Zurück vom internationalen Waldorfpuppen-Seminar in den Niederlanden, das von der umtriebigen Kamrin von „Kamrins Poppenatelier“ organisiert wurde. Ich kam gestern Nacht völlig erschlagen um Mitternacht nach Hause. Was für ein umwerfendes Erlebnis! Rund 100 Puppenmacherinnen aus aller Welt trafen sich für drei Tage im schönen Seminarhaus Mennorode mitten in einem von Hollands wenigen Wäldern. Viele Teilnehmerinnen kamen aus europäischen Ländern, aber es waren auch Mädels aus Südafrika, Australien und den USA dabei.
Wir sind in den drei Tagen Freundinnen geworden, wir haben gelacht und Puppen unter die Lupe genommen, voneinander gelernt und einander inspiriert. Drei Tage lang haben wir kreativ zusammen gearbeitet, genäht, gefilzt, gehäkelt, gestopft und gestickt, aber auch gekichert, geflucht, Geschichten erzählt, Politisches und Gesellschaftliches diskutiert, über Puppenthemen geredet, von unseren Idolen geschwärmt, abends lang zusammen gesessen und bis nach Mitternacht gequatscht.
Das beeindruckendste Erlebnis für mich war das Zusammensein mit so vielen Gleichgesinnten und Kollegen aus der Welt der Waldorfpuppen. Auch wenn wir manchmal die Sprache unserer Nachbarin nicht verstanden, eines einte uns: Die Sprache der Puppen. Die Sprache der Puppen ist jenseits aller Rationalität, denn sie ist die Sprache der Gefühle und des Kontaktes. Ich habe an einem Kurs teilgenommen, dessen Tutorin kein Englisch sprach, und trotzdem hat sie uns gezeigt, wie man einen Puppenkopf nadelfilzt. Sie hat es uns einfach gezeigt, und den Rest mit Gestik und Mimik erklärt. Das war ein wunderschönes Erlebnis!
Es war lustig mit anzusehen, wie wir Puppenmacherinnen die Puppen unserer Kolleginnen anfassen und untersuchen — auf eine Weise, wie Nicht-Puppenmacherinnen das niemals tun. Es war wundervoll zu spüren, dass wir alle miteinander verbunden sind, obwohl wir alle aus verschiedenen Ländern und beruflichen Hintergründen kamen, und obwohl manche von uns Hobby-Näherinnen und andere schon lange als professionelle Puppenmacherinnen unterwegs sind. Die Puppen und unsere Liebe zur Puppenmacherei vereinte uns. Wir sind alle vom gleichen Planeten: Vom Puppenplanet!
Danke, Kamrin und Berend te Kronnie, für die Organisation dieses tollen Events, was ganz sicher viel mehr Arbeit war, als es nach außen hin schien. Danke, dass Ihr Euch so liebevoll um die Bedürfnisse aller Beteiligten gekümmert habt. DANKE!
Aber jetzt lasse ich die Fotos sprechen. Mehr Bilder findet man in Kürze in einem flickr Album. Hier dürft Ihr Euch sehr gern für den privaten Gebrauch alle Bilder herunterladen, die Ihr mögt. Wer Bilder von mir auf einem Puppenblog oder seiner Website posten will, darf dies mit dem Hinweis „Foto(s): Maike Cölle, feinslieb Dolls“ sehr gern tun. Danke dafür!
Der Workshop im Detail:
Am ersten Abend, eigentlich bevor es losging, trafen wir uns nach dem Abendessen spontan in den gemütlichen Sesseln der Lobby und lernten uns bei einem Glas Wein erstmal kennen. das war ganz unkompliziert und total schön – es fühlte sich so an, als ob man mit lauter netten, kreativen und weisen Frauen um ein Lagerfeuer sitzt und quatscht. Irgendwann packte eine von uns ihre kleinen Püppchen aus, und nach und nach holten fast alle eine oder mehrere Puppen heraus, die sie mitgebracht hatten. Das gab viele Aaaah! und Oohs!, und die Puppen wurden ganz nach Puppenmacherinnen-Art untersucht und begutachtet. Natürlich tauschten wir uns dann auch gleich über Herstellungs-Techniken aus. Oh mein Gott, ich dachte immer, ich gehöre zu denen, die wirklich fest stopfen, aber die beinharten Puppen, die ich an dem Abend zum Teil im Arm hielt, waren da von einer ganz anderen Liga! Sie waren wirklich nur gestopft, nicht gefilzt!
Nach dem Mittagessen eröffnete der Textilmarkt mit lauter wunderbaren Dingen, die die Puppenmacherinnen-Herzen höher schlagen ließen.
Es gab natürlich noch viel mehr Workshops als die in den Fotos gezeigten. Und jeder Kurs war toll und entließ glückliche und stolze Teilnehmerinnen. ich habe so viel gelernt, lauter kleine Tricks und Techniken. Und es hat sich wieder bestätigt, dass alle Puppen ihre eigene Schönheit haben, egal ob sie im klassischen Waldorf-Stil gemacht oder ganz detailliert nadelgefilzt sind. Es gibt so viele verschiedene Stile, Muster und Techniken in der Puppenmacherei, und sie alle haben ihre Berechtigung.
Ich habe auch erfahren, dass wir alle eins sind. Eins mit den anderen Puppenmacherinnen, eins mit der Natur, und eins mit unseren inneren Kindern. Ich habe ein paar berührende Geschichten gehört. Was ich vernommen und manchmal zwischen en Zeilen gelesen habe, hat meine Wahrnehmung bestätigt, dass viele Puppenmacherinnen ein sensibles Verhältnis zu ihrem inneren Kind oder zu Kindern im Allgemeinen haben. Wir haben nicht so ausführlich darüber geredet, aber es wurde spürbar, dass viele von uns sich mehr oder überhaupt Kinder gewünscht hätten, was auch immer die Gründe dafür waren, dass das nicht geklappt hat. Und dass Puppenmachen eine wunderbare Kompensation dieser „unerfüllten Mutterschaft“ ist.
Wir waren uns einig, dass Puppenmachen wunderbar ist, um emotionale Bedürfnisse und das innere Kind zu nähren und zu pflegen. Aber jenseits dieses therapeutischen Aspekts fanden wir vor allem, dass die Puppenmacherei eines der tollsten, aufregendsten und erfüllendsten Abenteuer in unserem Leben ist.
Lasst die Sprache der Puppen über Hass und Streit, über Traurigkeit und Verlust siegen! Lasst unsere Gemeinsamkeiten stärker feiern als unsere Unterschiede! Lasst uns in Frieden und Harmonie miteinander leben, wir zusammen mit unseren Mitmenschen, Kindern und Puppen!
PEACE 🙂
Hier einige der TeilnehmerInnen des Puppenseminars — bitte gern Nachricht an mich mit weiteren Namen und Labels, denn bei vielen konnte ich mir leider den Label-Namen hinter der Person nicht merken.
Agnieszka Nowak von Lalinda, Polen
Joanna Wesolowska von Lalidom, Polen
Maureen Broeder von Poppenliefde, Niederlande
Sonja Pfister von Puppenmacherei, Schweiz
Daria Gosset von Petit Gosset, USA
Maria Asenova von Maria’s Nature Toys, Bulgarien
Annemieke van der Giessen, Atelier Anke, Niederlande
Biche Eleveld, Blomsterstuga, Schweden
Katri Vaik, Rosalie Dolls, Estland
Elena Pogoraeva, Atelier Lavendel, Deutschland
Ellie Kager und Hetty Heeres, Puppenmacherinnen aus den Niederlanden
Maike Coelle von Feinslieb Dolls, Deutschland
Sabine Cardinal von Bienchen und Blümchen, Deutschland
Sarah Berry, North Child Dolls and Knitwear, UK (Schottland)
Hemma Meir, Österreich
Astrid Stolwijk, Atelier IsaFleur, Niederlande
Lynn Wallace, Soul Stitching Waldorf Dolls, USA
Hannah Sanguinetti, Stoffoli Dolls, UK
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