Voll Sehnsucht nach der Sonne: Unser Wochenende in Bildern 16./17. Februar 2019

Es war frühlingshaft, dieses Februar-Wochenende, und sonnig. Ganz untypisch für Berlin. Es war herrlich, unverhofft und wunderbar. Wir haben viel Zeit draußen verbracht und den Garten in Schwung gebracht. Und es war das erste Wochenende mit unserem Familienzuwachs, unserem kleinen Bolonka-Zwergpudel-Welpen Oskar.

Samstag, der 16. Februar 2019

„Das neue Jahr begann mit Glockenklang.
Schon zeigen Knospen ihr verfrühtes Grün,
Voll Sehnsucht nach der Sonne warmen Strahlen
Auch Schlüsselblumen trotzen schon versteckt
Dem kahlen Wind in frühlingshaftem Drang.
An jenen kahlen Hügeln dort, den fernen, fahlen,
Findet der Wanderer auf seinem Gang
Schneeglöckchen schon,
Die grünen Speere stolz emporgereckt.“

(Hartley Coleridge, aus „Vom Glück, mit der Natur zu leben – Das Tagebuch der Edith Holden“)

Das Tagebuch der Edith Holden (Link führt zur Seite des herausgebenden Verlages) habe ich heute aus dem Bücherschrank hervorgezogen, weil ich auf der Suche nach zur Jahreszeit passenden Texten und Bildern bin. Vielleicht wissen es die Leser hier (noch) nicht, aber ich bin eine Freundin von Gedichten. Ich lese regelmäßig Gedichte, am liebsten Haikus und (unkitschige) Naturgedichte. Das Buch mit der aufgeschlagenen Seite mit diesem Gedicht und der Abbildung jahreszeitlicher Pflanzen wird heute auf unseren großen Text- und Bildständer im Wohnzimmer gestellt.

Mein Mann und ich gehen spazieren, während die Kinder im Kinderzimmer in ein Spiel versunken sind. Die Sonne knallt vom blauen Himmel und bestrahlt die silbrigen Äste der Platanen. Es ist ungewöhnlich warm. Es sollen heute 19°C werden. Und die Vögel zwitschern, dass es eine Lust ist. Wir sind wieder versöhnt mit Berlin, nachdem die Ankunft letzte Woche aus Sizilien ziemlich hart war.

Wir nehmen natürlich unseren neuen kleinen Hund Oskar mit, der unser Familienleben seit ein paar Tagen aufmischt. Er ist ein junger Welpe und noch nicht stubenrein. Er schafft es noch nicht, draußen sein Geschäft zu verrichten. Egal wie lange wir mit ihm draußen sind, und egal, wie lange das letzte Geschäft zurückliegt (groß und klein), er macht einfach nicht draußen. Sobald wir aber zu Hause sind, geht es los. Auf den Boden. Nun ja, die Züchterin sagt, er könne sich aufgrund seines jungen Alters draußen noch nicht entspannen. Wir sollen Geduld haben. Okee.

Er ist so ein putziger kleiner Gesell. Wenn er in Spiellaune ist, ist er ein richtiger Flitzi, der herumhopst, dass sein kleines Hinterteil wackelt. Wir haben ihn alle schon mächtig lieb.

Oh mein Gott, er ist so süß!

Im Park sichten wir zwei ganz schnelle Eichhörnchen. Oskar hat sie zum Glück nicht bemerkt.

Meine beiden Berliner Gören Kiki und Carla mit dem Skateboard sind verkauft, und ich mache ein paar Abschiedsfotos von den beiden zusammen. An beiden habe ich wochenlang gearbeitet, und sie sind natürlich ganz besondere Lieblinge. Hier könnt Ihr nachlesen, wohin sie gehen.

Zum Mittagessen gibt es eine indische Linsensuppe mit Blumen- und Weißkohl. Wir versuchen ja, auch im Winter möglichst einheimisches bzw. regionales Gemüse zu essen. Wir haben Glück, dass unsere Kinder Kohl mögen, aber den ganzen Winter lang nur deutsche Kohl-Kartoffel-Variationen sind ja auch irgendwann langweilig. Da ist ein indisches Gericht mit so aparten Gewürzen wie Koriander und Kreuzkümmel sehr willkommen. Die kleine Tochter fährt total auf die Suppe ab, die wirklich köstlich geworden ist. Weil ich das selbst entwickelte Rezept verbloggen möchte, fotografiere ich die Schüssel der Tochter und streue noch dekorativ ein paar rote Linsen auf den Tisch. Ich muss ein wenig grinsen ob dieses Food-Fotografie-Klischees, aber der Trick funktioniert: Plötzlich wird daraus ein ganz insta-mäßiges Suppenfoto. Nur anschneiden müsste ich es noch.

Die große Tochter möchte mit mir eine Runde spazieren gehen. Ich möchte auch, denn ich will ein paar Zweige mit Knospen für die jahreszeitliche Dekoration sammeln. Unsere Wohnanlage ist ja parkähnlich angelegt und hält viele verschiedene Büsche, Sträucher und Bäume bereit. Hier finde ich zu jeder Jahreszeit etwas. Tulpen gibt es bei uns immer erst ab dem Geburtstag der großen Tochter, das sind noch zwei Tage. Also möchte ich jetzt noch mit knospenden Zweigen dekorieren. So sehr ich Tulpen liebe.

Wir finden blühende Haselsträucher, und es macht der Tochter Spaß, sie anzustupsen, so dass die Pollen wie grüne Wolken davonstieben.

Den ganzen Nachmittag haben die Kinder Spaß draußen mit dem Hund. Die Rutsche wird nach der Winterpause wieder eingeweiht. Und die ganze Zeit hören wir die vielen, vielen Vögel zwitschern – es klingt fast wie im Dschungel, so laut und vielstimmig ist das Konzert. Vor allem sind es Amseln und eine Mannschaft von Hunderten von Spatzen, die wir hören. Aber es gibt auch viele andere Vögel in unserem Wohnareal.

Ich denke insgeheim, es dauert sicher nicht lang, bis auch der Hund rutscht, denn er schaut den Kindern immer völlig fertig hinterher. Er begreift nicht so recht, was passiert, wenn die Kinder beim Herunterrutschen kichernd aus seiner Reichweite verschwinden. Aber ganz gewiss merkt er, dass es ein großer Spaß ist. Nur kurz darauf rutscht er wirklich die Rutsche hinunter. Zwar eher ungewollt, aber jetzt ist das Gekicher der Kinder noch größer. Und das Erstaunen des Hundes auch.

Später toben alle im Garten herum, denn der Hund ist außer Rand und Band und pest immer rundherum. Er hüpft immer in hohem Bogen von der Terrasse ins Gras, was total putzig aussieht.

Und ich entdecke erstaunt, dass die ersten Blumen aus der Erde schauen. Das erste Schneeglöckchen

… und überall Spitzen der vielen, vielen Tulpen, Traubenhyazinthen und Krokusse, die ich im Herbst gesetzt habe.

Ich nutze die Gelegenheit und mache den Garten frühlingsfrisch, bis es dunkel wird. So viel trockenes Laub lag überall noch herum, außerdem habe ich noch ein paar Beutel mit Blumenzwiebeln gefunden, die unbedingt noch in die Erde wollen. Abgestorbene Stängel von einjährigen Blumen müssen abgeschnitten und kompostiert werden, usw.

Wir sind heute Abend zur Geburtstags-Party eines Freundes eingeladen, mit dem ich vor vielen Jahren einmal eine total crazy futuristische Drehbuch-Version der mittelalterlichen Parzival-Sage konzipiert habe. Mein Mann geht als erster hin, ich bringe die todmüden Kinder ins Bett. Um neun will mein Mann mich auslösen, so dass ich gehen kann. Aber mein Mann kommt spät, so dass ich überhaupt keinen Drang mehr verspüre, auf eine Party zu gehen. Ich bin nicht böse, denn ich weiß, dass er sein Bestes getan hat, um rechtzeitig loszukommen, aber das klappt eben nicht immer, wie ja sicher jeder weiß. Außerdem ist das kuschlige Wollknäuel von Hund auf meinem Schoß eingeschlafen, und ich habe ein wenig Kopfweh. Da quatschen wir lieber noch ein bisschen und gehen dann ins Bett.

Sonntag, der 17. Februar 2019

Noch vor sieben Uhr backen wir Haselnussplätzchen (den Teig haben wir gestern Abend noch gemacht). Das ganze Haus duftet.

So sieht dann unsere frisch gestaltete Fensterbank aus:

Das Nest haben die Kinder befüllt, mit Moos, einem kleinen Dekorationsvogel und ausgeblasenen Wachteleiern von letztem Jahr. Ich liebe ja Vögel, darum könnte ich mir das kleine Stoff-Vögelchen im Nest immer wieder ansehen.

Eine Knospe an einem Zweig.

Weil es draußen so sonnig warm ist, gehen wir auf den Flohmarkt am Mauerpark. Manchmal findet man dort gute Botschaften.

Aber manchmal auch welche, die einem Runzeln auf die Stirn treiben.

Der Spruch berührt mich, auch wenn an dieser Stelle wohl nicht wir gemeint sind, sondern die Investoren rund um den Mauerpark. Mein Mann und ich sind seit einiger Zeit auch der Meinung, dass Berlin extrem viel an Lebenswert verloren hat. Es gibt kaum noch kreative Freiräume, alles wird vom Geld beherrscht, jede Lücke zugebaut mit toten Gebäuden und an die Höchstbietenden verscherbelt. Jedes Jahr muss die Stadt mit 70.000 Zuzüglern zurechtkommen, die alle Wohnung, Arbeit und Administration brauchen. Aber es gibt weder Arbeit, Wohnungen noch ist die Administration auch nur annähernd fähig, die Herausforderungen zu bewältigen. Und das schiebe ich natürlich nicht auf die Zuzügler, sondern auf die Unfähigkeit der Verwaltung, mit den Herausforderungen umzugehen. All das macht keinen Spaß mehr. Volle U-Bahnen, volle Straßen, volle Radwege, volle Parks, volle Ämter, volle Mülleimer. Die Anzahl der Obdachlosen steigt und steigt, und Familien finden keinen bezahlbaren Wohnraum mehr. Auch Studenten übrigens nicht. Wer keinen alten Mietvertrag hat oder mehr Platz braucht, z.B. weil Kinder geboren wurden, findet nichts mehr, was man nur annähernd bezahlen kann. Ein Zimmer mehr im gleichen Bezirk? Dann bitte auch 1500 Euro mehr Miete pro Monat! Deswegen wohnen einige Familien, die wir kennen, trotz zwei oder mehr Kindern immer noch in kleinen Wohnungen mit 2 oder 3 Zimmern. Oft ist es die ehemalige Pärchenwohnung.

Berlin ist zwar vom Lebensgefühl für uns immer noch besser als viele andere Orte Deutschlands. Aber wir fragen uns schon eine ganze Weile, ganz besonders seitdem wir unser Haus auf dem Land haben, und seitdem wir wieder in Sizilien waren, ob wir ewig in dieser Stadt bleiben können. Mein Mann lebte fast 40 Jahre in Prenzlauer Berg, bis wir vor zwei Jahren vom Kapitalismus bzw. von der Investorengier über die Mauer in den Wedding, in einen ehemaligen West-Bezirk getrieben wurden, weil die Wohnung im ehemaligen Osten zu teuer wurde. Tja. Aus den ehemaligen Künstler- und Kreativen-Bezirken Prenzlauer Berg und (nordöstliche) Mitte ist ein durchgentrifizierter Reichen-Bezirk geworden, wo man keine auch nur annähernd bezahlbare Wohnung mehr findet. Hier wohnen lauter Leute, die sich mit dem (ehemaligen) Pippi-Langstrumpf-Image schmücken, aber selbst spießiger sind als Thomas und Annika. Wir haben bei der Wohnungssuche vor zwei Jahren zwar großes Glück gehabt, weil wir die einzige winzige Nadel im riesigen Heuhaufen gefunden haben, aber einen kleinen bitteren Beigeschmack hat das Ganze doch hinterlassen.

Da tut es wohl, die bunte Farbenpracht der Tulpen zu sehen, die die Gärtnerei am Mauerpark feilbietet. Ich werde fast schwach, aber dann kaufe ich „nur“ ein paar Weidenkätzchen und Traubenhyazinthen im Topf.

Weiße Tulpen liebe ich ja besonders.

Die Kinder wollen sich unbedingt etwas von ihrem Taschengeld kaufen. Sie finden an einem Familienstand eine Kiste Schleich-Figuren und werden beide fündig. Die Kleine kauft ein neues Schleich-Pferd, die Große einen Sattel. Weil die Kleine dann kein Geld für ein Crepe mehr übrig hat, spendiert die große Tochter ihr eins. Hach. Wie schön, unsere Kinder hängen nicht am Geld.

Das Töchterchen bewundert die kleinen echten Dampfschiffe, die man an einem Stand kaufen kann.

Die meisten Stände auf dem Flohmarkt sind ja keine Trödelstände, sondern Stände von Händlern. Diese Frau stellt schöne Beutel und Mützen in allen Farben her.

Nachdem wir ein leckeres koranisches Gericht auf dem Street Food-Teil des Marktes gegessen haben, geht es nach fast drei Stunden Spaziergang mit dem Hund nach Hause. Er hat kein einziges Mal das Bein gehoben, dabei gab es Gelegenheit genug. Und was macht Klein Oskar, sobald er im Haus ist? Auf den Boden pinkeln. Na super, da hat er so lang gewartet, bis wir wieder drin waren. Gut, dass der Putzeimer griffbereit steht. So viel wie in den letzten drei Tagen haben wir unseren Boden noch nie geputzt. Geduld, Geduld, wie Tomte Tummetott sagt.

Zum Mittagessen fahren wir alle zu meinem Vati. Wir kredenzen ihm (und uns) ein indisches Mittagsmenü mit Huhn auf Tandoori-Art und der restlichen Linsensuppe von gestern, außerdem Salat und Milchreis mit Mangosauce. Ich habe noch ein paar Sachen mit meinem Vati zu klären und muss einen Haufen Unterlagen kopieren, während die Kinder versuchen, den Hund zum Schlafen zu bringen.

Auf dem Nachhauseweg steht da der Mond neben einem Kreuz von Kondensstreifen. Ach Berlin, Du bist doch immer wieder schön. Ich bin ja eigentlich ein großer Fan dieser meiner Heimatstadt, aber es tut mir weh, was in den letzen 15 Jahren aus der Stadt geworden ist, weil so viel administrativ schief ging bzw. zu wenig langfristig geplant wird im Politikbetrieb. Und weil Geld die Welt regiert und nicht das Gestalten einer sinnvollen, lebenswerten Zukunft, an der offensichtlich keine der regierenden Parteien interessiert ist.

So, und nun muss ich gleich den Hund auf meinem Schoß wecken und in sein Körbchen bringen.

Die nächste Woche ist wieder prall gefüllt – ein Kind hat Geburtstag, ich habe diverse Arzttermine, außerdem habe ich drei Projekte auf dem Tisch liegen, die viel zu langsam gedeihen, und die ich voranbringen möchte. Dazu kommen wie immer die alltäglichen Pflichten rund um die Kinder und meinen Vati, die alle viel Zeit erfordern, und der Hund, der mich zu seiner Mama erkoren hat und mehrmals täglich auf den Boden pinkelt.

Aber ich freue mich auf die Woche. An den Kindergeburtstagen habe ich ja genau so viel Spaß wie die Kinder, glaube ich, und meine Arbeit macht mir ja auch viel Freude. Und der Hund ist sowieso das goldigste Dingeling auf der Welt, da putze ich mit Freude fünfmal am Tag den Fußboden. Und mein Mann auch nochmal. Tipps und Erfahrungen von Hundebesitzern diesbezüglich nehme ich gern entgegen!!

Weitere Wochenenden in Bildern findet Ihr wie immer im Familienblog Große Köpfe aus Berlin.

Ich wünsche allen geneigten Lesern eine gute, frühlingshafte Woche!

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4 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Ohhh, Oskar ist aber niedlich. Herzlichen Glückwunsch zum neuen Familienmitglied!
    Dass er sein Geschäft nicht während des Spaziergangs verrichtet, ist ganz normal, draußen ist ja anfangs alles noch so neu und aufregend. Bei unseren Hunden (Welpe und später ein „ungelernter“ Tierschutzhund) hatten wir damals eine „Geschäftsecke“ im Garten, da gab es weniger Ablenkung. Dort sind wir immer vor und nach jedem Spaziergang, nach dem Schlafen etc mit ihnen hingegangen. Drinnen muss man sie am Anfang sehr gut beobachten, sobald sie Anzeichen machen, dass sie mal müssen, sofort auf den Arm nehmen und zur „Geschäftsecke“ flitzen. Klappt es dort nicht, geht man wieder rein, beobachtet wieder ganz genau und flitzt bei Ansätzen zum Pinkeln schnell wieder mit dem Hund nach draußen. Wenn es dann irgendwann im Garten klappt, hinterher überschwänglich loben. Auf diese Weise haben es unsere beiden recht schnell verstanden.
    Liebe Grüße und viel Spaß mit Oskar!

    • Lieben Silke, danke!!! Das mit der Geschäftsecke im Garten ist eine gute Idee, das hatte die Züchterin uns auch empfohlen, aber wir haben gedacht, wir wollen lieber nicht, dass er in unserem garten macht…. der Garten ist voll klein, nur etwa 6×6 Meter winzig und davon ist ein Fünftel Terrasse. Aber jetzt hat er gestern zum ersten Mal von selbst im garten gemacht, in einer Ecke! Da wurde er auch gleich überschwänglich gelobt und hat ein Leckerli bekommen. Dann hat er den ganzen Tag von selbst nur noch im Garten gepinselt. Aber heute morgen ist es wieder auf den Fußboden gegangen. Aber wir sind sicher, dass es mit Geduld irgendwann klappt. Er ist ja noch so klein! Danke für Deinen Tipp, das bestärkt uns jetzt, dass wir es mit dem Garten erstmal beibehalten. Vielleicht können wir ja später dann wenigstens für das große Geschäft auf draußen umsteigen. Hoffentlich klappt das dann noch. Liebe Grüße!!!!

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