Nenn’s Glück, Herz, Liebe, Gott: Wochenende in Bildern 17./18. Mai 2025

Mit dem Landeselternrat der Waldorfschulen in Berlin-Brandenburg war ich auf einem Klausur-Wochenende in der Uckermark. Wir hatten ein wunderschönes Haus, super gutes (selbst gemachtes) Essen, traumhafte Natur um uns herum inkl. See, aber kaltes Wetter. Zu kaltes Wetter für Ende Mai, wie ich finde. Da haben wohl noch die Eisheiligen ihre Finger im Spiel.

Als Gedicht habe ich die Antwort auf die Gretchenfrage aus Goethes „Faust“ herausgesucht. Denn am Freitagabend haben wir in einer sehr schönen, vertrauensvollen Gesprächsrunde uns genau über diese Frage ausgetauscht: „Wie hältst Du’s mit der Religion?“ Jede*r der Anwesenden erzählte von seinem/ihrem Zugang zum Spirituellen, wie auch immer es aussah, und wir tauschten uns darüber aus.

Im Nachklang zu dieser schönen Gesprächsrunde las ich die Textstelle auch am Sonntag zum Frühstück vor.

Wer darf ihn nennen?
Und wer bekennen: Ich glaub‘ ihn.
Wer empfinden,
Und sich unterwinden
Zu sagen: ich glaub‘ ihn nicht?
Der Allumfasser,
Der Allerhalter,
Faßt und erhält er nicht
Dich, mich, sich selbst?
Wölbt sich der Himmel nicht da droben?
Liegt die Erde nicht hier unten fest?
Und steigen freundlich blickend
Ewige Sterne nicht herauf?
Schau‘ ich nicht Aug‘ in Auge dir,
Und drängt nicht alles
Nach Haupt und Herzen dir,
Und webt in ewigem Geheimnis
Unsichtbar sichtbar neben dir?
Erfüll davon dein Herz, so groß es ist,
Und wenn du ganz in dem Gefühle selig bist,
Nenn es dann, wie du willst,
Nenn’s Glück! Herz! Liebe! Gott!
Ich habe keinen Namen
Dafür! Gefühl ist alles;
Name ist Schall und Rauch,
Umnebelnd Himmelsglut.

Aus „Faust. Der Tragödie erster Teil“ von J. W. von Goethe. — Faust weicht in dieser Antwort Gretchens Frage, ob er gottesgläubig sei, geschickt aus, weil er ja schon längst mit dem Teufel im Bunde steht. Statt klar zu sagen, „Ja sicher, ich glaube an Gott und gehe jeden Sonntag in die Kirche“, wie Gretchen es hören will, antwortet er so, mit der Beschreibung eines (spirituellen) Gefühls.

Übrigens geht es auch im „Presence Process“ von Michael Brown genau um dieses Gefühl, in dem man „selig sein“ kann. Michael Brown nennt dieses Gefühl „Bewusstsein im gegenwärtigen Augenblick“.

Freitag Abend, der 16. Mai 2025

Noch vor dem Abendessen machen wir eine Runde zu unseren Erwartungen und Wünschen an unsere Tagung.
Ein Büchertisch ist eingerichtet, zu dem alle mitbringen konnten, was von Interesse ist.
In der großen Küche machen wir zusammen das Abendessen: Nudeln mit selbstgemachtem Pesto und Salat.

Nach dem Essen und der gemeinsamen Klärung, welche thematischen Schwerpunkte wir auf der Tagung setzen wollen, sitzen wir bis spät in die Nacht zusammen und reden. Ich genieße es sehr, mit so freundlichen, intelligenten Menschen zusammen zu sein, mit denen man in so tiefe Gespräche eintauchen kann. Love you all!

Samstag, der 17. Mai 2025

Ich stehe um 7 Uhr auf und gehe nach draußen auf einen Spaziergang.

Thymian im Kräutergarten des Hauses.
Lauchblüte.
Vergissmeinnicht.
Weißdorn und blauer Himmel hinter dem Haus.
Eine Hornissenkönigin im Weißdorn.
Himmel und Erde. Ein Thema im Monat Mai, zu dem wir nach dem Frühstück zur Einstimmung eine Meditation machen.
Zurück zum Haus.
Ich habe ein paar Blumen gepflückt und schmücke damit die Tische.
Ich backe Brötchen zum Frühstück. Den Teig habe ich schon gestern gemacht.
Der reich gedeckte Frühstückstisch. Alle haben mitgeholfen.
Sogar mein geliebtes Rotkehlchen aus dem Schwarzwald ist mit dabei und darf auf dem Frühstückstisch sitzen.
Schöne Pinnwand im großen Raum, wo wir essen und arbeiten.
Hauptthema heute: Fertigstellung unserer umfangreichen Broschüre zum Thema „Elternabende an Waldorfschulen gestalten“. Wir arbeiten den ganzen Tag in der Gruppe am finalen Text. Ringen um gute Formulierungen, diskutieren, was rausgeschmissen wird und was bleiben darf, arbeiten QR-Codes ein, texten Überschriften, wo es noch nicht passt. Wir arbeiten auch Feedback ein, das wir von Probeleser*innen bekommen haben. Zum Schluss, um Mitternacht! war zumindest ich fast 14 Stunden am Stück bei der Arbeit. Ein echter Marathon in Konzentration und Kommunikation – jedenfalls für mich, die ich am Rechner sitze und alles direkt einarbeite.
Entwurf unserer Broschüre. Das eigentliche Layout steht noch aus.

Die meisten Kolleg*innen schauen ab 23 Uhr ESC und erzählen im Hintergrund was von JJ und Sauna, ich gehe aber als erste ins Bett. Ich war nie ESC-Fan, habe das nie geschaut.

Ich habe noch das Bedürfnis nach einer Dusche, wobei ein Wasserstrahl am Duschvorhang vorbei spritzt und das Bad unter Wasser setzt. Also wische ich um 0:30 Uhr noch das Bad auf.

Und dann kann ich nicht schlafen. Ich bin von der langen Arbeit wohl so unter Adrenalin, dass mein System einfach nicht runterfährt. Weil mir die Kollegin auf dem Flur noch mitteilt, dass JJ gewonnen hat, denke ich mir, schaue ich mir doch mal den Sieger-Song an. Ich habe keine Ahnung davon.

Und was soll ich sagen? Ich bin sofort voll geflasht – von der Musik und den völlig crazy Überraschungen in diesem Stück, von JJs absolut grandioser Stimme, von der Inszenierung im Video und auf der Bühne. Innerhalb einer Stunde werde ich zum größten denkbaren JJ-Fan und schaue alle möglichen Versionen des Songs an.
Zwischendurch unternehme ich mehrere Versuche, einzuschlafen, aber mein System ist offensichtlich so aufgedreht, dass ich nicht einschlafen kann. Ich liege die ganze Nacht wach.

Um 6 Uhr gebe ich es auf und schaue weiter JJ-Videos, alles, was ich zu ihm und seiner Geschichte finden kann. Meine Begeisterung wächst immer mehr, und ich freue mich so sehr, dass dieser freundliche, sympathische junge Mensch mit dieser unglaublichen Stimme gewonnen hat. Er hat diesen Preis so sehr verdient. Liebe geht raus an JJ an dieser Stelle 🙂

Weil ich es so unfassbar schön finde, verlinke ich Euch ein Duett, das er zusammen mit Conchita Wurst gesungen hat, die den ESC ja vor 11 Jahren nach Österreich geholt hat. Die beiden kennen und mögen sich sehr. In dem Duett werden die beiden Sieger-Songs von 2014 und 2025 vereinigt; und die beiden Interpreten singen jeweils ein Stück beim anderen mit. Wunderwunderschön!

Danke, ihr beiden, dass Ihr so wunderschöne Musik macht!

Sonntag, der 18. Mai 2025

Mein System ist so durcheinander von den ganzen Überforderungsdrogen (Adrenalin und Cortisol vor allem, denke ich), dass ich zum Frühstück nur ein bisschen Paprika runterkriege. Schon zum Abendessen gestern konnte ich kaum essen.
Wir machen noch ein paar Stunden Arbeit, dann wird gepackt und aufgeräumt. Zum Schluss: Gruppenfoto, hier ein Teil unserer Gruppe.

Eine Kollegin nimmt mich im Bus nach Hause und sagt, ich solle auf der Fahrt versuchen zu schlafen. Ich bin aber immer noch aufgedreht…

Erst zu Hause, am Abend gegen 21 Uhr werde ich müde, obwohl mir eine ganze Nacht Schlaf fehlt. Das habe ich ehrlich gesagt noch nie erlebt. Auch am Montag war ich noch den ganzen Tag müde und brauchte einen Mittagsschlaf. Deswegen kommt dieses WiB auch so spät.

Jetzt schicke ich liebe Grüße an alle Leser*innen raus. JJ-Fans, meldet Euch gern bei mir!!! Ich brauche Gleichgesinnte zum Schwärmen!

Eure Maike

PS: Ihr könnt gern noch beim Buchclub zum Presence Process (Die Kraft der gelebten Gegenwart) einsteigen! Der erste Termin letzte Woche hat technisch nicht gut geklappt, deswegen gibt es einen zweiten Neuanfang am Dienstag um 19 Uhr! Wer Interesse hat, schreibt der Moderatorin Katja direkt.

Das WiB ist verlinkt bei Große Köpfe.

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