Schlösser, Kanu, Pool: Unser Wochenende in Bildern 11./12. August 2018

Wir sind noch im Urlaub: Haustausch im Loiretal in Frankreich. Unser herrliches Wochenende verging mit Schlössern, Pool und Kanufahrt. Achtung, ich texte heute mal ein bisschen mehr, weil ich das Bedürfnis habe, zu Frankreich und unserer Urlaubsregion das eine oder andere zu erzählen. Muss man ja nicht lesen 🙂

Weil ich hier ein paar Schlösser/Hotels verlinke, will darauf hinweisen, dass ich auf meiner Website bzw. Blog keinerlei bezahlte Werbung mache. Verlinkungen erfolgen immer absolut freiwillig durch mich, für die Leser, falls jemand mal Lust hat, weiter zu klicken.

Freitag, der 10. August

Der Tag beginnt auf dem Markt in Veigné, wo die feinsten Köstlichkeiten feilgeboten werden. Der Markt ist aber um 9 Uhr vormittags noch wenig besucht. Ganz sicher deswegen, weil im August fast ganz Frankreich Urlaub macht und nur ein Bruchteil der einheimischen Bevölkerung zu Hause ist. Sogar die Bäcker in vielen Dörfern haben geschlossen, was fast ein Unding ist in diesem Land, denn ganz klischeegemäß brauchen viele Einheimische jeden Tag ihr frisches Brot vom Dorfbäcker. Deswegen wurden in den temporär bäckerlosen Dörfern jetzt im August in anderen Geschäften „Depots de pain“ (auf deutsch klingt es lustiger: „Brot-Depot“) eingerichtet, wo ein mobiler Bäcker wenigstens ein paar Stangen Baguette täglich vorbeibringt. Hier in Veigné ist das „Depot de pain“ beim Fleischer, der die besten hausgemachten Terrinen, Rillettes und Patés im Angebot hat. Es ist schon toll: In Frankreich hat jedes noch so kleine Dorf noch einen Bäcker und einen Fleischer, die noch „artisanale“ arbeiten, d.h. es sind echte Handwerksbetriebe. Es stimmt schon, dass Frankreich das Land der lukullischen Genüsse ist. Wir fühlen uns hier wie im Feinschmecker-Eldorado: in der kleinsten Dorf-Bäckerei bekommt man hausgemachte Macarons und eine weitere Vielzahl köstlicher Patisserie-Leckereien, in den Fleischereien die feinsten hausgemachten Terrinen und Patés. Und in fast jedem Geschäft kann man gekühlten Champagner kaufen und findet eine Auswahl guter lokaler Weine.

Wir fahren mangels Bäckerei in den Nachbarort Montbazon, wo wir die Boulangerie plündern. Wir kaufen Croissants, Erdbeertörtchen, kleine Gemüse-Quiches und belegte Baguettes, denn wir haben alle Hunger. Erst wird am Ufer des Flusses gepicknickt, dann gibt es noch einen Kaffee auf dem Marktplatz von Montbazon.

Eigentlich wollen wir Kanu fahren, denn in Veigné gibt es eine Verleih-Station, aber wir haben nicht reserviert und müssten fast anderthalb Stunden warten. Da reservieren wir lieber für morgen und machen heute was anderes. Die Kinder wollen zurück zum Haus und an den Pool, aber es ist noch kühl. Ich ziehe Google Maps zu Rate, ob ein nettes Schloss in der Nähe ist, das wir anschauen können, bis wieder Pool-Temperaturen herrschen. Hier im Loiretal und Umgebung gibt es ja alle paar Kilometer ein Schloss. Davon sind die wenigsten große Besichtigungsschlösser wie Blois, Chambord, Chenonceau usw. Die meisten sind Hotels, exklusive Seminar-Locations oder auch in privater Hand. Die Kinder haben überhaupt keine Lust auf ein Schloss, aber der Papa hat die rettende Idee: Wir alle schauen uns das Schloss gut an und jeder muss es am Nachmittag malen. Es geht nicht darum, wer das Schloss am „ähnlichsten“ malt, sondern dass man seinen Eindruck bzw. das, was einem im Gedächtnis geblieben ist, zu Papier bringt. Diese Aufgabe führt uns zu Überlegungen darüber, dass jeder Mensch von der Welt seinen eigenen Eindruck gewinnt, und dass jeder dieser Eindrücke seinen Wert hat. Die fotografische Ähnlichkeit ist beim Malen nicht das, was zählt. Zu meinem Erstaunen zieht die Mal-Aufgabe und die Kinder sind plötzlich Feuer und Flamme für den Schlossbesuch.

Auf Google Maps finde ich direkt um die Ecke von Veigné das Chateau La Tortinière, ein Schlosshotel mit 4 Sternen, und es wird unsere Entdeckung des Wochenendes. So ein charmantes, hübsches, stilvolles Hotel mit so cooler Einrichtung und entspannter Atmosphäre habe ich selten erlebt. Ein riesiger Park mit alten Bäumen, eine 20m lange Holzschaukel an einer alten Eiche, ein Pool, und die Gäste sitzen entspannt auf Stühlen im Park herum oder spielen mit ihren Hunden.

Viel besser als die großen Besichtigungsschlösser an der Loire: Schlosshotels. Statt saftige Eintrittsgelder zu bezahlen nimmt man einen Aperitif auf der Hotelterrasse, spaziert durch den Park und liest die Geschichte des Ortes im Hotelprospekt. Absolut entspannt und ohne andere Touristen. Manchmal gibt es in den Foyers sogar Ausstellungen. Hier das Chateau La Tortinière bei Montbazon.

Auf Nachfrage am Empfang wird uns erlaubt, uns überall umzusehen, auch unten im Restaurant und in den verschiedenen Salons. Wir fragen, ob wir hier einen Apéritf trinken können, auch wenn wir nicht hier essen wollen. „Mais bien sur!“ (Aber klar!), sagt die nette Dame an der Rezeption, die unserer Vermutung nach zur Besitzerfamilie gehört: „Premier, vous faites ‚coucou‘, et après, vous prendrez l’apéritif sur la terrasse“. (Erst macht Ihr ‚Kuckuck’/schaut Euch um, dann nehmt Ihr Euren Aperitif auf der Terrasse). Es ist sehr angenehm, hier wird ganz freundlich auf Augenhöhe kommuniziert; keine Spur von Arroganz oder Dünkel, was ja den Franzosen gern unterstellt wird. Meine Erfahrung (nicht nur in Frankreich) ist: Wenn man freundlich ist, ein wenig plaudert und ein paar Fragen stellt, öffnen sich ganz schnell alle Türen. Wenn man hier in Frankreich ein bisschen über Essen redet und sich ein wenig beraten lässt, schmelzen die Herzen. Ich brauche mich da gar nicht zu bemühen, denn Kulinarisches interessiert mich immer.

Das Restaurant unten, unter der Terrasse, ist geschmackvoll und schlicht-modern eingerichtet, ohne die Vergangenheit der Räume zu negieren (die Tapete!). Der Blick auf die Speisekarte bestätigt, dass man hier sehr gut isst. Die Preise sind jedoch nicht so ganz in unserem Budget.

Restaurant von La Tortinière.

Bei der Einrichtung haben die Besitzer Geschmack bewiesen

Nach unserem Rundgang durch Haus und Park nehmen wir auf der Terrasse Platz und bestellen jeweils ein Glas zu trinken. Dazu kommen, wie in Frankreich üblich, kleine Amuse-geules, in diesem Fall vier winzige Süppchen (Möhren-Sellerie-Gazpacho), Pflaumen im Speckmantel und kleine Häppchen aus zweierlei Ziegenkäse.

Der freundliche Kellner bietet an, Fotos von uns zu machen, und fotografiert dann auch die beiden Mädels vor dem Schloss. Es werden total schöne Bilder. Viel schöner als meine. Der fotografierende Kellner inspiriert uns zu der Idee, dass hier alle Angestellten mehrere Funktionen erfüllen (Kellner, Fotograf, Koch, Gärtner…) und sich immer zwischendurch schnell umziehen, je nachdem, was gerade gebraucht wird. Wir schmücken diese Vorstellung immer weiter aus, beobachten das Tun und Treiben der Menschen hier eine Weile aus diesem Blickwinkel und müssen dabei viel kichern.

Der Kellner macht Bilder von uns und den Mädchen

Am Nachmittag malen wir alle einmal das Schloss und schauen dann, was der eine und die andere besonders in Erinnerung behalten hat.

Das Schloss La Tortinière in den Augen vierer Betrachter

Der Nachmittag vergeht gemütlich am Pool und mit Wochenend-Einkäufen.

Samstag, den 11. August 2018

Heute klappt es mit der Kanufahrt. Wir sind im Spreewald schon öfter Paddelboot gefahren und kommen deswegen schnell in den Rhythmus. Wir fahren zwei Stunden den Indre entlang und stellen fest, dass der Fluss eigentlich genau so aussieht wie der Hauptarm der Spree bei Lübben – bis auf die gewaltigen Mühlen, die hier am Ufer liegen, und die Fischerhütten. Es ist vollkommen still, bis auf das aufgeregte Zwitschern der Eisvögel, die vor uns übers Wasser flitzen. Die Kinder paddeln auch ein wenig mit.

Paddeltour auf dem Indre

Auf der Strecke müssen wir zwei Mal das Boot umsetzen, weil es an den alten, riesigen Mühlen Staudämme gibt.

Umsetzen des Paddelbootes

Überall am Flussufer stehen Anglerhütten. Wir passieren auch einige Angler, die zum Teil schon den Grill anfeuern, um die frisch gefangenen Fische zu braten.

Fischerhütten am Flussufer

Umgestürzter Baum im Indre

Die Kanufahrt hat uns allen gefallen, sogar der kleinen Tochter, die zuerst überhaupt keine Lust hatte. Den restlichen Tag verbringen wir am Pool unseres Tauschhauses.

Zum Nachtisch nach dem Abendessen gibt es heute Macarons vom Dorf-Patissier von Sorigny, natürlich hausgemacht. Von oben nach unten, von links nach rechts: Pistazie, Schokolade, Café, Vanille, Zitrone. Einer so lecker wie der andere.

Sonntag, der 12. August 2018

Heute dürfen die Kinder entscheiden, was wir machen. Wie kann’s anders sein: Natürlich wollen sie den ganzen Tag am Pool verbringen. Aber weil wir den Besuch im Schlosshotel vorgestern alle super fanden, lassen die Kinder sich überzeugen, wenigstens gegen Mittag für ein Stündchen, für den Apéritif, wieder zu einem Schlosshotel zu fahren. Die Aussicht auf einen Sirop zieht – das Kindergetränk schlechthin in Frankreich. Das sind Sirups in allen möglichen Geschmacksrichtungen von Minze bis Grenadine, mit Wasser aufgefüllt und Eiswürfeln. Fand ich als Kind auch immer ganz toll, wenn wir in Frankreich waren.

Auf dem Weg zum Fünf-Sterne-Hotel Chateau d’Artigny variieren wir die Malaufgabe für heute, eine Idee der großen Tochter: Jeder muss sich heute ein bestimmtes Detail vom Schloss ganz genau merken, das ihm oder ihr besonders gut gefällt, es dann fotografieren und zu Hause ohne Blick aufs Foto aufzeichnen.

Chateau d’Artigny

Natürlich dürfen wir uns auch hier in Ruhe umsehen, bevor wir unseren Apéritif nehmen. Hier hat gestern eine Hochzeit stattgefunden, und im goldenen Tanzsaal steht noch die üppige Blumendekoration herum.

Meinem Mann gefällt besonders gut die Bar, den Kindern die weichen blauen Samt-Sofas.

Steil unter der Hotelterrasse liegt die Moulin d’Artigny, die Mühle von Artigny (auch ein Hotel), direkt am Indre. Auf der anderen Seite des Tals sehen wir das Schloss von gestern, La Tortinière. Irgendwo zwischen den Bäumen verläuft auch die Trasse des TGV, den wir einmal vorbeirauschen sehen.

Die Mühle von Artigny am Ufer des Indre

Nachdem die Kinder sich an der Rezeption auf französisch Bonbons erbettelt haben („Je voudrais un bonbon, s’il-vors-plait!“, schön auswendig gelernt), und sie danach von allen Damen und Herren der Rezeption vergöttert werden, kommt schlechte Laune auf: Die kleine Tochter will unbedingt die rot funkelnde Rubinkette haben, die in einer Vitrine zum Verkauf ausliegt. Ich erkläre ihr, dass ich diese Kette nicht kaufen möchte, weil ich A. das Geld nicht habe und B. es auch nicht für eine Kette ausgeben will, aber sie ist eine Weile untröstlich. Ratet mal, welches Detail des Schlosses sie sich dann für die Malaufgabe ausgesucht hat 🙂

Mir gefallen besser die Kunstwerke, die im Foyer ausgestellt sind.

Kunst im Schlossfoyer

Die kleine Tochter möchte jetzt gern „fotofieren“ und bekommt meine Kamera. Sie knipst und knipst. Unter anderem macht sie dieses Porträt von mir:

Wir bekommen Hunger und fahren nach Hause, um ganz bescheiden eins der Lieblingsessen der Kinder zu genießen, während im Restaurant des Schlosses gedämpft in leiser Atmosphäre um große runde Tische à la française gespeist wird. Bei uns gibt es draußen am Pool Spaghetti mit frisch gekochter Tomatensauce. Sehr lecker, sehr gemütlich.

Der Springbrunnen vor Chateau d’Artigny

Der Rest des Tages vergeht bei 32°C am Pool. Die Kinder retten mehrere Male einen kleinen Frosch aus dem Salzwasser, der sich immer wieder hierher verirrt. Aber anscheinend gefällt es Froschi im Pool, denn er kommt immer wieder zurück.

„Froschi“ verirrt sich immer wieder in den Pool

Hach, nun bleiben uns hier nur noch vier Tage, dann geht es zurück nach Berlin. Wir werden wieder zwei Tage fahren und eine Nacht im Saarland übernachten, was genau auf der Hälfte der Strecke liegt. Wir haben hier diese Woche noch einiges vor: Morgen soll es regnen, da wollen wir vielleicht ins „Fischmuseum“ (Aquarium) in Tours (Wunsch der kleinen Tochter), am Dienstag wollen wir eine Rundfahrt durchs Tal des Cher machen, zu einem Weingut, das uns empfohlen wurde, und zu romantischen Dörfern, und am Mittwoch, wo es heiß werden soll, wollen wir nochmal den Pool genießen, bevor wir gen Donnerstag das Haus aufräumen, putzen und unsere Abreise vorbereiten.

Ich hoffe, alle LeserInnen hatten auch ein schönes, sonnendurchtränktes Wochenende!

Mehr Wochenenden in Bildern finden sich bei Susanne von Geborgen Wachsen.

 

 

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