In meiner neuen Reihe „Mein perfekter Tag“ lasse ich Euch teilhaben an meinen monatlichen Selbstfürsorge-Tagen. Ich bin nicht besonders gut darin, mir Zeit ganz für mich allein zu gönnen, möchte das aber stärker in mein Leben einbauen. Denn wie hier ausführlich erklärt, bin ich überzeugt, dass mehr Genuss und Selbstfürsorge nicht nur mir, sondern auch meinen Kindern und anderen Mitmenschen gut tun.
Als Anregung für Euch
So bin ich kürzlich auf die Idee gekommen, mir jeden Monat einen Tag ganz für mich allein zu schenken, an dem ich ausschließlich tue, was mir Spaß, Freude und Wohlgefühl beschert. Ich glaube, dass ein solcher Tag-nur-für-mich sehr vielen Menschen gut tun würde. Vor allem arbeitenden Müttern!
Ich erzähle hier im Blog von diesen Tagen, um Euch dazu anzuregen, Euch ebenfalls ab und zu Zeit nur für Euch selbst zu schenken. Es können ja auch nur ein paar Stunden sein. Denn es tut sooo gut!
In den Beiträgen der Rubrik „Ein perfekter Tag“ findet Ihr ab jetzt jeden Monat Ideen und Inspirationen für die kleine Auszeit für Dich selbst, immer passend zur Jahreszeit.
Der perfekte Ort
Als Ort für meinen ersten perfekten Tag im Januar habe ich unser Ferienhaus auf dem Land ausgewählt. Klar, das lag nahe, denn das Haus liegt mitten in der Natur; drumherum ist nur Stille.
Rein in die Entschleunigung
Schon die Anreise ging sehr entschleunigt vonstatten: Weil meine Familie zwei Tage später mit dem Auto nachkommen wollte, fuhr ich mit Zug und Bus. In den kleinen Bus, der mich am verschlafenen Regionalbahnhof als einzigen Fahrgast einsammelte, stiegen eine Station später nur noch ein paar Schulkinder ein. Der Bus holperte dann fast eine Stunde lang durch kleine Ortschaften – eine Strecke, für die wir sonst mit dem Auto rund 15 Minuten brauchen. In jedem kleinen Dörfchen, manchmal nur aus ein paar Häusern bestehend, wurden ein, zwei Kinder abgeladen. Der Bus machte auch den einen oder anderen Abstecher in kleine Weiler über Holperstraßen, auf denen er nur 20 km/h fahren konnte.
In „unserem“ Dorf hielt der Bus vor dem Gutshaus. Von dort aus musste ich mit meinem Rollkoffer noch 15 Minuten über die schmale, einspurige Straße zu unserem Haus laufen, das außerhalb der Ortschaft liegt. Kein Auto fuhr auf dem gesamten Weg vorbei. Dafür genoss ich die Sonnenstrahlen und den Duft der Kiefern, der vom Wald herüber wehte.
Gemütlichkeit erzeugen
Ich kam gegen 14 Uhr am Haus an. Ich packte nur schnell den Koffer aus, machte Feuer in den Holzöfen…
… und schlüpfte in meine Schlumper-Lumper-Kleidung, bestehend aus gemütlichen Hosen, meinem Lieblingspulli aus Kaschmir und den heiß geliebten, mit Lammfell gefütterten Lederstiefeln, die ich schon seit 1993 habe. Sie sind völlig unmodisch, aber saugemütlich. Hach, das war herrlich: einfach anziehen, was gemütlich ist, auch wenn kleine Mottenlöcher drin sind, die Klamotten der Figur nicht schmeicheln und die Farben nicht zusammenpassen. Es sieht ja keiner, heute ging es nur um mich und wie ich mich fühle.
Oh, wie schön und warm schien die Sonne auf die wacklige Holzbank vor dem Haus! Weil die Sonne hier im Nordosten im Januar schon gegen 16 Uhr untergeht, beschloss ich, das warme Licht voll auszukosten. Ab vors Haus, Vitamin D tanken und ein Glas Apfelsaft trinken. Ganz in Ruhe.
Ich las draußen auf der Bank, bis die Sonne hinter den Bäumen verschwand und es merklich abkühlte.
Basenbad
Als ich ins Haus kam, war mir fröstelig zumute, und so beschloss ich, ein heißes Bad zu nehmen. Weil es Haut und Körper so besonders gut tut, nahm ich als Zusatz ein Basenbad. Hier ein Beitrag, der erklärt, was ein Basenbad so wertvoll macht.
Zum Bad machte ich mir einen schönen Tee – natürlich meinen geliebten Earl Grey mit Milch (das Lieblingsgetränk von Captain Picard von StarTrek, obwohl der es ohne Milch trinkt). So ließ ich eine halbe Stunde lang mit Blick auf die Bäume und Sträucher draußen in Ruhe meine Gedanken schweifen.
Ich glaube, es war bei diesem Bad, als mir die Idee kam, solche Wohlfühl-Tage ab jetzt regelmäßig zu machen und darüber zu schreiben. Denn ich spürte in der warmen, wohligen Wanne so deutlich, wie unglaublich gut es mir tat, mir einen ganzen Tag lang reinen Genuss zu erlauben. Freude und echtes Hochgefühl durchströmten mich, während meine Haut ganz angenehm vom Basenbad entsäuert wurde.
Spaziergang bei Sonnenuntergang
Als ich mich wieder in meine warmen Kleider gehüllt hatte, bemerkte ich, dass der Himmel draußen rosarot war. Und der Hund sah mich bettelnd an. Ich beschloss, den Sonnenuntergang bei einem Spaziergang zu genießen. Denn zwischen den Bäumen, die man vom Esszimmer aus sieht, glühte bereits der Himmel.
Als wir nach Hause kamen, also der Hund und ich, war es schon dunkel. Vom Gefühl her war es schon Abend – dabei war es erst 17 Uhr.
Zeit für Brot
Ich bekam Lust, Brot zu backen, denn in der Tiefkühltruhe fand ich nur noch ein kümmerliches Brötchen vom letzten Mal. Ich weiß ja nicht, ob Ihr schonmal Brot gebacken habt. Ich jedenfalls LIEBE es. Wenn ich Brotteig mit den Händen knete, fühle ich mich immer ganz im Einklang mit mir selbst und mit der Menschheit. Ich glaube, das liegt daran, dass Teigkneten eine uralte Bewegung ist, die tief in unseren Genen als „gut“ und „richtig“ einsortiert ist.
Und es ist ja so einfach. Ich hatte zwar keine Buttermilch dabei, weil ich alle Lebensmittel für 3 Tage im Koffer unterbringen musste, aber auch aus etwas Hefe, Mehl sowie Wasser und Salz lassen sich hervorragende Brötchen backen, wenn man dem Teig Zeit lässt. Tja, mit einfachem Hefeteig ist es eben wie mit uns Menschen: Wir brauchen Zeit, um uns zu entwickeln. Husch-husch geht das nicht.
Heute knetete ich nur den Teig und stellte ihn zum Gehen über Nacht in den Schuppen. Ich halte viel von einer langen Teig-Gare.
Wohlfühl-Essen
Das Foto ist jetzt nicht so toll, aber das Essen war köstlich. Es handelt sich hier um eine meiner Gemüse-Pfannen, für die ich einfach alles vorhandene Gemüse in Olivenöl anbrate, im eigenen Saft mit Deckel schmoren lasse und dann mit verschiedenen Gewürzen und Kräutern aromatisiere. Hier habe ich Kartoffeln (mit Schale), Zwiebeln, Fenchel, Pastinake und Weißkohl verwendet. Dazu gibt es einen Tomaten-Orangen-Salat und das letzte noch vorhandene Brötchen.
Für mich ist ein solches Essen ein Festmahl – genau das, was mir am besten schmeckt.
Sterne gucken
Nach dem Essen ging ich nochmal kurz mit Hund durch den stockdunklen Wald. Über dem Waldrand glitzerten tausend Sterne.
Und als wir über die Wiese zum Haus zurückliefen, stand doch tatsächlich direkt über dem Haus ein bekanntes Sternbild:
Von den Sternen beglückt ging ich ins Haus.
Ins Feuer gucken
Wahrscheinlich wird das Bild hier ein Klassiker, aber ich glaube, ins Feuer zu gucken ist so ähnlich wie Brotteig kneten: Etwas, das uns Menschen richtig gut tut. Ein Feuerwehrhauptmann, den ich letztens kennen gelernt habe, und der sich als absoluter Fan von Lagerfeuern outete, sagte: „Am Feuer können Menschen über alles reden.“ Ich glaube auch: Wenn man ins Feuer schaut, wird man automatisch friedlich und ruhig.
Perfekt wird so eine kleine Session vor dem Feuer natürlich mit einem Gläschen Rotwein.
Binge-Watchen
Und dann bekam ich Lust, einen schönen Film zu gucken. Nichts Nützliches sollte es sein, sondern etwas, das meine romantische Seele rührt. Leider kenne ich alle verfügbaren Jane-Austen-Filme so gut wie auswendig. Nur „Pride und Prejudice“ hatte ich länger nicht gesehen, aber ich kann Keira Knightley nicht ausstehen und wollte mir den wundervollen Film (wenn man von Keira Knightley absieht) heute nicht antun.
Ich bin ja nicht so der Fan von Netflix, aber heute sprang mir dort die gerade neu eingestellte dritte Staffel von „Anne with an E“ ins Auge. Oh Leute, wenn Ihr eine romantische, fantastisch erzählte und absolut zu Tränen rührende Geschichte ansehen wollt, dann schaut „Anne with an E“. Die für Netflix produzierte Serie basiert auf dem wundervollen Coming-of-age-Roman „Anne auf Green Gables“ von 1909, was das Lieblingsbuch von Astrid Lindgren war. Was kaum jemand weiß: Die Figur der Anne Shirley Cuthbert ist das literarische Vorbild für Pippi Langstrumpf. Denn auch Anne hat rotes Haar, ist mutig, unangepasst und vorlaut. Und sie bewegt und verändert die Welt und die Menschen um sich herum.
Leute, ich könnte stundenlang von dieser absolut göttlich gut gemachten Serie schwärmen. Die Story und die Figuren der literarischen Vorlage wurden höchst sensibel ausgebaut und durch weitere Handlungsstränge ergänzt. So wird aus der zwar romantischen und bewegend erzählten Oroginal-Geschichte ein komplexes Sittenbild der damaligen Zeit (um 1900), das Themen wie Homosexualität, Rassismus, Mobbing und Feminismus auf absolut geniale Weise in die Handlung einwebt. Auf diese Weise wird „Anne with an E“ zu einer modernen Geschichte.
Jeder Darsteller ist einfach perfekt ausgesucht (mindestens so gut wie bei Harry Potter, ich schwöre!). Die Darstellerin der Anne (Amybeth McNulty) ist der absolute Hammer, man liebt sie sofort und glaubt ab der ersten Sekunde, dass sie eine echte Person ist. Leider hat es keine Pippi-Verfilmung mit ihr gegeben – sie wäre mit 10, 11 Jahren perfekt für die Rolle gewesen! Aber auch für die Rolle der Anne Shirley Cuthbert kann man sich keine bessere Darstellerin wünschen. Schaut es Euch an, Ihr werdet mir recht geben!
Die Dialoge sind hochsensibel UND hochintelligent. Die Ausstattung lässt das Herz höher schlagen, und die Story (vor allem die Love Story!) ist endlich mal so richtig, richtig schön erzählt. Das „Love Interest“ Gilbert Blythe in der Darstellung des göttlichen Lucas Jade Zumann (diese Blicke! Diese ironische Ruhe! Dieses Lächeln!) bringt sogar mein Ehefrauen-Herz zum Klopfen. Räusper, räusper.
Fazit: Ich habe mich ins Daunenbett gehüllt und bis nach Mitternacht Staffel 3 von „Anne with an E“ ge-binge-watcht. Eine Folge nach der anderen. Dazu aß ich Lieblings-Schokolade und kuschelte mit dem Hund. Was kann es Schöneres geben?
Morgenspaziergang
Glücklicherweise geht die Sonne hier erst gegen acht Uhr auf. So lange schlief ich nämlich. Schlafen bis acht Uhr ist für mich echtes Ausschlafen, denn normalerweise stehen wir um sechs Uhr auf.
Der rosa Himmel rief den Hund und mich wieder nach draußen. Weil ich keine Lust hatte, mich anzuziehen, zog ich die Jacke einfach über den Schlafanzug. Um diese Uhrzeit am Sonntag Morgen begegnet man hier keiner Menschenseele. Und wenn schon, was soll’s?
Nicht weit weg von uns spazierte ein Reh in den Wald. Ganz langsam und gemächlich.
Ein leuchtender Halbmond stand noch am Himmel.
Jetzt war die Sonne aufgegangen, stand aber noch hinter dem Wald. Erfrischt und gewärmt von der Bewegung kamen wir zu Hause an.
Kraft-Meditation
Ich bilde mir ja immer ein, ich könne nicht meditieren. Meine Gedanken schweifen immer ab. Aber ich weiß auch, dass es mir gut tut. Ganz besonders, wenn ich über positive Sätze meditiere.
Und genau das tat ich heute. Ich habe eine ehemalige Schulfreundin, die oft meditiert und mir gern mit Anleitungen aushilft. Für den Januar hat sie mir eine Meditation empfohlen, bei der man erst ruhig atmet, den Atem beobachtet und sich dann beim Ein- und Ausatmen bestimmte kraftvolle Sätze sagt.
Erst schuf ich mir ein schönes Umfeld für die Meditation.
Einen gemütlichen Stuhl mit einem warmen Fell und drei Kerzen (zur ausführlichen Falt-Anleitung für die Sternenlichter geht es hier).
Als ich mit der Meditation fertig war, schien von draußen die Sonne vom knallblauen Himmel herein. Ich zog mir nur Strickjacke und Mütze an und setzte das langsame, ruhige Atmen draußen fort – mit dem Gesicht in die Sonne. Ich glaube, im Januar kann man nichts Besseres tun, als sich mit dem Gesicht in die Sonne zu stellen und zu atmen.
Denn uns allen fehlt um diese Jahreszeit Vitamin D. Und wenn wir zulassen, dass unsere Kräfte sich jetzt im Januar wie die Kräfte der Natur sozusagen „unter der Erde“, also „innen“ entwickeln, dann kann auch unsere Entwicklung nachhaltig vonstatten gehen. Im Januar ist es statt Neujahres-Action und dem krampfhaften Umsetzen guter Vorsätze vielleicht besser, dem eigenen Inneren die Ruhe zu gönnen, die es für seine Entwicklung braucht. Das heißt ja nicht, dass wir faul in der Ecke sitzen sollen. Sondern dass wir nicht an uns herum-manipulieren und uns zu Dingen zwingen müssen, auf die wir vielleicht keine Lust haben. Es bedeutet, dass wir den Dingen Zeit zum inneren Wachsen geben können.
Kleine Brötchen backen
Weil es draußen jetzt so schön warm und sonnig war, nahm ich den Brötchen-Teig und alle anderen Utensilien mit nach draußen und formte die Brötchen dort. Der Hund genoss das Draußensein und die Sonne auch.
Mittags-Snack
Nach dem Backen hatte ich Hunger. Ich frühstücke ja normalerweise nicht, sondern esse gleich zu Mittag. Das Intervallfasten tut mir total gut und fällt mir überhaupt nicht schwer, denn vor 11 Uhr habe ich einfach keinen Hunger. Jetzt hatte ich Spaß daran, mir einen leckeren Snack zuzubereiten: Feldsalat mit einer speziellen Knoblauch-Sahnesauce und frisch gebackene Brötchen mit Tomaten und Zwiebeln.
Ich schwöre ja auf frischen Knoblauch und Zwiebeln zur Erkältungszeit. Denn beide stärken das Immunsystem.
Mittagsschlaf
Mit einem langen, gemütlichen Mittagsschlaf ging mein perfekter Tag im Januar 2020 zu Ende.
Und jetzt ihr…
- Wer von Euch gönnt sich auch manchmal Zeit nur für sich, nach Lust und Laune?
- Wenn nein, was hält Euch davon ab?
- Hättet Ihr Lust darauf, einen „Tag für Euch“ regelmäßig in Euer Leben einzubauen?
Ich freue mich über Rückmeldungen in den Kommentaren, per e-mail oder auch auf Facebook oder Instagram!
Eure Maike
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Herrlich liebe Maike, mich hat schon das Lesen dieses Tages entschleunigt!
Einen ganzen Tag leiste ich mir selten, aber ich achte schon darauf, dass ich im Familientrubel nicht zu kurz komme. Mein persönliches kleines Ritual ist es, ganz in Ruhe eine Tasse heißen Kakao zu trinken.
Gerne mehr davon!
Ich wünsche Euch einen tollen Urlaub und freue mich schon auf viele schöne Eindrücke aus Sizilien.
Liebe Grüße aus dem schönen Kraichgau,
Nadin
Liebe Nadine, danke!! Ich freue mich auch schon auf meinen nächsten perfekten Tag. Und eine Tasse Kakao – großartig. Ich bin erst vor Kurzem darauf gekommen, dass ich das ja auch mal trinken darf. Ich freue mich auch auf Sizilien 🙂 Morgen geht’s los….