Schneeglöckchen lispeln allerlei: Wochenende in Bildern 27./28. Februar 2021

Das letzte Februar-Wochenende 2021 haben wir auf dem Land zugebracht. Wir hatten hier einen überaus warmen Samstag und einen ziemlich eisigen Sonntag, einen riesigen orangenen Vollmond, Weidenkätzchen und – natürlich! – die ersten Schneeglöckchen.

Das Zitat aus der Überschrift stammt aus einem Text von Martin Walser, der “Schneeglöckchen” heißt:

Ich fand den Text nicht nur passend, weil Schneeglöckchen darin vorkommen, sondern auch wegen dem schönen Ende: “Nur hübsch ausharren. Das Gute kommt schon. Gutes ist uns immer näher, als wir glauben.” Diese Botschaft passt so gut zur Jahreszeit, aber auch zur aktuellen gesellschaftlichen und meiner persönlichen Situation.

Dieser Wochenend-Bericht ist wie immer verlinkt bei Große Köpfe.

Samstag, der 27. Februar 2021

Wir sind schon seit gestern auf dem Land und wachen also hier auf.

Beim Morgen-Gang übers Grundstück sehe ich, dass die ersten Schneeglöckchen hervorgekommen sind. Endlich! Ich mag Schneeglöckchen so sehr.

Bei diesen ist der weiße Blütenkopf noch gar nicht entwickelt. Sie sind wohl gerade erst aus der Erde gekommen.

Drinnen sind die Hyazinthen erblüht und verströmen ihren betörenden Duft.

Ich probiere schonmal ein paar österliche Dekorationen aus.

Ich möchte den Jahreszeitentisch in der Klasse der Tochter vorfrühlingshaft schmücken. Dafür filze ich eine Mutter Erde in Brauntönen.

Sobald die Sonne den Vorgarten erwärmt, sind wir draußen. Die Kinder spielen mit den Hunden, mein Mann mäht, recht Laub und beschneidet die wilden Rosen, damit sie auch in Zukunft schön wachsen. Ich pflanze Blumen ein, u.a. noch mehr Schneeglöckchen, die ich zum Geburtstag bekommen habe, und ein paar kleine Narzissen. Auf Wunsch der kleinen Tochter machen wir einen Stockbrot-Teig und dann Spätzle-Teig fürs Mittagessen. Alles draußen in der warmen Sonne.

Die kleine Tochter streut Sonnenblumenkerne für die Vögel aus, damit sie auch jetzt im späten Winter noch genügend Nahrung haben.

Spätzle-Teig schlagen, bis er Blasen wirft. Ich fühle mich wie meine Mama, von der ich auch das Rezept habe.

Das späte Mittagessen gibt’s draußen vor dem Haus in der warmen Sonne, bei Kranich-Gekrächz, Schwarzspecht-Geschrei und Spatzen-Getschilp.

Nach der Mittagspause gehen die große Tochter und ich mit den Hunden eine schöne lange Runde spazieren, über die Wiesen.

Unsere Hunde hüpfen ja wie Hasen.

Gegen Abend wird es merklich kühler. Wir machen draußen ein kleines Feuer, die Kinder trinken heißen Kakao und versuchen den Kuchen, den wir geschickt bekommen haben.

Die Kinder vergnügen sich eine Weile an der Schaukel, dann fangen sie bei den hohen Kiefern am Grundstücksende ein Spiel an, von dem sie später erzählen. Die eine Tochter ist ein Faultier und bewohnt den einen Baum, die andere ist ein Panda und bewohnt den andere Baum. Sie richten eine Seilbahn zwischen den Bäumen ein, damit sie sich Körbe mit Essen hin und herschicken können.

Ich werde geholt, weil ich mit der Leiter helfen muss. Da fällt uns auf, dass sich am östlichen Horizont der riesige, orangene Vollmond über die Baumwipfel hievt. Wir sind starr vor Staunen. So einen riesigen Mond habe ich selten gesehen. Schade, dass er auf Fotos immer so klein wirkt. Aber glaubt mir: Er war RIESIG!

Während ich im Mond immer ein Gesicht sehe, sehen die Kinder immer das Jade-Kaninchen.

Wir bleiben noch ein bisschen am Feuer. Wr stehen ganz unter der Wirkung des Mondes. Die Kinder stimmen unsere Landhaus-Hymne an: “Roter Mond überm Silbersee“, das ich für uns ein bisschen umgedichtet habe, damit es besser passt. Ich bin ganz gerührt, dass meine Töchter von selbst ein Lied anstimmen, denn sie reagieren leider oft allergisch, wenn ich Lieder anstimme. Dabei können beide so schön singen.

Als es dunkel ist, gehen wir rein und freuen uns an der Wärme der Holzöfen. Die Kinder gehen früh ins Bett.

Mein Mann und ich hören noch ein ziemlich verstörendes Feature von 2002 auf Deutschlandradio Kultur über Dominas in einem Berliner Bordell, die ihren “Gästen” fast jeden Wunsch erfüllen. Ein sehr gut gemachter Beitrag (Titel: “Seh ich aus, als hätte ich Gnade?”), aber eben: krass und verstörend. Macht einem mal wieder klar, was für seltsame, tabuisierte Parallelwelten es gibt. Und dass es durchaus sein kann, dass Dein netter Nachbar von der Etage drüber diese Welten aus eigener Erfahrung kennt. Denn, wie die Dominas berichten: “Unsere Gäste sind alle verheiratet. Da ist vom Busfahrer bis zum Minister alles dabei.” Und andere, weniger harmlose Erkenntnisse über schlimme Kindheiten und gute Stuben, die eigentlich böse Stuben waren.

Danach brauche ich zur Ablenkung einen harmlosen Film auf ARTE.tv über den portugiesischen Fluss Douro, damit ich einschlafen kann.

Sonntag, der 28. Februar 2021

Mein Mann und ich gehen schon um sieben Uhr mit den Hunden spazieren. Es ist leider eiskalt auf den Feldern, die Stimmung ist trüb und grau, und ein scharfer Wind pfeift uns um die Ohren. Tapfer laufen wir bis zu dem großen Holzstapel aus gefällten Bäumen, um dort Zweige mit Weidenkätzchen zu holen.

So hübsche Weidenkätzchen.

Die Zweige brauchte ich für meine Weidenkätzchen-Kinder. Ich verbringe den Vormittag damit, die Anleitung für die Weidenkätzchen-Kinder zu schreiben. Sie werden recht einfach aus Holzfiguren und Stoffresten gemacht. Ich finde sie so süß, wie sie da in den Zweigen liegen und dem Frühling entgegen schlummern.

Hach.

Die große Tochter liest derweil in der “Blauen Ritterin” (von Sarah Knausenberger, Urachhaus-Verlag), das unfassbar schön mit wahren Kunstwerken der Künstlerin und Illustratorin Ulrike Möltgen illustriert ist (unbeauftragte Werbung). Die Künstlerin leidet übrigens finanziell unter dem Lockdown; bitte helft ihr, ruft ihre Website auf, klickt auf “Käuflich” 🙂 und kauft! Manchmal verkauft sie auch ganz besondere Sachen auf Instagram; @ulrike_moeltgen

— Das Buch ist allein vom Durchblättern etwas Besonderes. Die fantastischen Bilder verleihen der Geschichte ganz sicher eine weitere Dimension und besondere Tiefe. Ich werde das Buch auch lesen, wenn die Tochter fertig ist, und dann etwas dazu schreiben. Empfehlen kann ich es jetzt schon, einfach weil die Bilder so toll sind.

Mittagessen – Gemüsesuppe mit Würstchenstücken – in unserer neuen großen Suppenterrine, die wir als letztes Töpferstück von meiner ehemaligen Internats-Mentorin bekommen haben. Sie hat ja unser gesamtes Geschirr getöpfert und uns gerade nochmal letzte Stücke geschickt, z.B. auch die Vase, in der die Weidenzweige oben stehen. Sie hat gerade ihre Töpferwerkstatt aufgegeben. Sie ist schon über 80 und zieht nochmal um, und hat in dem Zug alle ihre Töpfersachen inkl. Brennofen und Drehscheibe einer Waldorfschule vermacht. Ist das nicht toll?

Nach der Mittagspause machen die kleine Tochter und ich einen Sonnenuntergangs-Spaziergang mit den Hunden.

So eine zarte Stimmung.

Geige üben.

Ich arbeite an weiteren Sachen für den Jahreszeitentisch der Klasse der Tochter – hier ein Vogelnest aus Heuhalmen.

Dazu filze ich einen Vogel, der ein Rotkehlchen werden soll.

Vorspeise für die Kinder.

Voll inszenierter Räucherforellen-Tatar mit viel frischem Meerrettich für mich. Das liebe ich zur Zeit, aber so schick inszeniert habe ich es heute, weil ich das Rezept verbloggen möchte und dafür ein Foto brauche. Der Meerrettich ist ja Heilpflanze des Jahres 2021. Wie Knoblauch wirkt er antibakteriell und stärkt das Immunsystem. Anlässlich dessen habe ich dieses Jahr schon einige Meerrettich-Rezepte entwickelt. Der Forellentatar mit Dill und Zitrone gehört zu meinen Favoriten.

Ich hoffe, auch Du hattest ein schönes Wochenende, hoffentlich mit Sonne und einem Hauch Frühling!

Liebe Leute, haltet durch. Es sind schwierige Zeiten, aber diese werden vorbei gehen. Der Frühling wird kommen, dann wird Vieles leichter. Und, wie Martin Walser schreibt: “Nur hübsch ausharren. Das Gute kommt schon. Gutes ist uns immer näher, als wir glauben.” Ich möchte das unbedingt glauben.

Alles Liebe und Gute für Dich wünscht Dir

Deine Maike

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3 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Pingback: Eh sich die Sonn hinüberschwingt: Wochenende in Bildern 6./7. März 2021 - feinslieb

  2. ….ach meine liebe maike….wie schön wieder ein stückchen an eurem wochenende teilhaben zu dürfen..
    fühl dich gedrückt
    annette

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