Leben will ich, nicht Verdruss: Wochenende in Bildern 17./18. Juli 2021

Dieses Wochenende haben wir fast nur geräumt und geputzt. Am Samstag auf dem Land fast 10 Stunden lang, am Sonntag in Berlin den ganzen Vormittag. Stattdessen hätte ich liebend gern mit trocken Brot in einem “Himmelbett im wilden Hag” gelegen, ganz minimalistisch und naturverbunden. Darum habe ich als Gegensatz dieses Gedicht von Robert Louis Stevenson herausgesucht, das im “Tagebuch der Edith Holden” steht:

Tja, so minimalistisch ist unser komplexes modernes Leben mit Kindern halt nicht, auch wenn man es sich noch so sehr wünscht. Ich halte es ja schon so einfach wie möglich (wenig Termine, wenig Action, viel Resonanz durch Verbundenheit mit Natur und kreativem Schaffen), aber manchmal muss eben doch plötzlich eine Menge weggeschafft werden. So war das bei uns an diesem Wochenende.

Aber ein wenig Leben war definitiv auch dabei. Und natürlich auch Mitgefühl und Betroffenheit angesichts der schrecklichen Überschwemmungen und den damit einhergehenden Tragödien in Westdeutschland.

Der Bericht ist wie jedes Wochenende verlinkt bei Große Köpfe.

Samstag, der 17. Juli 2021

Das war der Sonnenuntergangshimmel von Freitag Abend, den ich einfach mit ins Wochenende nehmen muss, weil der Streifen unter den Wolken so schön orange war. Dieser Sonnenuntergang hat das Wochenende eingeläutet.

Dieses Bild von unserer Küche auf dem Land steht für 9 Stunden fast ununterbrochenes Aufräumen und Putzen von 6 bis 15 Uhr. Weil unsere Ferien hier auf dem Land enden und das Haus ab heute Nachmittag an Gäste vermietet wird, muss alles picobello aufgeräumt und sauber gemacht werden. Wir packen natürlich auch unsere Sachen, räumen Zeug in den Schuppen und räumen ganz allgemein gründlich auf. Das tut natürlich gut nach drei Wochen Lotterleben im Haus. Wir schätzen es deswegen, das Haus manchmal an Freunde oder Freundesfreunde zu vermieten, weil wir dann einen Anlass haben, regelmäßig für Ordnung zu sorgen. Auch Renovierungen und Verschönerungen gehen wir aus diesem Grund motivierter an.

Tadaa, eine der Verschönerungsmaßnahmen, die wir in den letzten Wochen durchgeführt haben: Ich habe die Holzpaneel-Wand in der Küche taubenblau gestrichen.

In Wirklichkeit ist die Farbe ein wenig dunkler als auf dem Bild.


Der Samstag vergeht mit Räumen, Putzen und Nach-Hause-Fahren.

Zu Hause in Berlin finden wir eine chaotische Wohnung vor. Im Juni wurde in unserem Haus ja eine neue Heizungsanlage eingebaut, so dass wir vorübergehend in eine Ersatzwohnung ziehen mussten. Eigentlich war versprochen worden, dass wir unsere Wohnung picobello aufgeräumt und sauber vorfinden würden, wenn wir aus dem Urlaub zurückkommen. Aber offenbar ist der Firma, die für das Verputzen, Malern und Aufräumen angeheuert worden war, gekündigt worden. Deswegen stehen alle unsere Möbel noch in den Zimmern rum wie Kraut und Rüben. Die Schränke sind zum Teil ausgeräumt, weil sie wohl nur ausgeräumt zu bewegen waren. Überall liegen Haufen mit Zeug rum, überall ist es noch schmutzig und staubig von den Arbeiten. Manches ist sogar noch mit Planen abgedeckt.

Nicht so richtig toll, wenn man mit Haufen von Gepäck aus dem Urlaub zurückkommt und den ganzen Tag wie wild geputzt und aufgeräumt hat…

Deswegen nehmen wir uns einen Spruch von Donna Karan zu Herzen: “Es kommt darauf an, mitten im Chaos die Ruhe zu finden.” Ich habe ihn beim Googeln nach “Chaos Spruch” auf der Seite “Spruch des Tages” gefunden.

Wir richten schnell die Küche als halbwegs aufgeräumte Ruheinsel her, denn wir haben unsere Freundin mit ihrer Tochter eingeladen. Unsere Freundin ist die Patentante unserer Tochter und hat ein Kind im gleichen Alter. Außerdem sind sie die Adoptionsfamilie eines unserer Hundewelpen, den sie natürlich auch mitbringen.

Beim gemeinsamen Abendessen vergessen wir den Wust um uns herum und finden wirklich die Ruhe mitten im Chaos.

Gegen 21 Uhr gehen wir in vereinter weiblicher Kraft mit der kleinen Tochter und den Hunden in der Wohnanlage spazieren.

Links der Welpe Lucy, rechts unsere beiden Hunde Emma und Oskar.

Wie immer verquatschen wir Erwachsenen uns. Die großen Mädels entscheiden um 22 Uhr, doch nicht bei uns schlafen zu wollen wie eigentlich geplant, sondern bei der Freundin. Unsere Tochter packt also noch ihren Übernachtungsrucksack, dann ziehen unsere Freundin, ihre Tochter und unsere Tochter mit dem Hündchen los.

Mein Mann und ich sind voll geschafft und schaffen es gerade noch, einen harmlosen Film auf arte.tv zu gucken, dann machen wir das Licht aus und schlafen sofort ein.

Sonntag, der 18. Juli 2021

Heute geht die Räumerei weiter. Denn wir wollen unser Haus natürlich wieder wohnlich haben. Das wäre eigentlich die Aufgabe der Trockenbau-Firma gewesen, aber es hilft ja nichts. Wir dokumentieren den Zustand nochmal (ist schon vor drei Wochen zusammen mit der Bauleitung gemacht worden). Dann streicht mein Mann die strategisch wichtigsten Wände, und wir stellen die Möbel wieder hin.

Die kleine Tochter bekommt derweil die Aufgabe, ihr Zimmer aufzuräumen, denn die Töchter haben einen Plan gemacht, den wir direkt in diesem Schwung umsetzen wollen: Die kleine Tochter bekommt das Kinderbett ihrer Schwester unter ihr Hochbett. Die Fast-Teenager-Tochter bekommt dafür unser altes kleines Sofa unter ihr Hochbett, wodurch eine Art Teenie-Zimmer entsteht, wie die Große sich das wünscht.

Kram aufräumen. Ich helfe mit. Ich muss wohl nicht betonen, dass es unter den Betten und in allen Ecken der Kinderzimmer unaufgeräumt und staubig ist, so dass wir zwei Stunden sortieren, aufräumen, ausmisten und umstrukturieren, bis alles wieder ordentlich und sauber ist.

Mein Mann stellt nach dem großen Aufräumen das Kinderbett im Zimmer der kleinen Tochter auf.

Unser altes graues Sofa bekommt einen hellrosa Bezug für das Sitzkissen (=ein altes Spannbettuch für die Babymatratze) und findet Platz unter dem Hochbett der großen Tochter.

Die große Tochter kommt mit der Freundin und dem Welpen wieder zu uns. Voller Freude wird das “neue Zimmer” in Besitz genommen, eingerichtet und dekoriert.

Die beiden großen Mädchen gehen in den Keller, um Deko für das “neue Zimmer” aufzustöbern. Tatsächlich finden sie einen alten goldenen Spiegel, den wir mal auf der Straße gefunden haben. Er wird rosa angemalt. Dafür muss Farbe gemischt werden, die Spiegelfläche abgeklebt werden usw. Die beiden machen das ganz großartig.

Tja, und was ist das? Das bin ich auf Voltigierpferd Don. Als ich 13 war, habe ich voltigiert und konnte also auf einem galoppierenden Pferd stehen. Ich finde heute dieses Foto, als ich wegen eines Puppen-Projektes Kinderbilder von mir anschaue.

Ich freue mich an den reifenden Tomaten auf unserer Terrasse.

Diese bizarren Blüten sind um unsere Terrasse herum aufgeblüht. Keine Ahnung, woher die kommen. Wahrscheinlich von einer Samenmischung, die ich mal ausgestreut habe.

Die kleine Tochter hat ihre Puppe gepuckt und trägt sie durch den Garten.

Wechsel des Szenarios: Ich bin zum Tee bei meinem Patenkind eingeladen. Es gibt Köstlichkeiten von der Patisserie chez Sébastien, wo es die besten kleinen französischen Süßigkeiten und die besten Croissants Berlins gibt.

Mein Patenkind spielt Gespenst, ich muss mich ängstlich von dem Gespenst verfolgen lassen und dann ganz erstaunt sein, dass sich unter dem Tuch ja mein Patenkind befindet. Immer und immer wieder. Und die Kleine lacht sich tot. Immer und immer wieder. Super goldig.

Später gehen wir noch zusammen raus. Hier rennt mein Patenkind über den Mauerstreifen an der Bernauer Straße. Im Hintergrund lauschen junge Leute einem Guide, der die Ereignisse und Hintergründe um die Geschichte der Mauer an dieser Stelle erläutert.

Dieses schöne Roggenfeld befindet sich auch auf dem Mauerstreifen, als Symbol für das Leben.

Ein zauberhafter Gemeindegarten mit Wildblumen und Apfelbaum hinter der neuen Versöhnungskirche am Mauerstreifen.

Die Mama meines Patenkindes führt uns an einen geheimen Ort in der Nähe des Mauerstreifens. Einen weiteren schönen Garten, der jedermann zugänglich ist, der ihn kennt. Hier wachsen Brombeeren.

Manche Brombeeren sind noch Blüten.

Rosen gibt es auch.

Und Hortensien.

Wir halten uns fast zwei Stunden in dem schönen, weitläufigen Garten auf, spielen Fangen, werfen Steine in einen Brunnen und pflücken reife Sauerkirschen. Dann sind wir alle müde und gehen in unsere Zuhauses.

Ich sitze noch mit meinem Mann auf unserer Terrasse, mache Abendbrot und schreibe dann diesen Beitrag.


Die vierte Sommerferienwoche, die morgen anbricht, verbringen wir in Berlin. Mein Mann arbeitet ab morgen früh wieder. Auch ich würde sehr gern ein wenig arbeiten; ich habe viel auf der Liste. Morgen steht aber erstmal ein Zahnarzttermin für eins der Kinder an, was immer mit viel Aufregung einhergeht.

Und dann habe ich noch eine kleine bittere Pille für diejenigen, die sich jedes Wochenende auf meine “Wochenenden in Bildern” freuen: Ich werde ab jetzt nicht mehr jedes Wochenende ein WiB schreiben. Konkret heißt das, ich möchte mich weitgehend auf die Wochenenden beschränken, die wir auf dem Land sind, weil unsere Berliner Wochenenden immer sehr ähnlich ablaufen.

Aber Trost gibt es auch: Ich möchte wieder bei “12 von 12” mitmachen. Das ist eine schon seit vielen Jahren bestehende Blogparade, bei der Blogger verschiedenster Couleur jeden 12. des Monats 12 Bilder vom Tag posten. Das finde ich spannend, weil man dadurch auch mal den schnöden Alltag einfängt.

Jetzt wünsche ich allen Leser*innen, dass es entweder kein Chaos um Euch herum gibt, oder Ihr Euch eine Ruheinsel im Chaos schaffen könnt. Und dann, dass es Euch gelingt, das Chaos wieder zu beseitigen. Das muss ja nicht von heute auf morgen sein, man kann es ja langsam und Schritt für Schritt tun. Oder in einem Ruck, wie wir dieses Wochenende. Kann auch gut tun.

Außerdem wünsche ich Dir eine gute neue Woche, hoffentlich ohne Starkregen, Überschwemmung und andere schreckliche Unglücke, sondern mit ein bisschen Sonne. Zu diesem Thema hab ich nur eins zu sagen: #cduabwählen. Sorry für die Klarheit, aber diese Partei ist rückwärtsgewandt und doppelzüngig, ganz besonders, was die Klimapolitik betrifft. Und die gehört dringend ganz oben auf die Agenda.

In der Hoffnung, dass Du das verstehst und teilst,

Deine Maike

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5 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Pingback: Glücksmomente des Monats Juli 2021 - feinslieb

  2. Liebe Maike,
    wie Schade! Ich hoffe ihr seid ganz ganz oft auf dem Land. Ich habe mich immer sehr auf deinen Beitrag und die tollen Bilder gefreut.
    Herzliche Grüße und eine angenehme Woche in Berlin,
    Marie

    • Es wird immer noch fast jede Woche WiBs geben! Nur manchmal werde ich aussetzen! Ich freue mich, dass Du sie so gern liest, danke für die Rückmeldung!
      <3 Maike

  3. Liebe Maike!

    Nur ganz kurz: die Blüten sind von Kartoffeln. Einfach stehenlassen und wenn die Blätter komplett verwelkt sind, vorsichtig runtergraben und sich freuen.

    Ich freue mich immer an deinen Beiträgen und schätze besonders deine Idee mit dem einleitenden Gedicht. So bringst du etwas Poesie in mein Leben! Aber 12 von 12 wird bestimmt auch nett.

    Ihr seid sehr fleißig gewesen, gut schauen die Kinderzimmer jetzt aus!
    Alles Liebe und genießt noch die Ferien,
    Heidi

    • Lieber Heidi, Wahnsinn, Kartoffeln!! Danke für die Info! ich wusste gar nicht, dass Kartoffelblüten so aussehen! Jetzt freue ich mich auf eine kleine Ernte! Danke tausendmal für die Info!
      Die Gedichte bleiben erhalten! Ich mache ja weiterhin Wochenenden in Bildern mit Gedicht, aber vielleicht nicht jede Woche.
      Liebe Grüße,
      Deine Maike

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