Frankreich pur und große Hitze: Unser Wochenende in Bildern 4./5. August 2018

Wir sind immer noch auf Haustausch im Loiretal in Frankreich, genießen bei der Hitze den Pool im Garten und die zauberhaften kleinen Städtchen der Region.

Samstag, der 4. August 2018

Jeder Tag hier in unserem schönen Tauschhaus auf dem Land bei Tours startet mit Gartengießen und Katzen füttern. Die kleine Tochter kümmert sich hingebungsvoll um das Wohl der Katzen Michel, Mimi, Plume und Calou.

Katze Plume nach dem Morgenfresserchen

Wir probieren diesen Urlaub die Regel aus, dass abwechselnd Eltern und Kinder bestimmen dürfen, was wir machen. Bisher klappt das sehr gut. Für heute sind 35°C vorhergesagt und die Kinder dürfen entscheiden, was wir heute unternehmen. Sie möchten gern den ganzen Tag am Pool verbringen, aber auch Riesenrad fahren (es gibt eines in Tours, das gestern leider still stand, als wir dort waren), und „echtes Eis“ aus der Eisdiele essen. Auch wollen die Kinder einmal richtig lang aufbleiben („Bis es dunkel ist, Mama!“). Also wird beschlossen, den Tag am Pool zu verbringen, am späteren Nachmittag einen ausgiebigen Mittagsschlaf zu machen, und am Abend nach Tours zum Riesenrad zu fahren. Wir fanden das Städtchen bei Tage zauberhaft. Wir Eltern vermuten, dass die Innenstadt am Abend brummt, und wollen gern in einem der schönen Straßen-Restaurants zu Abend essen. Das findet auch bei den Kindern Anklang.

Wir lümmeln halbe Stunden lang im Wasser herum und denken uns Geschichten aus. Die kleine Tochter erfindet Namen („Abedaan“ oder Ajabiduja“), und wir denken uns dann zusammen aus, wer das ist und was für ein Problem er/sie hat. Kein Wort hier darüber, was die Probleme von Abedaan (einem kleinen stämmigen Herrchen) und Ajabiduja (einer spillrigen Tante) waren, nur so viel: die beiden haben jeweils Probleme mit ihren Körperausscheidungen (die Kleine ist offensichtlich noch in ihrer analen Phase). „Ikara“, eine goldblonde Schöne, hat das Problem, dass ihr alle Kleider immer vom Leib rutschen, weil sie eine glitschige Haut hat. Ich sage Euch, viel Gekicher…

Zwischendurch gibt es immer wieder kühle Obstteller mit Melone und Pfirsich.

Zum Mittagessen machen wir Leckerteller: Melone mit Kochschinken für die Kinder (für uns mit Parmaschinken)…

…Couscous-Salat mit Gurke, Zitrone und frischer Minze…

…und Brötchen mit Ei, Tomate und Schnittlauch. Die Rezepte übrigens hier. Die Kräuter stammen aus den Kräuter-Hochbeeten der Tauschfamilie.

Um 18 Uhr fahren wir los nach Tours. Als erstes spazieren wir zum nostalgischen Riesenrad an der Loire, das aussieht wie Lollis und Zuckerstangen.

Wir sind (noch) die einzigen Kunden und dürfen sofort nach Billett-Kauf in eine Kabine einsteigen. Während wir Runde um Runde drehen, sehen wir den Angestellten unten verschwinden, vermutlich muss er mal. Er taucht lange Zeit nicht wieder auf – und wir fahren und fahren und fahren und fahren… Nach 15 Minuten jauchzen wir bei jeder neuen Runde… aber dann kommt der zweite Angestellte aus dem Kassenhäuschen und beendet grinsend unsere ultralange Fahrt. Wir fühlen uns reich beschenkt. Jetzt kennen wir Tours von oben wirklich 🙂

Tours von oben

Wir gehen in den Biergarten „Guinguette de Tours“ zu Füßen des Riesenrades, am Ufer der Loire. Hier ist es herrlich: entspannt, nette Menschen, und mit Blick auf den Fluss. Und seltsamerweise keine Touristen, jedenfalls haben wir diesen Eindruck. Und es gibt einen Bereich für Kinder mit Dreirädern, Laufrädern und kleinen Hütten zum Spielen. Und Tische für die Erwachsenen daneben, wo sie ihre Drinks schlürfen dürfen. Viel familienfreundlicher, als ich erwartet hätte! 🙂

Dann bummeln wir durch die mittelalterliche Altstadt von Tours. Autos sind hier so gut wie keine zu sehen und zu hören, die Straßen sind voller gut gelaunter Menschen, es duftet nach Blüten und gutem Essen, und das Stadtbild ist super romantisch. Schöner könnte es kaum sein, und sogar die Kinder fühlen das und schwärmen: „Mama, ich liebe solche kleinen Städte am Abend!“

Volle Restaurants auf der Place Plumereau, wo die Kinder endlich ihr Eis bekommen, in dieser Eisdiele.

Hier in Tours bzw. in Frankreich kann man überall hervorragend essen. Wir kehren ein und verputzen alles, was uns aufgetischt wird – Ofenkäse mit Baguette und Blattsalat, dann „une pièce de Boeuf“ (Steak) mit Camembert-Sauce und Fruchtsalat mit Grapefruit-Sorbet „à la maison“ (nach Art des Hauses). Danach Kaffee und kleine hausgemachte Pralinen. Hmm.

Wir schlendern nach dem Essen zum Auto zurück und finden um 22 Uhr sogar noch einen kleinen, eisgekühlten Supermarkt, wo wir eine rote Paprika kaufen. Denn die große Tochter wünscht sich schon seit gestern eine Tortilla und dafür brauchen wir rote Paprika.

Zum Abschluss des Tages erfüllt sich „zu Hause“ der große Traum der Kinder: Bei Dunkelheit im erleuchteten Pool schwimmen.

Um 23 Uhr fallen wir alle müde ins Bett.

Sonntag, den 5. August 2018

Im Pool wurden gestern Abend die Kinder-Flipflops vergessen und schwimmen träumend vor sich hin.

Nach dem Katzenfüttern gehen wir Brombeeren naschen am Gartenzaun. Sie sind zuckersüß, ganz fest und kleiner als die, die wir von zu Hause kennen.

Zum Frühstück gibt es die ersehnte Tortilla. Noch ist es nicht zu heiß, um draußen zu frühstücken.

Dann überlegen wir, was wir heute unternehmen wollen. Es sollen wieder 35°C werden. Weil wir die gestrige Kombination alle super fanden, wollen wir das heute wiederholen. Heute soll es gegen Abend nach Chinon gehen, ein Städtchen am Fluss Vienne mit Schloss und romantischer, autofreier mittelalterlicher Altstadt. Außerdem bekannt für den guten Wein der Region.

Die Kinder spielen wieder den ganzen Tag in und um den Pool. Das Kinderzimmer der Tauschfamilie ist reich mit Spielzeug bestückt, und die Kinder schleppen einiges nach draußen. Ich lese: „Licht aus im Wunderland“ von DBC Pierre. Ich wollte das Buch schon lange lesen. Ich/wir kennen den Autor von früher persönlich und lieben seine Bücher. Besonders „Jesus von Texas“ ist ein wahres Meisterwerk (hat er auch den Booker-Prize für bekommen). In „Licht aus im Wunderland“ verarbeitet er u.a. seine Erlebnisse in Berlin, wo er eine Weile lebte. Mein Mann, der das Buch schon gelesen hat, meint, einiges aus unseren Begegnungen sei in das Buch eingeflossen. Tatsächlich finde ich gleich auf den ersten 20 Seiten etwas wieder, das ich Pierre einmal erzählt habe. Und mir fällt auch die wilde Nacht wieder ein, die ich lange vor der Geburt unserer Kinder einmal mit dem Autor und seiner und meiner Freundin in New York erlebt habe… da fingen wir in Long Island in einer leeren Cocktailbar an und endeten auf-den-Tischen-tanzend in der Lower East Side. Es war für mich ein melancholischer Abend, ich hatte etwas Trauriges zu verarbeiten. In der Verbindung mit meiner lieben Freundin und Pierre, die von der traurigen Geschichte wussten, tat das ausgelassene Feiern in stiller, wilder Verschwörung gut. Es war innig und lustig, für mich getaucht in schwarzen Humor. Da waren Herzen und Seelen, die die feinen Schwingungen wahrnahmen. Das waren noch Zeiten.

Auf fast jeder Seite des Buches finden sich Sätze, die als Aphorismen taugen: „Das Praktische an Schuldigen ist, dass ihre Ängste ohne Zutun der Außenwelt immer größer werden“. Oder: „Man muss immer nur ein bisschen clever oder ein bisschen freundlich sein. Alles darüber hinaus weckt nur Argwohn und Zorn und irritiert die das Land am Laufen haltende Software. Was daran liegt, dass die Mechanismen der Gesellschaft auf Dummheit und Trägheit justiert sind – und alles Nicht-Dumme und Nicht-Träge heute definitionsgemäß asozial ist.“ Oder auch dieser Satz, der mir hier in Frankreich gerade gut gefällt: „Älterwerden macht unweigerlich konservativ, da führt kein Weg dran vorbei, es sei denn, man ist Franzose.“ Ich würde hinzufügen: Oder Italiener, oder man bleibt immer ein neugieriges Kind. Wie ich 🙂

Nach dem Mittagsschlaf fahren wir nach Chinon, bummeln durch die mittelalterlichen Straßen, fahren mit dem Glas-Lift hoch ins Schloss, das steil über der Stadt thront, und essen dann in einem kleinen Restaurant auf einem belebten kleinen Platz zu Abend.

In Chinon

Einer der Schlosstürme von Chinon

Auf dem Rückweg haben wir noch ein Benzinproblem, denn die nutzbaren Tankstellen sind Sonntag abends rar gesät in der französischen Provinz. Bei der einzigen Tankstelle von Chinon ist das Zahlterminal kaputt und der Mann wird schon leicht nervös. Aber wir schaffen es noch bis ins 20 km entfernte Azay-le-Rideau, wo die bei Google Maps angezeigte Tankstelle zwar geschlossen ist (kleiner Herzinfarkt beim Mann), aber eine andere direkt gegenüber offen hat. Nachdem wir das Selbstbedienungsterminal mit Hilfe netter Leute endlich gemeistert haben, dürfen wir endlich tanken. Uff. Mann wieder happy.

Zu Hause sehen wir im Garten noch Igel, sagen dem Pony von gegenüber Gute Nacht und gehen dann schlafen. Über uns strahlt riesig ein Sternenhimmel mit dem Großem Wagen.

Weitere Wochenenden in Bildern finden sich hier, bei Geborgen Wachsen.

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