Wir sind bei diesem nasskalten Wetter doch wieder zu Hause in Berlin geblieben und haben es uns hier gemütlich gemacht. Die jüngere Tochter war mit ihrer Cousine auf einem Reiterhof, so dass wir nur ein Kind um uns hatten. Das war sehr entspannt.
Das Gedicht der Woche kommt vom österreichischen Lyriker Theodor Kramer (1897 – 1958):
Freitag Abend, 24. November 2023
Obwohl es leicht regnet und echt kalt draußen ist, fahren mein Mann und ich mit den Fahrrädern in den Soldiner Kiez hier im Wedding und durchstreifen die Galerien. Alle Galerien sind heute offen und haben Aktionen geplant. Hier: Der „Kulturpalast Wedding“, eine Galerie mit Bar in der Freienwalder Straße.
In dieser Galerie findet später noch ein Konzert von der jungen Band „Popkornzone“ statt, die zuletzt die große Bühne der Volksbühne gerockt haben. Darauf ist das Leitungsteam der Galerie sehr stolz – also dass diese Band heute Abend hier spielt. Der Mann mit der grünen Mütze oben ist der Sänger der Band.
Hier, in der Galerie BAS CS in der Soldiner Straße (oder war es die Galerie Uhrwerk – ich weiß es nicht mehr so genau…) filmen mehrere Menschen einen Collagen-Contest zwischen zwei Künstlern. Wer macht in bestimmter Zeit die beste Collage?
Auf dem Nachhause-Weg schneit es sehr nass. Unangenehm, weil wir mit Fahrrad unterwegs sind, aber hey, der erste Schnee! Die Kinder flippen aus, als wir nach Hause kommen und sie den Schnee auf den Büschen, Bäumen und im Garten sehen.
Samstag, der 25. November 2023
Es liegen noch Reste des gestrigen Schneefalls auf den Büschen und auch auf unserer Terrasse.
Irgendwie schön, die harschigen Herbstblätter. Passen sehr gut in diese Jahreszeit. Als ob das Wetter sagen würde, auf jetzt, es wird Zeit, zu verschwinden, Blätter. Eure Zeit ist um, jetzt kommen Kälte und Schnee.
Auf unserem Jahreszeitentisch ist noch St. Martins-Zeit. Den kleinen Strauß hinten mit Beeren und Ringelblumen habe ich vor ein paar Tagen erst hier in der Wohnanlage gepflückt. So bunt ist es draußen noch (gewesen?).
Symbolbild: Im Bett bleiben, Tee trinken und vorlesen. Damit geht bei uns der Vormittag los.
Die jüngere Tochter geht zum Geigen und packt vorher ihren Reise-Rucksack. Sie fährt heute mit ihrer Cousine, Tante und Onkel auf einen Reiterhof, wo sie am Sonntag eine Reitstunde haben wird. Sie freut sich riesig.
Später gehe ich mit dem älteren Kind zum Adventsbazar in der Waldorfschule Kreuzberg. Auf dem Weg dorthin kommen wir am Springer-Konzern vorbei. Vor dem Haupteingang diese drei Büsten: George „Dabbelju“ Bush, Helmut Kohl und Michail Gorbatschow. WHY??? Ich sehe nur: Eine total abweisende Fassade und drei alte weiße Männer. Keine Frau, null Diversität. Genau dafür steht für mich der Springer-Konzern. Und dann HELMUT KOHL – der Typ, der die deutsche Einheit sozial und wirtschaftlich dermaßen versaut hat, dass das gesamte Land (und besonders der Osten) heute noch massiv drunter leidet. Daumen ganz tief runter von meiner Seite aus sowohl für Kohl als auch für den Springer-Konzern. Naja, ich hätte auch nix Besseres erwartet von dem Laden….
Dagegen ist der Adventsbazar an der Waldorfschule um die Ecke eine Labsal für Sinne, Geist und Seele. Es duftet gut, es rennen aufgeregte Kinder herum, überall sieht man Schönes, das mit viel Liebe und Mühe gestaltet wurde, es gibt Frauen UND Männer, die Kuchen gebacken haben, sich um die Kinder kümmern und Babys herumtragen, man sieht verschiedene Hautfarben und Kulturen, spürt Geist, Engagement und Schönheit und schmeckt absolut leckeren Kuchen und andere gute Sachen.
Zwerglein mit Laternen.
Lauter buntes Allerlei. Ich kaufe nicht viel, obwohl ich extra Geld mitgenommen habe, aber irgendwie bin ich nicht in Kauf-Stimmung. Ich kaufe nur ein paar Lavendelsäckchen, weil sie so hübsch sind, ein Stück handgemachte Seife und eine goldene Nuss für den Adventskalender der kleinen Tochter. Die Große verbietet mir, für sie auch eine Nuss zu kaufen. „Mama, ich bin 14!“ ruft sie entrüstet. Sie hat ja recht 🙂
Sirups und Marmeladen – ich bin versucht, aber wir haben sooo viel davon zu Hause und brauchen einfach nichts.
Wir genießen noch Tee und Kuchen im „Wiener Café“ in der Schul-Mensa und gehen ganz erfüllt wieder nach Hause. Ich habe hier ein paar Bekannte getroffen, einen sehr angenehmen Eindruck von der Schule bekommen und ein schönes Gespräch im Wiener Café mit dem Kind gehabt, was will ich mehr?
Der Tag klingt aus mit Mensch-ärgere-dich-nicht mit meinem Mann und dem großen Kind, Abendessen und später einem Film für meinen Mann und mich. Das Kind telefoniert währenddessen stundenlang mit ihrer besten Freundin.
Ich bade noch, weil mir kalt ist, und dann wartet auf mich das warme Bett, das mein Mann mit einer Wärmflasche vorgewärmt hat. So schön.
Sonntag, der 26. November 2023
Wieder ein Symbolbild für gemütliche Zeit im Bett. Ich finde, Ende November und bei diesem Wetter muss man unbedingt faulenzen und lange im Bett lümmeln. Das tun wir.
Irgendwann am späteren Vormittag nehme ich mir das hervorragende Buch „Vererbtes Schicksal“ von Sabine Lück vor, das im Untertitel lautet: „Wie wir belastende Familienmuster überwinden und unser wahres Potenzial befreien“. Es ist ein tolles Praxis-Buch, das einen Themen erkennen und bearbeiten lässt, die seit Generationen in der Familie sind und belasten. Ich habe schon während meiner Kur mit dieser Arbeit angefangen und mache heute weiter.
Heute geht es darum, sich den eigenen „Stammbaum“ in einer Meditation als echten Baum und als stark und gut genährt vorzustellen. Ich mache die Meditation in der Badewanne und höre mir dabei Waldgeräusche an (davon das Bild), damit ich mir alles gut vor dem inneren Auge vorstellen kann.
Bei mir driftet die Meditation thematisch aber ein bisschen ab und schenkt mir eine schöne Idee.
Und noch etwas überrascht mich: Eigentlich wollte ich mir eine Linde, meinen Lieblingsbaum, vorstellen, aber das Unterbewusstsein drängt mir ganz unerwartet einen Walnussbaum auf. Überraschend für mich, aber gleichzeitig sehr berührend. Denn mir fällt nach langer Zeit wieder ein, dass meine Mutter im Schwarzwald Grundstücke besitzt (eher so mäßig tolle Wiesen neben einer vielbefahrenen Straße), auf denen aber ein paar Walnussbäume stehen, die wir in meiner Kindheit ab und zu abgeerntet haben. Die Grundstücke sind seit Generationen in der Familie. Es wird seit Ewigkeiten gehofft, dass das Bauland wird und dadurch im Wert steigt, so viel habe ich mitbekommen. Aktuell ist der Wert gering. Ich gehe davon aus, dass das auch so bleibt.
Das ganze Thema bewegt etwas und ich ahne, dass da noch mehr dahintersteckt.
Deswegen beschäftige ich mich nach der Meditation mit Walnussbäumen (Lebenszyklus, Symbolik, Geschichte der Nutzung und Ansiedlung in Europa etc.). Alles sehr interessant.
Der Baum (insbesondere die Nüsse) stehen für Weiblichkeit und Fruchtbarkeit. Der Walnussbaum bekommt erst im Mai seine Blätter und verliert sie schon Mitte Oktober. Er hat eine tiefe Pfahlwurzel. Gleichzeitig gehen die Wurzeln stark in die Breite. Sein Holz ist kostbar und sehr schön.
Dann male ich den Walnussbaum noch so, wie ich ihn mir vorgestellt habe. In einem großen Wildgarten mit vielen Blumen, Obstbäumen und dunkler, fruchtbarer Erde, der an einen Laubwald grenzt. das Grundstück grenzt an einen Wildbach. Mein Walnussbaum steht neben einem alten Haus und spendet den Menschen, die dort wohnen, Schatten und Nüsse.
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Am Nachmittag fahren wir nach Dallgow-Döberitz an der westlichen Stadtgrenze Berlins, um ein neues Bett für das große Kind abzuholen, das wir über Kleinanzeigen gefunden haben. Sie will ein ganz bestimmtes Bett, und ich suche seit Monaten nach einem passenden und bezahlbaren Angebot. Endlich gab es das Gesuchte und deswegen haben wir das sofort klar gemacht. Das wird ein schönes Weihnachtsgeschenk.
Nach Rückkehr koche ich Abendessen: Süßkartoffelpüree mit Kräutern, Rosenkohl und Salat.
Wir schauen mit der Großen zusammen „Zu Tisch in Swanetien/Georgien“ auf ARTE.tv und freuen uns dann, dass die jüngere Tochter nach Hause kommt. Sie ist vollkommen geschafft und sagt, sie hat das Gefühl, immer noch auf dem Pferderücken zu sitzen, weil ihre Beine sich vom Reiten so krumm anfühlen 😀
Ich bring sie ins Bett, lese vor und gehe die Abendrunde mit den Hunden durch die „dunkle und dichte Nacht“, bevor ich diesen Beitrag schreibe.
Und jetzt bin ich auch vollkommen geschafft und freue mich auf das angewärmte Bett, die gemütlichen Hunde und einen Einschlaftee.
Die Woche wird voll, der Advent klopft schon an und ich habe mehrere Arzt- und Zahnarzttermine. Herrlich!
Mein Tipp für die Adventszeit: JOMO (Joy Of Missing Out) = Termine ausfallen lassen, die nicht unbedingt nötig sind. Ich werde das dieses Jahr noch ausgiebiger praktizieren, weil mir sonst die Kräfte fehlen. Außerdem muss ich bis Weihnachten noch unsere Steuererklärung 2022 machen, was bei uns höllenviel Arbeit ist.
Also, auf in die neue Woche mit Zahnarzt und Steuer! 😀 Euch wünsche ich beides nicht, sondern ein bisschen vor-adventlichen Glitzer.
Eure Maike
Der Beitrag ist wie jedes Wochenende in Bildern verlinkt bei Große Köpfe.