Die Blüte sinkt: Wochenende in Bildern 1./2. Mai 2021

Aus verschiedenen Gründen sind wir nicht alle zusammen aufs Land gefahren, darunter das trübe Wetter und unsere Hundewelpen, die wir lieber noch nicht transportieren wollen. Wohl aber ist mein Mann am Samstag für ein paar Stunden aufs Land gefahren, um ein paar Sachen hinzubringen und eine Holzlieferung wegzuräumen, die dort auf dem Grundstück gelandet ist.

Den ersten Mai haben wir kaum als ersten Mai wahrgenommen. Früher hat mein rotes Herz am ersten Mai immer geschlagen. Dieses Jahr ist das Klopfen durch die Corona-Krise sehr gedämpft; außerdem war ich bis Freitag ein paar Tage krank im Bett und das klingt noch nach (es war nichts Erkältungs- oder gar Grippe-Ähnliches!). Schonung war dieses Wochenende angesagt, hat sich aber erst am Sonntag eingestellt.

Weil es immer noch so kalt ist, der Frühling immer noch so tut, als dürfe er gar nicht, und weil in der Wohnanlage tatsächlich der Kirschbaum zögerlich blüht, habe ich dieses verhaltene Gedichtlein von Achim von Arnim herausgesucht:

Samstag, der 1. Mai 2021

Unsere kleinen Hündchen haben diese Woche die Augen geöffnet. Hier sitzen klein Toffee und Snowden (Snowy) auf dem Schoß ihrer zukünftigen Besitzerin, eine Freundin unserer Tochter.

Ich gehe früh um 6 mit den beiden erwachsenen Hunden raus. So früh ist hier noch keine Menschenseele unterwegs, so dass ich die Hunde wenigstens in der Wohnanlage frei laufen lassen kann. Sie freuen sich, rennen herum und schnuffeln.

Immerhin gibt es ein paar farbige Blüten ums Haus. Hier die Ranunkelröschen und im Hintergrund eine japanische Kirsche. Aber es ist kalt. Viel zu kalt.

Zu Hause mummeln wir uns in Decken; ich lese der kleinen Tochter aus “Charlie und die Schokoladenfabrik” vor. Immer wieder gut. Ich liebe die Illustrationen in dieser Ausgabe, die ich schon als Kind hatte.

Die große Tochter hat Übernachtungsbesuch und schläft mit ihrer Freundin noch.

Noch im Pyjama übt die kleine Tochter Geige. Sie will nochmal 100 Tage am Stück üben.

Ich setze derweil einen Teig für Baguette an, das es morgen zum Frühstück geben soll. Den möchte ich lange kühl gehen lassen. Das Rezept hat mir Leserin Juliane geschickt – danke nochmal auf diesem Wege! Es ist megasupereinfach und soll hier in Kürze verbloggt werden. Ich tüftele und probiere noch ein bisschen daran herum, damit ich ein absolut perfektes und gelingsicheres Rezept aufschreiben kann.

Zoom-Geigenstunde der Tochter. Heute wieder Musiklehre zum Thema Tonwerte / Rhythmus: Wie viele Achtel/Halbe/Viertel… passen in einen 4/4 Takt?

Wir schauen uns das nochmal mit einem Apfel an, den ich erst in Halbe, dann in Viertel, Achtel und Sechzehntel teile. Hier wurden zwei Achtel aber schon aufgegessen. 🙂

Zum Mittagessen ist noch die Cousine der Kinder da; es gibt Spaghetti mit pürierter Brokkoli-Sahnesauce und Gurkensalat, was bei uns alle Kinder mögen.

Das Übernachtungskind wird abgeholt, und ich kann mich endlich ein bisschen hinlegen. Ich bin noch ziemlich erschöpft und brauche ein bisschen Ruhe. Mein Kopf tut weh. Glücklicherweise spielen die Kinder friedlich zusammen, während ich im dunklen Zimmer liege.

Mein Mann schickt Bilder von den endlich aufgeblühten Frühlingsblumen auf dem Land: Traubenhyazinthen und Tulpen.

Die Birken dort sind gerade erst am Austreiben. Wow, ist das alles spät dieses Jahr.

Dieses unansehnliche Foto ist ein wichtiges Zeugnis für uns: Es zeigt unseren winzig kleinen Kastanienbaum auf dem Grundstück, um den wir ein bisschen bangen. Wir wünschen uns so sehr, dass er überlebt. Wir haben ihn als ganz kleinen Sprössling vor zwei Jahren aus meinem Heimatort Stuttgart-Degerloch mitgebracht. Die Erde ist dort eine ganz andere, so dass wir immer skeptisch waren, ob er so weit im Nordosten zurechtkommt. Aber auch dieses Jahr hat er es wieder geschafft – er treibt tatsächlich aus. Wir freuen uns sehr darüber, auch wenn er sehr, sehr langsam wächst.

Auch der Ahorn ist noch nicht so weit gekommen.

Klingeling! Nach kurzer Pause holt meine Schwägerin ihr Kind und meine Tochter ab. Die Mädchen wollen noch ein bisschen bei der Cousine spielen.

Ich mache mich endlich an ein kleines Projekt, das ich schon seit Weihnachten vorhabe: Aus Kerzenresten neue Kerzen gießen. Es klappt ganz gut.

Da klingelt es wieder. Eine befreundete Familie mit drei Jungs kommt vorbei; die Jungs wollen unsere Welpen sehen. Wir sitzen in Jacken draußen auf der Terrasse, trinken Kaffee und quatschen. Die süßen Jungs haben immer jeweils einen Welpen auf dem Schoß.

Anschließend ist es schon wieder Zeit, die kleine Tochter bei der Cousine abzuholen.

Mein Mann kommt vom Land zurück und hat viele Tulpen mitgebracht. Wunderbar. Sie blühen nicht so lang, bis wir wieder dort sind, da ist es schön, sie hier als Vasenblumen zu genießen.

Tulpen überall.

Ich mache den Kindern noch “Leckerteller”, dann geht’s mit “Charlie und die Schokoladenfabrik” ins Bett. Ich bin total erschöpft und gehe mit den Kindern schlafen.

Sonntag, der 2. Mai 2021

Hundespaziergang früh um 7. Nur für’s Protokoll: Es ist Mai und ich trage Mütze und Schal. Taufrisch sehe ich dieses Wochenende nicht aus. So richtig gesund bin ich noch nicht; ich merke draußen, dass ich schnell wieder rein will.

Die Hundis haben Spaß.

Die Kirschblüten brechen auf.

Die große Kastanie (rechts) ist immerhin schon grün.

Das Baguette ist super geworden. Es ist sicher nicht ganz so krachig wie die federleichten Dinger, die man in Supermärkten bekommt. Es schmeckt dafür aromatisch, hat auch ein bisschen Knusper und vor allem Substanz. Das mögen bei uns alle.

Angeregt durch einen Leserinnenkommentar auf die Glücksmomente des Monats (danke, Elisabeth!) koche ich mir einen Melissentee mit einem Büschel Melisse aus dem Garten und erledige ein bisschen Korrespondenz auf dem Computer.

Dann breite ich Kräuter von draußen zum Trocknen aus. Daraus soll Gewürzsalz und eine einheimische grüne Superfood-Mischung für Smoothies entstehen. Ich habe genommen, was der Garten hergab: Liebstöckel, Brennnessel, Dost (=einheimischer Majoran), Thymian und Giersch.

Es hat geregnet. Die Blumen draußen tragen feine Tropfen.

Die bunten Blumen tun dem Auge wohl.

Geigen mit der kleinen Tochter, Gitarre spielen mit der großen Tochter, Mittagessen zubereiten.

Nach der Mittagspause schlafe ich fast zwei Stunden. Definitiv sitzt die Krankheit mir noch in den Knochen.

Zum Abschluss des Nachmittags spielen wir alle Maumau. Draußen regnet es, und es kommt graues Licht rein.

Die Stimmung ist durch die vier gestern gegossenen Kerzen fast adventlich. Und das am 2. Mai. Ts, ts, ts.


Morgen geht’s munter weiter. Mein Mann hat sich bei seiner neuen Arbeit eingelebt und schafft dort gut was weg. Für ihn sind die Bedingungen beim neuen Arbeitsplatz perfekt. Er hat viel Autonomie, d.h. er kann sich innerhalb seines Aufgabengebiets komplett selbst organisieren, die Arbeit ist abwechslungsreich, die Kollegen nett, die Atmosphäre entspannt, fast tiefenentspannt, wie er sagt, und er hat absolute Flexibilität bei den Arbeitszeiten. Wenn er wollte, könnte er morgens um 5 anfangen. Oder um 10. Wie er will. Und sein Weg zur Arbeit beträgt mit dem Fahrrad 3 Minuten. Das passt alles sehr gut in unser Leben.

Wir freuen uns auch, dass wir im Laufe des Jahres unsere Schulden abarbeiten können. Unsere maßlos überzogenen Dispos. Oder Steuer-Nachzahlungen aus vergangenen Jahren, die uns freundlicherweise auf Anfrage gestundet wurden (wir sind übrigens überzeugte Steuerzahler).

Ich sehne mich nach warmem Frühlingswetter und nach einem geregelten Alltag, in dem die Kinder wieder verlässlich zur Schule und in den Hort gehen. Die ruhige Arbeitszeit für mich fehlt mir so sehr. So vieles muss ich seit vielen Monaten zwischen Tür und Angel erledigen, mit Kindern im Nacken, die mich eigentlich brauchen. Der Alltag hat keine verlässliche Struktur mehr, mal sind die Kinder zu Hause, dann sind sie mal kurz für ein paar Stunden weg. Ich mag das alles nicht mehr.

Trotzdem muss es gehen, und es geht ja auch irgendwie. Nur jetzt bin auch ich jetzt mit meiner Kraft am Ende und fange mir Infekte ein. Dieses Zeichen kenne ich, dann ist bald Schluss mit lustig. Genau deswegen habe ich es heute ruhig angehen lassen und muss das auch nächste Woche noch tun, obwohl es so viele Pläne gibt. Mein Mann hat glücklicherweise seit dem Maumau-Spiel die Kinder betreut, ihnen Abendessen gemacht und bringt sie jetzt ins Bett.

Ich werde auch heute nochmal früh ins Bett gehen, damit ich morgen ein paar Stunden arbeiten kann, bevor die Kinder am Dienstag wieder zu Hause sind, weil kein Unterricht stattfinden kann.

Ich wünsche allen Leser*innen noch ein bisschen Kraft für die hoffentlich letzten Monate der Krise. Versucht, Pausen einzulegen, wo es geht. Egal, ob Ihr mit Euren Kindern den ganzen Tag im Bett liegt und Filme guckt oder vorlest. Bestellt Essen, lümmelt zu Hause rum. Hauptsache, Ihr schont Eure Kräfte. Geht raus, so viel Ihr könnt und Eure Kinder motivieren könnt, aber schont vor allem Eure Nerven. Tut um Himmels willen, wozu Ihr Lust habt und was Euch entlastet, nicht, was “man sollte”.

Und mit diesem Appell, der Euch und Dich hoffentlich auch ein bisschen entlastet, schließe ich dieses WiB und mach’s mir gemütlich.

Deine Maike

Dieser Beitrag ist verlinkt bei Große Köpfe, dem bekannten Berliner Familienblog von Alu und Konsti.

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