Es war so richtig typisch November an diesem Wochenende auf dem Land. Es war trüb, kalt, nieselig und grau. Zwar kam für einzelne Momente mal die Sonne durch, aber wirklich nur für Momente. Nachdem es letzte Woche noch richtig herbstlich war, hat an diesem Wochenende fühlbar und sichtbar die Wende stattgefunden: Es ist jetzt nicht mehr herbstlich, sondern adventlich. Fast alle Bäume sind plötzlich kahl. Es riecht feucht. Der Abend bricht früh herein. Und was draußen grün ist, sind vor allem Nadelbäume.
Obwohl es draußen eher un-einladend war, sind wir viel draußen gewesen. Spaziergänge machen ja gerade dann Spaß, wenn man etwas durchgepustet, mit kalten Händen und roten Wangen nach Hause kommt und sich am Feuer wärmen darf. Außer Spaziergängen haben wir gespielt, gestrickt, einen Adventskranz geflochten und den Krippenweg für hier auf dem Land aufgebaut.
Die Phrase aus der Überschrift stammt aus diesem kleinen Text von Peter Hille:
Das „schön gestaltete Schweben“ beziehe ich nicht nur auf die wenigen Blätter, die jetzt noch durch die Luft schweben, sondern vor allem auf den Schwebezustand zwischen Herbst und Advent, den ich dieses Wochenende gefühlt habe. Der Advent: „Gütig nah ist es“.
Samstag, der 21. November 2020
Ich bin ja schon seit Mittwoch auf dem Land. Gestern, am Freitag, ist die Familie nachgekommen. Gleich nach Schulschluss sind sie hierher losgebraust.
Wie jeden Morgen erstmal mit den Hunden raus. Wir räumen auf dem Waldweg einige Äste beiseite, die von einer Fäll-Aktion hier liegen geblieben sind.
Die Bäume am Feldrain sind jetzt plötzlich kahl.
Wir folgen den Tierpfaden, die man hier sehr gut erkennen kann. Es gibt in der Gegend viel Wild, und die laufen scheinbar immer die gleichen Strecken. Heute kreuzt unseren Weg eine große dunkelbraune Hirschkuh. Sie springt gerade mal 100 Meter vor uns quer durch den Wald. Aber sie ist ganz allein. Jedenfalls sehen wir nirgends einen ihrer Artgenossen.
Plötzlich kommt mal kurz die Sonne durch und erhellt den diesigen Schleier, der über allem liegt.
Die Mädchen richten zu Hause das neue Schleich-Baumhaus ein, das die kleine Tochter von ihrem Onkel zum Geburtstag bekommen hat. Sie haben viel Zubehör und Möbel aus Salzteig gemacht, das jetzt alles seinen Platz findet. Hundenäpfe mit Futter, Schalen und Teller, Betten, Kissen, Hocker und andere kleine Sachen.
Manchmal verstehen wir nicht, wo die Hunde sich so niederlassen. Denn das sind manchmal sehr ungemütliche Stellen. Hier die Türschwelle.
Vom Hundespaziergang habe ich Moos mit kleinen Pilzchen mitgebracht. Das kommt nun als kleine Dekoration mit Kerzen und ein paar Zapfen in Gläser. Hinten in der Vase befinden sich Lärchenzweige mit Zapfen, die wir auf unserem Grundstück finden.
Ich mag die kleinen Pilze im Moos.
Die große Tochter und ich gehen auf dem Grundstück Zweige von Nadelbäumen holen. Die Tochter möchte einen Adventskranz flechten. Gestern hat sie das in der Schule in Gartenbau gemacht und möchte es sofort nochmal ausprobieren. Mir wird jetzt erst so recht klar, dass nächstes Wochenende schon der 1. Advent ist.
Die Tochter weiß genau, welche Art von Zweigen sie braucht. Glücklicherweise haben wir Nadelbäume aller Arten auf dem Grundstück, von Weymuth-Kiefer über Lärche bis hin zu Fichten, Kiefern, Tannen und Eiben. Für den „Grundkranz“ entscheidet sie sich für Eibe, denn die ist biegsam. Für außen möchte sie weiche Tanne. Sie schneidet, ich trage den Korb.
So ein hübscher Anblick (damit ist das Bild von den Pilzen im Moos gemeint). Die Natur ist wirklich zu jeder Jahreszeit schön.
Mit vollem Korb zurück ins Haus.
Die Tochter flicht den Adventskranz.
Sie macht das sehr geschickt.
Während die Tochter flicht, sprechen wir über dies und das. „Das wird das erste Weihnachten für Emma,“ sagt die Tochter (Emma ist unsere kleine Hündin, die erst im Juni geboren wurde). Darüber kommen wir auf das Alter von Oskar, unserem 2-jährigen Hund. Und mir fällt plötzlich auf, dass er genau heute seinen zweiten Geburtstag feiert…
Die Kinder sind untröstlich, weil wir Oskars Geburtstag vergessen haben. Sofort wird er geherzt und ein Lied für ihn angestimmt. Mein Mann beschließt, mit der kleinen Tochter in die Kreisstadt zu fahren und wenigstens einen Knochen für Oskar zu kaufen. (Außerdem brauchen wir noch zwei, drei Sachen, wenn wir nicht bis morgen Abend nur Kartoffeln essen wollen).
Die große Tochter und ich beschließen wiederum, richtig, richtig lang mit den Hunden spazieren zu gehen. Denn außer mit Knochen macht man unserem Oskar damit die größte Freude.
Die Tochter und ich machen eine große Runde durch den Wald, dann über die Landstraße ins Dorf und schließlich zu uns zurück. Wir quatschen, lachen und haben große Freude mit den Hunden, die wie toll durch den Wald pesen. Die kleine Emma sieht aus wie ein wackelndes Puschel, wenn sie über die Wege flitzt.
Als wir zu Hause ankommen, sind wir gut durchgefroren. Die Tochter nimmt ein Bad und macht auf meinen Tipp hin ein Efeu-Peeling, das sie total super findet. Danach sitzt sie vor dem Ofen, trinkt Kakao und liest. Ich stricke eine Puppenmütze, weil ich die rosa Mütze für Gabrielle nicht optimal finde. Wir finden es sehr gemütlich am Ofen.
Die Hunde sind nach den beiden Spaziergängen total müde.
Draußen ist es trüb, der Himmel ist grau. Aber die Berberitzenhecke leuchtet noch.
Nach dem Mittagessen machen wir einen Mittagsschlaf. Einfach toll. Ich liebe Mittagsschlaf. Es tut mir so gut.
Als wir aufwachen, ist es schon fast dunkel. Hier dämmert es ja schon gegen 15:30 Uhr, besonders, wenn es wolkig ist.
Wir spielen viele Runden „Schnappt Hubi“, das Ravensburger Spiel des Jahres 2012. Unsere Töchter haben sich das Spiel schon lange gewünscht. Und wisst Ihr, wie wir jetzt zu diesem Spiel gekommen sind? Eine Leserin des Blogs hat es uns spendiert! Sie fragte, worüber meine Kinder sich freuen würden, und da hat sie es uns geschickt. Für mich hatte sie auch ein ganz, ganz tolles Geschenk. Wir sind total hin und weg von dieser lieben Tat. Und die Kinder LIEBEN das Spiel. Es ist ein kooperatives Spiel, bei dem man als Gruppe ein Schlossgespenst aufspüren muss. Das Spiel ist eine Mischung aus „Scotland Yard“ und „Das verflixte Labyrinth“. Die Kinder sind hoch begeistert. Wir spielen bis zum Abendessen.
Die Kinder bekommen einen „Leckerteller“ und essen ihn ratzeputz auf. Während mein Mann die Kinder ins Bett bringt, nähe ich eine Leggins und eine Bluse für Puppe Gabrielle fertig. Sie soll ein Outfit haben, das man vielseitig kombinieren kann. Sie hat ja schon einen Rock, ein T-Shirt und eine Strickjacke, außerdem Schuhe aus Wollfilz und Söckchen.
Mein Mann und ich essen, als die Kinder schlafen. Ganz in Ruhe, mit Kerzenschein und einem Glas Wein.
Sonntag, der 22. November 2020
Nach dem Frühstück machen wir alle einen langen Spaziergang in den Wald.
Aber als wir nach Hause kommen, sind die Kinder völlig erschlagen. Richtig groggy. Die kleine Tochter ist sowieso gesundheitlich angeschlagen, außerdem ist sie vor ein paar Tagen schlimm aufs Knie gefallen und hat beim Gehen immer noch leichte Schmerzen. Die Große scheint jetzt auch angeschlagen. Sie ist todmüde und ihr ist kalt. Wir platzieren die Kinder auf dem Sofa vor dem Ofen, hüllen sie in Decken und verwöhnen sie mit Lieblingsessen (=Nudeln).
Ich lese aus den „Erzählungen“ von Astrid Lindgren vor, aus dem Buch, das ich schon als Kind hatte. Ich habe es mir damals auf dem Flohmarkt gekauft. Und ich habe die Geschichten so oft gelesen, dass mir jeder einzelne Satz innig vertraut ist. Wir lesen heute „Unterm Kirschbaum“ und „Lotta zieht um“. Und zwar jede Geschichte zwei Mal.
Später stellen wir in Gemeinschaftsarbeit einen Himmel für unseren Krippenweg her. Der Krippenweg ist eine Art nicht-materieller Adventskalender (der Link führt zu meiner Liste mit 10 nachhaltigen Ideen für Adventskalender ohne kleine Klimbim-Geschenke). Beim Krippenweg gehen Maria und Josef jeden Tag ein Stück weiter in Richtung Krippe. Dafür gestaltet man eine Landschaft, die sich im Laufe des Advents immer mehr mit Figuren, Tieren usw. bevölkert.
Bei uns gibt es zusätzlich einen Himmel, auf den im Advent jeden Tag ein weiterer Stern geklebt wird. Mein Mann sägt die Form aus einem Sperrholzbrett, die ich aufgezeichnet habe. Die kleine Tochter bemalt es mit blauer Farbe.
So sieht der Krippenweg nach dem Trocknen des Himmels aus. Als Sterne habe ich versuchsweise mal ein paar Holzsterne aufgeklebt. Die kommen vor dem ersten Advent wieder weg und werden dann nach und nach angeklebt.
Die Mütze von gestern ist zu klein für Gabrielle. Deswegen fange ich eine neue Mütze an. Gut Ding will Weile haben.
Wir machen einen späten Mittagsschlaf, so dass wir erst kurz vor Sonnenuntergang aufwachen.
Ein schöner Abendhimmel, fotografiert aus dem Esszimmer-Fenster.
Unsere Mädchen hatten zwar viel Ruhe heute, aber sie sind beide angeschlagen. Wir merken das daran, dass sie beide total schlecht gelaunt und empfindlich sind und auf gar nichts Lust haben. Außerdem geraten sie wegen Kleinigkeiten in Streit. Es gelingt trotz aller Aufmerksamkeit und Wahrnehmung ihrer Stimmungen nicht, die beiden friedlich zu stimmen. Beide sind am Rande ihrer Kräfte.
Am besten ist es in einem solchen Moment, die beiden zu trennen, auch wenn sie am liebsten weiter aufeinander herumhacken würden.. Die Große findet maulend ein bisschen Frieden im Zeichnen, ich lese der Kleinen im Nebenzimmer vor. Aber nach kurzer Zeit sagt sie „Mama, mein Gedankenkarussell hat gerade angehalten, und das will jetzt nicht mehr zuhören. Da ist ein Gedanke herausgesprungen, der möchte jetzt was machen.“
Wir versuchen nochmal eine Runde „Schnappt Hubi“, aber die beiden Mädchen können nicht mehr. Sie sind nicht mehr in der Lage, sich zu konzentrieren und sinnvoll zusammen zu arbeiten. Die eine muss sich die ganze Zeit schneuzen, die andere hat Kopfschmerzen.
Weil aber der Kartoffelgratin im Ofen noch eine halbe Stunde braucht, schlage ich vor, dass die beiden so lange einen Film schauen. Sie dürfen sich einen Tierfilm auf ARTE.tv anschauen und entscheiden sich für einen Film über Wale und Delfine. Ich schaue den schönen Film mit und stricke dabei die Puppenmütze fertig. Die Mädchen sind total fasziniert von den Walen.
Nach dem Abendessen gehen sie völlig erledigt ins Bett und schlafen sofort ein. Wir haben schon am Nachmittag entschieden, dass sie morgen nicht zur Schule gehen werden. Sie wirken beide nicht gesund. Also haben wir beschlossen, erst morgen nach Berlin zurück zu fahren, um den Kindern die Rückreise heute zu ersparen.
Ich mag Gabrielle neue Mütze mit dem herbstlichen Farbverlauf.
Und damit schließe ich dieses Wochenende in Bildern.
Morgen fahren wir nach Hause nach Berlin und werden schauen, dass unsere Mädchen gesunden.
Ich habe wie immer viel zu viel auf meiner To Do-Liste in dieser Woche. Ich bete nur, dass die Schule nicht in den Lockdown geht. Denn wenn die Kinder rund um die Uhr zu Hause sind, schaffe ich einfach nicht viel. Und ich habe so viel vor!
Ich hoffe, bei Dir ist die Lage halbwegs entspannt. Ich habe nur einen ganz kleinen Trost für uns alle: Der November ist kein schlechter Monat, auch wenn er einen schlechten Ruf hat. Er steht in Hinblick auf die Martinslegende für Geben und Nehmen. Beides darf man, je nachdem in welcher Lage man ist. Und in Hinblick auf die fallenden Blätter und das Sterben in der Natur steht der November für das Loslassen von Dingen, die nicht mehr wichtig sind. Der November richtet den Blick auf das Innere. Auf die Seele. Auf unsere Herkunft und unser Erbe. Das darf positiv und Gewinn bringend ergriffen werden. Auch der Skorpion, der jetzt als Sternzeichen Saison hat, ist nicht so schlecht wie sein Ruf. Er ist halt tiefsinnig und direkt. Aber das muss ja nicht schlecht sein. Bemerkungen, die von anderen gern kränkend oder verletztend aufgefasst werden, sind vom Skorpion jedenfalls oft nicht böse gemeint. Er trifft aufgrund seiner Tiefsinnigkeit halt oft ins Schwarze und merkt manchmal nicht, dass das anderen weh tut. Denn er selbst ist mit den Tiefen und Abgründen seiner Seele vertraut, wenn auch manchmal eher intuitiv als bewusst. Und er kommuniziert halt auch mit anderen gern auf dieser Ebene. (Nur zur Info: ich bin Sternzeichen Wassermann, aber irgendjemand hat mal ausgerechnet, ich sei Aszendent Skorpion… ich weiß bis heute nicht, ob das stimmt, aber auch mein Vati ist Skorpion und ich habe mehrere Skorpione geliebt. Deswegen habe ich mich ein bisschen mit dem Sternzeichen befasst und es lieb gewonnen, wie den von vielen ungeliebten November).
In der Hoffnung, dass meine Worte etwas in Dir zum Klingen bringen, und sei es noch so klein, wünsche ich Dir eine gute Woche!
Deine Maike
Dieser Beitrag ist wie immer verlinkt bei dem schönen Berliner Familienblog „Große Köpfe“, wo jede Woche die Wochenenden in Bildern verschiedener Blogger gesammelt werden.
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Pingback: Glücksmomente der Woche vom 19. bis 25. November 2020 - feinslieb
liebe maike, wie gerne lese und schaue ich bei dir….ich habe dann das gefühl ich bin mitten bei euch dabei. danke dafür.
fühl dich gedrückt
annette
Liebe Annette, Du bist sowieso die Beste! Tausend Herzen an Dich! <3 <3 <3
Hallo liebe Maike,
eure Wochenenden in Bildern und deine anderen Beiträge lese ich einfach ganz besonders gerne! Ich schöpfe daraus immer wieder neue Impulse für unser (Familien-) Leben und wollte mich dafür mal bedanken, für deine Worte und Bilder und das du uns teilhaben lässt. Dein Blog ist einfach inspirierend und wunderbar „heimelig“.
Viele Grüße, Emma
Liebe Emma, vielen lieben Dank für Deine Worte, das freut mich sehr! <3 Ich hoffe, ich kann Euch weiter inspirieren! Liebe Grüße an Dich!