuhen gesteckt hatten.

Danach aber hurtig nach Hause.

In letzter Minute. Auf dem Nachhauseweg zogen schon die Gewitterwolken übers Haus dahin; das Licht war gelblich, die Luft schwül.

Ich hatte SOOOO Hunger! Aber ich war auch total staubig und verschwitzt. An meinem Körper waren überall winzige Holzpartikelchen, die beim Stapeln ins T-Shirt gerutscht waren. Unangenehm! Deswegen nahm ich trotz Kohldampf zuerst ein Bad und schaute dabei einen schönen Beitrag auf arte.tv über das Erzgebirge zu Ende. Haare waschen, Körper mit selbst gemachtem Efeu-Peeling babyzart und sauber machen, dann schnell raus aus der Wanne…

… und ESSEN! Schon lang hat mir nichts mehr so gut geschmeckt, dabei war es nur ein Rührei mit VIEL Schnittlauch, Butterbrot, Tomaten mit Zwiebeln und Obst zum Nachtisch. DAS TAT GUT!

Draußen ging übrigens mittlerweile ein Regen nieder, dass man das Gefühl hatte, die Sintflut wäre gekommen.

Es war absolut herrlich zu wissen, dass unser Holz jetzt gut geschützt und unter Dach und Fach war.

Das ist keine Haarbürste, sondern eine Gerätschaft zum Bimsen der Füße. Nach dem Essen kümmerte ich mich nämlich erstmal um meine Füße. Ich entfernte vorsichtig Hornhaut und massierte die Füße dann ein wenig. Dann cremte ich die Füße dick mit einer Fußsalbe ein und zog Söckchen und Wollsocken darüber.

Gut gepflegte, massierte und warme Füße fühlen sich FANTASTISCH an! Ich mache das zu selten, aber jedes Mal seufzen meine Füße wohlig auf, wenn ich mich lieb um sie gekümmert habe. Kann ich nur empfehlen.

Immer noch getragen von der körperlichen Verausgabung und dem Stolz, das ganze Holz weggestapelt zu haben, machte ich mich an die schöne Arbeit, eine Puppe zu nähen. Ich saß gemütlich auf dem Sofa, trank Tee und wickelte, stopfte und nähte.

Ich glaube, besser kann man sich nicht fühlen als ich an diesem Nachmittag! Ich finde auch, man sieht der Puppe den Stolz, das Wohlgefühl und die Klarheit an, die ich an dem Nachmittag empfand.

Screenshot aus dem arte-Film „Ein Tag im Herbstgarten“, derzeit in der arte-Mediathek

Am späten Nachmittag, als die Puppe fast fertig war, strickte ich an dem rosa Puppenkleid weiter und guckte dabei wieder etwas auf arte.tv, nämlich einen Beitrag über einen Garten im Bergischen Land, der mit Permakultur bewirtschaftet wird. Es gibt vier Filme über diesen Garten, für jede Jahreszeit einen. Ich kann die Filme total empfehlen – man lernt viel über Permakultur und sieht wunder-wunderschöne Natur- und Tierbilder.

Alle vier Filme sind zur Zeit in der Mediathek auf arte.tv verfügbar (die Suche nach „Ein Tag im Frühlingsgarten/Sommergarten/Herbstgarten/Wintergarten“ führt zu den Filmen).

Noch ein Screenshot aus dem Film

Zum Ende des Tages gab es noch ein reichhaltiges Abendessen für mich – Gemüsepuffer aus Haferflocken, Semmelbröseln, Zucchini, Zwiebeln, Möhren und Paprika. Ich glaube, ich aß fünf oder sechs Stück. Und dazu natürlich Salat.

Am Abend hatte der Regen aufgehört, und ich wurde bei der letzten Hunderunde mit diesem Himmel belohnt. Wow.

Was für ein toller, beglückender Tag!

Ich ging vollkommen müde und befriedigt ins Bett und träumte davon, dass die Queen mich zum Tee einlud 😀

Was Du für Dich von diesem Tag mitnehmen kannst:

  • Es ist unheimlich befriedigend, etwas wegzuschaffen. Vorzugsweise etwas, wobei der Körper zum Einsatz kommen muss. Nun steht ja bei den wenigsten Leuten Holzstapeln an. Stattdessen könnte man zum Beispiel den Keller entrümpeln (yay!) oder den Dachboden. Oder ein Zimmer umräumen oder umgestalten. Oder eine Arbeit machen, die man lang aufgeschoben hat – den Tisch abschleifen, die Kommode streichen o.ä.
  • Sich nach der körperlichen Arbeit mit Wellness (Cremen, Peeling, Sauna…) und gutem Essen belohnen. Man könnte auch Essen gehen oder etwas besonders Gutes bestellen.
  • auf den Hunger warten. Aaaah, es ist so toll zu essen, wenn man richtig, RICHTIG Hunger hat!
  • Liebevolle Fußpflege ist was sehr, sehr Gutes. Die Füße tragen uns jeden Tag so zuverlässig durch die Gegend. Sie danken es uns sehr, wenn wir uns ihnen einmal ausgiebig widmen.

Ich wünsche Dir, dass auch Du ab und zu Zeit nur für Dich hast. Wenn nicht und Du es Dir wünschst, ruf Deine Liebsten zusammen, legt einen Tag (oder einen halben Tag) fest und tragt es in den Kalender ein. Nicht vergessen: Es ist ein wichtiger Termin, der maximal verschoben, aber nicht gestrichen werden darf.

Auf die Selbstfürsorge, die wir alle verdient haben. Besonders Mütter.

Alles Liebe,

Deine Maike

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