Wir waren auf dem Land, aber ich habe am Samstag nach Ankunft fast nur im Bett gelegen, weil mich in der Nacht eine richtig fiese Erkältung in Form von Schnupfen, Hals- und Kopfschmerzen erwischt hat. Es ist glücklicherweise kein Corona, wie mir mehrfache Test mitgeteilt haben.
Das Wetter war ziemlich novemberlich. Die Bäume sind bis auf die Eichen kahlgefegt. Regenwolken zogen über den Himmel, und es gab immer wieder Schauer. Der Wind ließ die Bäume knarzen. Nur für kurze Momente blickte die Sonne durch.
Aufgrund der Wetterlage und des gemütlichen Drinnenseins bei Holzofen-Wärme passt dieses Gedicht von Heinrich Seidel:
Samstag, der 20. November 2021
Ich wache sehr verschnupft auf. Mann und große Tochter sind schon seit gestern Nachmittag auf dem Land. Die kleine Tochter hat gestern bei uns ihren Geburtstag nachgefeiert (super Party) und ist seit 6 Uhr wach, um sich mit den Geschenken ihrer Freundinnen zu beschäftigen. Sie sortiert neue Stifte in ein neues Mäppchen und malt „Kawaii Tiere“ nach Vorlagen aus einem Zeichenbuch. Ich lese dabei vor und schnäuze mich alle drei Minuten.
Weil ich mich zu schwach fühle, um Fahrrad zu fahren, nehmen wir für die Fahrt zur Geigenstunde einen Lime-Roller. Die letzten Meter des Rückwegs in unserem Wohnareal darf die Tochter allein auf dem Roller fahren. Findet sie ganz toll.
Wir fahren mit dem Zug aufs Land. Auf der Zugfahrt schlägt meine Erkältung richtig derbe zu, so dass ich mit geschlossenen Augen still in meinem Sitz kauere und versuche, den Kopfschmerz zu ignorieren.
Deswegen gehe ich, angekommen im Haus auf dem Land, sofort mit einem Tee ins Bett und schlafe fast den ganzen Nachmittag.
Mehr als dieses Foto der Eichenblätter auf dem Grundstück bekomme ich heute nicht zustande. Der Rest der Familie spielt den ganzen Nachmittag Uno, Tutto und Just One, das neue Lieblings-Spiel.
Ich komme nur für einen kurzen Happen Essen runter und gehe dann mit den Kindern ins Bett.
Sonntag, der 21. November 2021
Heute geht es ein bisschen besser.
Trotzdem fühle ich mich eher so wie dieses Bild von der Krähe. Es geht mir allgemein nicht besonders gut diese Tage, weil mich einiges bedrückt, weil Arbeit und ToDos sich häufen, und ich das Gefühl habe, nicht hinterher zu kommen. Aber es hat ja überhaupt keinen Sinn, sich zusammen zu reißen und sich an den Rechner zu setzen oder zu telefonieren, wenn es mir so geht wie heute.
Nach dem Frühstück gehen wir alle raus. Ich habe das Gefühl, die frische, feuchte Luft könnte mir gut tun. Und ich habe Berge von Blumenzwiebeln, die dieses Wochenende dringend in die Erde müssen.
Diesen Sack Narzissen-Zwiebeln haben wir von einer lieben Berliner Nachbarin geschenkt bekommen. Das kommt gerade recht, denn ich habe in unserem kleinen Birkenwäldchen letztes Jahr schon angefangen, Narzissen zu setzen. Da können noch sehr, sehr, sehr viele mehr hin. Mir schwebt für dieses Areal ein Natureindruck wie im „Geheimen Garten“ von Frances Hodgson Burnett vor.
Mein Mann und die Kinder rechen derweil Laub und schaffen es fort. Wir füllen mit dem Laub Vertiefungen im Boden. Dort kann es verrotten und Insekten und anderem Getier Unterschlupf bieten.
Wir rechen Laub nur dort, wo wir uns Wiese wünschen. An anderen Stellen lassen wir das Laub aus ökologischen Gründen liegen.
Ich pflanze auch Tulpenzwiebeln, Mohn und andere Blumen, bis die Blumenzwiebel-Säckchen leer sind.
Die letzten Hyazinthen setze ich in einen Topf und gestalte ihn mit Zweiglein der Weymouth-Kiefer und Zapfen. Die Blumen sollen im Advent oder zu Weihnachten ihren Duft verströmen.
Nach der Pflanz-Aktion bin ich vollkommen groggy, obwohl mein Mann zum Teil die Löcher gegraben hat.
Die große Tochter macht für uns Beeren-Smoothie aus Tiefkühl-Beeren, Sahne und Milch. Zwar ist das ja ein sommerliches Getränk, aber es ist hier gerade hoch im Kurs. Auch mir, die ich überhaupt keinen Appetit habe, tut es jetzt gut.
Mein Mann hängt endlich das Tellerregal in der Küche auf, das schon lange darauf wartet. Obwohl ich mich nach dem Bett sehne, genieße ich es, das Geschirr darin einzuräumen.
Genau deswegen habe ich die Holzwand in der Küche in der Farbe des Geschirrs gestrichen. 🙂
Nach einem langen, langen Mittagsschlaf gehe ich mit den Hunden in Richtung Sonnenuntergang. Der Wald ist jetzt spätherbstlich.
„Und die Wolken, wie sie spinnen.“
Unsere Hunde rennen ausgelassen auf der großen Wiese herum, jagen einander und schnuffeln am Boden.
Auf der anderen Seite ist der Himmel regengraublau.
Langsam färbt sich der Himmel rosa.
Ich finde, das sieht schon sehr adventlich aus. Und in der Tat ist in sieben Tagen der erste Advent.
Deswegen holen die kleine Tochter und ich Moos und Zweige für Adventskränze und andere Dekorationen auf dem Grundstück und schaffen sie zum Haus.
Wie immer ist es ein total schönes Gefühl, in der Dämmerung auf unser Haus zuzugehen, das so gemütlich leuchtet.
In Berlin kann ich nur noch mit den Kindern ins Bett gehen. Wir lesen noch ein bisschen vor und schlafen dann zusammen ein.
Nächstes Wochenende sind wir in Berlin, weil am Samstag die Beerdigung meines Vaters stattfindet. So komisch es vielleicht klingt, ich freue mich darauf. Denn wir haben so einen schönen Ort für seine letzte körperliche Ruhe gefunden, in einem Friedwald, so, wie er es sich gewünscht hat. Seine biologisch abbaubare Urne kommt in den Waldboden an einen Baum, den wir für ihn ausgesucht haben. Kränze und anderer Grabschmuck sind dort nicht erlaubt, dafür wächst aus und über ihm die Natur. Wir machen am Andachtsort im Friedwald eine kleine Gedenkfeier, wo wir etwas sagen, vielleicht singen und die Kinder ein Stück auf der Geige spielen. Es gibt heißen Punsch, und das Ganze wird hoffentlich mehr wie ein besinnlicher, emotionaler Wald-Aufenthalt als wie das klassische Begräbnis.
Ich habe mich ja schon seit drei Jahren Schritt für Schritt von ihm verabschiedet und habe auch das Gefühl, dass ich ihn gehen lassen konnte. Deswegen freue ich mich eher auf das schöne Gedenken an ihn im Wald, als dass mir davor graut.
Diese Woche liegt deswegen und auch aus anderen Gründen noch viel zu Erledigendes vor mir. Deswegen schließe ich jetzt und wünsche allen Leser:innen eine gute Woche, bevor der Adventstrubel losgeht. Ich habe mir in diesem Jahr vorgenommen, es im Advent ganz besonders ruhig angehen zu lassen. Möglichst wenig zu machen, nur das Notwendigste. Lieber viel auf dem Sofa kuscheln und vorlesen, Musik machen und hören, und Kerzen anzünden. Für mich, für meine Lieben, für alle (für Euch!). Und für meinen Vater.
Eure Maike
Wie immer ist das Wochenende in Bildern verlinkt bei Große Köpfe.