Ich bin auf Kur (Reha) im Schwarzwald wegen Erschöpfungsdepression (umgangssprachlich: Burnout). Es geht mir gut hier; endlich mal Ruhe vom überfordernden Alltag. Obwohl man hier auch manchmal bis zu 8 Stunden Programm/Therapien hat, fühlt es sich für mich an wie Urlaub. Natürlich wird man hier nicht gehätschelt, sondern vor allem gefordert: Dinge zu überdenken, Unangenehmes auszuprobieren, sich auseinander zu setzen, ziemlich viel Sport zu machen…
Dennoch genieße ich die Zeit hier. Es bringt mich weiter, ich kann Atem schöpfen, und ich genieße den Südschwarzwald sehr. Ich versuche, so viel wie möglich zu wandern, so auch heute. Denn (allein) Wandern ist für mich die beste Therapie: Baut Stresshormone ab und Glückshormone auf, und ich kann meinen Gedanken nachhängen und Gefühle rauslassen. Natur tut immer gut. Und ich liebe Felsen und Höhen.
Aber seht selbst, wie so ein Kurtag aussehen kann:
Um 7:15 Uhr, noch vor dem Frühstück, geht’s heute los mit dem so genannten „Start in den Tag“. Einmal durch den Kurpark, ein bisschen leichte Gymnastik und dann wieder zurück. Ein schlanker Sichelmond steht am Himmel.
Etwas später: ein bombastischer Sonnenaufgang.
So darf ein Morgen beginnen.
Meine erste Anwendung: eine halbe Stunde Sport im Fitnessraum. Gehört nicht gerade zu meinen Lieblingsaktivitäten hier. Ich bewege mich lieber draußen in der Natur.
Auf meinem Programm steht heute:
- Start in den Tag
- medizinisches Training an Fitness-Geräten
- Einzelgespräch mit der Therapeutin
- Wirbelsäulengymnastik (weil ich immer so Nackenschmerzen habe)
- Walking
- Gruppe zum Thema Umgang mit Depressionen
- Progressive Muskelentspannung
Zwischen zwei Terminen gehe ich ein bisschen spazieren und pflücke diesen Herbststrauß für mein Zimmer.
Mein letzter Termin (Progressive Muskelentspannung) fällt aus, weil die Therapeutin nicht da ist. Also habe ich bis zum Abend noch 4 Stunden Zeit. Weil das Wetter so traumhaft schön ist und morgen ein Temperatursturz bevorsteht, beschließe ich spontan, eine (kurze) Wanderung von 2 Stunden machen.
Ich fahre ein paar Stationen mit der Schwarzwaldbahn und wandere direkt am Zielbahnhof los.
Hier bin ich schon ein paar hundert Meter einen Berg hoch gestiegen. Was für ein schräger Baum.
Der Blick auf die umliegenden Berge ist fantastisch.
Der Blick in den Himmel auch.
Von dieser Kanzel aus kann man weit in die umliegenden Schwarzwaldtäler blicken.
Hier bin ich noch höher. Rechts unten im Bild sieht man klein die Aussichts-Kanzel vom Bild davor.
Noch höher. Ich liebe es.
Noch weiter oben mache ich eine Pause. Ich finde einen umgestürzten Baum mit herrlich duftenden Tannenzapfen. Und lege dieses Mandala. Eine Mitpatientin hat mich dazu inspiriert, bei jedem Gang in die Natur etwas Schöpferisches da zu lassen. Als Dank für das, was die Natur mir schenkt. Ich finde das eine sehr schöne Idee.
Es fängt schon an zu dämmern. Da mache ich, dass ich den Berg runter komme. Als ich im Tal wieder in den Zug steige, wird es schon dunkel.
Auf der Zugfahrt schreibe ich diesen Beitrag.
Das Abendessen in der Klinik habe ich verpasst. Aber das macht nichts, ich habe Obst, eine Avocado und ein Stück Zwiebelkuchen im Zimmer.
Das werde ich auffuttern und dann hoffentlich sehr müde und satt in die Federn fallen.
Ich hoffe, Ihr hattet auch einen guten 12. Oktober! Ich freu mich immer über Kommentare!
Ganz liebe Grüße,
Eure Maike
Liebe Maike,
ich wünsche Dir, dass Du in Deiner Kur viel lernen und für Dich und Deinen Alltag mitnehmen kannst.
Deine Kur findet, anhand deiner Bilder zu erkennen, in einer Umgebung statt, die es ermöglichen sollte abzuschalten und den Kopf frei zu bekommen.
Deshalb danke an Dich, dass Du uns an deinem Tag teilhaben lässt.
Viele liebe Grüße
Anja
Liebe Anja, vielen lieben Dank! Ja, ich habe mir den Schwarzwald deswegen ausgesucht, damit ich Berge und Natur um mich habe.
Liebe Grüße, Maike
Liebe Maike, das sind wieder traumhafte Bilder. Das Wetter meinte es ja sehr gut.
Ich freu mich, dass Dir die Kur so gut tut. Und Du scheinst die Zeit wirklich gut für Dich zu nutzen. Ich hoffe, das lese ich so richtig aus Deinen Zeilen.
Liebe Grüße aus der Oberpfalz, Tanja
Liebe Tany, danke Dir, ja, das war sehr schön. Jetzt ist es hier aber kalt geworden. Morgens ist die Temperatur unter 0!
Liebe Grüße an Dich!