Dass sie gebären Selbstgefühl: Wochenende in Bildern 7./8. Oktober 2023

Mein drittes Wochenende in meiner Kur („Rehabilitationsmaßnahme“ bzw. Reha heißt das ja heutzutage) wegen Erschöpfungsdepression im Schwarzwald ist vorüber. Hier in Südwestdeutschland ist immer noch sommerliches Wetter; ich konnte leichtbekleidet wandern.

Ich bin hier, um Kraft zu schöpfen und wieder in Beziehung zu mir selbst zu kommen. Ich möchte einen neuen Weg finden, um in Verbindung mit mir zu sein. Dabei tut allein Wandern mir sehr gut; auch Schwimmen, meinen Gedanken nachhängen und alles Musische.

Diese Tage stehen für mich unter dem Zeichen „Seelisches Gepäck abwerfen“ (hier zu meinem aktuellen Impuls für neue Wege, der sich genau damit beschäftigt).

Das Gedicht der Woche ist die Michaeli-Stimmung aus dem anthroposophischen Seelenkalender von Rudolf Steiner:

„Natur, dein mütterliches Sein
Ich trage es in meinem Willenswesen
Und meines Willens Feuermacht
Sie stählet meine Geistestriebe
Dass sie gebären Selbstgefühl,
Zu tragen mich in mir.“

Samstag, der 7. Oktober 2023

Herrliches Wetter heute!

Ich bekomme heute noch mein Frühstück aufs Zimmer gebracht, weil ich 24h in Quarantäne war. Ich habe mich nämlich auf gestern Nacht einmal übergeben. Weil natürlich hätte sein können, dass ich Magen-Darm bzw. Noro-Virus habe, wurde ich isoliert – es musste natürlich verhindert werden, dass ich die halbe Klinik anstecke. Ich muss sagen, mir war das ganz recht. Ich genieße hier ja auch das Alleinsein und hatte alles, was ich brauche, auf dem Zimmer. Ich habe nach der unruhigen Erbrech-Nacht viel geschlafen und in Gemütsruhe sentimentale Filme auf dem Laptop geschaut (u.a. „The Notebook“, hach). Heute früh war ich dann 24h symptomfrei und durfte nach dem Frühstück wieder raus. Wie ich vermutet hatte, war das Erbrechen wohl ein Symptom von Migräne. Jetzt geht es mir auch Kopfschmerz-technisch besser.

Am Vormittag schreibe ich diesen Artikel und gehe ins Städtchen, um etwas bei der Post abzuholen und anderes zu erledigen.

Nach dem Mittagessen gehe ich natürlich wandern. Mit dem Bus fahre ich in eine Nachbarstadt und laufe los durch den Wald.

Ich sehe einen Stein auf einem Baumstamm am Wegesrand liegen und lege einen weiteren dazu. Steine wegpacken, sehr symbolisch für meine aktuelle Mission „Inneren Ballast abwerfen“.

Ich rupfe einen Tannenzweig von einer gefällten Tanne am Wegesrand und zerreibe ihn mir unter der Nase. Ich liebe die feinen ätherischen Öle. Das duftet so gut nach Wald.

Die Buchen werden hier schon gelb.

Steile Böschung am Wegesrand. Ich schreite kräftig aus, denn ich möchte bis 17 Uhr 16,5 km zurücklegen. So lang ist die geplante Rundtour.

Ich komme an diesem schönen Schwarzwaldhaus vorbei.

Blick auf den Hang gegenüber.

Schöne alte Tür.

Liebliche Hänge mit traumhaften Höfen.

Ich bin mit Gepäck unterwegs (Selbstauslöser- Bild von einer Bank aus).

Bienenhäuser heißen ja Beuten.

Altes Gerät an einem Bauernhof am Weg.

Ich laufe ganz schön lang, bis ich eine geeignete Stelle für mein Vorhaben finde und den Rucksack ganz symbolisch abstelle.

Ich habe kleine Zettel vorbereitet, auf die ich lauter Dinge geschrieben habe, die mich innerlich belasten oder schmerzen – Enttäuschungen, unerwiderte Lieben, Menschen, die ohne Abschluss oder mit Fragezeichen aus meinem Leben verschwunden sind, unerreichte Ziele,… Die verbrenne ich in auf dieser kleinen Feuerstelle, die ich aus Steinen gebaut habe. Hier liegen noch nicht alle Zettel da.

Mehr Erklärung zu diesem Ritual hier.

Die Zeichen des Herbstes sind unübersehbar.

Noch so ein Idyllo-Hof. Dieser ist ein Bioland-Hof mit echt glücklichen Kühen.

An einer Fichte tritt Harz aus. Ich nehme einen Fingervoll mit, weil es so gut riecht. Mit dem Zeug kann man wirksame antibakterielle Wundsalbe herstellen. Ich trage einfach etwas davon auf meine Nase auf, dann habe ich den Geruch bei mir.

Ich schaffe es genau richtig zum Bahnhof, wo mein Bus fährt.

Am Abend gehe ich nur noch kurz schwimmen, dann bin ich müde und schlafe früh ein.

Sonntag, der 8. Oktober

Weil ich am Nachmittag Chorprobe habe, mache ich heute Vormittag eine kleinere Wanderung.

Am Wegesrand finde ich alles Zutaten für einen aromatischen Kräutertee: Hier Pfefferminze.

Hier Melisse. Außerdem Brombeer- und Walderdbeer-Blätter, Frauenmantel und später am Bach Mädesüß.

Landschaft im Dunst.

Ich komme durch ein Dorf. An einem Haus dieser sympathische Wegweiser. Ich würde ja sofort nach Phantasien reisen. Bruchtal und Touratech sagt mir nichts. Und Tübingen fällt doch total aus der R#eihe, oder????

Von diesem Baum klaue ich mir einen Apfel (der aber aufgrund von einer braunen Stelle sowieso nicht verkäuflich gewesen wäre).

Dass hier Holz eine große wirtschaftliche Rolle spielt, ist unübersehbar. Auch unüberhörbar übrigens: gestern waren überall Sägen und andere Holzfäll-Geräusche zu hören.

Auf einer Streuobstwiese etwas später finde ich noch einen Apfel. An den komme ich, weil ich wie Goldmarie den Baum sachte schüttle, bis dieser Apfel herunterfällt. Frische Äpfel direkt vom Baum sind die allerbeste Wanderer-Erfrischung, wie ich finde. Die Mini-Hagebutten sind für dem Blumenstrauß im Zimmer.

Am Bach finde ich zum ersten Mal in meinem Leben Mädesüß. Bei uns auf dem Land in Nordostdeutschland gibt es das nirgends. Dabei bin ich schon so lang scharf darauf. Ich freue mich sehr.

Dieses Fenster finde ich ums Eck des Hauses, in dem unsere Chorprobe stattfindet. Ich habe mich hier einem kleinen Chor angeschlossen, weil mir in der Kurklinik das Musische fehlt. Der Zufall will es, dass der Chor gerade für einen Auftritt probt, der in zwei Wochen ist – also wenn ich noch hier bin. Das passt einfach perfekt. Singen im Chor ist Balsam für meine Seele. Ich liebe es und habe es in der letzten Zeit sehr vermisst.

Hier proben wir. Auf dem Tisch wartet schon der Kuchen für die Probenpause.

Wir singen lauter schöne Stücke, etwas Romantik, etwas Gospel und etwas aus dem Musical-Bereich.

Weil mein Kopfweh schon wieder ein bisschen anklopft, mache ich jetzt Schluss und hoffe, Ihr hattet auch ein gutes Wochenende!

Gehabt Euch wohl und werft seelischen Ballast ab, soviel Ihr könnt. Es ist nicht einfach, aber ein bisschen was dafür zu tun, tut gut.

Alles Liebe,
Eure Maike die sich wie immer über Kommentare freut

Dieser Beitrag ist verlinkt bei Große Köpfe.

Das könnte Dich auch interessieren:

Facebookpinterestmail

6 Kommentare Schreibe einen Kommentar

    • Danke, lieber Bernd! Ich freu mich, dass es Dir gefällt! Schau mal mein 12 von 12 im Oktober, da habe ich eine traumhafte Wanderung gemacht! Nur 2 Stunden war ich unterwegs, aber die hatten es in sich. Nur schmale Naturpfade, das hätte Dir gefallen!

  1. Bruchtal ist ein Ort in Mittelerde – also der Welt die Tolkien mit seinen Büchern erschaffen hat. Das Tal diente den Elbenvolk als Zuflucht vor den bösen Mächten.

    Viele Grüße vom Bodensee,

    Emma-Marie

    • Aaaah!! Danke Dir!! Ich habe mir schon gedacht, dass es etwas aus dem Herr der Ringe oder dem kleinen Hobbit sein könnte!!
      Jetzt bin ich schlauer!

  2. Liebe Maike,
    seit einer gewissen Zeit lese ich immer mal wieder deine Blog Beiträge und freue mich über deine Impulse und Inspirationen. Vielen Dank für diese Beiträge.
    Als ich dann die ersten Bilder von deinem Reha Aufenthalt gesehen habe, kam mir dieser Ort sehr bekannt vor.
    Ich wünsche dir weiterhin eine schöne Zeit und gute Wege, nicht nur hier im Schwarzwald.
    Herzliche Grüße
    Mareke

    • Ich war total überrascht und habe mich sehr gefreut!!! <3
      Liebe Grüße an Dich, du wohnst in einem sehr schönen Ort!
      Maike

Schreibe einen Kommentar


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.