Impulse für neue Wege 1: Aufbruch

Meine 5-wöchige Kur, die gestern begonnen hat, möchte ich bewusst gestalten. Inspiriert von einem Wochenkalender “Der Jakobsweg für zu Hause”, den mir eine Followerin auf Instagram liebenswerterweise einmal geschenkt hat, stelle ich jeden Tag unter einen spirituellen Impuls. Diese Impulse haben mit dem neuen Weg zu tun, den ich gehen möchte und der mit der Kur seinen Anfang nehmen soll.

Vielleicht möchtest Du ja auch einen neuen Weg gehen und Dich meinen spirituellen Impulsen anschließen. Ich werde, so oft ich es schaffe, meine Impulse und Erfahrungen damit hier teilen.

Aufbruch: Der erste Schritt

Mein Foto zum Thema “Aufbruch”: Ein erster Schritt.

Jeder Weg, und sei er noch so steil und schwierig, beginnt mit dem ersten Schritt. Mit dem ersten Schritt hat es jedoch etwas auf sich: Er folgt auf keinen vorigen Schritt, das heißt, ihm fehlt der Schwung des Bereits-Unterwegs-Seins. Deswegen benötigt ein erster Schritt mehr Kraft oder Willen, um ihn zu gehen.

Ich kenne das gut, in vielerlei Hinsicht – der erste Schritt ist oft der schwierigste, die nächsten Schritte gehen dann viel einfacher.

Vertrauen in die Kraft für den ersten Schritt

Doch wenn wir wissen, dass wir uns auf den Weg machen wollen, weil uns vielleicht ein Wunsch, ein Veränderungswille oder eine Sehnsucht treibt – vielleicht nur die Sehnsucht, sich auf den Weg zu machen – dann sind wir beflügelt und dürfen darauf vertrauen, dass wir die Kraft für den ersten Schritt aufbringen.

Veränderungswille ist eine große Kraft. Das Schöne ist: man muss nur die Kraft für den ersten Schritt aufbringen. Der zweite Schritt bezieht seine Kraft schon aus dem ersten. Deswegen stimmt es, was so viele spirituelle Lehrmeister*innen sagen: Denke erstmal nur an den ersten/nächsten Schritt und nicht an den ganzen Weg.

Aufbruch wie Auf-Brechen

Im Wort “Aufbruch” steckt aber mehr als das Losgehen, das Sich-auf-den-Weg-machen. Man kann es auch im Sinne “Etwas öffnet sich” verstehen. Etwas bricht auf, wie die Knospe, die zur Blüte wird. Oder wie der Granatapfel oder die Nüsse, die beim Aufbrechen ihre Kerne freigeben. Etwas Zartes, Neues, oder etwas Schönes (oder Leckeres!) tritt hervor.

Auch die Seele, das Herz oder ein Gefühl können aufbrechen, sichtbar, fühlbar und neu werden. So war es an meinem ersten Kurtag bei mir, und es hat sehr gut getan.

Oder man begreift den Aufbruch als Durchbruch. Oder als “Mach dich auf!” im Sinne von “Sich aufmachen”, also “sich öffnen”.

AUFBRUCH – was für ein schönes, vieldeutiges Wort!

Wie habe ich den Aufbruch erlebt?

Am Vormittag ist bei mir bei einem Gespräch mit der Therapeutin ein Gefühl aufgebrochen, was ich lang nicht gespürt habe. Das war ein bisschen überwältigend. Ich fühlte mich danach verletzlich und traurig. Erst habe ich mich zurückgezogen und mich ausgeruht. Das war sehr gut.

Echte Schritte machen

Am Nachmittag aber schien die Sonne vom knallblauen Himmel, und es war allerschönstes Spätsommer-Wetter. Da habe ich den Aufbruchs-Impuls wörtlich genommen und ganz allein eine kleine Wanderung gemacht. Ich habe also auch echte, wahrhaftige Schritte getan, nicht nur im übertragenen Sinn. Ich bin hier ja mitten im Schwarzwald; die Wanderwege beginnen direkt hinter dem Haus. Es war sehr warm, überall blühten die Blumen auf den Wiesen.

Neue Energie

Wie war das herrlich. Ich saugte die Sonne auf und lief auf einem weichen Waldweg auch ein Stück barfuß. Ich sammelte im Wald Wildkräuter am Wegesrand, die ich zum Teil direkt verzehrte – jungen Löwenzahn, Brennesselsamen, Breitwegerich (die ganz jungen Blättchen schmeckten ganz fein nach Pilzen!), Schafgarbe und Giersch. Ich fand auch Frauenmantel, den ich mir später als Tee kochte, denn ich hatte leichte Schmerzen im Unterleib.

Aufbruch-Gedicht: “Stufen” von Hermann Hesse

Zum Schluss habe ich noch ein passendes Gedicht rausgesucht. Dieses Gedicht kannte ich schon als Jugendliche auswendig. Ich war großer Hermann-Hesse-Fan; ich hatte mit 17 alle seine Bücher gelesen. Die Botschaft dieses Gedichtes ist tief in mich eingesunken. Ich denke, auch wegen diesem Gedicht sind Neu-Anfänge bei mir absolut positiv besetzt.

Stufen
Hermann Hesse

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.

Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In and’re, neue Bindungen zu geben.

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft zu leben.

Wir wollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen.
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf’ um Stufe heben, weiten.

Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegensenden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden…
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Ich möchte hinzufügen: Wohlan denn, Herz, brich kraftvoll auf und gesunde!

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