Ein Schuss Orangerot: Wochenende in Bildern 19./20. September 2020

Den Schuss Orangerot haben wir dieses Wochenende zu Hause in Berlin gesehen und gefühlt. Orangerote Beeren, Wolle und Gefühle haben das sommerwarme Wochenende geprägt. Tatsächlich ist es in Berlin noch Sommer, obwohl es überall in den Hecken schon gelb, orange und rot leuchtet.

Die Phrase in der Überschrift habe ich aus einem tagebuchartigen Text von Wilhelm Lehmann (1882 – 1968), der in meiner Gedicht-Anthologie mit „Ein Vorgefühl, eine Ahnung“ betitelt ist:

Samstag, der 19. September 2020

Wie immer: Als erstes werden gemütlich auf dem Sofa Bücher vorgelesen und der erste Tee getrunken. Heute: „Schabernack im Wichtelwald“ von Elsa Beskow, das zur Jahreszeit passt und das wir schon länger nicht gelesen haben. In Reimen wird hier die Geschichte der frechen Eichelwichtel-Brüder Ocke und Pillerill erzählt, die sich von einem Eichenblatt im Wind in den nächsten Wald tragen lassen und dort Abenteuer erleben.

Hier treffen die Eichel-Brüder auf die Kastanienkinder, mit denen sie spielen, bevor es auf dem Rücken von Kurre Kecker, dem Eichhörnchen, wieder nach Hause geht.

Diese letzte Seite muss ich auf Geheiß meiner kleinen Tochter fotografieren, „denn das ist die schönste Seite, Mama!“ Hier feiern am Ende alle zusammen ein Fest, mit Beleuchtung der Glühwürmchen, dem Schein des Mondes und Musik.

Frühstück. Die Kinde haben sich Toast und Eier gewünscht. Den Obstteller hat die kleine Tochter gemacht. Sorry, @jools_jones_le, für die schmerzhafte Asymmetrie 🙂

Der Hagebuttenkranz, den ich letztes Wochenende auf dem Land gemacht habe, wurde hier mit Äpfeln von der Streuobst-Wiese ergänzt (die übrigens köstlich schmecken!).

Der Himmel vor unserem Haus.

Gestern ist diese Puppe fertig geworden. „Sie“ heißt Nici und kann ein Junge, ein Mädchen, alles dazwischen oder gar nichts Bestimmtes sein. Sie hat eine Hose und einen Rock und dazu noch eine gelbe Tunika. Sie ist in Elementarfarben gestaltet, weil sie für kleine Kinder geeignet sein soll, die die Elementarfarben Rot, Blau und Gelb am besten sehen können.

Ich fahre mit der kleinen Tochter zur Geigen-Gruppenstunde und Hundefutter kaufen in unserem geschätzten BARF-Kiezladen, wo man gesundes rohes Hundefutter kaufen und in eigene Behälter abfüllen lassen kann. Auf dem Rückweg müssen wir anhalten und Kastanien sammeln.

Dieser Kastanienbaum hat zwar schon braune Blätter abgeworfen, aber er hat dennoch viele herrliche Früchte gebildet.

Alle zwei Minuten fällt von diesem Baum eine Kastanie runter. Sie zerplatzen neben uns auf dem Gehsteig und im Gebüsch. Wir sammeln lauter „frisch geschlüpfte“ Kastanien, wie die kleine Tochter sie nennt.

Die unversehrten Hüllen sind für sie wie ein Schatz. „Da kann man später die ganz frischen, glatten Kastanien rausholen!“

Zu Hause fangen wir direkt an, Kastanien-Spinnennetze zu basteln. Mir macht das großen Spaß und der Tochter auch. Sie erzählt mir, dass sie und ein paar andere Kinder letztes Jahr im Hort einen Wettbewerb im Schnellwickeln von Kastanien-Spinnennetzen gemacht hätten, für den sie alle fleißig geübt hätten. Sie ist fest überzeugt, dass sie wahnsinnig schnell wickelt. Und ja, in der Tat, sie ist ganz schön fix.

Am Nachmittag habe ich Besuch von zwei befreundeten Müttern aus der Schule, um etwas die Klasse der einen Tochter betreffend zu besprechen. Ich habe Rosinenbrötchen gebacken, komme aber erst dazu, sie zu fotografieren, als sie fast alle sind. Vorher waren es acht Stück 🙂

Abends machen wir noch einen Hundespaziergang mit Mann und kleiner Tochter durch das dämmernde Wohnareal.

Die kleine Tochter geht ins Bett. Ich geselle mich zur großen Tochter, in deren Zimmer auch meine Puppen-Werkstatt ist. Ich nähe ein wenig, sie zeichnet. Dabei unterhalten wir uns, erzählen uns was und lachen. Ich genieße es sehr, der Tochter so nahe zu sein. Wir beide genießen es, abends ganz locker ein Stündchen zusammen zu sein, während wir beide unseren Beschäftigungen nachgehen. Denn dabei entstehen sehr gute Gespräche, einfach, weil es nicht so zwanghaft ist, wenn man nebenbei etwas handarbeitet.

Aber dann werden wir müde, und die Tochter geht ins Bett. Ich geselle mich noch zu meinem Mann in sein Arbeitszimmer, in dem auch unser großes Gäste-Doppelbett steht. Ich mache es mir mit den Hunden auf dem Bett gemütlich und schaue meinem Mann beim Zeichnen zu, während wir natürlich quatschen.

Mein Mann macht wunderschöne Bleistift-Zeichnungen, die organische Muster erst vom Analogen ins Digitale und dann wieder vom Digitalen ins Analoge bringen. Möchte ich jetzt nicht im Detail erklären, aber es entstehen dabei filigrane Zeichnungen, die ich sehr mag. Er hat seit gestern für eine Freundin, zu deren Feier wir am Sonntag eingeladen sind, als Geschenk eine sehr schöne Zeichnung gemacht.

Sonntag, der 20. September 2020

Gleich früh morgens um 6:30 Uhr mache ich mit der großen Tochter den ersten Spaziergang mit den Hunden.

Nach dem Frühstück zeichnet die Tochter weiter. Ich schreibe das Gedicht für die Freundin fertig, die heute feiert.

Und schreibe es ins Reine in eine der Büttenpapier-Karten, die ich mit Mohnkapseln bestempelt habe (Link führt zum Artikel, wo ich viele weitere Mohnkapsel-Stempeleien zeige).

Der Himmel ist September-blau. Dieses Foto habe ich vor der Haustür stehend gemacht. Das Gebäude ist der hintere Teil einer Kirche mit Kloster.

Die kleine Tochter und ich wickeln noch viele Kastanien-Spinnennetze. Das macht uns beiden großen Spaß. Sie findet es schöner, wenn die Kastanien vorne das weiße Auge zeigen. Ich mag es lieber, wenn die Kastanie vorne glatt und braun ist. So entstehen beide Varianten der Spinnennetze.

Um 11 Uhr soll die Feier der Freundin beginnen. Sie hat auf das Gelände der Späth’schen Baumschule geladen, die älteste Baumschule Berlins, die heute ihr 300-jähriges Firmenjubiläum feiert. Aber für uns ist anscheinend ein Tisch im Grünen reserviert. Wir packen Prosecco, Gemüsechips und unsere Geschenke ein und fahren los. Wir finden aber die Freunde auf dem Gelände nicht (es ist auch wahnsinnig voll), so dass wir anrufen und fragen, ob sie schon da sind. Und wir erfahren, dass die Feier erst um 14 Uhr losgeht. Nur leider hat uns da niemand gesagt.

Wir gehen trotzdem rein, weil wir uns sagen, naja, dann warten wir eben, bis die anderen da sind. Aber der Plan hält nicht lang. Ein Kind dreht fast durch, weil es Menschenmengen und Hitze nicht ertragen kann – und den Pulli will sie nicht ausziehen. Wir überlegen immer noch, ob wir bis 14 Uhr warten, aber es ist ehrlich gesagt ziemlich furchtbar dort, weil extrem voll (auf Corona nimmt dort anscheinend keiner Rücksicht), und auch vom Stil her ist die Veranstaltung hier absolut nicht unser Ding. Eigentlich kann man überall nur etwas kaufen, und dafür hat man 8 Euro pro Person bezahlt. Irgendwie blöd. Wir haben auch den Fehler gemacht, die Hunde mitzunehmen, die wir natürlich an der Leine haben, die aber total an der ziehen, weil es überall so gut riecht. Total nervig in einem solchen Getümmel, obwohl wir die kleine Emmi dann auf den Arm nehmen. Kurz: Alle sind genervt, und ein Kind vollkommen überfordert, überreizt und den Tränen nahe.

Und so beschließen wir, das Ganze abzubrechen und wieder nach Hause zu fahren. Als wir beim Auto sind, merke ich, dass es auch mir gesundheitlich nicht besonders gut geht und bin froh, nach Hause zu kommen. Und alle haben Hunger.

Zu Hause kochen wir, was die Kinder sich wünschen (Kartoffelbrei, Spinat und Rührei), essen zu Mittag und legen uns dann zur Mittagsruhe. Ich habe diese dringend nötig, weil ich total erschöpft bin. Es tut so gut, wieder in der Ruhe und Stille unserer kleinen grünen Oase zu sein.

Der Tag klingt langsam aus. Die Tochter ist mit ihrer Nachbars-Clique unterwegs.

Ich spiele mit der anderen Tochter „Tutto“, ein strategisches Würfelspiel, das uns großen Spaß macht.

Dann machen wir noch eine ganze Anzahl Kastanien-Spinnennetze in Herbstfarben. Aus den Spinnennetzen will ich in den nächsten Tagen etwas Schönes machen.

Und so geht dieses vorherbstliche Wochenende zu Ende. Ich freue mich jetzt auf „Zu Tisch in…“ auf arte.tv und darauf, den Rechner zuzuklappen.

Ich bin noch in Gedanken wegen des stressigen Erlebnisses rund um die heutige Einladung, die so blöd danebenging. Ich hatte mich so gefreut. Wir hatten uns eigentlich seit Tagen darauf vorbereitet. Prosecco gekauft, Geschenke selbst gemacht und uns gefreut.

Aber so ist es eben manchmal, wenn man den Bedürfnissen und Möglichkeiten einer ganzen Familie gerecht werden muss. Dann muss man manchmal etwas entscheiden, das vielleicht nicht allen gefällt.

Ich hoffe, Ihr hattet selbst ganz harmonische Wochenenden mit warmer Septembersonne und kräftigen Farben. Bald werden ja die Farben blasser, da dürfen wir jetzt noch schwelgen und genießen. September ist der Erntemonat und der Dankesmonat. Und bald ist Michaeli, das Fest der Stärke und des Mutes.

Ich wünsche Euch eine gute neue Woche!

Eure Maike

Dieser Beitrag ist verlinkt bei Große Köpfe, einem Berliner Familienblog.

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