Das stille Geheimnis, Werden genannt: Wochenende in Bildern 20./21. Juni 2020

Das war ein träger, gemütlicher Sommeranfang hier zu Hause in Berlin. Mit Zahnarzt, Schwarzwälder Kirschtorte und Hundebabys. Ich finde, wir hätten den Sommeranfang etwas bewusster zelebrieren können, aber es hat sich irgendwie nicht ergeben. Gut, dass am Dienstag Johanni ist. Da können wir die Feier des Sommers nachholen. Ist sowieso der symbolischere Termin als der meteorologische Sommeranfang. Und unsere Kinder bekommen Zeugnisse, denn hier in Berlin beginnen ab Mittwoch die Sommerferien.

„Das stille Geheimnis, Werden genannt“: diese zum Sommeranfang und zur Symbolik von Johanni passende Phrase stammt aus einem Gedicht, das ich wie so oft zur Zeit dem frühen Tagebuch der Edith Holden entnommen habe. Als Verfasser*in ist nur „K.B.“ angegeben. Fr mich steckt im „Werden“ ja auch der Wandel, die Veränderung, was für mich herrschende Kräfte der Johanni-Zeit sind.

Das Wochenende in Bildern ist verlinkt hier bei Große Köpfe.

Samstag, der 20. Juni 2020

Hundespaziergang im vor Kraft und Grün strotzenden Wohnareal.

Der Himmel ist bewölkt, aber die Bäume voll ergrünt. Sogar der Walnussbaum direkt vor unserem Haus ganz rechts; der ist immer der letzte hier, der austreibt und Blätter bekommt.

Das Töchterlein ist im Schlafanzug und mit Gummistiefeln mitgekommen. Sie will nach dem Spaziergang noch ein bisschen im Schlafanzug bleiben. Es ist schließlich erst 6:30 Uhr. Und alle Menschen schlafen noch.

Als wir über den Garten wieder ins Haus gehen, naschen wir Himbeeren. Jeden Tag ernten wir zur Zeit ein Schüsselchen bzw. verputzen die Beeren direkt vom Strauch wie jetzt.

Zum Frühstück backt die kleine Tochter Pfannkuchen. Sie legt wie immer Wert auf ihre persönliche Geheimzutat: Eine Prise Zimtzucker auf den noch flüssigen Pfannkuchenteig in der Pfanne geben.

Aber nach dem Frühstück verzieht sie das Gesicht und sagt, sie habe Zahnschmerzen; und überhaupt sei da vor zwei Tagen etwas aus dem Backenzahn herausgebrochen… sie lässt ihre eigenen Pfannkuchen stehen und möchte lieber eine Bananenmilch. Das Kauen täte weh, sagt sie.

Mein Mann kommt nach Hause und wird von allen stürmisch begrüßt; er hat drei Tage auf dem Land verbracht, um zu gießen und zu zeichnen. Ich zeige ihm gleich meine selbst mit Mohnkapseln gestempelte Papeterie (hier mehr Bilder/Inspirationen und Tipps und Tricks). Mein Mann hat auf mein Geheiß nochmal einen dicken Strauß Mohnkapseln vom Land mitgebracht, denn ich will frische Kapselsträuße an diejenigen verlosen, die auch mit Mohnkapseln stempeln wollen.

Die Zahnschmerzen der kleinen Tochter sind etwas abgeflaut, aber so richtig gut geht es ihr nicht. Wir wollen eigentlich bis Montag warten, um zum Zahnarzt zu gehen, denn wir wollen auf keinen Fall am Wochenende in die Kinder-Notfall-Ambulanz des Virchow-Klinikums. Dort wartet man mehrere Stunden, wenn man nicht gerade schwer verletzt ist, und das Personal ist alles andere als begeistert, wenn man mit Lappalien ankommt.

Nach der Mittagspause essen wir den Rest Sachertorte, die die große Tochter vor drei Tagen gebacken hat (die kleine Tochter verzichtet dankend, aber sie mag auch gar nicht so gern Torte). Wir haben die Torte nach diesem sehr guten Rezept von der Website des Hotels Sacher in Wien gebacken. Dort heißt es, dass das Rezept nur „eine Annäherung an das Originalrezept“ sei, das natürlich geheim bleiben müsse. Ich grüble, was wohl an der Original-Sachertorte noch optimaler sein könnte als das veröffentlichte Rezept. Eigentlich denke ich, dass es tatsächlich das Originalrezept ist.

Eventuell könnte zusätzlich ein Hauch Orangenschale im Schokoteig dran sein. Oder etwas Speisestärke statt Mehl. Wir jedenfalls haben einen Hauch Orangenschale in den Teig getan, haben ein klein wenig Mehl durch Speisestärke ersetzt und sind mit der Marmelade sehr verschwenderisch gewesen. Wir haben statt Aprikosenmarmelade die Mirabellenmarmelade benutzt, die wir letztes Jahr gekocht haben. Und die Torte ist sehr gut geworden, auch wenn wir den Großteil an Nachbarn und Bekannte verschenkt haben. Denn wir hier essen eigentlich gar nicht so viel Torte. Aber die große Tochter backt so gern. Sie ist eigentlich die einzige, die jeden Tag von der Torte gegessen hat.

Die letzten beiden Stücke bringen wir auch einer Nachbarin mit.

Die Mädchen und ich verbringen köstliche Zeit mit den zweieinhalb Wochen alten Hundebabys der Nachbarin. Die Hündchen sind ja die Babys unseres Oskars, die er mit dem zarten Chihuahua-Bichon-Mischling der Nachbarin fabriziert hat. Hier Emmi, das Baby-Mädchen. Außer ihr gibt es noch den weißfelligen Knut. Die Hündchen haben erst gestern die Augen geöffnet, und sie lernen gerade zu krabbeln. Sie sind so süß. Meine Mädchen haben Herzchen in den Augen und die größte denkbare Freude.

Aiaiai…

Aber als wir nach Hause kommen, klagt die kleine Tochter wieder über Zahnschmerzen :-/ Bis Montag mit dem Zahnarzt warten ist keine Option mehr. Ich setze mich schnell an den Rechner, um zu schauen, ob noch ein Zahnarzt geöffnet hat. Und Berlin sei Dank, direkt ums Eck gibt es mehrere Zahnärzte, die samstags geöffnet haben. Es ist kurz vor 18 Uhr, und wir gehen nach einem Anruf in der nächsten Praxis gleich los.

Es stellt sich heraus, dass Samstag um 18 Uhr ein guter Zeitpunkt für einen Zahnarztbesuch in unserem Kiez ist. Als erstes müssen wir grinsen, als wir die Praxis betreten, denn gerade kommt ein junges Mädchen aus dem Behandlungszimmer, umarmt ihre Freundin und ruft aus: „Juhuuu! Ich kann wieder sprechen!“ 😀

Wir warten nur 5 Minuten, dann sind wir dran.

Tatsächlich hat die Tochter ein kleines Loch im Zahn. Beim „Saubermachen“ (=Bohren…) ist sie doch ein wenig angespannt, was man ihren Fingern hier ansieht. Aber im Nullkommanichts sind wir wieder draußen und die Tochter sehr, sehr erleichtert. „Das Bohren hat echt wehgetan, Mama,“ sagt sie. Aber sie hat im Behandlungsstuhl keinen Ton von sich gegeben. Sie erzählt, dass sie versucht hat, daran zu denken, wie es ist, wenn es vorbei ist, und dass dann alles gut ist. Kluges Mädchen.

Die ganze Zahnarzt-Aktion ab Recherche bis Wieder-zu-Hause, das heißt inklusive Wege hat gerade mal 40 Minuten gedauert. Wir sind alle froh und erleichtert, dass das so easy und schnell vonstatten ging. Wir haben im August den nächsten Zahnarzttermin in unserer eigentlichen Praxis, aber dort muss man immer ewig warten, auch wenn man einen Termin hat.

Mein Mann und ich gehen nochmal mit Oskar raus und bewundern die krassen Rosen, die aus einem Garten hier im Wohnareal über die Hecke hängen:

Zu Hause kochen wir den Kindern, was sie sich wünschen: Spiralnudeln mit Brokkoli-Sahne-Sauce. Das gibt es manchmal in der Schule. Beide Töchter essen es total gern. Ich versuche es so zu kochen, wie die Schulköchin es wahrscheinlich kocht. Ich kenne ihren Stil ein wenig, weil wir uns manchmal über Rezepte austauschen; sie hat einen Hintergrund in der Vollwertküche und kocht richtig super und kreativ.

Auch die kleine Tochter isst wieder mit Genuss.

Sonntag, den 21. Juni 2020

7:00 Uhr: Oskar ist zur Zeit immer sehr aktiv hier im Efeu, denn hier gibt es zwei Igel. Er gibt nicht auf, obwohl er die Igel natürlich weder jagen noch ärgern kann. Man muss ihn immer sehr energisch wegrufen.

Es ist regnerisch und kühl heute früh. Die kleine Tochter ist wieder mit dabei, wieder in Schlafanzug, Jacke und Gummistiefeln. Der linke Stiefel hat gedrückt, den trage aktuell ich.

„Zuhause“ lesen wir erstmal gemütlich auf dem Sofa. Das Buch wird von beiden Töchtern sehr geliebt. Es zeigt verschieden Arten von Behausungen, viele davon fantastisch und absurd (in einem Schuh, auf dem Mond, in Atlantis unter Wasser,…). Der Clou ist, dass man auf dem letzten Bild die Künstlerin in ihrem eigenen Zuhause sieht und erkennen kann, welche Objekte in ihrem Zeichenzimmer sie zu den verschiedenen Bildern inspiriert haben. Und auf jedem Bild findet man den gleichen Vogel, wenn man gut guckt.

Wir fangen auch nochmal mit dem wunderbaren „Geheimen Garten“ aus dem Verlag Urachhaus an. Die Illustrationen sind einfach wunderschön.

Mit der großen Tochter backe ich nach dem Frühstück eine Schwarzwälder Kirschtorte, nach dem Rezept meiner Oma aus ihrem uralten Rezeptbuch. Zunächst den Biskuit.

Dann wird ein Zitronenhähnchen angesetzt: in Knoblauch, Zitronenschale, Zitronensaft, Kräutern der Provence und Olivenöl mariniert. Und auf Kartoffeln im Ofen gebacken. Wer erkennt das missmutige Gesicht auf dem Foto?

Ein bisschen Johanni-Stimmung auf der Fensterbank.

Endlich komme ich dazu, Fotos von diesem Puppenjungen zu machen. Ich hatte ihn eigentlich für den Kindergarten gemacht, hatte aber aus Versehen eine Nase gestaltet, die die Erzieherinnen aus guten Gründen nicht wünschen. Deswegen ist dieser Puppenjunge zu haben. Falls unter den Leser*innen jemand ist, der/die Interesse an Mäxchen hat, darf sich gern an mich wenden. Kleidung stelle ich gern noch nach Wunsch her.

Während das Mittagessen im Ofen brutzelt, fange ich mit einer nasenlosen Puppe für den Kindergarten an.

Mittags klart es auf. Plötzlich ist der Himmel wolkenlos. Die Mirabellen an unserem kleinen Mirabellenbaum werden schon langsam reif. Jetzt kann man den Sommer ganz deutlich spüren.

Die ersten Clematis in unserem Garten sind aufgeblüht. Sie haben sich in einem Jahr schon ganz fein über unser selbst gebautes Rankgitter verbreitet.

Die große Tochter und ich basteln an der Schwarzwälder Kirschtorte weiter. Mein Mann und die kleine Tochter machen einen langen Spaziergang durch den Mauerpark und über verschiedene Spielplätze.

Dann nochmal auf Hundespaziergang mit mir.

Die Tochter pflückt ein lila Blümchen und steckt es mir hinters Ohr. Sie will mich dann unbedingt damit fotografieren.

Ich dagegen möchte nochmal die Sommerstimmung am Himmel hier im Wohnareal einfangen.


Am Mittwoch beginnen hier die Sommerferien. Wir haben noch einige Termine in der Stadt, bis wir zum Wochenende wieder aufs Land fahren und dort drei Wochen bleiben. Juhu! Wir freuen uns sehr.

Unser Plan sieht vor, dass wir Ende Juli für zwei Wochen auf Haustausch nach Südfrankreich fahren. Ob Corona uns noch einen Strich durch die Rechnung macht? Wir wissen es nicht. Wir hoffen, dass wir die Reise antreten können, denn wir freuen uns schon sehr darauf.

Tja, der Sommer ist da, und wir gehen weitere Schritte auf dem Rad des Lebens. Hoffentlich immer begriffen im Wandel, getragen vom Geist der Transformation und der Veränderung zum Guten.

Ich wünsche mir und Dir, dass der Sommer uns mit viel Sonne und Kraft beglückt, uns mit Wärme und Helligkeit durchtränkt, auf dass wir erfüllt, erhellt und transformiert in drei Monaten in die dunkle Jahreszeit eintreten können.

Liebe Leser*innen, lasst Euch bescheinen und beglücken!

Das wünscht Euch
Eure Maike

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7 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Pingback: Unser Haus auf dem Land Teil 2: Wie wir eine neue Wohnung in Berlin fanden - feinslieb

  2. Ich bin ganz berührt von deinen Worten, die du nach euren Plänen für den Sommer geschrieben hast.
    Denen möchte ich aus vollsten Herzen ein so sei es hinzufügen. Grüße dich ganz herzlich und wünsche einen Sommer, der uns alle trägt.
    Sandra

  3. Hallo Maike

    Wir haben verschiedene Texte gelesen, teils eher informativ ( die Großmutter kommt aus dem Allgäu ) und hat über Bräuche erzählt. Aus der Waldorschule der großen hatten wir die Geschichte von dem Sonnengott Balder gelesen, hierzu habe ich leider nichts dass ich dir schicken kann.
    Für die kleinen die Geschichte : Als die Junifee die Nacht heller machte, von Elke Bräunling
    Und dann noch : das johannisfeuer von Gerda Schmidt

    Findest du im Internet

    Ich hoffe damit konnte ich dir helfen und du findest etwas passendes für euch !!

    Lg nochmal,

    Martina

  4. Liebe Maike

    Danke für den tollen Beitrag zum Sommer. Wir haben gestern ( etwas vorgezogen da sich der Sonntag hierzu sehr gut angeboten hat ) Johannifest gefeiert. Wir waren mit der Familie und den Großeltern im Garten, haben ein großes Feuer gemacht, Johannisbeerkuchen gegessen und Johannisbeersaft getrunken, Geschichten übers Johannifeuer gelesen, zwischen drin Kirschen gepflückt und Kaffee getrunken. Die Kinder hatten alle großen Spaß und auch wir Erwachsenen kamen auf unsere Kosten. Später haben wir unsere Sorgen in Form von Beifusskraut im Feuer verbrannt und die Kinder übers Feuer gelupft. Auch singen durfte nicht fehlen. Und so haben wir lachend, lachend, lachend den Sommer begrüßt. Ich wünsche dir und allen anderen einen tollen Sommer und freue mich über weitere Beiträge.

    P.s. Der Puppenjunge ist auch wieder total hübsch !!!

    Lg

    Martina

    • Liebe Martina,
      lieben Dank für Deinen schönen Beitrag!! Das klingt ja ganz, ganz wunderbar, Euer Fest! Schöner kann es kaum sein zu Johanni, in Gemeinschaft, mit Feuer, Singen und Johannisbeeren! Ich habe eine Frage: Wo hast Du die Geschichten übers Feuer gefunden bzw. zum Thema Johanni? Ich suche immer nach solchen thematisch passenden, aber zu Johanni ist mir noch nicht so viel untergekommen. Ich würde mich über Suchtipps oder auch Online-Links freuen!
      Liebe Grüße, Maike

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