Wir sind aufs Land gefahren und hatten ein prächtiges, wetterlich ausdrucksvolles Wochenende mit starken Naturstimmungen, vielen Tierbeobachtungen und Himmelsschauspielen. Also das, was ich auf dem Land so sehr genieße, und was mich immer wieder mit Freude und Trost erfüllt.
Als Gedicht zum Wochenende habe ich eines von Ricarda Huch herausgesucht. Es ist so passend, weil hier sowohl Holunder als auch Akazien/Robinien so herrlich blühen und gerade heute Abend unser Jasmin vor dem Haus aufgeblüht ist. Und auch mir kam die Natur wahnsinnig überschäumend und schwellend vor – kein Wunder, dass Pfingsten in dieser Zeit liegt. Es ist das Fest der Inspiration, der inneren Durchdrungenheit, des geistigen und seelischen Wohlgefühls und Eins-Seins. Wann, wenn nicht jetzt, dürfen wir sowas spüren?
Halt ein, maßloser Frühling,
Der uns mit Blühen tötet!
Um Haus und Stamm und Fels drängt sich Holunder,
Von allen Mauern stürzt sich die Akazie
In rosigen Kaskaden,
Und labyrinthisch schlingt sich um Betörte
Der zaubernde Jasmin.
Die Wiesen schwellen bunt und schäumen über.
Saft quillt aus tausend Kelchen
Und Trunkenheit.
Der Äther singt, die Erde selber taumelt.
Stürzt sie der Sonne zu?
Halt ein!
Ricarda Huch
Samstag, der 18. Mai 2024
Unser Jahreszeitentisch zu Hause in Berlin
Mit dem Zug aufs Land fahren und die Landschaft draußen genießen. So prachtvoll.
Auf dem Weg vom Bahnhof zum Haus sind wir an Kornblumen vorbei gekommen. Mann, ist das alles früh dieses Jahr. Dieses prachtvolle Blau!
Rund ums Haus blüht es so schön in Blau und Rosa.
Magerrasen-Margeriten geben Weiß hinzu.
Vor dem Haus ein Wasserfall aus rosa Röschen.
Mein Mann und ich setzen uns vors Haus in den Vorgarten und genießen die schöne, warme, satte Stimmung des Wonnemonats.
Weil die Maiglöckchen, auf die ich mich so gefreut habe, doch schon verblüht sind, schmücke ich mit anderen Blumen aus dem Garten und von den Wiesen rund ums Haus.
Kleiner Strauß für den Esstisch.
Es ist zwar bedeckt und leicht schwül, aber dadurch spürt man die unglaublich sinnliche, duftende, schwärende Kraft der Natur im Mai.
Die rosa Rosen schenken jedes Jahr große Freude.
Das ist ein Wiedehopf (das Bild habe ich nicht selbst gemacht; es ist aus einer Bilddatenbank). Seinen unverwechselbaren Balzruf hören wir nämlich den ganzen Abend. Der Ruf klingt wie „Uup-uup-uup“. Der Wiedehopf ist in Deutschland selten, weil sein Lebensraum schwindet. Wir freuen uns, dass er hier noch zu Hause ist.
Abendspaziergang mit den Hunden über die Wiesen.
Es ist der Vorabend von Pfingsten. Hier kommt ganz sichtbar schon der heilige Geist runter. 🙂
Aber echt!
Abendtee im Garten nach dem Grillen.
Sonntag, der 19. Mai 2024
Pfingstsonntag. Himmelslicht beim Hundespaziergang um 6 Uhr früh. Ich fühle mich gesegnet. Ein großer Feldhase hoppelt vor uns über den Weg.
Dann landet auch noch ein echter Himmelsbote neben mir. Der Weißstorch ist wie die weiße Taube zu Pfingsten ein sehr, sehr gutes Symbol. Ich nehme es als solches. Kann ich zur Zeit gut brauchen.
Als wir zum Haus kommen, sind gerade zwei Rehe in unserem Garten und grasen. Sie hüpfen schnell davon, als wir hereinkommen.
Zusammen mit der Tochter backe ich Frühstücksbrötchen.
Wir wollten eigentlich Pfingsttauben backen, aber unser Tauben-Ausstecher ist offensichtlich in Berlin, hier jedenfalls nirgends zu finden. Also disponieren wir um und machen aus dem buttrigen Teig eine meiner absoluten Lieblings-Kekse: Shortbread-Cookies mit weißer Schokolade, in die ich ein paar Tropfen Minzöl gegeben habe.
Wir machen einen Ausflug über kleine Nebenstraßen nach Stettin in Polen. Der Weg ist wunderschön und wir begegnen kaum anderen Autos. Hier: eine Birkenallee.
In Stettin gehen wir wie immer, wenn wir hier sind, ins Café 22, von dem man einen Ausblick über die ganze Stadt hat. Es gibt hier köstliche Kuchen, Torten und Milchshakes.
Stettin von oben. Rechts das weiße Gebäude ist die Philharmonie, die so atemberaubend schön ist – vor allem von innen. Sie hat zu Recht einen Haufen Architekturpreise gewonnen.
Zurück wieder durch die Mai-Natur auf kleinen Sträßchen.
Mein Mann und die Tochter spielen Federball, ich hole die Wäsche von draußen rein. Der Himmel spielt mit.
Langer Spaziergang am frühen Abend mit den Hunden. Es donnergrollt von Norden. In so einem vor-gewitterlichen Licht leuchten die Blumen immer besonders schön. Vom Wald singt der Kuckuck und möchte gar nicht mehr aufhören.
Ich sehe einen Fuchs, einen großen Rehbock, der laut bellend davonspringt, als er uns bemerkt, und ein Paar Kraniche, die erst in der Luft schweben und dann zusammen in der Nähe des Grabens landen.
Ich habe noch einen Strauß Butterblumen fürs Bad gepflückt. Als ich den Strauß deponiert habe, gewittert es los. Herrlich. Endlich Regen, endlich Entspannung in der Atmosphäre.
Die Tochter deckt den Tisch. Sie hat Spaß daran, alles ganz festlich zu gestalten.
So fein hat sie gedeckt.
Bei uns gibt es heute ausnahmsweise mal Lachs, immerhin Bio und fair. Lach soll man ja eigentlich gar nicht kaufen wegen der schrecklichen Auswirkungen, die seine Zucht auf die Umwelt hat. Da ist es in meinen Augen ein Muss, dass er wenigstens Bio und fair ist.
Während wir essen, gewittert und regnet es nochmal. Die Natur kann Regen jetzt so gut brauchen.
Und dann zeigt sich ein wunderschöner Regenbogen über dem Wäldchen gegenüber vom Haus. Und eigentlich noch ein zweiter, schwacher rechts daneben.
Noch ein pfingstlicher Himmelsbote. Ich bin dankbar und nehme die starken Zeichen der Natur heute und gestern als ein gutes Omen. Alles findet mit der Zeit neue Kraft. Alles ist durchdrungen von Leben und möchte wachsen. Alles wächst bereits.
Dieses Omen nehme ich mit in die neue Woche. Ich kann es gut brauchen. Unsere großen Sorgen sind noch da, aber es zeichnet sich ein Weg ab. Meine großen Bemühungen der letzten Wochen und Monate tragen langsam Früchte. Oder besser gesagt: sie fangen an zu sprießen. Das mit den Früchten kann noch ein bisschen dauern.
Es gab trotz viel Schwere auch viel Gutes in den letzten Wochen. Und ich finde: Wenn draußen alles so unermesslich schön, lebendig, glücksschwellend, grün und leuchtend ist, wenn der Wiedehopf und der Kuckuck rufen, wenn die Vögel so schön zwitschern und die Frösche quaken, und dann noch ein Regenbogen am Himmel erscheint, dann kann man doch nur Hoffnung schöpfen.
Ich lasse mich vom kraftvollen Geist dieses Wochenendes berühren und gehe zuversichtlich und gestärkt in die neue Woche. Wir fahren morgen nach Berlin zurück und haben dort hoffentlich noch einen geruhsamen Nachmittag, bevor der Alltag am Dienstag wieder losgeht, mit der ganzen Koordination von vielen Terminen und Aufgaben.
Ich hoffe, Ihr konntet die Kraft der Natur auch spüren und hattet ein gutes, friedliches Wochenende.
Eure Maike
Verlinkt ist das WiB wie immer bei Große Köpfe, dem sympathischen Berliner Familienblog von Alu und Konsti.
Liebe Maike, vielen Dank für diesen wunderbaren und berührenden Text!!
Ich wünsche dir und deiner Familie einen schönen Pfingstmontag.
Auf dass deine Bemühungen bald Früchte tragen
Fühl dich umarmt, Tanja
Vielen lieben Dank, Tanja!!! XXX