Weil unser Landhaus immer noch von Freunden bewohnt ist, waren wir dieses Wochenende zu Hause in Berlin. Die Kinder können die Ruhe zu Hause gut gebrauchen, denn die Kräfte erlahmen in Richtung Herbstferien schon wieder. Wir haben wie immer nicht viel in der Stadt unternommen, waren aber draußen und haben gemerkt, wie der Herbst Einzug hält. Weil wir heute Nachmittag im Rosengarten des Krankenhauses an späten Rosen geschnuppert haben und ich gestern wie heute die purpurnen „Ranken wilder Reben“ rund um unser Haus bewundert habe, habe ich dieses Gedicht von Stefan George ausgesucht:
Dieser Beitrag ist verlinkt beim Berliner Familienblog Große Köpfe, wo jeden Sonntag die Wochenenden in Bildern gesammelt werden.
Samstag, der 3. Oktober 2020
Ich möchte betonen, dass 30 Jahre deutscher Einheit uns nicht egal sind (allein schon deswegen, weil wir ein Ost-West-Paar sind). Aber meine Gedanken hierzu sind zu komplex, als dass ich mich bemüßigt fühle, sie hier aufzuschreiben. Ich sehe mich nicht in der Lage, meine Ansichten hierzu kurz zusammen zu fassen. Wir haben zum Mittagessen einige Reden zur Einheitsfeier im Filmpark Babelsberg im Radio angehört und uns unsere eigenen Gedanken dazu gemacht.
Aber angefangen hat mein Tag mit etwas anderem:
Ich habe ein Feigen-Koriander-Chutney gekocht. Die frischen Feigen waren in der Retterkiste vom Bioladen, die ich gestern auf TooGoodToGo erstanden habe. Sie sind recht weich und reif und eignen sich darum hervorragend für ein Chutney. An Zutaten kommt dazu: fein gehackte Zwiebeln, Butterschmalz, jeweils ein Schuss Balsamico und Rotwein, Salz und Zucker, Pfeffer, Peperoncino und ganze Korianderkörner.
Wie immer machte mir Freude, aus dem, was da ist, etwas zusammen zu stellen, ganz ohne Rezept. Das Chutney schmeckt gut zu indischen Gerichten und zu Käse.
Fertig.
Die große Tochter hatte Übernachtungsbesuch von einer Freundin. Die beiden Mädchen beschäftigen sich mit Zauberwürfeln und erzählen, dass einer ihrer Klassenkameraden jeden Zauberwürfel in 30 Sekunden lösen kann. So weit sind die beiden noch nicht.
Während mein Mann mit der kleinen Tochter zum Geigen fährt, mache ich aus dem Saft vieler Zitronen und Orangen, deren Schalen ich für verschiedene Gerichte und Gebäcke gebraucht habe, einen Sirup. Ein paar sehr reife Limetten waren in der Retter-Kiste, die kommen auch mit rein. Von dem Sirup gebe ich gern etwas in meine Vinaigrettes.
Der Sirup ist so braun, weil ich Rohrohrzucker verwendet habe.
Zum Mittagessen gibt es auch etwas aus der Retterkiste: Gratinierter gegrillter Romana-Salat mit Tomaten, Speckwürfeln und Käse. Dazu: Kartoffelbrei und Möhrengemüse.
Nach der Mittagspause gehen mein Mann und ich mit den Hunden raus und freuen uns an den kräftigen Farben der Blumen, die hier überall noch blühen.
Wer sich diesen sehr kurzen Film (5 Sek.) ansieht, kann mit mir die herrlichen Farben des wilden Weins bestaunen. Und man hört den O-Ton in unserer Wohnanlage: Vogelgezwitscher und Kinder.
Die kleine Tochter spielt draußen mit einem Nachbarskind. Sie bauen zusammen eine große Sandburg für die Playmobil-Ritter des Jungen und verzieren sie.
Später muss der Junge rein und die Tochter kommt knatschig nach Hause. Ich nehme an, sie hat Hunger, aber sie bestreitet es und weiß nichts mit sich anzufangen.
Schließlich sage ich: „Weißt Du, was die Lebensgeister wieder weckt? Wenn man ein bisschen spazieren geht. Bestimmt finden wir irgendwas Schönes und dann fällt uns ein, was wir damit machen können.“ Sie lässt sich überreden, und wir gehen eine Runde mit den Hunden draußen spazieren. Tatsächlich ist nur nach ein paar Minuten ihre gute Laune wieder da, und sie sammelt begeistert Kastanien und Herbstblätter. Sie will zu Hause Kastanienmännchen machen.
Aber dann treffen wir ein Nachbarskind, ein Mädchen in ihrem Alter, das sie sehr gern mag. Sie schließt sich sofort dem Spiel ihrer Freundin und deren Bruder an. Mit Kreide wurde etwas auf die Wege gezeichnet und man darf bestimmte Linien nicht übertreten. (Mehr habe ich nicht mitbekommen, aber das Spiel muss faszinierend gewesen sein, denn die Tochter kommt erst zwei Stunden später nach Hause).
Die schönen gesammelten Herbstblätter bringe ich sicher nach Hause.
Der Tag endet mit einer gemütlichen Abendstunde im Zimmer der älteren Tochter. Wir quatschen und lachen. Sie löst nebenbei Rätsel und blättert in ihren Zeitschriften, ich nähe die Puppe fertig, die die kleine Tochter nächste Woche zum Geburtstag bekommen soll. Ich fange auch schon mit dem Kleid für die Puppe an – ein Kleid aus weißer Chiffonseide mit Überröcken u.a. aus Tüll. Also lauter ganz feine Klamöttchen.
Sonntag, der 4. Oktober 2020
Was da zwischen den Bäumen strahlt, ist der Fast-Vollmond um 6:30 Uhr am Sonntag Morgen. Mit der kleinen Tochter bin schon auf Hunderunde. Wir genießen die seltsame Morgenstimmung. Alles ist ganz still, überall schlafen die Menschen noch. Aus den zum Teil geöffneten Fenstern dringt kein Laut. Nein, aus einem hört man leises Schnarchen. Wir kichern.
Der Vollmond steht da stumm und fett am Himmel. Fledermäuse sind unterwegs. Das ist alles ganz seltsam, weil es schon halb hell ist und gar nicht kalt. Wir gehen Hand in Hand und haben diesen eigentümlichen frühen Morgen ganz für uns.
Wieder zu Hause, machen wir es uns auf dem Sofa gemütlich, lesen und trinken Tee.
Erst ich, dann mein Mann liest aus dem ersten Band der „Duftapotheke“ vor. Das Buch haben wir letztes Jahr an diesem Wochenende in Wien gekauft, in einem ganz besonderen Buchladen im Servitenviertel (Hartliebs.at). Die Tochter hat seitdem alle Bücher der Reihe gelesen. Jetzt lesen wir die Bücher vor. Die große Tochter hört auch nochmal mit.
Die Mädchen zeichnen während dem Lesen, ich trinke Tee und kuschle abwechselnd mit den Hunden und den Kindern.
Nach dem Frühstück wollen die Kinder filzen. Die kleine Tochter filzt dieses schöne Herbstblatt, außerdem einen Schmetterling und einen Marienkäfer.
Ich dagegen habe keine Idee, was ich filzen möchte, und starre auf die Schalen mit Kastanien und Eicheln, die bei uns noch herumstehen. Da weiß ich, was ich tun will: den restlichen Kastanien von unserem Eichelkranz Gesichter aufmalen. Unter Zuhilfenahme von Stoffresten und Schaschlik-Spießen werden schließlich aus den mit Nagellack und Edding bemalten Eichel-Gesichtern eine Art Knoten-Handpuppen.
Als die Kinder die Püppchen sehen, bekommen sie auch Lust, und machen auch welche.
Dann machen die Hunde Rabatz, weil sie ihre Freunde draußen hören oder riechen. Wir gehen mit den Hunden raus und lassen sie toben. Die vier Hunde, die man auf den Foto sieht, sind unser Oskar, seine Tochter Emma, sein Sohn Knut und die Mama der kleinen Hunde, Fifi. Also eigentlich eine kleine Familie. Fifi, die Mama, ist die Hündin der Nachbarn. Der kleine Knut wurde gestern an andere Nachbarn gegeben, Emma ist schon ein ein paar Wochen bei uns eingezogen. Also bleiben alle vier Hunde hier in der Nähe beisammen.
Die Tochter sammelt Walnüsse vor dem Haus. Der Walnussbaum wirft jeden Tag ein paar Früchte ab.
Nach der Mittagspause gehe ich mit der kleinen Tochter meinen Vati im Krankenhaus besuchen. Er ist seit Freitag dort, weil er unklare Symptome hat. Er ist ja schwer krank. Als die Tochter am Donnerstag Abend hörte, dass Opa wieder ins Krankenhaus muss, musste sie weinen, weil sie dachte, er würde jetzt sterben. Deswegen möchte sie unbedingt mit ins Krankenhaus, um zu sehen, wie es dem Opa geht.
Auf dem Hinweg vergnügt sie sich erstmal mit den Herbstblättern.
Mit meinem Vati gehen wir ein bisschen im Rosengarten des Krankenhauses spazieren. Dort steht irgendwo diese Marien-Statue, der die kleine Tochter eine Rosenknospe auf die Hände legt.
Wir alle schnuppern an den blühenden roten und weißen Rosen und wundern uns, dass sie noch so gut duften. Schließlich ist es Oktober.
Wir leisten meinem Vati noch zum Abendessen Gesellschaft, singen noch mit ihm zusammen ein Lied und gehen dann beruhigt nach Hause. Es geht ihm den Umständen entsprechend gut.
Auf dem Rückweg zur U-Bahn kommen wir an dieser Menschansammlung vorbei. Die Leute lauschen alle dem Auftritt einer Rockband in dem Café; manche tanzen. Dass hier so viele Leute auf offener Straße stehen bleiben, zeigt deutlich, was für ein Bedürfnis die Menschen nach Live-Musik haben.
Und mit diesen schönen Momenten geht unser erstes Oktober-Wochenende zu Ende.
Nächstes Wochenende feiert die kleine Tochter Geburtstag, aber wir packen direkt danach unsere Sachen und fahren aufs Land. Hui, wie wir uns darauf freuen!
Ich hoffe, Ihr habt das Wochenende auch gemütlich verbracht und startet mit neuen Kräften in eine neue Woche. Der Herbst ist ja bisher sehr golden und soll noch ein bisschen so bleiben. Ich wünsche allen Leser*innen, dass Ihr ein bisschen vom Herbstgold mitnehmen bzw. in Euch aufnehmen könnt. Denn das können wir alle wohl brauchen in dieser verrückten Zeit.
Alles Liebe,
Deine Maike
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