Und ahnend vorzufühlen: Wochenende in Bildern 20./21. Januar 2024

Wir sind dieses kalte, frostige Wochenende zu Hause in Berlin geblieben. Die Kinder hatten Verabredungen und Termine. Außerdem war hier zu Hause einiges zu räumen und zu schaffen, und dann natürlich die „Zusammen gegen rechts“-Demo am Sonntag – ein Pflichttermin für überzeugte Demokraten und Befürworter von Offenheit und Vielfalt jeglicher Art wie uns.

Der Sonntag endete mit einem Besuch in der Notaufnahme, aber das war eigentlich nicht allzu dramatisch – Unfälle kommen halt vor.

Dies ist der aktuelle Wochenspruch aus dem anthroposophischen Seelenkalender. Rudolf Steiner bezieht in den Sprüchen die Energie der Jahreszeiten auf die Bewegungen in der menschlichen Seele. Die Sprüche sind oft grammatikalisch nicht ganz einfach zu entziffern, aber das ist Sinn und Zweck. Man darf gern ein wenig über die Worte meditieren.

Ich verstehe den Spruch so: In diesem Winterdunkel ist es der starke Trieb der Seele, die eigene Kraft zu offenbaren; außerdem diese Kraft in die Finsternisse (des Seins? der Seele? der Welt?) zu lenken und, gewärmt durch das Herz, die Offenbarung der Sinne der kommenden (Jahres-)Zeiten vorzufühlen.

Samstag, der 20. Januar 2024

Zum Frühstück gibts heute selbst gebackene Brötchen aus einem einfachen Hefeteig mit Buttermilch, der über Nacht im Kühlschrank gegangen ist.

Die jüngere Tochter geht zum Geigen. Ich verstaue währenddessen alle Advents- und Weihnachtssachen in Kisten, die in den Keller kommen. Mein Mann putzt und wäscht, denn das war dringend nötig bei uns.

Heute ist Backtag bei uns. Die kleine Tochter backt einen Vanillekuchen (=Marmorkuchen ohne den Kakaoteil), die große Tochter backt einen Marmorkuchen mit einem besonders großen Schokoladen-Anteil, und ich backe Honig-Mandel-Hörnchen aus einem Stück gutem Marzipan, das schon viel zu lange bei unseren Backzutaten liegt.

Mein Mann und ich machen den Mittagsspaziergang mit den Hunden. Der Himmel ist blau, aber es ist eiskalt.

Wir spazieren durch den Mauerpark, wo gut was los ist. Jogger*innen, Hundebesitzer*innen und viele Spaziergänger*innen.

Aus Mitte grüßt der Fernsehturm. Der Mauerpark ist ja an der Grenze von Mitte und Prenzlauer Berg.

Zum Mittagessen gibt es Wirsing-Möhren-Kohlrabi-Kartoffelsuppe.

Mehr Bilder vom Samstag habe ich nicht, aber wir waren alle beschäftigt. Die große Tochter geht mit einer Freundin nach Klamotten stöbern im Secondhand-Kaufhaus, mit der Kleineren lernen wir ein bisschen GeWi, weil am Montag eine Arbeit ansteht.

Wir gehen am Abend alle früh ins Bett. Wir sind alle recht erschöpft, weil wir gerade eine richtig anstrengende Zeit haben. Vor allem mir geht es aus gesundheitlichen Gründen nicht gut.

Sonntag, der 21. Januar 2024

Die kleine Tochter geht auf einen Kindergeburtstag, die Große will auf den Flohmarkt. Ich packe meine Siebensachen und fahre in den Friedwald, in dem mein Vater beerdigt ist.

Ich will anschließend in der Gegend um den Friedwald allein wandern gehen. Ich liebe es, allein zu wandern und habe es seit meiner Kur im Herbst nicht mehr getan.

Im Friedwald stehen Bäume, denen früher der Saft abgezapft wurde. Daher die Einkerbungen.

Die Kiefer hinten wird von der Buche im Vordergrund regelrecht umarmt. Was für ein schönes Zeichen in einem Friedwald.

Das ist der Baum, unter dem die Asche meines Vaters begraben ist. Meine Brüder und ich haben den Baum für ihn ausgesucht. Es ist eine schöne, dicke Buche mit Blick auf Birken, was seine Lieblingsbäume waren. Leider gab es keine Birke, unter der er hätte beerdigt werden können.

Jemand hat am Baum diese Rose in den Schnee gesteckt. Das ist im Friedwald eigentlich nicht erlaubt; die Försterin, die für den Wald zuständig ist, sammelt mehrmals pro Woche die unerlaubt abgelegten Blumen und „Mitbringsel“ ein. In den Wald soll nichts gelangen, das nicht natürlich dort wächst.

Mein Wanderweg führt erst an diesem See entlang.

Am Ufer wachsen viele Erlen, die ihre Äste zum Teil ins Wasser stecken; der angrenzende Wald ist ein Erlenbruch mit viel Nässe.

Erlen am Seeufer.

Ein junger Schwan auf dem zugefrorenen See.

Ein älterer Schwan plustert sich in der Kälte auf und schwimmt dramatisch hin und her.

Wunderschön.

Ich laufe lang durch den Wald und passiere dabei auch diesen kleinen See.

Auf einer Anhöhe lasse ich mich an einem dicken Baum nieder und mache eine kleine Meditation, um die Stille des Winters wahrzunehmen und in mich hinein zu horchen. Auf dass sich die Kraft meiner Seele ein wenig offenbart und etwas „Sinnesoffenbarung“ vorfühlt. Ich mag den Blick auf die Blätter im Schnee.

Während ich da sitze und lausche, kommt plötzlich die Sonne heraus und wärmt mein Gesicht. Ein kleiner Wind kommt auf, die Bäume rauschen leise und vor mir treibt ein trockenes Buchenblatt flüsternd über den Schnee.

Ich freue mich, dass die Natur so schön mitspielt. Leben ist auch in der größten Winterstille.

Auf dem Rückweg komme ich an einem weiteren See vorbei.

Auch hier ragen Baumstämme ins Wasser.

Die Sonne glitzert auf dem Eis.

Eine Strömung hält hier die Eisfläche offen.

Plötzlich blauer Himmel. Diese Familie hat es gewagt und sich ein Eishockeyfeld auf dem See freigekratzt. Ich würde heute definitiv nicht aufs Eis gehen, denn seit ein paar Tagen haben wir Temperaturen knapp über null. Ich sehe aber einige Leute auf dem See spazieren gehen. Ganz schön mutig….

Spätes Mittagessen.

Szenenwechsel. Wir gehen natürlich demonstrieren auf die „Zusammen gegen rechts“-Demo im Regierungsviertel. Es ist wahnsinnig voll, man kommt nicht im Ansatz durch zur Mitte des Geschehens. Ich freue mich, dass so viele Menschen gekommen sind. Aus den Lautsprechern heißt es, es sind mehr als 100.000 Leute in Berlin zusammen gekommen.

So ist es, und deswegen gehen wir auf die Straße. Hoffentlich bringt es etwas.

Ganz genau.

Zu Hause treffen wir uns alle wieder. Die Kleine ist todmüde von der Geburtstagsfeier gekommen und wir etwas durchgekühlt von der Demo. Ich koche Tee — und da rutscht der Wasserkocher irgendwie ab und ich verbrühe mir das ganze rechte Schienbein und einen Teil der Wade mit kochendem Wasser. Auuuu!

Wir kühlen sofort mit Waschlappen, die immer für ein paar Minuten ins Eisfach gelegt werden, aber es brennt trotzdem wie Hölle. Das Bein ist krebsrot und es bilden sich Blasen. Nebenbei versuche ich herauszufinden, was ich jetzt am besten tun sollte. Mein Mann ist der Meinung, ich solle in die Notaufnahme fahren, weil die Verbrennung so groß ist. Ich rufe 116 117 an, um das abzuklären, während die Töchter die Eislappen auf meinem Bein auswechseln. Ergebnis nach 15 Minuten Warteschleife: Ich soll tatsächlich umgehend in die Notaufnahme fahren, weil sich das ein Chirurg anschauen sollte.

Also fahren mein Mann und ich los. Ich komme sofort dran (mit Verbrennungen ist anscheinend wirklich nicht zu spaßen); das Bein wird behandelt und verbunden. Ich bekomme eine spezielle Salbe und die Ermahnung mit, unbedingt einen Arzt aufzusuchen, falls am Bein irgendwas nicht richtig heilt oder sich verschlimmert.

Deswegen kommt das Wochenende in Bildern heute auch erst am Montag. Dem Bein geht es schon besser. Wenn ich nicht drankomme, tut es schon kaum mehr weh. Da habe ich wohl nochmal Glück gehabt. Das sofortige Kühlen hat wohl auch geholfen.

Ich wünsche Euch eine geruhsame Woche, bleibt aufmerksam auf rechtsextremistisches Gedankengut in Eurem Umfeld (sofort den Mund aufmachen und dagegen halten!) – und bitte keine Verbrühungen! Passt auf Euch auf!
Eure Maike

Wie immer ist dieser Bericht verlinkt bei Große Köpfe.

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4 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Oh nein!
    Gute Besserung wünsche ich dir. Ich habe das selbst mal erlebt mit kochendem Wasser – mein Oberschenkel wies Verbrennungen 3.Grades auf und es war sehr, sehr schmerzhaft.
    Ich kann gut nachempfinden, welche Schmerzen du in dem Moment hattest und fühle mit dir.

    Möge alles schnell heilen.

    Liebe Grüße von der Ostsee,
    Ruth
    vom kleinen Hof am Meer

    • Liebe Ruth, vielen lieben Dank! Es ist schon viel besser. Es tut nur noch weh, wenn ich anfasse und es heilt gut ab.
      Der Sonnenaufgang, den Du auf Instagram gezeigt hast, war sooo schön! Ich lese immer noch bei Dir mit!
      Liebste Grüße an Dich!

  2. Liebe Maike, von Herzen gute Besserung! Hoffentlich heilt die Verbrennung ohne Komplikationen ab.
    Deine Naturbilder sind wieder traumhaft schön und das Gedicht sagt mir auch sehr zu.

    Übrigens haben wir gerade sizilianische Zitronen und Orangen aus Syrakus Zuhause.
    Der Duft, der Geschmack und ganz viel Erinnerung und Freude.
    LG Tanja

    • Liebe Tanja, danke Dir! Von den sizilianischen Zitrusfrüchten kannst Du mir gern den Duft rüberschicken. Bester Duft der Welt! Ich berichte im Februar wieder aus Sizilien. Wir sind in der ersten Februar-Woche in Palermo. Ich freue mich schon so sehr! Liebe Grüße an Dich!

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