Ein perfekter Tag im Februar 2020: Geburtstag in Palermo

Im Februar war es nicht schwer, einen perfekten Tag zu verleben. Denn wir waren auf Sizilien. Außerdem fiel mein Geburtstag in die Urlaubszeit. Und wann, wenn nicht am eigenen Geburtstag, sollte man sich einen perfekten Tag gönnen? So feierte ich meinen Geburtstag in Palermo, der Hauptstadt Siziliens.

Der perfekte Geburtstag: Bei mir manchmal ohne Party

Seit ein paar Jahren frage ich mich vor meinem Geburtstag, worauf ich an diesem Tag wirklich Lust habe. Was mir ein Gefühl des Besonderen schenken könnte. Wobei es mich vor Vorfreude kribbelt, wenn ich daran denke.

Das ist nicht immer eine Geburtstagsfeier. Und so lade ich manchmal Leute ein, manchmal aber auch nicht. Ein paarmal bin ich einfach mit jemandem essen gegangen, den/die ich schon lange nicht mehr gesehen und gesprochen hatte. Zwei Mal habe ich eine kleine Dinnerparty für 12 Personen geschmissen, zu denen ich nur Leute eingeladen habe, die eher zum entfernteren Freundeskreis gehören (und die einander nicht kannten), die ich aber gern mal um mich haben wollte. Das waren super Abende, von denen die Gäste heute noch schwärmen. Denn wenn lauter interessante, ganz unterschiedliche Menschen zusammen essen, die sich nicht kennen, wird es spannend und unterhaltsam für alle.

Kurz: Ich tue, worauf ich Lust habe, und nicht, was irgendeine Geburtstags-Etikette diktiert. Oder was Freunde, Familie und/oder Partner erwarten. Es ist schließlich mein Tag. Wenn ich mal den ganzen Tag allein im Bett liegen, Pralinen essen und Filme gucken wollen würde, würde ich das tun. Ist aber nicht so mein Ding.

Den Geburtstag allein genießen?

À propos allein: Tagsüber bin ich an meinem Geburtstag eigentlich ganz gern allein. Gehe in ein Museum, bummle durch die Stadt und gehe in interessante Läden, die ich sonst nur von außen anschaue. Oder ich gehe in ein Café, das ich noch nicht kenne, bestelle irgendwas Sündhaftes und einen Prosecco dazu. Das Geburtstagsgefühl trägt mich dann immer ganz beschwingt durch den Tag.

Wenn man allein unterwegs ist, muss man keinerlei Kompromisse machen oder sich auf die Bedürfnisse anderer einstellen. Sondern man kann einfach tun und lassen, was einem gefällt. Und das finde ich manchmal einfach super.

Der perfekte Geburtstag – mit Familie

Auf Sizilien war ich nun mit der Familie, und mit der Familie wollte ich auch den Tag verbringen. Aber weil ich Geburtstag hatte, durfte ich von morgens bis abends bestimmen, was wir machen. Und so wurde mein Geburtstag mein perfekter Februar-Tag!

Ganz ehrlich hat dabei aber auch Sizilien bzw. dessen wunderbare Hauptstadt Palermo eine Rolle gespielt. Denn das war der Plan: Den Kindern Palermo zeigen und meine Lieblingsorte dieser wundervollen Stadt aufsuchen.

Geburtstag in Palermo: Mein perfekter Tag

Mit Kerzen und Gesang wurde ich am Bett von der Familie begrüßt, die einen Geburtstagstisch im Ferienhaus improvisiert hatten. Die Kinder hatten extra draußen Blumen gepflückt.

Danach gingen wir wie immer hier im Urlaub sofort an den Strand, um die Wellen zu begutachten. Es war fantastisch, die Kinder hier am Strand zu beobachten. Sie waren am Strand immer glücklich, tanzten, rannten umher, drehten sich. Ich ließ mir die Sonne auf die Nase scheinen und genoss die Luft, die Gischt und das Licht.

Dann aber husch-husch, denn wir hatten heute ja Pläne. Wir packten belegte Brote zum Frühstück ein und fuhren mit dem Regionalzug nach Palermo. Der Hauptbahnhof liegt zentral, also konnten wir sofort in die Altstadt eintauchen.

Als erstes führten mein Mann und ich die Kinder durch die Kalsa, das (inzwischen teil-gentrifizierte) ehemalige Armenviertel Palermos in der Nähe des Hafens. Hier gibt es malerische Gassen, Reste eines ehemals tollen Marktes (der Vucciria) und viele Restaurants, Cafés, verwunschene Plätze und Paläste. Und tolles Graffiti.

Zu Fuß durch Palermos Kalsa schlendern: Das ist Glück für mich!

Der perfekte Geburtstag in Palermo: Durch die Kalsa schlendern. Hier mein Mann und die Kinder in einer Kalsa-Gasse

Die Herzen hingen hier wegen des kommenden Valentinstages. Aber ich nahm sie einfach mal für mich. 🙂

Ich bin glücklich, wenn ich besondere Türen sehe.

Und besondere Graffiti.

In der Kalsa gibt es inzwischen auch tolle Design-Läden.

Man geht z.B. durch ein unscheinbares Tor in einen abgerockten Hof, ganz ähnlich wie früher in Berlin-Mitte. Zuerst sieht man dieses schöne kleine Ensemble an der Wand:

Dann passiert man einige kunsthandwerkliche Werkstätten (Töpferei, Druckerei, Holzarbeiten, Schneiderei…), in denen schon reger Betrieb herrscht. Lauter junge, hippe Leute sind hier tätig. Und plötzlich steht man im zweiten Hof in diesem schönen Laden. Hier verkauft ein Kollektiv mehrerer Designer und Kunsthandwerker ihre Sachen. Nämlich die Künstler, die in den Werkstätten im Hof arbeiten. Ich hätte X Dinge kaufen können. Letztes Jahr haben wir hier eine Art Stoff-Vase gekauft (handbedruckt), die man als schmückende Hülle für einfache Gläser benutzt und so zu Vasen macht. Die ist im Haus auf dem Land ständig im Einsatz.

Die Klamotten im Laden waren auch toll.

Nach zwei Stunden Schlendern führten wir die Kinder ins Luxus-Kaufhaus Rinascente an der Piazza San Domenico, am Rande der Kalsa. Aber nicht, um einzukaufen. Auf dem Dach des Kaufhauses gibt es nämlich eine Bar. Von der Terrasse der Bar hat man eine wunderschöne Aussicht auf die Kirche San Domenico und die Dächer Palermos. Hier sind mein Mann und ich letztes Jahr fast täglich hochgestiegen, denn unser Airbnb lag um die Ecke. Und es war ein traumhafter Ort, um einen Aperitif zu nehmen.

Hier oben tranken wir einen Prosecco und ließen von anderen Gästen Fotos von uns machen.

Geburtstag in Palermo: Einen Geburtstags-Aperitif auf der Dachterrasse des Rinascente nehmen, gehört unbedingt dazu
Geburtstag in Palermo: Mit einem Prosecco auf der Dachterrasse des Kaufhauses Rinascente fühlt man, dass es ein besonderer Tag ist

Weiter ging es wieder durch andere Gassen der Kalsa zum Restaurant A’Nica, wo wir Mittag essen wollten. Ich hatte das Restaurant über die App Osterie d’Italia gefunden, in der nur ausgewählte, besonders nette und urige Restaurants gelistet sind. Mit besonderem Augenmerk auf Slow Food.

Wir aßen dort köstlich. Zur Vorspeise gab es frittierte Artischockenherzen mit Knoblauch, Minze und einer „Zitronen-Emulsion“. Sooo gut. Beim „Primo“, dem Nudel- oder Reisgang, probierte ich nur bei meinem Mann, weil ich den nie schaffe und kohlenhydratlastiges Essen sowieso nicht so mag. Er hatte Spaghetti mit Caciocavallo-Käse und rotem Pfeffer sowie marinierte rohe Scampi. Zum „Secondo“, zu dem man in Italien Fleisch oder Fisch sowie Gemüse oder Salat isst (aber niemals Pasta oder Reis), hatten wir ein gebratenes Rinderfilet mit Rosmarin, das mit einem Kartoffel-Ingwer-Törtchen und einer reduzierten Sauce aus Marsala-Wein kam.

Danach waren wir pappsatt und beschlossen, auf Nachtisch zu verzichten (Nachtisch ist sowieso nicht so meins). Ein palermitanischer Espresso musste natürlich sein. Aber die aufmerksame Kellnerin, die mitbekommen hatte, dass ich Geburtstag hatte, brachte uns zum Kaffee ein Mandel-Halbgefrorenes mit Schokoladensauce – mit brennender Geburtstagskerze. Sozusagen als Geschenk. Das konnten wir natürlich nicht stehen lassen. Die Kinder halfen fleißig mit.

Am Nachbartisch saßen diese drei Männer, die hier Mittagspause machen.
Gegenüber vom Restaurant lag ein schöner Hof mit Palmen
Palermo war und ist eine prächtige Stadt

Und weiter ging’s durch die Gässchen zum Palazzo Butera, dem in meinen Augen erstaunlichsten Ort Palermos. Er ist außerdem das bewundernswürdigste Kulturprojekt, von dem ich in den letzten Jahren gehört habe, und in meinen Augen die mit Abstand herausragende Sehenswürdigkeit Palermos.

Den Palazzo Butera hat nämlich der vermögende Mailänder Kunstmäzen Massimo Valsecchi in den letzten Jahren wieder instand gesetzt, nachdem er völlig verfallen und verwahrlost war. Der Palast und seine Höfe wurden auf bemerkenswerte Art und Weise ganz behutsam restauriert und durch neue Elemente ergänzt. Auf eine Weise, dass man die Zeit, die Geschichte und die Geschichten des Ortes sehen und erleben kann. Und das Ganze hat Massimo Valsecchi komplett aus eigener Tasche bezahlt, weil er nicht mit mafiösen Strukturen in Berührung kommen wollte.

Der Palast, ein wahres Monstrum mit Hunderten von Räumen, wird jetzt zum gemeinsamen Schaffens- und Begegnungs-Ort für Künstler aller Kulturen und aus aller Welt. Der Fokus liegt hier auf Künstlern mit Migrationshintergrund, denn Massimo Valsecchi hat ganz richtig erkannt, dass Migration und Begegnung zwischen Kulturen, zwischen Orient und Okzident kulturellen Reichtum hervorbringen.

Da Sizilien und insbesondere Palermo für kulturellen Reichtum, gespeist aus dem Mix verschiedener Kulturen, steht, hat er sich für diesen Standort für sein Projekt entschieden. In der Tat ist Palermo flüchtlings-freudig eingestellt. Denn alle Palermitaner wissen, dass sie das Blut vieler verschiedener Kulturen in sich tragen. Und sie sind stolz auf alle: auf die Griechen, die Römer, die Schwaben, die Normannen, die Araber und wer-weiß-wer-noch-alles. Die Araber z.B. haben das Wasser, die wundervollen Gärten und die Zitrusfrüchte gebracht, alles wichtige Bestandteile der kulturellen Identität Siziliens.

Der erste Stock des Palastes Butera beherbergt die Wohnräume und die private Kunstsammlung der Valsecchis. In anderen Räumen kann man ausgewählte Kunstwerke ihrer Sammlung sehen, jeweils auf spektakuläre, aber zurückhaltende Art und Weise in Szene gesetzt. Hier steht oft nur ein oder wenige Kunstwerke in einem Raum.

Hier zum Beispiel: In der ehemaligen Remise hat man bei den Grabungsarbeiten einen alten unterirdischen Wasserkanal gefunden, der schon vor Jahrhunderten mit Fliesenresten ausgekleidet wurde. Was an Fliesen von der üppigen Ausgestaltung der Repräsentationsräume oben übrig oder ein bisschen kaputt war, wurde für solche „einfachen Orte“ verwendet. In diesen Kanal ist in den letzten Jahrzehnten die Wurzel eines Baumes hineingewachsen. Die Valsecchis entschieden sich, den Kanal mit der Wurzel sichtbar zu lassen. Er wurde mit einer Glasplatte bedeckt.

In einer Nische des Raumes steht dann ein einziges modernes Kunstwerk, das von der Form her der Wurzel im Kanal ähnelt. Genau so ist es überall im Palast – Alt trifft auf Modern und bildet dabei eine ästhetische Einheit. Kunstwerke, Gestaltungselemente und architektonische Besonderheiten sprechen miteinander. Einfach fantastisch. Auch solche Dinge machen mich glücklich: Die Bewunderung von Kunst und Ästhetik.

In einem Raum kann man sich einen Film der Restaurierungsarbeiten am Palast ansehen, die übrigens immer noch andauern.
„Tempo“ ist italienisch und bedeutet einfach „Zeit“. Insofern bedeutet es in diesem Kontext eher das Gegenteil des deutschen „Tempos“, nämlich etwa „vergehende Zeit“, „Alles braucht Zeit“ oder „Es ist viel Zeit vergangen“.
Letztes Jahr hatten mein Mann und ich hier die Gelegenheit, mit Massimo Valsecchi persönlich zu sprechen. Und auch heute kreuzt er im Hof wieder unseren Weg, in Begleitung seiner Frau und ihrer Katze.
Auf der Dachplattform des Palazzo Butera
Sexy Kunstwerk an der Fassade des Palazzo Butera
Geburtstag in Palermo: Das glückliche Geburtstagskind
Vor dem Palazzo Butera: Ein glückliches Geburtstagskind

Dann wurde es schon wieder Zeit für die Rückfahrt in Richtung Cefalù, wo unser Ferienhaus lag. Zu Fuß liefen wir zum Bahnhof, nahmen aber noch einen Umweg über eine legendäre Eisdiele, wo die Kinder ein dickes, köstliches Eis bekamen.

Wenn ich an meinem Geburtstag bei solchen Wetter durch eine so wunderschöne Stadt laufen darf, bin ich einfach glücklich.

Vor dem Bahnhof sagte uns der Himmel über Palermo mit diesem Wolkenschleier Auf Wiedersehen:

Als wir im Ferienhaus ankamen, war es schon dunkel. Wir ware alle geschafft, aßen nur noch eine Kleinigkeit und fielen dann in die Heia.

Was für ein traumhafter, traumhafter Tag – mein Geburtstag in Palermo!

Inspiration für Dich

Was kannst Du aus diesem „perfekten Tag“ mitnehmen?

Natürlich kann nicht jeder einfach mal so in seine Traumstadt im Süden Europas fahren. Wir waren halt sozusagen schon da. Aber was an diesem Geburtstag eigentlich so schön war, war Folgendes:

  • Ich habe Orte aufgesucht, die ich schon kannte und von denen ich wusste, dass ich sie liebe und mich dort besonders glücklich fühle.
  • Ich habe diese Orte mit meinen Liebsten geteilt.
  • Ich habe mir etwas Besonderes, nicht Alltägliches gegönnt: Ein außergewöhnliches Mittagessen in einem besonders netten Lokal. Das war kein Gourmet-Tempel, sondern einfach ein schöner Ort mit besonders guter, regionaler Küche mit Pfiff, hinter der Liebe und Sorgfalt steckte. Und das hat man geschmeckt.

All das kannst Du auch in der Heimatstadt, in der Nachbarstadt oder einfach dem Lieblingsort in der Nähe umsetzen. Auch in Esslingen, Gotha, Leipzig, Hildesheim oder Prenzlau.

Gern höre ich von Euren Lieblingsstädten und -orten, die Ihr gern mal wieder besuchen würdet. Und wenn es die Nachbarstadt ist.

Ich wünsche Euch einen wunderbaren Vorfrühling und hoffe, Ihr lasst Euch von meinem Februar-Lieblingstag zu neuen Erlebnissen an altbekannten Orten inspirieren!

Wer mehr Palermo sehen will: Hier der Wochenendbericht von unserer Palermo-Pärchen-Reise letztes Jahr im Mai (2019).

Alles Liebe,

Eure Maike

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  5. Das Palmenhaus ist im Schlosspark von Schönbrunn und noch eine Nummer größer als das Schmetterlingshaus. Aber der Effekt wäre bestimmt ähnlich gewesen! Und ja – auch für den März habe ich schon eine Idee! Ein ganzer Tag geht aus verschiedenen Gründen noch nicht, aber auch halbe Tage kann man ja bewusst genießen!

    • Ah ja, stimmt! In den Park Schönbrunn haben wir es leider nicht geschafft, als wir in Wien waren. Und Du hast absolut recht, dass auch halbe Tage ausreichen!!! Ich wünsche Dir ganz viel Freude dabei!

  6. Ich glaube, das wird meine Lieblingsrubrik! Deine Tage inspirieren mich wirklich sehr – habe mir jetzt im März einen Ausflug ins Wiener Palmenhaus gegönnt, auch wenn der Winter nicht so kalt war, genoss ich dort Grün, Wärme und feuchte Luft und freute mich schon sehr auf die warme Jahreszeit. Außerdem hatte ich ein Buch dabei und konnte in aller Ruhe dort, auf der Fahrt hin und zurück und natürlich im Kaffeehaus schmökern!
    Bitte weiter so anregende Berichte! Vielen Dank!

    • Oh, das freut mich aber!!! Und toll, dass Du es ins Palmenhaus geschafft hast! Da war ich mit meiner Tochter letztes Jahr, als wir ein paar Tage in Wien waren — obwohl, das war das Schmetterlingshaus…. ist das was anderes? Auf jeden Fall klingt es toll *Daumen hoch*! Ich freue mich, wieder von Dir zu hören, was Du daraus machst! <3

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