Sind die Tage kurz und kalt: Unser Wochenende in Bildern 12./13. Januar 2019

Das zweite Januar-Wochenende war verregnet und tröpfelte hier in Berlin drinnen und draußen vor sich hin. Es gab auch traurige und freudige Überraschungen.

Samstag, den 12. Januar 2019

Der Tag beginnt wie immer mit Lesen. Mein Mann liest der kleinen Tochter aus dem „Brombeerhag“ vor, das wir vorletztes Jahr von der Omi geschenkt bekommen haben. Die Reihe um den „Brombeerhag“ versammelt jahreszeitlich atmosphärische und wunderschön altmodisch illustrierte Geschichten über eine liebenswerte Mäusegesellschaft, die in einem Brombeerhag irgendwo auf dem Land in England wohnen. Die englische Herkunft ist den Geschichten stilistisch und inhaltlich anzumerken. Die Geschichten reihen sich ein in die Klassiker à la „Peter Rabbit“ und „Wind in den Weiden“, sind aber neueren Datums. Die Bücher sind unglaublich billig, und zwar deswegen, weil die Autoren auf jedes Geld verzichten, die Bücher aber auch Menschen mit geringeren Einkommen verfügbar machen wollen.

Wir hätten sehr gern freiwillig mehr bezahlt für diese zauberhaften Geschichten.

Zwischen zwei Geschichten kommt die kleine Tochter in die Küche, wo ich  mit dem Frühstück beschäftigt bin, und deklamiert vor sich hin: „Sind die Tage kurz und kalt….“ Das ist ein Gedicht aus dem Buch, und ich finde, es passt so wunderbar zu dieser Jahreszeit.

Lesen im „Brombeerhag“

Ich begleite die kleine Tochter zum Geigen-Gruppenunterricht im Studio meiner Schwägerin, der um 9 Uhr anfängt. Ich nutze die halbe Stunde, die die kleine Tochter geigt, um mit meinem Bruder oben in der Wohnung Familiäres (insbesondere unseren Vati betreffend) zu bequatschen.

Wir sind zu Fuß unterwegs, weil mein Fahrrad platt und bei der Reparatur und Überholung ist. Auf dem Rückweg dürfen wir am Wegesrand dieses niedliche Rotkehlchen beobachten.

Zu Hause gehe ich gleich wieder mit einem Korb aus dem Haus, um in der Wohnanlage Efeu zu pflücken. Viel Efeu. Ich habe nämlich einiges damit vor heute.

Ich liebe Efeu. Ich weiß, dass viele Leute mit Efeu Friedhöfe und Tod assoziieren. Ich nicht. Ich mag am Efeu seine schöne, dunkelgrüne, waldige Schlichtheit, seine unaufdringliche Beständigkeit, sein Durchhalten, seine stille Durchsetzungskraft. Es wächst ja wie verrückt, ganz still und leise, und sucht sich seinen Raum. Tatsächlich habe ich damals überlegt, mein Puppenlabel nach dem Efeu („Ivy“) zu benennen, weil ich mich irgendwie mit der Pflanze identifiziere – vielleicht, weil ich eher nicht so bin wie das Efeu. Ich finde Efeu ästhetisch schön und schmücke sehr gern damit. Ich bin dankbar und glücklich, dass es in unserer Wohnanlage so viel Efeu gibt, dazu noch viele verschiedene Arten. Ich lege Efeuranken gern als Tischschmuck auf den Tisch, wenn Gäste kommen, stecke immer ein paar Blätter Efeu an meine Puppenpakete, und freue mich allgemein an diesen genügsamen, schlichten, schönen Pflanzen.

Heute brauchen zum Beispiel die Amaryllis efeuliche Begleitung in der Vase:

Außerdem möchte ich einen Blogbeitrag schreiben mit einer Anleitung für Efeu-Kränze (Link führt zum Beitrag). Hunderte von Efeu-Blättern werden also heute für einen großen Türkranz auf Draht gefädelt.

Die große Tochter hat sich derweil in der Küche eine Lese-Höhle mit Kissen und Decken eingerichtet. Sie hat mit „Harry Potter“ angefangen und kommt nur schwer davon los. Aber sie macht eine kurze Lese-Pause, um einen winzigen Efeu-Kranz zu flechten. Den kleinen Kranz legt sie um ein kleines Glas-Schüsselchen mit einer weißen Blüte, die von einer Blumenrispe abgefallen ist. Das finde ich so schön, dass es auch für den Blogbeitrag fotografiert wird:

Um ein Teelicht-Glas kann man auch einen Efeu-Kranz legen:

Und mein großer Kranz mit den weißen Schleifen muss auch verschiedentlich fotografiert werden; hier an einem Spiegel.

Und hier an einer alten Kommode.

Zum verspäteten Mittagessen gibt es Spitzkohlsuppe mit Kartoffeln und Möhren, dazu Butterbrot. Kohlsuppe ist eins der Lieblingsessen der kleinen Tochter, und tatsächlich haut sie voll rein.

Es trifft die Nachricht ein, dass es meinem Vati gar nicht gut geht. Nach einem Telefonat mit einer befreundeten Ärztin, deren Fachgebiet genau die Krankheit meines Vaters ist, beschließen wir, ihn ins Krankenhaus zu bringen. Mein Mann und mein Bruder fahren mit unserem Auto los, um ihn zu Hause abzuholen und in die Klinik zu bringen; ich bleibe bei den Kindern.

In Gedanken an meinen Vati lege ich den einen der Efeu-Kränze um eine Bienenwachs-Kerze.

Mein Mann kommt nach Hause, als die Kinder gerade eingeschlafen sind. Wir sitzen lange noch in der Küche und reden. Um 23 Uhr kommt mein Bruder aus dem Krankenhaus nochmal bei uns vorbei. Wir haben alle noch Redebedarf und stippen dabei Baguette in gutes Olivenöl mit Salz.

Erst nach Mitternacht kommen wir ins Bett.

Sonntag, den 13. Januar 2019

Gut, dass es Gewohnheiten gibt: Heute gibt es zum Sonntagsfrühstück unsere selbst gebackenen Lieblings-Buttermilch-Brötchen, diesmal aus Dinkel und Kamut gebacken, frisch gemahlen in der Getreidemühle. Kamut ist eine uralte Weizensorte, die im Gegensatz zu Weizen genetisch kaum verändert wurde. An Weizen wurde ja viel herumgezüchtet. Manche sehen darin den Grund für die weit verbreitete Gluten-Unverträglichkeit. Kamut ist als ursprüngliches Getreide besser verträglich. Und wer es noch nicht weiß: Wir machen die Brötchen absichtlich flach wie Fladen, damit nicht so viel weiche Teigmassse anfällt, die bei uns keiner mag.

Die große Tochter liest und liest und liest. Ich frage regelmäßig nach, was gerade passiert, denn auch ich habe die Handlung der Harry-Potter-Bände noch präsent und freue mich, alles nochmal mitzuerleben.

Von draußen höre ich plötzlich lautes, durchdringendes Vogel-Gekrächze. Ich gehe vor die Tür und sehe diesen herrlichen Eichelhäher in einer der Erlen gegenüber des Hauses. Er beschwert sich lauthals über etwas.

Ein Eichelhäher direkt vor unserem Haus

Mittags gehe ich meinen Vati im Krankenhaus besuchen. Es geht ihm nicht so gut und ich verlasse die Klinik recht bedrückt. Auf dem Heimweg fallen mir Dinge auf, die irgendwie zu meiner Stimmung passen. Ich stelle heute zum ersten Mal bewusst fest, dass Fotografieren für mich nicht nur das Festhalten schöner oder lustiger Momente und Motive ist, sondern auch ein Mittel, um Stimmungen und Unaussprechliches auszudrücken. Wahrscheinlich hätte ich an einem anderen Tag völlig andere Fotos gemacht als diese. Ich merke heute, dass ich regelrecht nach Motiven suche, die meiner Stimmung entsprechen.

Platanenblatt

Eine Schar Stare, wild zwitschernd

Platanen-Äste

Regentropfen

Noch mehr Regentropfen

Bei trüber Stimmung, die absolut sein darf, tut Backen gut. Backen nährt von innen und erfüllt mich aus der Tiefe. Ich experimentiere ja seit ein paar Wochen mit Sauerteig und habe mir wunderbares Roggen- und Weizen-Anstellgut gezüchtet. Heute setze ich zum ersten Mal einen Sauerteig aus dem Weizen-Anstellgut an, denn ich will morgen ein Vollkorn-Mischbrot aus diesem fantastischen Brotbackbuch von Lutz Geißler vom Ploetzblog backen.

Am Nachmittag haben wir noch eine Überraschung für die Kinder. Sie erfahren heute, dass wir nach den Winterferien einen Hund bekommen werden. Ja, stellt Euch das vor!!! Mein Mann und ich haben das Hündchen, einen unfassbar niedlichen karamellfarbenen Bolonka-Zwergpudel-Mischling, schon im Dezember ausgesucht. Aber bis Mitte Februar muss das kleine Hündchen noch bei seiner Mama bleiben, gesäugt werden und überhaupt noch ein wenig wachsen. Wir haben es den Kindern bis jetzt noch nicht verraten, weil sonst die Zeit zwischen der Neuigkeit und dem Ankommen des Hündchens so lang geworden wäre. Für heute haben wir Fotos des Welpen als Diashow vorbereitet, und erzählen ihnen alles über den Hund, was wir wissen. Die Kinder rennen nach der Neuigkeit schreiend durchs Wohnzimmer und kriegen sich kaum mehr ein vor Glück und Freude. Dann dürfen die Kinder noch die eingetroffenen Hundenester auspacken, die ich auf eBay ersteigert habe. Mein Mann und ich sind gerührt, dass die Kinder sich derart freuen.

Dieser süße kleine Welpe kommt im Februar als neues Familienmitglied zu uns.

Vor dem Abendessen spaziere ich noch mit der kleinen Tochter zum Biomarkt, der ja hier auch sonntags geöffnet hat (Milch ist alle). Auf dem Weg gibt es nur ein Thema: Unser Hund. Aber dann findet die Tochter auf dem Gehweg ein zerbrochenes Steckenpferd, und sie flippt zum zweiten Mal heute aus vor Freude. Den ganzen restlichen Tag reitet sie glücklich auf „Bella“, vom Bioladen nach Hause und dann durchs Wohnzimmer und den Flur.

Die große Tochter beendet zu Hause mit glühenden Wangen ihren ersten „Harry Potter“ und ist danach so aufgeregt, dass ihr übel wird. Aber um 20 Uhr ist auch sie eingeschlafen.

Was liegt diese Woche an? Für mich: Viel Arbeit sowie Organisatorisches und Aufmerksamkeit für meinen Vater. Am Freitag besuchen wir unseren kleinen Hund und freuen uns dann sicher mächtig darauf, ihn zu uns nach Hause zu holen.

Ich freue mich wie immer über Kommentare, auch wenn’s „nur“ ein Gruß ist – denn ich nutze Google Analytics nicht und erfahre also nur durch Kommentare, ob das überhaupt jemand liest.

Ich grüße Euch alle lieb und hoffe, Ihr hattet trotz oder wegen Schnee (Süddeutschland) oder Regen (Norddeutschland) ein gutes Wochenende!

Eure Maike

Weitere Wochenenden in Bildern von anderen Familien findet Ihr hier, auf dem Familienblog „Große Köpfe“.

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12 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Ihr macht das bestimmt super!
    Und bei uns war es damals so, dass unser Baby-Kater von uns Kindern so gut abgelenkt wurde (und selber auch so neugierig war), dass die Trennung von der Mutter kein Problem war.
    Bleibt noch die Erziehung (die wahrscheinlich wirklich anstrengend ist), aber ich bin mir ganz sicher, dass Ihr das gut hinkriegt.
    Ich freue mich schon auf die Bilder 😉

    • Ich bin gespannt……… ein bisschen mulmig ist mir, denn wenn man so in den Büchern blättert, kommt es einem so vor, als ob da fast ein Baby zu uns kommt….. muss zum Pipimachen rausgetragen werden, knabbert alles an, was in Reichweite ist, …. und dann die Erziehung, gar nicht so einfach…. wir werden sehen. Die Züchterin ist super, sie hat uns schon eine Menge guter Tipps gegeben und mit der Erziehung angefangen. Das können wir so weiterführen.

  2. Liebe Maike, so reich an allem, was das Leben hat… ich wünsche euch alles Liebe und einen guten Zusammenhalt in der Geschwisterschar für die Begleitung eures Vaters und was diese Lebensphase mit sich bringt!
    – die Brombeerhag Bücher liebe ich auch schon lange. Es gab vor fast 20 Jahren einmal die Puppentrickfilmchen dazu im Fernsehen, zum dahinschmelzen, so detailverliebt und herzig wie die Bücher! Überhaupt liebe ich Illustrationen, die mich dazu einladen in sie „hineinzuschlüpfen“. Dann kann ich in diesen Bildern versinken und mit Primelchen durch die unterirdischen Gänge schlüpfen… gewiss wahr!
    Danke für deine Worte und Bilder! Ich schick dir ganz liebe grüße, Kerstin

    • Danke, liebe Kerstin! Ich freue mich, dass Du die Brombeerhag-Bücher auch kennst. Mir waren sie bis vor kurzem unbekannt, und ich frage mich warum… ich habe, seit ich klein bin, immer und immer gelesen und immer ein Auge auf gute Kinderliteratur gehabt. Und der Brombeerhag konnte mir bis vor kurzem entschlüpfen 🙂 Ich freue mich, wenn Dir meine Beiträge gefallen! Liebe Grüße an Dich!

  3. Liebe Maike,

    wie immer bin ich auch dabei,
    ich liebe deine Art und Weise mit Menschen, Tieren, Pflanzen und allen wunderschönen Gaben der Natur und des Lebens umzugehen!
    Dankeschön!
    Drück euch alle ganz lieb und herzliche Bruker-Grüße und besonders gute Wünsche an deinen Papa!

    Herzlichst Roswitha

  4. Liebe Maike!

    Ach, jedes Mal, wenn ich einen Deiner Wochenberichte lese, gibt es mindestens eine Sache, die ich kommentieren möchte 🙂
    Dieses Mal ist es Euer Hund, denn – sollte ich jemals einen Hund haben, würde es wohl auch ein Pudel werden, aus Haar- und Charaktergründen 🙂
    Ich kann mich richtig in Eure Töchter hineinversetzen, damals, als meine Eltern einverstanden waren, eine Katze aufzunehmen, war es für mich wie Weihnachten, Geburtstag, Ostern und Sommerferien gleichzeitig.

    Deinem Vater wünsche ich alles Gute und Euch natürlich auch.
    Liebe Grüße,
    Anna-Maria

    • Ja, der Hund! Und klar müssen Kinder bei so einer Neuigkeit total ausflippen 🙂 Mir ging es auch so, als ich zum 9. Geburtstag ein Zwergkaninchen bekam. Das Tier war wochenlang das einzige und erste, woran ich ich morgens und überhaupt ständig dachte. Jetzt dürfen unsere Kinder sich erstmal zwei Wochen lang freuen, dann fahren wir 10 Tage in den Urlaub und dann holen wir das Hündchen ab… nach der Lektüre erster Hunde-Erziehungsbücher und „Ein Welpe kommt ins Haus“ & Co. befürchte ich aber, dass wir uns da eine große Aufgabe ins Haus holen 🙂 Der Hund ist ja ein Baby und muss alles lernen, die Trennung von seiner Familie verkraften usw….. er ist dann noch nicht stubenrein und so…. muss nachts zum Pieseln rausgebracht werden… er benötigt eine Menge Aufmerksamkeit, fast wie ein Menschenbaby… ich bin mal gespannt, wie wir das wuppen!!!

  5. Hallo,
    Ich lese Ihre Wochenendrückblicke sehr sehr gern. Sie strahlen so viel Achtsamkeit, Geborgenheit, Heimeligkeit aus, bringen einen auf neue Ideen/Ansätze. Und die Photos sind wunderschön…
    Alles gute für Ihren Vater!
    Liebe Grüße aus Mainz von K.

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