An meinem „perfekten Tag“ letzte Woche hatte ich eine Erleuchtung zum Thema Körperliebe und Körpervertrauen.
In diesem Beitrag geht es darum, was da genau passiert ist. Nämlich wie ich erkannt habe, dass auch ich meinem Körper vertrauen darf, obwohl er nicht alles kann, was Körper „normalerweise“ können.
Es ist ein intimer und persönlicher Text. Ich habe ihn eigentlich eher für mich selbst geschrieben. Aber er hat bereits einige Menschen positiv berührt, deswegen denke ich, er darf hier stehen bleiben. Ich hoffe, er kann auch in Dir etwas anregen oder berühren.
Zum Kontext: An meinem „perfekten Tag im November 2020“ (Link führt zum Bericht) habe ich eine geführte Meditation auf YouTube gemacht. Die ist total eingeschlagen. Durch die Meditation hatte ich eine Selbsterkenntnis, die sehr stark war und mir echt die Augen geöffnet hat. Die Erkenntnis markiert den Neu-Beginn oder die schon lange anstehende Fortsetzung einer inneren Heilung, die mich schon seit meiner Kindheit begleitet.
Triggerwarnung: Dieser Text enthält für sehr sensible Menschen eventuell Trigger in Richtung Vernachlässigung.
Der Plan: Gemütlich baden mit schönen Worten
Es war mein „perfekter Tag“. Ein Tag der Selbstfürsorge, den ich mir jeden Monat möglichst einmal gönne. Die Bedingungen waren perfekt: Ich war auf dem Land in unserem idyllischen Bullerbü-Häuschen, mitten in der Natur, draußen war das Wetter trüb und kühl, und ich war ganz allein.
Für den Vormittag war es mein Plan, in Ruhe warm zu baden, dabei eine Meditation zu hören und meinen Körper ausgiebig zu reinigen und zu pflegen. Ich dachte mir, wenn ich schon entspannt im warmen Wasser liege und in die Bäume schaue, kann ich mir dabei doch ein paar schöne Worte zum Thema Körperliebe anhören, die mich in dieser Hinsicht stärken. Ich fand, das passte gut zur Badewanne, wo man sich da doch körperlich sehr wohl fühlt.
Nach der Meditation wollte ich mich sanft massieren und ein reinigendes Efeu-Peeling durchführen, um das Thema „Körperliebe“ ganz physisch fortzuführen. Denn ich hatte noch einen Rest Efeu-Öl übrig, das mit ein paar EL Zucker gemischt ein wunderbares Peeling abgibt.
Die Meditation hatte ich schon am Vortag herausgesucht. Es handelte sich um eine geführte Meditation, die ich auf YouTube über die Suchbegriffe „Meditation Körperliebe“ gefunden hatte. Ich kannte sie noch nicht. Ausgewählt hatte ich sie vor allem wegen der guten Länge von rund 25 Minuten.
Es handelte sich um diese Meditation.
Die Körperliebe und ich
Ich habe keine riesigen Probleme mit meinem Aussehen, also mit meinem Äußeren. Nicht dass ich mich jetzt super toll und mega attraktiv fände, keineswegs. Aber glücklicherweise bin ich in meinem Leben so weit gekommen, dass ich weiß, dass es nicht darauf ankommt, irgendeinem angeblichen Ideal zu entsprechen.
Zwar bin ich in den Augen der meisten Menschen wahrscheinlich keine besondere Schönheit. Ich bin unterdurchschnittlich klein und nicht gertenschlank. Ich habe Narben und Spuren von Operationen und Schwangerschaften am Bauch sowie Cellulite an der Oberschenkeln. Meine Haut ist nicht Pfirsich. Meine Statur ist eher kräftig, und das passt auch zu mir, denn ich empfinde mich als stark und belastbar. Ich habe zwar einen gewissen Witz oder Schalk, aber zähle wohl nicht zu den Menschen, die mit einem total hinreißenden Charme oder einer Raum einnehmenden Ausstrahlung daher kommen.
Ich bin normal. Aber ich bin zufrieden und fühle mich geliebt, so wie ich bin.
Kurz: Mit meinem Aussehen und meinen Körperformen bin ich voll OK. Ich würde zwar nicht direkt sagen „Ich liebe meinen Körper.“ Aber ich kann mit Überzeugung sagen: „Ich sehe OK aus.“ (Das war auch schonmal anders, aber darum soll es hier jetzt nicht gehen.)
Sich OK zu finden, ist ja heutzutage schon viel, wenn ich so verfolge, was man zu diesem Thema in den Medien so liest.
Mir fehlt Körpervertrauen
Aber ich habe ein anderes Problem mit meinem Körper, nämlich fehlt mir Körpervertrauen. Und das wurde mir bei dieser Mediation wieder bewusst.
Ich habe ja chronische Krankheiten, wegen denen ich als 60% schwerbehindert eingestuft bin. Das heißt, mein Körper kann tatsächlich nicht alles, was ein gesunder Körper kann. Für mich bedeutet das: Ich muss ständig auf mich aufpassen. Das Management meiner Krankheiten begleitet mich den ganzen Tag, auch wenn man davon hier auf dem Blog nicht viel mitbekommt. Man sieht mir die Krankheiten auch nicht an, es sind halt innere Angelegenheiten.
Außerdem ist mit einer der Krankheiten eine traumatische Geschichte verbunden, die tief in mir sitzt und mich seit meiner Kindheit begleitet und beeinflusst. Das war Vernachlässigung über mindestens zwei Jahre.
Ich muss auf meinen Körper aufpassen
Die Art der Krankheiten bringt mit sich, dass ich meinem Körper nicht hundertprozentig vertrauen kann. Wenn ich nicht aufpasse und mich nicht mehrere Male am Tag kümmere und aktiv überprüfe, ob alles in Ordnung ist, könnte ich sterben. Kein Witz. Allein sein ist für mich eigentlich ein Risiko. Wenn ich ein bestimmtes Medikament nicht rechtzeitig in die Hand bekomme, kann es in Minutenfrist zu spät sein. Das ist leider Fakt. Und im Zweifelsfall verliere ich die Orientierung und kann mir nicht mehr selbst helfen.
Mein Mann hat mir schon einige Male das Leben gerettet, indem er mich versorgt hat, wenn ich mir nicht mehr selbst helfen konnte.
So lebe ich seit vielen Jahren mit dem unbewussten Glaubenssatz: Ich kann meinem Körper nicht vertrauen. Mein Körper ist fehlerhaft. Wenn ich nicht acht gebe, sterbe ich. Und wie das so ist mit unbewussten Glaubenssätzen: Man hinterfragt sie nicht. Man hält sie für selbstverständlich und unverrückbar. Und so lebt man mit ihnen und gewöhnt sich an die Gefühle und Handlungen, die diese Glaubenssätze auslösen.
Was die Meditation behauptete
Von der Meditation hatte ich etwas anderes erwartet als ich schließlich bekam, nämlich eher etwas in Richtung Body Positivity, also etwa die Botschaft „Akzeptiere Dein Aussehen, wie es ist, denn Du bist schön“. Denn die Meditation heißt ja „Liebe deinen Körper!“. Aber in der Meditation ging es gar nicht darum, sein Aussehen zu akzeptieren. Es ging eigentlich um Körpervertrauen.
In der Meditation wird etwa folgendes behauptet:
- Dein Körper ist wundervoll, denn er kann SO VIEL ganz von allein.
- Du kannst dankbar sein für die Fähigkeiten deines Körpers, die einfach so funktionieren, ohne dass du etwas tust.
- Es ist großartig, was dein Körper rund um die Uhr für dich macht und wie sehr du ihm vertrauen kannst.
Meine erste Reaktion auf diese Aussagen war: “Na toll, das mag ja für gesunde Körper gelten. Aber bei mir? Ich kann ja meinem Körper wirklich nicht vertrauen, so sehr ich das will. Wenn ich nicht ständig aufpasse, geht das schief!”
Aber ich konnte meine Einwände erstmal beiseite schieben und folgte der Meditation weiter. Die Stimme lenkte nun die Aufmerksamkeit auf all die verschiedenen Dinge, die unser Körper tut und kann:
Körperliebe ist viel mehr als „Du bist schön“!
- Unsere Beine tragen uns von Ort zu Ort.
- Unsere Hände erschaffen Dinge, malen, tippen, streicheln, tun Gutes.
- Unsere Sinnesorgane (Augen, Ohren, Haut,…) ermöglichen uns den Zugang zu Schönheit, Musik, Berührungen, gutem Essen und sinnlichen Erfahrungen aller Art.
- Die Lunge atmet und schenkt uns Luft zum Leben.
- Das Blut wird jede Sekunde durch unsere Adern gepumpt.
- Unser Immunsystem ist jede Sekunde erfolgreich bei der Abwehr von Krankheiten und Eindringlingen.
- Es gibt viele verschiedene innere Organe in unserem Körper, und alle haben eine Funktion und eine Aufgabe. Sie funktionieren einfach so, ohne dass wir uns kümmern.
- Unser Körper ist unser Tor oder unser Schlüssel zu allen irdischen Erfahrungen, die wir machen können. Erfahrungen, die unsere Seele und unser Geist brauchen, um zu wachsen und zu reifen.
- Unser Körper ist der Tempel unserer Seele. Er gibt unserem Wesen ein Zuhause, das wir lieben und wertschätzen dürfen.
Und bei dieser Aufzählung kam mir die Erleuchtung…
Körperliebe: Was mein Körper alles kann
Ich erkannte – und es fiel mir plötzlich wie Schuppen von den Augen: Auch wenn mein Körper zwei, drei, vier Sachen nicht kann, er kann doch immer noch wahnsinnig viel! Was er nicht kann und was ich sowie einige Hilfsmittel und Medikamente für ihn kontrollierend übernehmen müssen, sind drei, vier Dinge gegenüber Abertausenden und Millionen von Dingen, die er jeden Tag, jede Stunde, jede Minute von selbst erledigt. Und in die ich sehr wohl vertrauen kann.
Ich stellte verblüfft fest: Es ist nicht so, wie ich bisher unbewusst geglaubt habe…
… sondern so:
Und wahrscheinlich ist der kleine schwarze Fleck noch viel kleiner als auf der Zeichnung.
Für mich tat sich eine ganz neue Welt auf:
Wenn das so ist (und ja, so ist es!), dann darf ich meinem Körper dankbar sein und ihm vertrauen, auch wenn er nicht alles hundertprozentig kann. Mein Körper tut wirklich wahnsinnig viel:
Er ermöglicht es mir, Erfahrungen zu machen.
Ich esse mit ihm.
Ich nähe Puppen mit ihm.
Ich singe mit ihm.
Ich sehe und genieße die Natur durch ihn.
Ich teile mich durch ihn mit, ich nehme neue Gedanken und Worte auf.
Ich erlebe durch ihn meine Familie, Kunst, Musik, Filme, Nähe, Erotik, Leidenschaft…
Und so weiter und so fort…
Mein Körper ist mein Tor zur Welt. Auch wenn er nicht ganz gesund ist und ich ihm in ein paar Aspekten zur Hilfe kommen muss.
Vielleicht klingt das in Euren Ohren banal („Naja, ist doch klar, warum erkennt sie das erst jetzt?!“), aber für mich war es eine Erleuchtung.
Neu und schön
Für mich war das neu. Ich hatte mit meinen Glaubenssätzen, meiner unbewussten Wahrnehmung eines „unfähigen“ Körpers immer gelebt und das nie hinterfragt. So, wie manche Leute sich für hässlich halten und gar nicht auf die Idee kommen, dass das gar nicht stimmt, obwohl sie vielleicht total hübsch sind.
Als mir klar wurde, dass mein Körper sehr, SEHR viel mehr kann als er NICHT kann, liefen mir Tränen über die Wangen. Sofort überschwemmte mich ein Gefühl der Zuneigung und Liebe für meinen Körper. Und auch Reue, dass ich ihn so lange unterschätzt und ihm kein Vertrauen geschenkt habe. Sondern sauer mit ihm war, weil ich mich nicht auf ihn verlassen kann!
Ich merkte auch, ich war an einen Punkt gekommen, der Heilung ermöglicht: Aussöhnung mit und liebevolles „In den Arm nehmen“ meines “behinderten” Körpers. Auch ich darf meinem Körper dankbar sein!
Und mehr….
Aber das war noch nicht alles. Die neue Erkenntnis setzte in Windeseile und noch während meinem Aufenthalt in der Wanne andere, viel wichtigere und schwer wiegendere Gedanken und Erkenntnisse frei:
Vom Sinn von Krankheit
Ungefähr seit meinem 20. Lebensjahr habe ich in meinen Krankheiten bzw. Behinderungen immer auch Aufgaben und Botschaften für mein Leben gesehen. Denn schon damals wusste ich: Alles was uns Menschen geschieht, können wir als Aufforderung und Chance nehmen, um zu reifen und zu wachsen. Auch wenn es schreckliche, grausame, blöde, „unnötige“, traurige oder furchtbare Dinge, oder gar schlimme Schicksalsschläge sind. Alles, was uns geschieht, birgt Aufgaben und Chancen, so blöd es manchmal ist. Auch Krankheiten. Besonders Krankheiten.
Zumindest was mich betrifft, habe ich festgestellt, dass die Aufgaben (= Schwierigkeiten, Probleme, Krankheiten, Rückschläge,…), die ich in meinem Leben bekommen habe, immer die „richtigen“ Aufgaben für mich waren. So schlimm sie manchmal waren und so wenig ich sie manchmal mochte. Denn die Aufgaben konnte ich immer sinnvoll für meine Entwicklung nutzen. Sie haben mich immer auf einen interessanten Weg geführt, auch wenn der manchmal furchtbar steil, nervig, anstrengend und emotional schwierig war.
Krankheiten wollen gesehen werden
Nur Wegschauen bringt nichts. Wer sich entwickeln will im Leben (und darauf kommt es meiner Meinung nach im Leben an), der oder die schaue doch bitte und für sein/ihr eigenes Wohl hin und versuche, die Botschaften und Aufgaben zu entziffern, die in Krankheiten, Herausforderungen und Schicksalsschlägen verborgen sind. Sonst kommt sowieso alles in die Wieder-Vorlage.
Will heißen: Wenn man sich den Aufgaben nicht stellt, die einem das Leben serviert, kommen sie ganz sicher in anderem Gewand wieder. Bis man hinsieht und was macht.
Krankheiten haben eine Botschaft
Manche Krankheiten sprechen eine klare Sprache. Ein Asthmatiker hat „nicht genug Luft zum Atmen“. Er könnte sich vielleicht fragen, was ihn einengt, was ihm die Luft zum Atmen nimmt. Eine Frau, die immer Probleme mit dem Magen hat, könnte sich vielleicht fragen, was ihr ständig „auf den Magen schlägt“. Und jemand, der/die Herzprobleme hat, könnte darüber nachdenken, was sein/ihr Herz so stark zum Klopfen bringt (z.B. Aufregung, Herzschmerz,…). Oder was seinem oder ihrem Herzen fehlt, im übertragenen Sinne. Dies nur als simple Beispiele.
Es kann sehr viel verzwickter sein und lange dauern, hinter den Sinn und die Aufgabe einer Krankheit zu kommen. Denn wie ordnet man Krankheiten wie z.B. Multiple Sklerose ein? Oder Schizophrenie? Oder gar Krebs? Wo liegen da die Botschaften? Ich kann es auch nicht beantworten, denn die gleiche Krankheit kann bei unterschiedlichen Menschen etwas ganz anderes bedeuten und bewegen.
Aber ich denke: Man sollte unbedingt hinschauen und sich fragen, an welcher Stelle die Krankheit (oder die Behandlung der Krankheit) einen am meisten schmerzt. Nicht unbedingt im körperlichen Sinn. Sondern warum sie einem unerträglich vorkommt und womit das zu tun hat.
Ich behaupte definitiv NICHT, dass man Krankheiten von „Gott“ oder irgendeinem ominösen Schicksal aufgezwungen bekommt, weil man so oder so ist und deswegen diese Krankheit „braucht“, um zu lernen. Krankheiten und Schicksalsschläge sind nicht deine Schuld. Sie passieren Dir, und Du kannst ihr Dasein für Dich ergreifen, nutzen und Dich damit weiter entwickeln.
Ich würde es immer so formulieren: Man kann Krankheit als eine Chance wahrnehmen, etwas daraus zu machen. Irgendeine Entwicklungsmöglichkeit liegt in jeder Krankheit und jedem Schicksalsschlag, so schlimm sie auch manchmal sind. Und wenn es nur ist: „Ich habe es überwunden, ich bin stärker, als ich dachte!“
Die Botschaft oder die Aufgabe erkennen
Die Botschaft einer Krankheit oder die Entwicklungsaufgaben, die man daraus ableiten kann, können bei der gleichen Krankheit bei verschiedenen Menschen unterschiedlich sein. Manche Leute haben vielleicht mit einer notwendigen Behandlung Probleme (z.B. weil sie oft Blut abgenommen kriegen und das nicht aushalten können). Dann geht es vielleicht um die Themen Aushalten, Selbstüberwindung, Sich-Fügen oder Schmerzempfinden.
Andere hadern vielleicht aufgrund einer schweren Krankheit mit dem Schicksal an sich und müssen sich daraufhin mit Glauben, Lebenssinn, Gerechtigkeit oder anderen existenziellen Fragen auseinander setzen. Fragen, die für jeden Menschen wichtig sind, und die im Kontext einer Krankheit ganz besonders drängend und schmerzhaft sein können. Aber Chancen für Erkenntnis, Aussöhnung und Gestaltung bieten.
Wieder andere nehmen einen banalen Schnupfen vielleicht als willkommenen Aufruf zur Schonung, weil gerade viel los ist im Leben. Ganz richtig so. Ein*e andere*r überlegt sich vielleicht, wovon er/sie im Moment „verschnupft“ im übertragenen Sinn ist und traut sich infolgedessen, ein Missverständnis aus dem Weg zu räumen.
Oder nehmen wir die Blasenentzündung, eine interessante Krankheit, unter der ich auch lange und schlimm und zum Schluss chronisch gelitten habe (bis ich sie mit Basenfasten weggekriegt habe). Sie hat u.a. mit Weiblichkeit und Sexualität zu tun (sie tritt sehr gern 1-2 Tage nach Sex auf, wenn man nach dem Sex nicht direkt auf Toilette geht), aber auch mit Immunabwehr (Abwehr an sich!) und Ernährung. Man kann sich, wenn man häufig Blasenentzündungen hat, mit seiner Sexualität, mit seiner Lust, oder mit den Themen Intimität/Beziehung oder Scham befassen.
Oder man nimmt immer wiederkehrende Blasenentzündungen zum Anlass, die eigene Ernährung mal zu überdenken. Gegen häufige Blasenentzündungen hilft richtig gut Basenfasten, also den Körper zu entsäuern und wieder auf einen guten pH-Wert zu bringen – die meisten Menschen heutzutage sind zu „sauer“. Also könnte eine weitere Botschaft der Krankheit lauten: „Was macht mich sauer?“ Klar, körperlich die saure Nahrung – und die wird man super durch Basenfasten los. Aber vielleicht auch etwas im übertragenen Sinn?? – Kann man sich fragen.
Je nachdem, wie man ist, wie man lebt und was gerade im Leben los ist, kann eine bestimmte Krankheit einen ganz unterschiedlich berühren, herausfordern und in Frage stellen. Und man kann es sich wahrscheinlich am besten selbst beantworten, wenn man sich fragt: Was nervt mich an der Krankheit am meisten? Was will ich am meisten „weghaben“ im Zusammenhang mit der Krankheit? — In der Antwort auf diese Fragen liegt der Schlüssel für Deine persönliche Entwicklung.
Kurz: Die Botschaft und die möglichen Aufgaben von Krankheiten sind immer individuell. Aber Du kannst Dir sicher sein: Es gibt etwas, bei jeder Krankheit, auch für Dich. Du solltest versuchen, Dich den Fragen/Botschaften/Aufgaben zu stellen. Denn wenn Du nur ein paar Pillen einwirfst, um die Symptome zu lindern, kann ich Dir fast garantieren, dass Du irgendwann das gleiche Problem wieder serviert bekommst. Das Leben will, dass wir uns seiner Fragen annehmen. Manchmal wird eine Krankheit chronisch, wenn wir uns nicht kümmern. Oder verschwindet, wenn wir uns kümmern.
Meine chronische Blasenentzündung ist z.B. komplett verschwunden, nachdem ich zwei Wochen Basenfasten gemacht habe und mich bewusst mit allem beschäftigt habe, was in dieser Zeit an schmerzhaften Themen auftauchte. Mein Gefühl diesbezüglich ist „Aussöhnung„, und das fühlt sich super gut an. das war offensichtlich MEIN Thema mit dieser Krankheit.
Meine Krankheiten gehören zu meiner Identität
Ich habe meine Krankheiten nach und nach als fest zu mir gehörig akzeptiert. Ich bin etwa rund um meinen 25. Geburtstag so weit gewesen, dass ich meine Krankheiten als einen wesentlichen Bestandteil meiner Identität angenommen hatte. Und ich sage Euch, das ist nicht „einfach so passiert“.
Dafür bin ich einen weiten, anstrengenden, manchmal demütigenden und oft frustrierenden Weg gegangen. Ich habe oft zwischendurch aufgegeben, alles fahren gelassen, den Kopf in den Sand gesteckt und Sachen gemacht, bei denen es mich im Rückblick manchmal schaudert. Ich konnte es erst halt nicht besser. Aber ich habe gelernt.
Niemand war auf diesem meinem Weg bei mir. Ich bin den Weg ganz allein gegangen. Ich kam auch gar nicht auf den Gedanken, nach Hilfe oder Unterstützung zu fragen, denn das hatte ich in meiner Familie nicht gelernt. So habe ich mich aus eigener Kraft aus dem Sumpf gezogen. Weil ich leben wollte und mich am Leben erfreuen wollte. Das war mein Motor.
Heute kann ich mir mich selbst ohne die Krankheiten gar nicht vorstellen. Sie gehören fest zu mir. Eine Maike ohne die Krankheiten wäre nicht ich. Denn die Krankheiten und ihre Bedeutung für mich und meinen Lebensweg sind eng mit meiner Selbstentwicklung und Reife, meinem Bild von mir selbst und nicht zuletzt mit meinem Alltag verflochten.
Die Krankheiten sprachen zu mir
Auch habe ich mich in den Krankheiten immer reflektiert. In jeder Lebensphase hatten meine Krankheiten andere Botschaften und Aufgaben für mich.
Als sehr junge Frau half mir die eine Krankheit, mich zu akzeptieren, wie ich bin, weil ich um meines Lebens willen gezwungen war, sie zu akzeptieren. Das lehrte mich Akzeptanz des Unabwendbaren. So half mir die Krankheit auch, S.E.I.D.O.N zu verstehen, die „Subjektive Einsicht In Die Objektive Notwendigkeit“ nämlich. Das ist grob gesagt der Hegel’sche Freiheitsbegriff, den ich sehr nützlich finde – gerade hinsichtlich Corona, aber das nur nebenbei. Aber die Krankheit lehrte mich auch Mut und Selbstüberwindung, die immer wieder reich belohnt wurden.
Immer wieder andere Botschaften
Später wurde mir durch die Krankheit u.a. die Aufgabe auferlegt, “durchlässiger” zu werden, Dinge (vor allem Gefühle!) kommen und wieder gehen zu lassen. Mich nicht so sehr an Situationen, Wünschen und Gefühlszuständen festzubeißen. Auch das war eine wertvolle Lektion. Da ging es ums Loslassen und Sich-Fallen-Lassen.
Auch hat mich die Krankheit damals vielleicht vor Schlimmem beschützt. Ich bin ein recht furchtloser Mensch und hätte vielleicht als sehr junge Frau mit Drogen experimentiert (natürlich sehr kultiviert, aber trotzdem….!), wenn ich nicht so viel Angst gehabt hätte, aufgrund fehlender Kontrolle unter Drogeneinfluss einfach mal zu sterben. Also hab ich es gelassen.
Selbstfürsorge ist angesagt
Seit der Geburt meiner Kinder wurde immer deutlicher, wie viel die eine Krankheit für mich mit dem Thema Selbstfürsorge zu tun hat. Diese eine Krankheit zwingt mich seit jeher praktisch dazu, mich um mich selbst zu kümmern. Wenn ich es nicht tue, gerate ich in Gefahr oder fühle mich (v.a. körperlich) total mies. Stress macht die Krankheit schwerer kontrollierbar, also muss ich ihn unbedingt vermeiden.
Ich muss also, um nicht zu sterben, gut auf mich achten, jeden Tag, und öfter, als mir lieb ist. Mein Körper mit seinen besonderen Eigenschaften möchte, dass ich ihm, MIR! Aufmerksamkeit schenke. Dass ich gut zu ihm bin (= zu mir!). Dass ich ihn/mich nicht vernachlässige, sondern mich aktiv und aufmerksam mit ihm beschäftige und mich um ihn kümmere.
Bei der Meditation wurde mir plötzlich etwas Neues bewusst:
Der Kern dieser Krankheit für mich ist das Thema FÜRSORGE
Das Thema FÜRSORGE ist bei mir seit Anbeginn eng mit dieser Krankheit verbunden.
Ich erinnerte mich: Die Krankheit brach aus, als sich um mich nicht gut gekümmert wurde. Ich wurde zu dieser Zeit vernachlässigt, d.h. es war eine Erfahrung, die genau das Gegenteil von Fürsorge war. Ich war komplett allein und einsam damals, und es gab keine Hilfe. Ich war acht bis elf Jahre alt, also viel zu klein, um irgend etwas davon zu verstehen oder reflektieren zu können.
Aufgrund dieser Umstände, wie die Krankheit in mein Leben kam, ist sie paradoxerweise mein Schlüssel zur Selbstheilung von diesem Trauma, auch wenn die Krankheit selbst unheilbar ist. Denn sie erlegt mir jeden Tag erneut auf, mich gut um mich selbst zu kümmern. Mir genau das zu geben, was ich zu der Zeit nicht hatte und so dringend, dringend gebraucht hätte: Fürsorge. Aufmerksamkeit. Liebe. Begleitung. Liebevoll gesehen werden. Hilfe und Beistand bekommen.
Mein Auftrag: Selbstfürsorge
Für mich heißt das: Ich muss mich der Selbstfürsorge widmen. Wenn ich Selbst-Fürsorge heute verantwortungsvoll, liebevoll und erwachsen für mich ergreife, kann ich mich selbst von der Vernachlässigung heilen, die ich damals erfahren habe.
All diese Gedanken habe ich, ausgelöst durch die Meditation, bei dem warmen Bad am Vormittag meines „perfekten Tages“ bewegt. Natürlich genau an einem Tag, an dem ich mich sowieso schon in Selbstfürsorge übte. Eigentlich total klar, dass einem eine solche Erkenntnis an einem solchen Tag entspannt in der Badewanne trifft, und nicht an einem normalen Tag morgens beim Brotbox-Herrichten für die Kinder.
Meine Botschaft mit diesem Text:
- Sei Deinem Körper dankbar. Er kann und tut jeden Tag viel mehr, als Du glaubst. Auch wenn er an der einen oder anderen Stelle behindert ist.
- Dein Körper ist Dein Schlüssel zu allen irdischen Erfahrungen!
- Schicksalsschläge und Krankheiten bergen Aufgabe(n) oder Hinweise zu Themen, mit denen wir uns auseinandersetzen sollten. Zwar ist das immer individuell, aber es lohnt sich, sich damit zu befassen.
- Und nicht vergessen: Sei Deinem Körper dankbar und vertraue ihm.
- Und sei vor allem dann dankbar, wenn Dein Körper gesund ist!
Nun hoffe ich, dass mein Bericht etwas in Dir berührt. Wenn das so ist, dann freue ich mich, davon in den Kommentaren zu hören. Und noch einmal für Dich: Es ist immer interessant darüber nachzudenken, warum einen etwas berührt. Denn da kommt man manchmal auf erstaunliche Selbsterkenntnisse.
Ich wünsche Dir, dass Du ein gutes Körpervertrauen hast und Deinem Körper für sein Dasein, sein Aussehen und sein tägliches, wunderbares Tun dankbar sein kannst!
Deine Maike
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Hallo Maike,
ich bin 55 und habe gerade Corona. Schweißausbrüche, erschöpft, stechen und zwicken in der Brust. Fühle mich schrecklich. Danke für deine Worte, werde versuchen mich darauf einzulassen.
Auweia, gute Besserung! Ja, Corona ist trotz „Durchseuchung“ immer noch etwas anderes als eine normale Grippe… Wichtig ist, es gut auszukurieren.
Ich hoffe, es geht Dir bald besser und das Stechen in der Brust hört bald auf. Die erste und wichtigste Botschaft bei jeder Krankheit ist: Du brauchst jetzt Ruhe und Zeit, um das auszukurieren. Die Anthroposophen sagen außerdem (zumindest auf Kinder bezogen): Bei Krankheit keine elektronischen Medien, weil Ablenkung den Genungsprozess verzögert. (???) Alles Liebe und Gute an Dich!
Vielen Dank für diese Offenheit und wertvollen Erkenntnissen. Auch ich habe seid einer OP, die ich nur knapp überlebte, mit körperlichen Einschränkungen zu tun und sah seitdem nur das, was mein Körper nicht mehr kann, aber nicht was er noch kann. Danke für diese Sichtweise. Ich tue mich aber trotzdem schwer das zu akzeptieren. Ich denke, da sollte ich noch mal professionell nachschauen lassen, was es so schwer macht.
Danke für Deinen Beitrag. ja, auf jeden Fall muss man auch von Ärzt*innen anschauen lassen, wenn der Körper etwas nicht (mehr) kann und das gut behandeln lassen. Zu jeder Änderung einer Sichtweise gehört immer auch, dass man aktiv und im realen Leben alle notwendigen Schritte macht, um sich zu helfen.
Ich wünsche Dir alles Gute für Deine Heilung, innerlich und körperlich! Deine Maike
Liebe Maike
Bei der Google Suche nach „Vertrauen in den Körper“ stieß ich auf deinen Bericht und las ihn in 2 Etappen. In zwei Etappen weil ich zwischendrin echt weinte und nicht soviel erkennen konnte und erst nach einer Pause weiterlesen konnte. Dass du so offen über deine Erfahrung des „perfekten Tages“ schreibst ist sehr berührend und hilfreich für mich und sicher auch für viele andere Frauen. Ich bin auch ok mit meinem Äußeren, versuche achtsam zu sein, Stress zu vermeiden. Aber manchmal überrollen mich die Infekte und die Angst vor schweren Krankheiten, dass nur ein Therapeutisches Gespräch hilft, mich aus der Panik herauszuholen. Mir fehlt definitiv Vertrauen in meinen Körper. Ich werde diese Meditation die du vorschlägst auch machen und bestimmt deinen Bericht noch paarmal lesen (diesmal ohne Tränen).
Ich danke dir und vor allem wünsche ich dir alles Gute
Katharina
Liebe Katharina, vielen Dank für Deine Offenheit! Ich bin auch immer noch auf der Reise. Es ist nicht so leicht, sich selbst und dem traumatisierten Körper zu vertrauen. Aber jeder kleine Schritt hilft. Seit diesem Tag denke ich zumindest, dass mein Körper viel mehr kann, als früher. Ich „verachte“ ihn nicht mehr so doll. Auwei, wie schlimm, dass ich das tat… es liest sich schrecklich, aber ich glaube, so war es.
Ich wünsche Dir alles, alles Liebe und Gute auf Deinem Weg. Und danke nochmals für Deine Zeilen – auch mir tut es sehr gut, wenn ich höre, dass ich mit solchen Sachen nicht alleine bin. Dickes Herz an Dich!!!!
Deine Maike
Liebe Maike,
Danke für diesen Text, hat total einen Nerv getroffen. Auch bei mir ist das mit dem Körpervertrauen aufgrund von Erkrankungen nicht so einfach. Aber ich werde versuchen mir jetzt ein Beispiel an dir zu nehmen und eine Liste machen was noch alles funktioniert. Tausend Dank nochmals für deine Worte und die Erinnerung dass man Leben auch genießen kann. Und das mit der Selbstfürsorge…
Ich wünsche dir alles Gute und Liebe auf deinem Weg.
Liebe Grüße
Lexi
Liebe Lexi, vielen Dank für Deine Worte. Ich denke, es lohnt sich total, sich mit seinem Körper auszusöhnen. Ich bin da auch noch auf dem Weg. Es ist wirklich schwer und sitzt tief. Ich habe vor Kurzem etwas entdeckt, was ganz toll helfen könnte, das nennt sich Atemtherapie. Wenn Du willst, schau mal auf der Website von frauleben.de, sie nutzt diese Technik und ich habe mal bei einem Schnupperworkshop von ihr teilgenommen, das war grandios und hat in kürzester Zeit voll die krassen Ergebnisse gebracht.
Ich freue mich, dass mein Beitrag etwas bei Dir berührt hat! <3
Alles Liebe und Gute Dr auf Deinem Weg!
Liebe Maike,
ich bin heute per Zufall auf Deinen Blog gestossen. Genau zum richtigen Zeitpunkt für mich.
Deine Worte haben mich sehr berührt, denn ich habe ganz lange vergessen für mich und meinen Körper Sorge zu tragen. Mein Körper hat schon lange zu mir gesprochen, aber ich konnte ihn nicht verstehen und somit auch nicht auf ihn hören.
Danke Dir von Herzen.
Liebe Cornelia, es freut mich sehr, dass Dich der Artikel berührt hat und etwas in Gang gesetzt hat, auch wenn es nur ein kleiner Impuls war. Die Beziehung zum eigenen Körper ist etwas so Fragiles und Rätselhaftes, wie ich finde. Ich finde es schwer, dahinter zu kommen, was eigentlich los ist. Ich hatte letztens eine tolle Erfahrung bei einem 2-stündigen Zoom-Kurs mit einer Atemtherapeutin. Das war total toll und hat ganz viel in gang gesetzt. Wenn Du Dich auf den Weg machen willst mit Deinem Körper, kann ich Atemtherapie total empfehlen. Die tolle Frau, über die ich davon erfahren habe und die selbst Atemtherapeutin ist, ist Kathrin von http://www.frauleben.de
Ich wünsche Dir alles Gute auf Deinem weiteren Weg!
Deine Maike
Liebe Maike!
Das war so schön zu lesen! … So schön, klar, offen und anregend.
Ich hatte gestern auch wieder so ein Erkenntnismoment, wo ich dachte: Ja, wenn mich etwas so sehr beschäftigt, umtreibt, durchrüttelt, dann möchte ich genau hinschauen: Was ist das? Was bewegt mich da so? Ganz nah hingucken, und versuchen, dem eigenen Gedanken-/Gefühls-/und vielleicht Körperwahrnehmungs-weg bis zur Wurzel nachzuverfolgen.
Wie du sagst: „Es ist immer interessant darüber nachzudenken, w a r u m einen etwas berührt. “
Also, vielen Dank, dass du all deine Gedanken und Einsichten hier teilst. Das ist sehr mutig und offen…
aber ja, warum nicht? Genau, denn es ist gut. gut gut gut! Denn nur so können wir einander sehen, hören, verstehen uns verbinden. Danke!
(…Und ich war nämlich eigentlich nur hier, um mit meiner Mutti ein paar Martins-Laternen (die Waldorflaternen) zu basteln, und dann hab ich mich gefragt, wer denn da diese so ausführlichen, liebevollen Anleitungen geschrieben hat und habe mich weitergeklickt…
Liebe Andrea,
vielen Dank für Deine Worte! Ich freue mich sehr darüber. Ja, ich finde auch, warum sollte man nicht offen eingestehen, was los ist? Nur so entsteht Nähe zwischen Menschen. Und ganz besonders freue ich mich, dass Du von einer Anleitung weiter geklickt hast!
Ganz liebe Grüße und alles Liebe für Dich! Auf dass auch Du mir Deiner Selbsterkenntnis weiter kommst!
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Danke für den schönen Artikel und Deine Offenheit! Damit hilfst Du auch anderen. Ein schöner, wohlwollender Blickwinkel ist das.
Liebe Anni,
ich danke Dir! Ich freue mich, wenn ich damit helfen kann. Ganz liebe Grüße an Dich!