Ballt sich der Herbstrauch: Wochenende in Bildern 7./8. November 2020

Auf dem Land waren wir, in unserem Bullerbü-Häuschen. Das Haus war das ganze Wochenende, ganz typisch für den Monat November, von Nebel eingehüllt. Draußen war es also feucht und kühl. Aber die gelben Blätter leuchteten vor dem verschwommenen Nebel-Grau umso kräftiger.

Wir waren mit den Hunden spazieren und haben gekocht, gebastelt, genäht, gestrickt und gespielt. Außerdem haben wir natürlich die Stimmenauszählung bei den US-Wahlen verfolgt und uns am Samstag Abend über den nun sehr wahrscheinlichen Sieg Joe Bidens und seiner Vize Kamala Harris gefreut. Ihr gehört ja mehr Aufmerksamkeit als sie bekommt, denn sie und ihre Mitstreiter*innen haben Joe Bidens Nominierung erst ermöglicht.

Die Phrase aus der Überschrift stammt aus dem Gedicht „November“ von Theodor Kramer (1897 – 1958):

Dieser Beitrag ist verlinkt beim Berliner Familienblog Große Köpfe.

Samstag, der 7. November 2020

Wir sind schon seit gestern Nachmittag auf dem Land. Als wir heute wie immer gegen 6:30 Uhr aufwachen, verhüllt leichter Nebel die Umgebung.

Ich gehe direkt mit den Hunden raus und atme die feuchte, frische Luft ein.

Viele Bäume sind noch voll goldenen Laubs. Schon seit vielen Jahren beobachte ich, dass nicht der ganze November grau, tot und blattlos ist wie das Klischee es behauptet. Bis mindestens Mitte November leuchten zumindest im nördlichen Deutschland noch kräftig die bunten Farben.

Heute ist es trüb und diesig. Nur die Blätterfarben leuchten.

Diesen herrlichen Steinpilz hat leider keiner gepflückt. Jetzt ist er alt und kann nicht mehr verzehrt werden.

Ich liebe Fliegenpilze, und es gibt so viele davon auf unserem Grundstück. Ich muss sie einfach manchmal fotografieren.

So gemütlich sieht das Esszimmer aus, als ich vom Spaziergang nach Hause komme. Mein Mann hat überall Kerzen angemacht und natürlich das Feuer im Ofen entzündet. Wir heizen hier auf dem Land ja nur mit den Holzöfen. Eine andere Heizung gibt es nicht. Und falls jemand sich fragt, ob das ausreicht: Ja, absolut! Es wird wunderbar warm mit den Öfen. Sogar im kältesten Winter sorgen die Holzöfen für mollige Wärme. Mein Mann gehört zu den Menschen, die sich unter 23°C nicht wohl fühlen. Und er ist sehr glücklich hier mit der Heizsituation.

Das ist der aktuelle Blick aus dem „Schrankzimmer“ in den Garten. Das „Schrankzimmer“ heißt so, weil da eigentlich nur 2 Schränke stehen. Dort ziehen wir uns an und um.

Es folgt eine lange, gemütliche Zeit auf dem Sofa mit Tee und Kindern. Wir stricken, kuscheln mit den Hunden und miteinander, die Kinder essen ihr Morgenmüsli und Butterbrote, und ich lese lange, lange vor. Und zwar „Das Wirtshaus im Spessart“ von Wilhelm Hauff, das ja eigentlich eine Rahmengeschichte für verschiedene kleinere Geschichten ist. Heute lesen wir die Geschichte vom Hirschgulden, die ich selbst noch nicht kannte.

Die Geschichten sind eher etwas für die größere Tochter, aber die kleine Tochter hört trotzdem aufmerksam zu. Die Geschichte vom Hirschgulden über einen guten und zwei gierige, geizige Brüder fasziniert auch sie. Ich stelle fest, dass die Geschichte Wasser auf meinen Mühlen ist. Denn Gier und Geiz kann ich gar nicht leiden.

Ich habe diese Mütze für Puppe Gabrielle gestrickt, die übrigens noch ein Zuhause sucht. Sie soll eventuell noch eine Hose und einen Pulli bekommen. Aktuell hat sie einen feinen Rock, ein weißes Jersey-Shirt und eine warme Strickjacke. Und jetzt die Mütze.

Nach der langen Sofazeit lüften wir uns alle draußen. Ich pflanze mit der kleinen Tochter viele Zwiebeln für verschiedene Frühlingsblumen ein, wir machen einen Spaziergang übers Grundstück und schauen, was sich getan hat. Überall wachsen Pilze und verschiedenes Moos. Alles ist feucht. Das ist beruhigend nach den beiden viel zu trockenen Sommern.

Unter einer Kiefer finden wir einen schönen jungen Steinpilz, der perfekt, frisch und gerade richtig groß für ein Carpaccio ist.

Das ist ein Spinnennetz über der Blüte einer wilden Möhre, mit vielen Wassertropfen. Ich freue mich immer, wenn ich solche Zauberwerke der Natur entdecke.

Hier wird es schon gegen 17 Uhr dunkel. Wir machen einen Spaziergang durch die neblige Dunkelheit, und es ist voll Halloween-mäßig. Wir hören sogar ein Käuzchen schreien. Der Nebel wabert lautlos hinten auf dem Feld und zwischen den Baumstämmen. Herrlich. Wir gruseln uns alle ein klein bisschen, aber es ist toll.

Das ist mein Lieblingsbild. Es gibt die schaurige Stimmung besten wieder.

Wieder zu Hause und im Licht, spielen wir Maumau.

Der Steinpilz wird als Carpaccio angemacht und soll bis morgen in seiner Marinade ziehen.

Ich nähe noch kleine Schuhe aus festem Wollfilz für Puppe Gabrielle:

Das Wetter lockt keinen Hund hinterm Ofen hervor.

Als die Kinder im Bett sind, erfreuen mein Mann und ich uns an der wunderbar parteiischen Berichterstattung von CNN. Und dann noch mehr, als wir probeweise einmal (und zum ersten Mal!) Foxnews schauen und feststellen, dass der bis dato treue Trump-Sender seinen Günstling offenbar komplett fallen gelassen hat. Auch bei Fox berichtet man erstaunlich erfreut über die Wahl Joe Bidens. Da hängt man entweder das Fähnchen nach dem Wind, oder man freut sich, dass jemand, der sogar die Rechtmäßigkeit des ganz normalen Vorgangs der Stimmenauszählung in Frage stellt, endlich abgewählt ist.

Sonntag, der 8. November 2020

Der heutige Tag startet noch nebliger als der gestrige.

Mein Mann und ich gehen mit den Hunden raus und freuen uns an der schönen November-Stimmung.

Tropfen und Spinnen-Spuren.

Zu Hause wird wie gestern lang mit den Kindern gekuschelt, Tee getrunken und vorgelesen. Heute „Das kalte Herz“, das auch Teil des Märchens „Das Wirtshaus vom Spessart“ ist. Aber wir brechen nach einer halben Stunde ab, weil die kleine Tochter diese Geschichte zu gruselig findet. Sie bevorzugt den „Brombeerhag“. Seufz. Das haben wir vielleicht schon hundertmal vorgelesen. Ich hätte „Das kalte Herz“ so gern zu Ende gelesen. Schon weil es so gut zur Jahreszeit passt. Und weil ich mich dem Schwarzwald heimatlich verbunden fühle, denn meine Mutter stammt von dort.

Nach dem Frühstück möchte die große Tochter Salzteig machen, denn sie möchte Utensilien für die Schleich-Figuren herstellen. Die kleine Tochter hat von der Omi ein Seligkeitsding zum Geburtstag bekommen, nämlich einen Bauernhof von Schleich, mit Wohnhaus und Scheune. Für die menschlichen und tierischen Bewohner stellen die Töchter allerlei Hilfreiches aus Salzteig her: ein Hundebett, eine Badewanne, ein Regal, einen Sessel, Kissen, Schüsseln, Teller, Brot, Brötchen, Hundefutter (winzig kleine Kügelchen, leider nicht im Bild), Pizza und noch mehr. Ich mache noch ein paar Kerzenständer für kleine Kerzen.

Zum Mittagessen gibt’s Ofenkartoffeln und Pilzcarpaccio mit Zitronenthymian und essbaren Blüten. Für die Kinder, die kein Pilzcarpaccio mögen (wie können sie nur!), gibt es Spinat (den sie sehr mögen).

Die Familie außer mir fährt nach dem Mittagessen zurück nach Berlin. Aber ich bleibe noch ein paar Tage allein hier auf dem Land in Klausur, um in Ruhe zu arbeiten. Ich liebe es und freue mich sehr darauf. Ich bin ein Mensch, die sehr gern allein ist. Ich brauche es regelrecht, wenigstens ab und zu. Und so bin ich total glücklich und dankbar, dass ich die Möglichkeit habe, gelegentlich ins Refugium hier auf dem Land zu gehen.

Als die Familie abgefahren ist, gehe ich mit den Hunden über die Felder. Es ist immer noch grau in grau bzw. grün und gelb. Hier der Wassergraben zwischen den Feldern und Kuhweiden.

Kühe im Nebel.

Ebereschen-Blatt mit Wassertropfen auf dem Rückweg.

Der Weg über das verwilderte Nachbargrundstück zu unserem. Diese kleine Buche mag ich sehr.

Und dann kuschle ich mich mit den Hunden aufs Sofa, stricke, schaue die Fotos und Gedichte durch und schreibe diesen Beitrag. Oben liegt unser guter Oskar schlummernd auf meinem Bauch, hinten hat sich die kleine Emma breit gemacht. Ist das schön.

Und so freue ich mich auf ein paar Tage Refugium auf dem Land, ganz nach meinem Rhythmus und meinen Bedürfnissen. Ich darf arbeiten, so lange ich will, ohne von Kinderkram unterbrochen zu werden. Ich darf essen, was nur mir allein schmeckt, ohne was extra für die anderen machen zu müssen. Ich kann ein paar Aufgaben abarbeiten, die sonst immer liegen bleiben (Fotos durchgucken und sortieren!)

Ich wünsche auch Dir, mein*e lieber*r Leser*in, dass Du den November mit all seiner speziellen Energie nutzen udn genießen kannst. Das Licht spielt eine Rolle. Außerdem, Gutes tun und Gutes annehmen (im Geist von St. Martin), Loslassen von Überkommenem (wie die Bäume das welke Laub), und die Akzeptanz unserer Endlichkeit. Und das bedeutet immer auch, dass wir das Leben feiern dürfen.

In diesem Sinne wünscht Dir eine sehr gute Woche

Deine Maike

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2 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Vielen Dank für die immer so schönen Wochenend-Berichte. Dieser hat mir besonders gut gefallen, ich konnte die Stimmung auf dem Land so richtig nachfühlen. Hier oben in Schwerin war es aber ein ganz anderes Wochenende: vieeel Sonne, kaum Wind (was sehr untypisch für unsere Region im Herbst ist) und damit wunderbare Gartenzeit. Ich habe die Gartengeräte winterfest gemacht, beinahe meditativ war das. Viele Grüße und dir noch schöne Tage auf dem Land! Maren

    • Liebe Maren,
      das hört sich voll schön an – Gartenarbeit in der Sonne!! Ja, mein Mann hat gestern erzählt, dass auf dem Weg nach Berlin plötzlich die Wolken weg waren und der Himmel blau. Ich sitze hier gerade wohl in einer Wolkensuppe. Liebe Grüße an Dich!

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