Die Sprache der Puppen: Internationales Waldorfpuppen-Seminar 2016 in den Niederlanden

Zurück vom internationalen Waldorfpuppen-Seminar in den Niederlanden, das von der umtriebigen Kamrin von „Kamrins Poppenatelier“ organisiert wurde. Ich kam gestern Nacht völlig erschlagen um Mitternacht nach Hause. Was für ein umwerfendes Erlebnis! Rund 100 Puppenmacherinnen aus aller Welt trafen sich für drei Tage im schönen Seminarhaus Mennorode mitten in einem von Hollands wenigen Wäldern. Viele Teilnehmerinnen kamen aus europäischen Ländern, aber es waren auch Mädels aus Südafrika, Australien und den USA dabei.

Wir sind in den drei Tagen Freundinnen geworden, wir haben gelacht und Puppen unter die Lupe genommen, voneinander gelernt und einander inspiriert. Drei Tage lang haben wir kreativ zusammen gearbeitet, genäht, gefilzt, gehäkelt, gestopft und gestickt, aber auch gekichert, geflucht, Geschichten erzählt, Politisches und Gesellschaftliches diskutiert, über Puppenthemen geredet, von unseren Idolen geschwärmt, abends lang zusammen gesessen und bis nach Mitternacht gequatscht.

Das beeindruckendste Erlebnis für mich war das Zusammensein mit so vielen Gleichgesinnten und Kollegen aus der Welt der Waldorfpuppen. Auch wenn wir manchmal die Sprache unserer Nachbarin nicht verstanden, eines einte uns: Die Sprache der Puppen. Die Sprache der Puppen ist jenseits aller Rationalität, denn sie ist die Sprache der Gefühle und des Kontaktes. Ich habe an einem Kurs teilgenommen, dessen Tutorin kein Englisch sprach, und trotzdem hat sie uns gezeigt, wie man einen Puppenkopf nadelfilzt. Sie hat es uns einfach gezeigt, und den Rest mit Gestik und Mimik erklärt. Das war ein wunderschönes Erlebnis!

Es war lustig mit anzusehen, wie wir Puppenmacherinnen die Puppen unserer Kolleginnen anfassen und untersuchen — auf eine Weise, wie Nicht-Puppenmacherinnen das niemals tun. Es war wundervoll zu spüren, dass wir alle miteinander verbunden sind, obwohl wir alle aus verschiedenen Ländern und beruflichen Hintergründen kamen, und obwohl manche von uns Hobby-Näherinnen und andere schon lange als professionelle Puppenmacherinnen unterwegs sind. Die Puppen und unsere Liebe zur Puppenmacherei vereinte uns. Wir sind alle vom gleichen Planeten: Vom Puppenplanet!

Danke, Kamrin und Berend te Kronnie, für die Organisation dieses tollen Events, was ganz sicher viel mehr Arbeit war, als es nach außen hin schien. Danke, dass Ihr Euch so liebevoll um die Bedürfnisse aller Beteiligten gekümmert habt. DANKE!

Aber jetzt lasse ich die Fotos sprechen. Mehr Bilder findet man in Kürze in einem flickr Album. Hier dürft Ihr Euch sehr gern für den privaten Gebrauch alle Bilder herunterladen, die Ihr mögt. Wer Bilder von mir auf einem Puppenblog oder seiner Website posten will, darf dies mit dem Hinweis „Foto(s): Maike Cölle, feinslieb Dolls“ sehr gern tun. Danke dafür!

Der Workshop im Detail:

Am ersten Abend, eigentlich bevor es losging, trafen wir uns nach dem Abendessen spontan in den gemütlichen Sesseln der Lobby und lernten uns bei einem Glas Wein erstmal kennen. das war ganz unkompliziert und total schön – es fühlte sich so an, als ob man mit lauter netten, kreativen und weisen Frauen um ein Lagerfeuer sitzt und quatscht. Irgendwann packte eine von uns ihre kleinen Püppchen aus, und nach und nach holten fast alle eine oder mehrere Puppen heraus, die sie mitgebracht hatten. Das gab viele Aaaah! und Oohs!, und die Puppen wurden ganz nach Puppenmacherinnen-Art untersucht und begutachtet. Natürlich tauschten wir uns dann auch gleich über Herstellungs-Techniken aus. Oh mein Gott, ich dachte immer, ich gehöre zu denen, die wirklich fest stopfen, aber die beinharten Puppen, die ich an dem Abend zum Teil im Arm hielt, waren da von einer ganz anderen Liga! Sie waren wirklich nur gestopft, nicht gefilzt!

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Wir bewundern sprachlos die perfekte Puppe von Joanna (Lalidom).

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Süßester Puppenjunge mit gesticktem Babyhaar von Agnieszka Nowak (Lalinda)

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Sabine von „Bienchen und Blümchen“, Deutschland, und Agnieszka von Lalinda, Polen, sowie Katri Vaik von Rosalie Dolls diskutieren Herstellungsweisen

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Die für mich berührendste Puppe des Seminars: Sabines erstes Püppchen, das von ihrer Tochter sooooooooo geliebt wurde (und wird)!

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Auch meine Dorothy bekam ein klein wenig Aufmerksamkeit. Sie ist sicher nicht meine beste oder spektakulärste Puppe, aber ich habe eine besondere Verbindung zu ihr. Für mich hat sie einen ganz besonderen Ausdruck.

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Die unglaubliche Puppe von Maria Asenova (Maria’s Nature Toys).

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Die allererste und eine der letzten Puppen von Agnieszka (Lalinda).

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Das umwerfende Haar dieser Puppe wird auch untersucht. Dafür wurden Mohair-Strähnen erst nebeneinander zusammengenäht und dann zu einer Perücke verhäkelt. Wow.

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Nächster Tag: Dorothy im frühlingsfrischen Wald direkt hinter dem Hotel. Irgendwie brauchten wir beide frische Luft.

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Frühling im holländischen Wald.

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Babyhaar sticken mit Agnieszka (Lalinda). Hier: Die Haarfarbe und den Haaransatz festlegen.

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Gleicher Kurs: Den Haaransatz aufzeichnen.

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Facesculpting mit Joanna Wesolowska von Lalidom (Joanna und ich im Bild), danke an  Natasja von „Le coeur en poche“ für das Bild – oder hast Du es gemacht, Sabine?!

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Krasser Kurs: Mohairsträhnen zusammennähen! Die Ladies haben es super hingekriegt.

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Überall am Hotel standen so weise Sprüche.

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Dank Sponsor Janome gab es genügend Nähmaschinen.

Nach dem Mittagessen eröffnete der Textilmarkt mit lauter wunderbaren Dingen, die die Puppenmacherinnen-Herzen höher schlagen ließen.

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gestickte Borten

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Alle stürzten sich auf Kamrin’s tolle Produkte, z.B. das neue Dolly Mo Organic Puppenmohair..

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Garne in den Feinslieb-Farben.

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Filz in allen Regenbogenfarben.

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Seidengarn in allen Farben des Regenbogens.

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Zwei klassische Puppen von Sonja Pfister, Puppenmacherei, aus der Schweiz, die schon seit vielen, vielen Jahren Waldorfpuppen näht

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Nadelfilzen: Die Gesichtszüge vertiefen.

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Aus den genähten Mohairsträhnen Perücken häkeln. Oh. Mein. Gott.

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Auch das allerliebste Püppchen von Daria Gosset von Petit Gosse wird untersucht.

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Konzentriertes Schaffen.

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Daria Gosset von Petit Gosset erläutert die Gesichtsproportionen.

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Aufschreiben, was man gelernt hat.

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Eine Mini-Puppe nähen mit Joanna Wesolowska von Lalidom aus Polen.

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Herausforderung Mini-Püppchen…

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Face sculpting mit Maria Asenova von Maria’s Nature Toys (Maria ist leider nicht im Bild)

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Nadelfilzen von Gesichtern erfordert Konzentration.

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Nadelfilzen erfordert GROSSE Konzentration!

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Müde macht es auch, aber auch riesigen Spaß!

Es gab natürlich noch viel mehr Workshops als die in den Fotos gezeigten. Und jeder Kurs war toll und entließ glückliche und stolze Teilnehmerinnen. ich habe so viel gelernt, lauter kleine Tricks und Techniken. Und es hat sich wieder bestätigt, dass alle Puppen ihre eigene Schönheit haben, egal ob sie im klassischen Waldorf-Stil gemacht oder ganz detailliert nadelgefilzt sind. Es gibt so viele verschiedene Stile, Muster und Techniken in der Puppenmacherei, und sie alle haben ihre Berechtigung.

Ich habe auch erfahren, dass wir alle eins sind. Eins mit den anderen Puppenmacherinnen, eins mit der Natur, und eins mit unseren inneren Kindern. Ich habe ein paar berührende Geschichten gehört. Was ich vernommen und manchmal zwischen en Zeilen gelesen habe, hat meine Wahrnehmung bestätigt, dass viele Puppenmacherinnen ein sensibles Verhältnis zu ihrem inneren Kind oder zu Kindern im Allgemeinen haben. Wir haben nicht so ausführlich darüber geredet, aber es wurde spürbar, dass viele von uns sich mehr oder überhaupt Kinder gewünscht hätten, was auch immer die Gründe dafür waren, dass das nicht geklappt hat. Und dass Puppenmachen eine wunderbare Kompensation dieser „unerfüllten Mutterschaft“ ist.

Wir waren uns einig, dass Puppenmachen wunderbar ist, um emotionale Bedürfnisse und das innere Kind zu nähren und zu pflegen. Aber jenseits dieses therapeutischen Aspekts fanden wir vor allem, dass die Puppenmacherei eines der tollsten, aufregendsten und erfüllendsten Abenteuer in unserem Leben ist.

Lasst die Sprache der Puppen über Hass und Streit, über Traurigkeit und Verlust siegen! Lasst unsere Gemeinsamkeiten stärker feiern als unsere Unterschiede! Lasst uns in Frieden und Harmonie miteinander leben, wir zusammen mit unseren Mitmenschen, Kindern und Puppen!

PEACE 🙂

Hier einige der TeilnehmerInnen des Puppenseminars — bitte gern Nachricht an mich mit weiteren Namen und Labels, denn bei vielen konnte ich mir leider den Label-Namen hinter der Person nicht merken.

Agnieszka Nowak von Lalinda, Polen
Joanna Wesolowska von Lalidom, Polen
Maureen Broeder von Poppenliefde, Niederlande
Sonja Pfister von Puppenmacherei, Schweiz
Daria Gosset von Petit Gosset, USA
Maria Asenova von Maria’s Nature Toys, Bulgarien
Annemieke van der Giessen, Atelier Anke, Niederlande
Biche Eleveld, Blomsterstuga, Schweden
Katri Vaik, Rosalie Dolls, Estland
Elena Pogoraeva, Atelier Lavendel, Deutschland
Ellie Kager und Hetty Heeres, Puppenmacherinnen aus den Niederlanden
Maike Coelle von Feinslieb Dolls, Deutschland
Sabine Cardinal von Bienchen und Blümchen, Deutschland
Sarah Berry, North Child Dolls and Knitwear, UK (Schottland)
Hemma Meir, Österreich
Astrid Stolwijk, Atelier IsaFleur, Niederlande
Lynn Wallace, Soul Stitching Waldorf Dolls, USA
Hannah Sanguinetti, Stoffoli Dolls, UK

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