Hell wie Kristall: Wochenende in Bildern 17./18. Dezember 2022

Wir waren im Winterwunderland auf dem Land. Es war bitterkalt – draußen um die minus 10°C. Es lag eine schon etwas ältere Schneedecke, vor allem aber waren die Zweige aller Bäume und Sträucher von einer Frostschicht überzogen, die in der Sonne glitzerte und vor der grauen Wolkenwand wie bizarre Zuckergebilde aussah. Alles war weiß.

Am Samstag hatten wir blauen Himmel und erlebten eine Fahrt durch Nebel, am Sonntag war der Himmel bleischwer und grau. Beides war wunderschön.

Das heutige Gedicht habe ich ausgesucht, weil wir alles daraus gesehen haben:

Samstag, der 17. Dezember 2022

Wir sind schon seit gestern Nachmittag hier; mein Mann schon seit Donnerstag. Er hat versucht, das Haus bis heute auf erträgliche 20°C hochzuheizen. Wir haben hier ja nur Holzöfen. Als er am Donnerstag nach einer Woche strengen Minustemperaturen hier ankam, hatte es im oberen Stockwerk minus 4°C. Unten plus 4°C. Wir waren mehr als drei Wochen nicht da. In so einer langen Zeit kühlt das Haus aus, und es dauert viel länger, es warm zu bekommen.

Das beste was man tun kann, um warm zu werden, ist Bewegung. Also bei Sonnenaufgang erstmal raus mit den Hunden.

Verharschter Schnee.

Bei minus 12 °C freut man sich dann doch, wieder nach Hause zu kommen. Dort hat es aktuell immerhin 17°C.

Die Öfen brennen fleißig und erwärmen die Zimmer mehr und mehr. Die Hunde halten sich nah am Ofen.

Die Kinder wollen raus und nehmen den kleinen Puppenschlitten als Transportmittel mit. Wir wollen Zweige für einen Adventskranz holen, denn hier auf dem Land haben wir noch keinen. Die große Tochter will ihn winden; das kann sie sehr gut.

„Tief sinkt der braune Tannenast
und drohet mit des Schnees Last
den Wanderer zu beschütten.“

An unserem Glashaus sind Eisblumen; innen ist es sehr winterlich. Wir freuen uns darauf, hier in ein paar Tagen Heiligabend zu feiern. Wir hoffen, wir kriegen das Haus warm genug. Unser Plan ist es, dort einen Ölradiator aufzustellen und natürlich ganz viele Kerzen anzuzünden.

Frühstück mit warmem Baguette.

Die kleine Tochter schneidet die Tannenzweige für den Kranz zurecht.

Der Kranz der großen Tochter kommt ins Gewächshaus.

Diesen Kranz habe ich gemacht. Er ist absichtlich so schlank. Er sollte eher zart werden.

Ich baue die Krippenlandschaft auf. Maria und Josef sind hier noch auf dem Weg.

Die kleine Tochter hat einen Eiskristall gemalt.

Weil draußen alles glitzert, machen wir einen langen, langen Spaziergang. Und staunen, wie alles so schön im Sonnenlicht glitzert und funkelt.

Wir sehen viele Tiere: Zwei Fasane mit wunderschönen langen Federschwänzen, viele, viele Rehe, die auf den Feldern äsen, und einen Feldhasen, der direkt vor uns über die Wiese hoppelt.

Viel Stroh für die Kühe liegt bereit.

Glitzer, glitzer, funkel, funkel.

Schilf.

Dann fahren wir noch ein Stück zu einem kleinen See in der Nähe, über den man von einem Hochsitz aus gucken kann.

Frostige Spinnweben am Geländer des Hochsitzes.

Die Sonne über dem zugefrorenen See.

Gegen 14:30 Uhr wird die Sonne jetzt schon dunkelgelb und hängt tief.

Als wir wieder zu Hause sind, hat es in der Küche 10°C. In den Wohnräumen ist es aber angenehm warm; hier haben den ganzen Tag die Öfen gebullert.

Zum Sonnenuntergang nochmal mit den Hunden raus. Das ist hier im äußersten Nordosten schon um 15:30 Uhr.

Die Sonne ist hier eigentlich ein glutroter Ball, aber das fängt das Telefon leider nicht richtig ein. Weil wir heute wohl noch nicht genug Tiere gesehen haben, lief in dieser Wintersonnwend-Stimmung noch ein Fuchs von rechts nach links.

Im Adventskalender war heute „Weihnachtsfilm gucken mit Leckereien auf dem Sofa“. Die Kinder wollen den animierten „Grinch“ schauen. Ich mag den Film nicht besonders, weil ich immer die Krise kriege bei den amerikanischen Weihnachtstraditionen (come on, aufgeblasene Weihnachtsmannfiguren!). Aber der Film hat eine schöne Botschaft.

Als Leckereien gibt es außer belegten Broten und Chips unsere selbst gebackenen Elisenlebkuchen und Pistazien, die hier alle lieben.

Dann ist hier schon Bettgehzeit, zumindest für die Kinder. Mein Mann und ich schauen noch ein bisschen arte.tv, „Zu Tisch im Jura“ (schön winterlich) und eine Dokumentation über einen erstaunlichen Fund in einer südwestfranzösischen Höhle. Hier haben Forscher ein Gebilde aus Stalagmiten von Neandertalern gefunden, das ungefähr 170.000 Jahre alt ist. Das bedeutet, dass bereits der Neandertaler symbolisch kommunizierte und nicht wie bisher angenommen erst der Homo sapiens.

Ich liebe ja Frühgeschichte, insbesondere alles über Steinzeitmenschen. Denn wir wohnen ja immer noch in den gleichen Körpern und sind also den gleichen körperlichen Abläufen unterworfen wie die Menschen damals. Nur macht halt einiges, das damals überlebenswichtig war, heutzutage bzw. für uns keinen Sinn mehr. So kollidiert der Menschenkörper heute häufig mit den Umständen der zivilisierten Welt.

Sonntag, der 18. Dezember 2022 (4. Advent)

Hundespaziergang noch vor dem Frühstück. So wunderbar.

Die Hunde versuchen, Rehe zu jagen. Mit Betonung auf „versuchen“.

Mein Lieblingsbaum in Schnee und Eis.

Wer kann mir sagen, was das für eine Tierspur ist? Ich tippe auf Rehe. Aber diese seltsamen parallelen Schleifspuren (ca. 15 cm auseinander) kann ich mir nicht erklären. Die Spuren gibt es hier überall zu Hauf. Die Eindrücke („Trittsiegel“ in der Fachsprache) passen zu klassischen Rehspuren, aber wodurch entstehen diese seltsamen Bahnen? Wenn jemand die Antwort weiß, freue ich mich sehr!

Zu Hause erstmal Morgentee auf dem Sofa und Vorlesen. Wir lesen zur Zeit neben „Schnüpperle“ auch „Marias kleiner Esel“ von Gunhild Sehlin (Urachhaus Verlag), eine zauberhafte, einfühlsame Geschichte, die Marias und Josefs Weg nach Bethlehem aus der Perspektive des Esels erzählt. Mit diesem Buch wird die Weihnachtsgeschichte ganz menschlich – und gleichzeitig wird das Wunder nicht geschmälert, um das es zu Weihnachten geht.

Ich würde das Buch im Grundschulalter empfehlen, eventuell auch schon für ältere Kindergartenkinder. Der Urachhaus Verlag empfiehlt das Buch von 4 bis 8 Jahre. Unsere Zehnjährige liebt es sehr; sie bekommen es gerade im Hort vorgelesen, aber sie genießt es sehr, die Geschichte parallel auch hier zu Hause zu hören. Ich mag die Geschichte auch sehr.

Aus „Marias kleiner Esel“.

Auch die Weihnachtsgeschichten von Astrid Lindgren gehören zu unseren liebsten Weihnachtsbüchern. Heute lesen wir aus diesem Buch „Polly hilft der Großmutter“. Das mochte ich schon als Kind. Noch heute weine ich auf der letzten Seite, wo Polly im Garten lauter Engel sieht.

Vogelfutter in allen Vogelhäuschen nachfüllen.

Endlich Frühstück. Das Brot wird in einer Eisenpfanne auf dem Holzofen geröstet und mit gekochten Eiern, Marmelade und Butter verzehrt.

Ich muss Haare waschen und tue das in der Badewanne. Dabei suche ich nach passenden Gedichten für diesen Beitrag und massiere mich mit meinem wohltuenden selbst gemachten Efeu-Peeling. Herrlich.

Besonders schön: Die kleine Tochter spielt derweil im Wohnzimmer Geige. Außer dem eigentlichen Üben an ihrem aktuellen Stück spielt sie ganz viele Weihnachtslieder. So schön, ein echter Glücksmoment.

Die Kinder wollen zum zugefrorenen Graben. Also los, dick eingemummelt raus bei minus 12°C.

Wer gut hinschaut, sieht hinten links zwei Rehe. Man kann diese Tage wirklich viele Tiere sehen.

Auf dem Weg zum Graben. Die Hunde schnüffeln nach Rehkot.

Die Große auf dem zugefrorenen Graben. Die Mädchen freuen sich und schlittern. Und ärgern sich, dass sie keine Schlittschuhe haben. Hier könnte man herrlich fahren.

Die Wasseroberfläche ist von verfrosteten Schneekristallen bedeckt.

Die Kinder bauen sich Schneeschuhe aus Baumrinden und versuchen damit besser zu schlittern. Geht nicht viel besser, macht aber Spaß.

Frostbaum am Grabenrand.

„Aus Schnee heraus
Ragt nackt und kraus
Des Dorngebüsches Garbe.“

Auf dem Rückweg unterhalten sich die Mädchen über Superkräfte, die sie gern hätten. Die Große ist für Teleportieren, die Kleine würde gern unter Wasser atmen können, damit sie in Ruhe die Fische erforschen kann. Sie will ja Meeresbiologin werden.

Zu Hause zieht mein Mann einen Spinat-Kartoffelauflauf aus dem Ofen, den wir hungrig verzehren. Dann wird gepackt und aufgeräumt, und wir fahren nach Hause nach Berlin.

Die letzten paar Schultage der Kinder liegen vor uns; am Donnerstag ist der kürzeste Tag des Jahres – Wintersonnwende. Das ist ja der eigentliche Ursprung des Weihnachtsfestes.

Ich kann dem Dunkel dieses Jahr erstmals etwas abgewinnen. Sonst habe ich sehr unter den kurzen Tagen gelitten.

Das Dunkle wird und wurde ja oft mit dem Negativen oder gar „Bösen“ gleichgesetzt. Aber das stimmt ja nur bedingt. Das Dunkle ist ja immer da, und es ist Teil von allen Menschen. Das Dunkle ist auch weiblich, geheimnisvoll und mysteriös. Es birgt Schätze, die wir anschauen und verwandeln dürfen. Wir können uns darin auch einhüllen.

Dieses Wochenende habe ich genau darüber nachgedacht und gemerkt, dass ich es dieses Jahr genieße, wie die Tage früh dunkel werden, so dass wir uns drinnen wohlfühlen dürfen bei Kerzenlicht und Ofenwärme. Weil es wirklich sehr kalt war und wir viel Holz in die Öfen werfen müssen, um unsere Räume muckelig warm zu bekommen, können wir die Wärme und das schöne, helle Sonnenlicht in der Tagesmitte wirklich schätzen.

Wir sind total dankbar, dass wir diese elementaren Erfahrungen machen dürfen.

Ich möchte dieses Jahr auch zum ersten Mal die Rauhnächte aktiv gestalten. Ich habe mir ein Buch bestellt, das mich durch die 12 Nächte nach Weihnachten führen soll, nämlich „Der Rauhnachtbegleiter“ von Dr. Angela Fetzner (selbst gekauft, Werbung unbezahlt und unbeauftragt; das gilt für alle hier gezeigten Bücher.) Ich hoffe, dass ich mir die Zeit dafür zwischen den Jahren wirklich nehme – denn daran ist es bisher immer gescheitert.

Ich werde wahrscheinlich wenig bis gar nicht räuchern, denn das ist nicht so mein Ding. Aber ich möchte meditieren, in mein Herz fühlen und Gedanken aufschreiben. Mich vielleicht mit Pflanzen- und Tiergeistern auseinandersetzen und schauen, was sie mir bezüglich des alten und des neuen Jahres zu sagen haben. Wie ich das ganz konkret mache, weiß ich noch nicht so genau. Ich hoffe, dass das Buch mich diesbezüglich inspiriert, aber ich denke, ich werde letztlich einen eigenen Weg gehen.

Ich möchte gern das alte, sehr schwere Jahr in Frieden ziehen lassen und das neue mit Neugierde und Freude begrüßen.

Ich freue mich über Tipps und Erfahrungen zum Thema Rauhnächte!

Liebe Leser*innen, Ich wünsche Euch eine schöne letzte Adventswoche und dann ganz schöne Weihnachten. Hoffentlich könnt Ihr die Zeit im Kreise von Lieben genießen. Hier mein Artikel zum Thema „Streit an Weihnachten vermeiden“, mit vielen Tipps und Anregungen, die wirklich was bringen. Falls das bei Euch Thema ist (ist es ja bei vielen).

Danke für Eure Aufmerksamkeit und Treue. Über Kommentare freue ich mich immer sehr, diesmal besonders über Tipps zur Tierspur und Erfahrungen zu den Rauhnächten.

Alles Liebe und warme Grüße aus der kuschligen Dunkelheit,

Deine Maike

Hier die Wochenenden in Bildern von anderen Blogger*innen, gesammelt bei Große Köpfe.

Dir hat dieser Beitrag gefallen?
Dann spendiere mir doch einen Tee!

Wenn Dir meine Blogbeiträge gefallen, freue ich mich über eine Spende! Jede Spende hilft mir, den Blog weiter zu führen. Wenn Du auf das rosa Spenden-Herz klickst, wirst Du direkt zu Paypal weiter geleitet. Du kannst einen Geldbetrag Deiner Wahl eingeben. Man kann auch mit Kreditkarte spenden. Lieben Dank!

Das könnte Dich auch interessieren

Facebookpinterestmail

9 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Maike,

    ich wünsche dir und deinen Lieben eine schöne Weihnachtszeit und viel Glück und Gesundheit im neuen Jahr!

    Liebe Grüße Roswitha

    • Liebe Roswitha, Dir und Deinen Lieben auch! Habt schöne Tage zusammen und genießt die tollen Leckereien aus Eurer Küche!
      Alles Liebe,
      Deine Maike und Familie

  2. Liebe Maike

    Zum Thema Tierspuren kann ich leider nichts sagen…. Aber ich teile eure Leidenschaft vorzulesen. Ich lese meiner grossen (6 Jahre) auch sehr viel vor. Unser Lieblingsbuch an Weihnachten, das grosse Astrid Lindgren Buch. Und, genau wie ich, muss meine Tochter bei Polly auch immer weinen, wegen der ganzen Engel im Garten!!
    Allerdings finde ich, zumindest für dieses Alter, viele Weihnachtsbücher schwierig, da es oft um das Kaufen der Weihnachtsgeschenke geht, was die Kinder oft verwirrt. Unser neues Weihnachtsbuch Holly und Ivy kann ich auch nur empfehlen, es hat uns sehr berührt.
    Das Dunkle hat mir früher auch immer mehr zu schaffen gemacht, seit ich Mama bin und mit den Kindern beschäftigt bin, macht es mir eigentlich nichts mehr aus und ich genieße die Zeit am Nachmittag wenn es dunkel wird mit den beiden zuhause.
    Liebe Grüße und frohe Weihnachten, freue mich auf neue Artikel.

    Martina

    • Liebe Martina, oh ja, „Holly und Ivy“ ist wunderschön! Das haben wir auch und lesen es immer wieder vor. Wir haben gar keine Bücher, in denen es um Kaufen und Geschenke geht. Das fände ich auch schrecklich, denn ich bin konsumkritisch eingestellt und finde diesen ungezügelten Konsumrausch zu Weihnachten fürchterlich. Wie schön, dass Du die Dunkelheit im Advent so genießt. Ganz liebe Grüße an Dich und ich wünsche Euch schöne Feiertage!

  3. Ein schönes Rauhnacht-Ritual: eine Anzahl an Wünschen (für jede Rauhnacht einen und noch einen zusätzlichen) auf je einen Zettel schreiben, falten, in einem schönen Gefäß mischen bzw. aufbewahren, in jeder Rauhnacht einen dieser Zettel ziehen und ungeöffnet verbrennen. Damit wird jeder Wunsch an eine höhere Macht abgegeben. Für die Erfüllung des Wunsches, der übrig bleibt, ist man im neuen Jahr selbst zuständig.

    Tolles Gedicht, wunderschöne Bilder übrigens! 🙂

  4. Liebe Maike,
    die Spur könnte von einem alten und schwachen Tier kommen, das die Beine nicht mehr so hoch bekommt. War mein erster Gedanke und wurde gerade auch von unserer Patentochter vermutet. Sie hat eine jagdliche Ausbildung.
    Dir eine gute Zeit!
    Lieben Gruß aus dem kleinen Dorf zwischen den Meeren
    Lydia

  5. Ich zeige das Foto mit der Tierspur mal einem Kitavater von mir. Er ist Jäger.
    Dir eine gute Zeit!
    Lieben Gruß aus dem kleinen Dorf zwischen den Meeren
    Lydia

    • Super, danke! — Ich glaube, ein krankes, altes Tier ist das nicht. Denn es gibt bei uns überall diese Spuren, die überkreuzen sich auch, und es gibt Hunderte davon. Ich denke, es sind ganz normale Rehe, die einfach langsam laufen und die Hufe ein bisschen schleifen lassen beim Gehen.

Schreibe einen Kommentar


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.