„Dichte mich zum Lichtnovember!“ – Ja, November, das tu ich sehr gern!
Dieses Wochenende in unserem Haus auf dem Land im Nordosten Deutschlands war nämlich voller Licht und bunter Farben. Überhaupt ist ja die erste Novemberhälfte oft noch herbstlich bunt und kräftig. Man hat aber bemerkt, dass die Stimmung bald umschlagen könnte. Es war deutlich kälter als letzte Woche, wenn auch trockener. Und grrr, wie früh es seit der Zeitumstellung abends dunkel wird!
Ich habe wie letzte Woche ein Gedicht von Dyrk Schreiber gewählt. Ich mag, dass Herr Schreiber nicht auf den immer gleichen jahreszeitlichen Klischees herumreitet. In diesem Gedicht hier wird sogar ganz explizit das Gegenteil des klischeehaften Bilds des trüben, trostlosen November eingefordert, nämlich den 11. Monat als „Lichtnovember“ zu sehen. Genau so haben wir den Monat dieses Wochenende auch erlebt.
Samstag, der 5. November 2022
Es ist unser letztes Herbstferien-Wochenende. Am Freitag haben wir die kleine Tochter auf einen Reiterhof in der Nähe gebracht, wo mein Bruder mit seiner Familie die Herbstferien verbringt. Die Cousine unserer Kinder reitet dort regelmäßig. Fürs Wochenende ist unsere Tochter eingeladen, dabei zu sein. Sie hat sich ganz riesig darauf gefreut und hatte bereits ihre erste Reitstunde.
Bei uns geht’s erstmal gemütlich zu.
Noch strahlt er herbstlich, der November. Aber die Blätter fallen unerbittlich. Die gelben Ahornblätter werden am Boden schnell braun.
Naja, die Vergänglichkeit der Natur lässt sich nicht leugnen in diesem Monat.
Aber dann: Die knallgelben Blätter gegen den knallblauen Himmel – kraftvoll und lichthell.
Auch hier noch gelbes Leuchten.
Wir bauen immer noch an unserem Gewächshaus. Jeden Tag ein kleines bisschen. Wir hätten das Haus ja gern in den Herbstferien fertig bekommen, inklusive Einrichtung. Weil mein Mann aber seit Wochen krank ist und wenig Kraft hat, haben wir es nicht geschafft. Aber das macht nichts. In der Ruhe liegt die Kraft. Es ist, wie es ist. Es ist wichtiger, dass mein Mann sich schont und langsam macht, damit er bald wieder gesund wird. Er erschöpft sehr schnell, und leider muss man Vieles beim Bau zu zweit machen.
Inzwischen fliegen die Gänse kreischend über uns nach Süden.
Die große Tochter hat uns heute bekocht, beim Hausbau geholfen und an ihrer Arbeit zum Thema „Sinne“ geschrieben. Am Nachmittag gehen sie und ich eine lange Runde mit den Hunden.
Mama-Tochter-Schattenporträt.
Auf der Wiese blüht noch ein spätes Butterblümchen. „Letzte Blumen auch, wie im September“.
Die Sonne hängt schon tief, obwohl noch Nachmittag ist.
Und immer wieder die tollen Farben.
Die Eichen verfärben sich langsam und halten ihre Blätter noch fest. Sie werfen bei uns erst im Dezember/Januar die Blätter ab.
Auch die Lärchen werden jetzt gelb.
Dieses schöne Bild einer Waldorf-Laterne finde ich in meinen Fotos. Ich habe es mal in unserem Kindergarten aufgenommen.
(Hier zur Anleitung für die Faltlaternen – ganz einfach und Schritt für Schritt erklärt).
Die Anleitung für diese Sternenlichter findest Du hier.
Kürbispizza zum Abendessen.
Dazu Salat mit Vogelmiere und Ringelblumen aus dem Garten. Der warme Oktober hat nochmal für spätes Grün und Blüte gesorgt. Auch hier noch „letzte Blumen“.
Mein Mann und ich versuchen, die Türen des Gewächshauses zusammen zu setzen. Sowas schafft mein Mann normalerweise ruckizucki. Aber auch geistig ermüdet er zur Zeit viel schneller, so dass wir es heute nicht ganz schaffen.
In der Zwischenzeit backt die Tochter Kekse.
Später schauen mein Mann und ich zusammen einen Film. Die Tochter ist müde und geht früh schlafen. Zum Abschluss des Tages gehen wir nochmal kurz mit den Hunden raus. Ein super heller dicker Halbmond hüllt die klare Nacht in blaues Licht. So helles Mondlicht habe ich selten gesehen. Die Wiesen sehen magisch beleuchtet aus. Am Himmel stehen tausende Sterne. Wir sehen das Sternbild Orion direkt über dem Weg, außerdem den Saturn und den Jupiter.
Seitdem die ältere Tochter sich für Astronomie begeistert, haben wir auch dazu gelernt.
Die Sterne leuchten trotz einiger Wolken super hell. Als hätte jemand Mond und Sterne heute extra stark angeknipst. Erfüllt von der Magie des Sternenhimmels gehen wir schlafen.
Sonntag, der 6. November 2022
Um sieben geht’s wie immer mit den Hunden raus. Mein Mann und ich genießen diese Frühmorgens-Spaziergänge sehr, egal zu welcher Jahreszeit.
Die Tochter heizt in der Zwischenzeit zu Hause die Holzöfen an und macht Frühstück. Wundervoll, so große Kinder zu haben.
Erster dünner Frost liegt über den Wiesen.
Orangen leuchten die Eichenblätter.
So sieht ein alter Fliegenpilz aus. Der Hut nach oben gebogen, die Farbe verblasst.
Auch am Waldboden leuchtet es. „Bette mich, November, weich auf Blatt- und Weihnachtsgold.“
Der „Lichtnovember“ in persona: Kleine Feuer dringen aus dem vermodernden Waldboden, zwischen spitzen Kiefernnadeln. So ein schönes Symbol für das Licht, das wir in uns erzeugen dürfen, wenn es außen dunkler und ungemütlicher wird.
— Danke an alle Leser*innen, die sich die Mühe gemacht haben, den Pilz zu bestimmen!!!
Einige haben gesagt, es sei ein Korallenpilz, es ist aber ein so genannter Klebriger Hörnling, der auch Zwergenfeuer genannt wird (danke, Ulrike, an Dich und Deinen Sohn für den Hinweis, das ist wundervoll!). Wie gut das passt!
Gelb und Grün. Farbiger November.
Die Sonne bricht von rechts durch die Baumstämme. Solche Bilder vom „Licht im Dunkeln“ sauge ich jetzt in mich auf.
Auch neues Leben entsteht noch. Dieses Kälbchen wurde gerade erst geboren. Als wir vorhin an der Weide vorbei liefen, war es noch nicht da.
Das Leben der Bäume zieht sich jetzt aber langsam in die Erde, in die Wurzeln zurück.
— Wir irgendwie auch. Wir fahren schon mittags nach Berlin zurück, um dem Ferien-Stau in die Stadt hinein zu entgehen.
Auch in unserer Wohnanlage in Berlin finden wir noch herbstliche Farben.
Viele, viele Hagebutten.
Nach dem Auspacken und dem Abholen der kleinen Tochter gestalten wir das Wohnzimmer novemberlich. Dieses Transparentbild habe ich vor zwei Jahren gemacht.
Zu Hause freue ich mich an dieser Laterne, die ich letztes Jahr aus einem Aquarellbild der kleinen Tochter gemacht habe. Ich mag die Farben, die wir ja alle am Wochenende draußen gesehen haben.
Falls Du auch so eine Laterne herstellen willst, hier geht’s zur Anleitung. Mit dieser Anleitung schafft es wirklich jede*r, diese etwas knifflige Laterne zu basteln.
—
Auch heute möchte ich Euch, liebe Leser*innen ermutigen, Euch nicht gänzlich von den Schreckensnachrichten der Welt einnehmen zu lassen. Ja, es geschehen derzeit schlimme Dinge nah und fern. In der Ukraine und im Iran, aber auch in Afghanistan (ganz schlimm), Äthiopien, Kongo, Südsudan, Somalia, Myanmar und weiteren Krisenregionen der Erde. Dann der Klimawandel, die immer noch nicht ausgestandene Corona-Pandemie, und all die irren Menschen, die in so manchen Ländern an der Macht sind oder Demokratien wie unsere von rechts gefährden.
Die steigenden Preise für Lebensmittel und Energie hierzulande, die uns persönlich als gering verdienende Familie wirklich hart treffen, sind im Moment echt das kleinste Problem der Menschheit. Wir alle in diesem Land sind immer noch wahnsinnig gut dran im Vergleich zu so vielen Menschen auf der Erde. Deswegen werde ich nicht müde bewusst zu machen, wie gut es uns geht. Wie dankbar wir sein dürfen, dass wir schlicht Wasser, Strom, Essen, ein gemütliches Bett, warme Kleidung, Krankenversicherung und die Freiheit haben, zu sagen was wir denken. Hier wird kein Mensch weggesperrt, gefoltert und getötet, weil er oder sie seine Meinung sagt.
Genau so wenig, wie dieser November bisher grau, düster und trüb ist, ist auch die Welt um uns hier in Deutschland nicht so düster und trüb wie es vielen Menschen im Moment erscheint. Leute, es geht uns so gut. Wenn wir alle ein wenig freundlich miteinander sind, uns die Hände reichen, einander nicht vorschnell verurteilen und einander zuhören, auch wenn wir verschieden sind und nicht die gleiche Meinung haben, dann bringen wir ein bisschen Licht in die Welt.
Frieden fängt bei uns an. Frieden fängt da an, wo wir das Gespräch suchen und nicht weglaufen, wenn es anstrengend wird. Wo wir uns an einen Tisch setzen, auch wenn wir unser Gegenüber nicht schätzen. Wo wir zuhören und bereit sind, etwas zu lernen und zu verstehen, auch wenn wir eigentlich keine Lust haben. Wo wir versuchen Gutes zu entdecken, wo uns Schlechtes ins Auge springt.
Ich möchte genau das jetzt in der Martinszeit stärker versuchen. St. Martin hat dem frierenden Bettler die Hälfte seines warmen Mantels geschenkt. Vielleicht schenken wir in der nächsten Zeit einem (vielleicht nicht so geliebten) Mitmenschen ein offenes Herz und ein offenes Ohr. Frieden ist nicht schwer, wo alle sich lieb haben und verstehen. Frieden ist dort schwer herzustellen, wo Uneinigkeit und Zwietracht herrschen.
In diesem Sinne wünsche ich Dir eine gute zweite November-Woche.
Deine Maike
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Mehr Wochenenden in Bildern wie immer hier bei den Großen Köpfen.
Liebe Maike,
ich habe meinen Sohn gefragt, der der weltgrößte Pilzfan und ein wandelndes Pilzlexikon ist.
Das ist ein klebriger Hörnling oder viel schöner: Zwergenfeuer
Vielen Dank für Dein schönes WiB, das ich immer sooo gerne lese.
Liebe Grüße
Deine Ulrike
Liebe Ulrike, hab vielen Dank für die Nachfrage an den Sohn – dass es zum klebrigen Hörnling den Beinamen „Zwergenfeuer“ gibt, begeistert mich sehr. Ganz genau so sieht es nämlich aus 🙂
Tausend Dank für die Info! <3
Hallo Maike,
Pilze sind schwer nur mit einem Foto zu bestimmen.
Ich glaube, es ist der klebrige Hörnling.
Sonnige Novemberherbstgrüße aus dem Süden Deutschlands,
Katja
Liebe Katja, danke für Deine Einschätzung! Ulrike hat auch auf den klebrigen Hörnling getippt und hat auch noch einen zweiten Namen dafür gefunden: Zwergenfeuer. Ist das nicht schön? Vielen Dank Dir für die Mühe!!! <3
Vielen Dank für deinen Rückblick und deine wunderbar gewählten Worte. Die nehme ich mit in die neue Woche.
Herzliche Grüße, Tany
Liebe Tony, ich danke Dir! Dir eine gute Woche!
Deine Maike
Hallo,
ich kenne mich mit Pilzen überhaupt nicht aus…aber den, oder einen ähnlichen, habe ich vor kurzem auch im Internet gesucht…es könnte die Goldgelbe Koralle sein.
Liebe Grüße
Danke, liebe Stefanie! Ich denke, Du hast recht mit der goldgelben Koralle! 🙂
So wahre Worte! Danke Maike, dass du uns immer wieder in deinen Abschlussworten nahe bringst, wie wichtig der Frieden und das MITeinander ist – in dieser wirklich verrückten Zeit umso mehr. Das „immer am Ball bleiben“ ist so von Wert und Dringlichkeit und Kostbar obendrein. Danke für deinen immer wieder gern anzusehenden Wochendrückblick, der so gefüllt ist mit vielen kleinen Nettigkeiten, Liebe, Fürsorge und dem wahren Leben! DANKE!
Zu dem Bild mit dem Pilz, der wirklich hübsch anzusehen ist, scheint es mir (lt. GOOGLE) eine sogenannte goldgelbe Koralle zu sein.
Da gefällt mir übrigens auch immer wieder, wie detailliert du bist. Das darf in diesen Zeiten nicht verloren gehen! Der Sinn und Verstand nach den kleinen oft unscheinbaren Dingen die uns förmlich zu Füßen liegen und wir sie nur wissen wahrzunehmen!
Alles erdenklich Gute für dich und deine Familie, besonders auch für baldige Besserung deines Mannes!
Habt einen guten Start in die Woche nach den den Ferien. Hier beginnt morgen auch wieder der Schulalltag.
Beste Grüße aus BaWü von Marlen
Liebe Marlen, ich danke Dir für Deine Worte! Ich freue mich, dass sie etwas in Dir berühren.
Ja, ich denke, mit der goldgelben Koralle hast Du recht! Danke! Ich hatte gestern nur keine Zeit mehr zu googeln 🙂
Auch Euch einen guten Start in den Alltag!
Alles Liebe, Deine Maike