Die Zeit rauscht: Wochenende in Bildern 21./22. August 2021

Wir waren auf dem Land, haben etwas gezwungenermaßen, aber auch freudig spontan eine Nacht im Hotel verbracht und waren dann in unserem kleinen Haus mitten in der Natur. Das Wochenende stand auch unter dem Stern des langsam heran nahenden Todes meines Vaters. Mein Vater ist seit Mittwoch dieser Woche in einem Hospiz.

Update Montag, den 23. August: Mein Vati hat sich wieder etwas konsolidiert. Er könnte noch Wochen bei uns bleiben. Aber nichts ist sicher in dieser letzten Phase seines Lebens.

Verlinkt ist der Beitrag wie immer bei Große Köpfe.

Samstag, der 21. August 2021

Morgennebel im Park des Hotels, wo wir spontan eine Nacht übernachtet haben. Wir kamen nämlich am frühen Freitag Abend mit vollem Auto, müde und ziemlich erholungsbedürftig in unserem Haus auf dem Land an – und fanden zu unserer Überraschung noch die Freunde von Freunden im Haus vor, an die wir es für ein paar Tage vermietet hatten. Schnell war klar: Ich hatte mich um einen Tag vertan. Die lieben Leute boten uns direkt an, ihr Zelt im Garten aufzubauen und dorthin umzuziehen, aber wir wollten ihnen den letzten Urlaubstag nicht nehmen. Ich hatte keine Lust darauf, so einen Heckmeck zu veranstalten, wo es doch unser Fehler war.

Etwas verdattert stiegen wir also wieder ins Auto, um wieder nach Berlin zurück zu fahren. Wir hatten alle überhaupt keine Lust auf „Wieder zurück nach Berlin – auspacken – morgen wieder einpacken – und nochmal raus aufs Land fahren“. Ich überlegte und rief Berliner Freunde an, die ein großes Haus nicht allzu weit entfernt haben, und die oft am Wochenende dort sind, aber ich erreichte sie nicht. Da fiel mir im übernächsten Dorf ein, dass wir immer schon mit dem Gedanken geliebäugelt hatten, im dortigen „Schlosshotel“ (eine Art großes Gutshaus mit Restaurant- und Hotelbetrieb) mal eine Nacht zu übernachten. Das war jetzt die perfekte Gelegenheit, denn wir hätten das einfach so sicher nie gemacht. Warum auch, wo wir ja unser eigenes Häuschen dort ums Eck haben.

Außerdem habe ich gerade ein paar Bücher mehr verkauft als durchschnittlich, da sagten wir uns: „Sei’s drum, wir bleiben jetzt eine Nacht hier im Hotel, die haben doch so große, relativ günstige Familienzimmer für bis zu fünf Personen!“ Ich stieg aus, fragte an der Rezeption nach Verfügbarkeit und Konditionen (dort finden oft Hochzeiten statt, dann hat man keine Chance auf ein Zimmer)… und kam lächelnd und mit erhobenen Daumen zum Auto zurück. Die Kinder jubilierten, denn wann waren wir zuletzt in einem feinen Hotel?! So richtig daran erinnern konnten wir uns alle nicht!

Der Hauch der Vergänglichkeit im Park des Hotels. — Der Altweibersommer ist da.

Diese Spinne hat die Rahmenbedingungen optimal ausgenutzt.

Der Nebel gibt gegen 9 Uhr den blauen Himmel über dem Gutshaus frei.

Teich im Park.

Späte Rosen blühen noch.

Spaß im Hotelzimmer.

Nach dem Frühstück fahren wir gegen Mittag zu unserem Haus. Wie angenehm, nur so einen kurzen Weg zu haben. — Als erstes machen wir den obligatorischen Spaziergang mit den Hunden über unser Grundstück. Besuchshund Lucy (rechts), Tochter unserer Hündin Emma (vorne links), ist auch dabei, denn ihr Frauchen, Freundin unserer Töchter, haben wir auch im Schlepptau. Hinten unser lieber, guter Bolonka-Mischling Oskar.

Apfel an unserem frisch gesetzten Baum. Es handelt sich um einen Lagerapfel namens Zuccalmaglione, einer Renette-Art, die bis in den April hinein lagerfähig ist. Ich dachte mir, wenn schon Apfelbaum, dann Äpfel, die lange ins Frühjahr hinein lagerfähig sind. Denn frische Äpfel aus regionalem Anbau kann man in den Monaten September bis Februar super im Laden kaufen. Erst danach wird’s schwierig mit Äpfeln aus der Region.

Am Nachmittag telefoniere ich viel mit Hospiz, Familie und Verwandten, wegen meines Vaters. Natürlich bin ich jederzeit bereits, nach Berlin zu fahren, aber aktuell besteht dazu noch keine Notwendigkeit.

Mein Mann und ich genießen aber auch die schönen warmen Nachmittagsstunden vor dem Haus mit den Blüten und den schönen Insekten.

Weil das Leben gerade Leben spielt, öffnen wir eine Flasche Champagner, die mein Mann mal geschenkt bekommen hat. Er hat sie immer aufgehoben, weil er sie öffnen wollte, wenn er einen Job hat. Den hat er ja längst, aber wir hatten nie die Gelegenheit, um diese Flasche zu köpfen. Das Leben ist jetzt, warum also nicht heute, gerade jetzt, wo es noch so schön warm ist – am Ende des Sommers?

„Schaut mal, die riesige Wespenspinne da!“

Ggrrrrrr. Spinne. Riesige Spinne.

„Und diese da saugt gerade einen Grashüpfer aus, den sie eingewickelt hat!“

— Arrrgh. Die Natur.

Der Abend neigt sich über der Wiese gegenüber vom Haus.

Sonntag, der 22. August 2021

Große Tochter und Besuchskind gehen mit ihren Hunden eine große Runde spazieren.

Rainfarn.

Ebereschen am Straßenrand.

Wie schön die grünen Eicheln sind! Da muss ich was draus machen!

Frühstück.

Die kleine Tochter hat gebadet und wollte danach zwei so „Knöddelchen“ aus ihren Haaren gemacht haben.

Ich habe grüne Eicheln gesammelt, um etwas daraus zu basteln.

Die großen Mädchen gehen Inliner fahren.

Ich probiere Basteleien mit den grünen Eicheln aus. Dazu mache ich vielleicht einen Blogbeitrag; ist nämlich schön geworden!

Die kleine Tochter macht auch mit.

Die Tochter hat Spaß daran, das Auto zu putzen. Wir machen das so ungefähr einmal im Jahr, wenn es mehr als überfällig ist.

Späße der Kinder („Verneigen vor der Kugel“), weil das Ensemble auf dem Tisch aussieht wie ein Altar.

Zwei der Kinder pflücken Kräuter für ein sehr spätes Mittagessen – Ofengemüse mit Kräutern, Erbsen und natürlich Salat.

Noch etwas Geigen. Die Tochter übt eine Bourrée von Händel.


Ich sehe der kommenden Woche mit etwas Schwermut im Herzen entgegen, weil ich nicht weiß, wie oft ich meinen Vati noch im Hospiz besuchen werde. Es könnten zwanzig Mal, aber auch zehn oder sechs Mal sein. Die Zeit rauscht. Dieses Rauschen bedeutet aber auch, dass das Rad des Lebens sich weiter dreht und trotz einer traurigen Situation viele Aufgaben erledigt werden wollen. Arbeit steht an, viel Organisatorisches ist zu erledigen, und ich muss für die Kinder da sein, und natürlich für meinen Vati. Ich bin so froh, dass ich zwei Brüder hier in Berlin habe, mit denen ich alles, wirklich alles teilen kann, was unseren Vater betrifft. Und dass wir drei uns so einig sind, wie wir das alles machen.

Ich wünsche allen Leser*innen eine gute Woche. Nächstes Wochenende bleiben wir in Berlin, ggf. fällt das Wochenende in Bildern dann aus. Nicht unbedingt (nur) wegen meinem Vater, sondern auch, weil die Berliner Wochenenden sich irgendwie immer so gleichen.

Alles Liebe,

Deine Maike

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7 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Pingback: Glücksmomente des Monats August 2021 - feinslieb

  2. Liebe Maike

    Auch ich möchte dir ganz viel Kraft wünschen. Ich habe die gleiche Situation ( nur bei uns war es die Mama) selbst vor knapp 10 Jahren durchlebt. Mit den Augen und dem Wissen von heute denke ich dass bei uns viel schief gelaufen ist und ich ich wünschte wir hätten uns damals auch für ein Hospiz entschieden statt den Weg alleine zu gehen. Der Weg ist hart und braucht viel Unterstützung, Liebe und Zuversicht. Ich lese bei dir immer gerne mit und bin zuversichtlich dass ihr das zusammen schafft und auch wenn es sehr traurig ist, ist es schön zu lesen wie dankbar dein Vati für sein Leben ist. Ich wünsche euch eine wunderschöne letze Zeit zusammen und drück dich. LG Martina aus LB

    • Lieber Martina, danke für Deine Worte. Wir sind auch sehr froh, dass er im Hospiz so gut versorgt wird und in so guten Händen ist. Wir könnten das mit Beruf und Kindern einfach nicht leisten. Wir haben auch gehört, dass negative Gefühle aufkommen können, wenn man jemanden bis zum Ende pflegt und das nicht einfach ist. Er bekommt jeden Tag Besuch von einem von uns, manchmal auch von den Enkeln und anderen Verwandten. Das Schöne am Hospiz ist, dass sie auch die Angehörigen ganz toll unterstützen und wertvolle Informationen haben, auch für Organisatorisches. Das ist unendlich hilfreich. Wir sind so froh, dass es mit dem Platz für ihn geklappt hat.
      Liebe Grüße auch an Dich!

  3. Liebe Maike,

    ich bewundere zutiefst, du und deine Brüder mit eurem Vati umgeht. Das rührt mich jedes Mal und soll mir ein Vorbild sein, wenn ich einmal in die Situation kommen sollte. Ich wünsche euch alles Liebe und ganz viel Kraft, Mut und Herz für den Abschied und das Leben.

    Maria

    • Ich danke Dir, liebe Maria! Wir wissen, dass es nicht selbstverständlich ist, dass das alles bei uns so gut klappt. Man hört so oft, dass sich Geschwister nicht einig sind, wenn es um die Versorgung/Betreuung der Eltern geht. Wir sind total dankbar, dass wir uns immer in allem einig sind und stets Hand in Hand vorgehen. Das gibt Kraft, die letztendlich unserem Vater zugute kommt.
      Viele liebe Grüße! <3

  4. Liebe Maike,

    ich wünsche dir von ganzem Herzen die Kraft und Zuversicht auf die bevorstehende Zeit. Es rührt mich sehr, einen geliebten Menschen im Leben gehen lassen zu müssen – das sind schwere Schritte.
    Gebt einander Mut und Zuneigung, Trauer und Schmerz gemeinsam zu bewältigen! Du bist in guten Händen und alle lieben Menschen um Dich herum umgeben Dich/Euch mit viel Liebe und Geborgenheit!
    Ich fühle mit und umarme dich aus der Ferne…

    Herzlichst Marlen aus BaWü

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