Mir ging’s nicht gut an diesem wechselhaften, kalten April-Wochenende, und doch habe ich das Beste draus gemacht. Am Samstag habe ich viel gekuschelt, und am Sonntag war ich allein wandern. Ein richtig schöner Abschluss des Wochenendes war die Pessach-Feier bei dem jüdischstämmigen Teil unserer Familie.
Dieses Gedicht von „G. Sedelmeyer“ aus dem Gedichtband „Scheine Sonne scheine“ mit Kindergedichten passt gut zu Wetter und Stimmung des Wochenendes:
April
Seht doch den April!
Bald freundlich und still,
bald stürmisch und rauh,
heut düster und grau,
und morgen, fürwahr,
Schön sonnig und klar.
Bald kalt und bald heiss,
bald grün und bald weiss,
weiss nicht, was er will.
So ist der April.
Samstag, der 20. April 2024
Mir geht es gar nicht gut, mental, seelisch und körperlich. Auch eine meiner chronisch körperlichen Krankheiten spielt verrückt. Ich bleibe so viel wie möglich im Bett, während mein Mann sich mit den Kindern beschäftigt.
Am Mittag gehe ich mit den Hunden raus und kann mich am wunderschönen Frühling rund ums Haus erfreuen:
Gänseblümchen auf der Wiese hinter den Häusern.
In unserer Wohnanlage blüht der Flieder. Das duftet so gut!
Die Schneebälle an der Baumhortensie vor unserem Haus werden immer weißer.
Auch die Prachtspiere duftet.
Blüten über Blüten, überall.
Nach dem Mittagessen verziehe ich mich wieder ins Bett und schaue mit meinem Mann zusammen „Empire of Light“ zu Ende, was wir vorletztes Wochenende ja nicht mehr geschafft haben.
Ansonsten lese ich, kuschle mit den Hunden und schaue Filme über die Kelten in den Mediatheken der Öffentlich-Rechtlichen. Das tröstet mich immer.
Am Abend bringe ich die jüngere Tochter ins Bett. Ich lese ihr zum Einschlafen „Muttis Geburtstag“ aus „Madita und Pims“ von Astrid Lindgren vor. Diese Geschichte liebt sie.
Ich gehe auch ins Bett und schlafe ziemlich gut.
Sonntag, der 21. April 2024
Mein Mann und ich frühstücken ja nicht, und das große Kind ist bei seiner Freundin. Die kleine Tochter darf sich zum Frühstück wünschen, was sie möchte. Sie wünscht sich Frischkornbrei, den ich heute aber mit schnöden Haferflocken mache und nicht mit frisch gemahlenem Getreide. Es kommen geriebener Apfel, Birnenstückchen, Sahne und Honig rein. So mag es die Tochter sehr.
So sieht es direkt vor unserer Haustür aus. Vor zehn Tagen waren die Bäume noch nicht grün!
Ich gehe mit den Hunden spazieren in den Mauerpark. Es ist erst 7 Uhr; da ist noch kaum jemand unterwegs. Das mag ich sehr.
Eine frühlingsfrische Platane. Es ist sehr kalt (um die 3°C), aber der Himmel ist blau.
Flieder und Ahorn am Ausgang des Mauerparks.
Ich gehe allein wandern im Naturpark Barnim ab der S-Bahn-Station Röntgental im Norden Berlins.
Es gibt hier super schöne Wanderwege.
Und ein idyllisches Haus. Leider so ungefähr das einzige schöne Haus in weiter Umgebung, wie ich beim Rückweg feststelle.
Im Naturpark, auf den ehemaligen Rieselfeldern, die bis 1985 der Stadt Berlin zur Abwasser-Reinigung gedient haben. Jetzt ist hier Natur, und es weiden Rinder und Pferde auf den Auen.
Hier blühen Obstbäume, hier wahrscheinlich ein Apfelbaum.
Sanft schlängelt sich der Wanderweg durch die Wiesen und Weiden.
Leider ist es den meisten Bienen noch zu kalt. Dies ist so ungefähr die einzige Biene, die ich sehe. Es sind aber ein paar dicke Hummeln unterwegs.
Zarte Birken.
Aprilgrün vor Himmelsblau.
Da endlich, die Wildpferde!
Auf dem Rückweg durch einen lichten Wald.
Hier ein Blick wie in einen dichten Dschungel.
Am Nachmittag sind wir bei unserem jüdischstämmigen Familienteil zur Pessachfeier (Sederabend) eingeladen. Es wird eine sehr schöne (und deutlich gekürzte) Version der Haggada vorgelesen, deren Texte relativ weltlich, philosophisch, feministisch, inklusiv und vor allem überkonfessionell sind.
Oben die Speisekarte für heute. Die Friedenstaube steht hier als Symbol für den erwünschten Frieden zwischen Israel und Palästina, aber auch für den Wunsch nach Frieden auf der ganzen Welt und zwischen allen Völkern.
Hier der Seder-Teller („Ka’ara“) mit den symbolischen Speisen. Bitterkraut („Maror“), hier Meerrettich, Salat und Petersilie, als Symbol für Bitterkeit der Sklaverei/Gefangenschaft/Unfreiheit, zweierlei Brei aus Früchten, Nüssen und Gewürzen („Charosset“), der Lehm darstellen soll, mit dem man sein eigenes inneres Haus baut, aber auch symbolisch für den Lehm, der von den jüdischen Sklaven und überhaupt allen Sklaven und Unfreien auf der Welt verbaut wird und wird, die Süßkartoffel als Ersatz für den Lammknochen („Seroa“), der für das Blutvergießen steht und das Blut des Opferlammes, das die Juden der biblischen Geschichte vor ihrer Flucht aus Ägypten an ihre Türpfosten strichen, um ihr Haus als ein jüdisches zu kennzeichnen, Wurzelfrüchte („Karpas“, z.B. Radieschen/Merrettich) u.a. für die Verwurzelung der Menschen im Leben (und im Glauben), ein Ei („Beitzah“) zum Zeichen der Gebrechlichkeit menschlicher/irdischer Geschicke und als Fruchtbarkeitssymbol, und natürlich ungesäuertes Matzenbrot („Matzoh“; im Hintergrund) als Symbol für die Eile — dass uns Schicksalsschläge unverhofft ereilen können, ohne dass wir die Zeit haben, uns darauf vorzubereiten.
„Gefilte Fish“, hier ein Fischtatar aus geräucherter Forelle mit frischen Kräutern und Zitrone, bedeckt mit Radieschen- und Möhrenscheiben. So gut!
Hier tippen wir 10x in den Wein als Symbol für 10 Tropfen vergossenes Blut.
Ein Teil der Rituale ist auch das Verzehren der Karpas (hier Petersilie), in Salzwasser getaucht. Das Salzwasser steht für vergossene Tränen und auch für das Leid, das zum Leben dazu gehört, das wir aber überwinden dürfen.
Es war sehr schön, mit der Familie zusammen zu sein. Die Kinder waren auch mit von der Partie; unsere Jüngere stellte als jüngstes Familienmitglied die vier Fragen. Später fanden sie und ihre Cousine den versteckten „Afikoman“, ein Stück Matzenbrot, das die Kinder suchen müssen. Sie bekamen eine Tüte Schokolade dafür.
Ich habe nicht nur das gute Essen, sondern auch die schönen Texte und den philosophischen Teil genossen. Im Wesentlichen ging es in den Texten um Freiheit. Wie wir uns selbst von unserem Ballast befreien können, was an uns und in uns alles unfrei sein kann, und was frei sein/gefangen sein überhaupt bedeutet. Das war wunderschön.
—
Es geht mir jetzt besser als am Samstag, glücklicherweise. Ich konnte die Woche recht beschwingt und tatkräftig beginnen. Es stehen diese Woche wieder viele Termine an, die uns hoffentlich weiterbringen. Es zeichnet sich bereits ab, dass wir unsere Sorgen irgendwann bewältigt haben werden. Das ist gut, aber ich will nicht vorschnell sein. Es wird noch dauern.
Jedenfalls wünsche ich auch Euch, dass Eure Sorgen etwas kleiner sind als letzte Woche. Nur Schritt für Schritt geht es voran. Lieber viele kleine Schritte als solche, die man schließlich gar nicht geht, weil sie einem zu groß erscheinen.
Alles Liebe für die Woche wünscht Euch
Maike
Lest auch die Wochenenden in Bildern von anderen Blogger*innen, gesammelt bei Große Köpfe.
Liebe Maike,
Wünsche dir das es dir bald wieder besser geht und die Sorgen kleiner werden! Ich lese so gerne deine Wochenendeberichte und die wunderschönen Bilder in der Natur.
Danke dafür! Liebe Grüße Renate
Vielen lieben Dank, liebe Renate! So schade, dass es damals mit unserem Treffen nicht geklappt hat. Allerdings war der Termin, den ich dann zu dem Zeitpunkt hatte, total wichtig; dadurch habe ich hier in Berlin eine ganz tolle Unterstützung gefunden, die mir zur Zeit sehr gut tut.
Wenn ich mal wieder im Süden bin, melde ich mich 🙂
liebe maike, ich schaue und lese so gerne bei dir….
herzlichst
annette
Danke, liebe Annette! Ich hoffe, es geht Dir gut!
Liebe Maike, du weißt ja, dass ich dir bzw euch von Herzen wünsche, dass die Sorgen von Woche zu Woche kleiner werden.
Diese kleinen Fortschritte zu bemerken ist oft nicht einfach und doch so wichtig. Ich weiß das aus eigener Erfahrung.
Dein Gedicht ist wunderbar und so treffend. Frühling, Sommer, Winter. Alles war und ist dabei dieser Tage.
Ich hoffe, meine Pflanzen sind stark genug.
Nun fühl dich fest umarmt und vielen Dank auch für die Einblicke zum Pessachfest.
Ganz liebe Grüße, Tanja
Liebe Tanja, dicke rote Herzen an Dich, vielen lieben Dank! Ja, die kleinen Fortschritte zu bemerken ist hilfreich. Das sollte ich vielleicht noch stärker tun, denn ich habe schon so viel angeleiert, das Hilfe bringen wird. Ein bisschen verzweifeln wir gerade an der Überlastung des Gesundheitssystems… aber da müssen wir jetzt eben Geduld haben. Fällt mir schwer.
Wie immer ganz liebe Grüße an Dich!